Kleine Chronik: Besetzter Hörsaal KHSB

Lenyn Zee 23.11.2009 21:58 Themen: Bildung
In der Kath. Hochschule zu Berlin ist es am 19.11. zur Besetzung gekommen. Hier ein Verlauf und einige Anforderungen sich mit dem gemachten FREI-RAUM auseinanderzusetzen.
Kleine Chronik: Der Weg zur Besetzung des Hörsaals H109 der KHSB am 19.11.2009

Am Donnerstag kam es um 13.30 Uhr im Kontext des Bildungsstreiks zu der ersten Vollversammlung und anschließender Besetzung des Hörsaals H109 an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin.

Dazu gekommen war es infolge einer Reihe von Ereignissen.
Infolge der Besetzungen in Wien und schließlich auch in Potsdam, kam es am Mittwoch (11.11.) im hiesigen Cafe K durch Initiative der an der Bildungsoffensive beteiligten Studenten, zum ersten großen Treffen der Bildungsoffensive dieser Saison.

Eingeladen war Daria von der HU, welche am gleichen Abend mit ihren Mitstudenten das Audimax in Berlin Mitte besetzte. In Ihrer engagierten Ansprache wurde die besondere Dynamik deutlich, an der sich mittlerweile hunderte von Hochschulen im In- und Ausland in Form von Besetzungen, im Sinne von raum- und substanzschaffendem Protest angeschlossen haben.

Möglich ist, dass dies ein historischer weil länderübergreifender Moment ist. Als solches verbindet sich ein Netzwerk, welchess an der Frage einer gerechten Bildungsgesellschaft arbeitet und in der informiert, Stellung bezogen, eingetreten und mitgearbeitet wird.

In Zuge dieses Dominoeffekts, werden, nach wie vor dem Bildungsstreik im Juni, an den Hochschulen spezifisch als auch grundlegend im Bachelor/Master-System die Missstände aufgedeckt, die verändert werden wollen! Die grundlegende Frage: Wie wollen wir lernen? Aber auch das Bedürfnis nach Raum für eigene Meinungen (und auch Integration von Gelerntem über Einzelgebiete hinweg) haben zu wollen, wird hier laut.

Bildung soll nicht blockiert, sondern symbolisch bestreikt werden, um die Freiheit zu reflektieren!

Die darauf gegründete `AG DemoMobilsierung´ zog am darauf folgenden Montag mit einem kleinen Theaterstück durch die Seminare und warb für die Beteiligung am Bildungsstreik. Zudem wurde das Cafe K als Basis zum Fertigen von Transparente und T-Shirts genutzt, wie auch als spontaner Info-Point.

Zudem beraumte die `AG Vollversammlung´, die im Zuge der knappen Zeit eine genehmigte `VV´ für den 19.11. samt diverser Redner an.
Die Bilder der Demonstration und das stete weitere Anknüpfen durch die `VV´ brachten den Hörsaal zum Überlaufen. Ca. 200 Mitstudenten rutschten Pobacke an Pobacke zusammen, um sich zu informieren und/oder sich einzubringen.

Zu der Frage einer gerechten Bildungsgesellschaft gab es differenzierte Beiträge zu den streitbaren Anforderungen des Bologna-Prozesses.

In den vorgebrachten Argumentationen zielten Rechte, die Pflichten mit sich bringen, in die Köpfe der Studierenden:
„Sich zum Recht der Bildung zu bekennen bedeutet ebenso auch die Pflicht Zeit zu investieren als auch eigenes Geld und Initiative!“ Aus dem Bologna-Reader war vom „Geist der Bildung“ zu hören und von „Bildung für Erkenntnis“, welche mit den Schlagwörtern „Wirtschaftsraum“, „Rekrutierungsverfahren“ sowie „Effizienz“ zu verstehen sind.

So lag in der Luft, dass es an diesem Nachmittag einen Streik geben würde, „wenn wir nichts erreichen wollen würden, dann wären wir jetzt nicht hier in dieser Vollversammlung“ war zu hören. So war auch im Zuge des mehrheitlich angenommenen Antrags der Besetzung wichtig, dass nicht „die Hochschule komplett lahm gelegt würde, die Seminare laufen weiter und man kann daran teilnehmen. Und wenn die Angst schon so sehr nach Repressionen da ist, dann muss erst recht was passieren!“

Hohe Anforderungen wie dem Ideal des freien Zugangs zur Bildung, ohne soziale Aussiebung, stehen auf der Seite der Studierenden. Der Ökonomisierungsfaktor wird mit seinem Konkurrenzideal wahrlich schwer damit in Einklang zu bringen sein.

Bildung braucht Zeit – Bildung ist Muße!

Courage und Professionalität werden entscheidenden Einfluss haben auf die Ergebnisse dieser Protesttage, Forderungen die Lebenswelten in die Seminare zu rufen, wissenschaftliche Aktualität der Dozenten zu verlangen und die Option der Optimierung des Leistungsdrucks auf einen Masterstudienplatz stehen an.

Die internationale Solidarität und die Gewissheit durch das Gewicht dieser Tage, von den Protesten in Kalifornien über Illinois, verstrickt in ganz Europa bis hin zur neuerdings besetzten Jagannah University in Bangladesh geben auch Sicherheit, sich den freien Raum zu nehmen.
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Ergänzungen

solidarity is a weapon

besetzer 24.11.2009 - 00:20
Grüße von der ASH!

Für Infos zum Streik und den alternativen Veranstaltungen klickt:

 http://bildungsstreikash.blogsport.de

Till is back!

Video online 24.11.2009 - 17:26
Das Video zum Bildungsstreik von Till Timmermann:
 http://www.youtube.com/watch?v=W2G60JnxZ5w

Mehr von Till unter:
 http://till-timmermann.de/

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