Lübeck: "Kein Abschuss für Frei.Wild!"

Redaktion Madagaskar 02.11.2009 21:38 Themen: Antifa Antirassismus Kultur
Am 03. November findet im Rider´s Cafe in Lübeck ein Konzert der südtiroler Band „Frei.Wild“ statt. Diese Rockband gilt vielen als unpolitisch, was auch ihren eigenen Statements in diversen Zeitschriften zu entnehmen ist.
Eine unpolitische Band

Die Partei „Die Freiheitlichen“ steht in Südtirol für den Schutz der abendländischen Identität. Dies soll durch folgende Punkte, entnommen aus der Kurzform des Parteiprogramms, erreicht werden:

1. Südtirol zuerst! Einwanderung stoppen, Heimat schützen! Sofortige Ausweisung von ausländischen Straftätern und illegalen Zuwanderern!

2. Europaregion Tirol! Aufrechterhaltung des ethnischen Proporzes! Stärkung der Tiroler Identität!

Diese Liste umfasst insgesamt 10 Punkte, die sich gegen „Ausländer“ und „interethnische Bildungsprojekte“ richten. Es ist auch vom Schutz vor einer „Islamisierung“ die Rede. Wir verzichten darauf alle Punkte aufzuzählen.

Im September 2008 verkündeten „Die Freiheitlichen“ auf ihrer Internetseite den Auftritt einer jungen Band aus Südtirol bei einer ihrer Veranstaltungen. Frei.Wild.
Das Konzert wurde kurzfristig abgesagt, da das Management den Anschein einer unpolitischen Band bewahren wollte. So kam auch heraus, dass der Sänger Philipp Burger Mitglied besagter Partei ist. Im Oktober 2008 folgte die nicht sehr überzeugende Trennung von der Partei und allem politischen, die sich wie folgt darstellte:

“Was die Mitgliedschaft bei den Freiheitlichen betrifft: Ich bin aus der Partei wieder ausgetreten und habe auch das Amt niedergelegt, aber nicht etwa deswegen, weil ich Schuldgefühle habe oder mit dem Parteiprogramm nicht einverstanden wäre, soviel ist sicher, sondern weil ich, vor allem nach der Aussprache mit der Crew, eingesehen habe, dass es etwas zwiespältig ist, Parteimitglied zu sein und gleichzeitig Distanz vor der gesamten Politik zu nehmen, da gebe ich euch recht und habe meine Konsequenzen gezogen.”

Auf dieser Grundlage pochen Management und Band noch heute darauf unpolitisch zu sein.

Land der Vollidioten

In den Texten von Frei.Wild geht es immer wieder um Heimatliebe, Patriotismus, Südtirol und Bergsteigen. Klingt zunächst nach typischer Volksmusik.
Die Art und Weise, wie diese Themen aufgegriffen werden, ist jedoch von anderer Qualität (von der Musik sprechen wir nicht, nur von den Texten).

„Südtirol, wir tragen deine Fahne, denn du bist das schönste Land der Welt, Südtirol, sind stolze Söhne von dir, unser Heimatland, wir geben dich niemals her. Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, dass es alle wissen, Südtirol, du bist noch nicht verloren, in der Hölle sollen deine Feinde schmoren.“ –Südtirol

Was weiterhin auffällt ist die wiederholte Distanzierung vom Links- und Rechtsextremismus:

„Diktatur und Demokratie, Kommunismus und Anarchie, Schwarz oder Weiß, Hell oder Dunkel, es ist die Vielseitigkeit die diese Welt ausmacht.“ – Schwarz und weiß

Oder etwas schlichter formuliert:

„Rot und Braun, keinem darfst du trau'n.“

Das passt natürlich prima zu einer unpolitischen Band wie Frei.Wild.

Madagaskar fragt nach

Wir, die Redaktion der Madagaskar, wurden vor kurzem auf das Konzert aufmerksam. Wir begannen zu recherchieren und stießen problemlos auf die bereits genannten Zitate und Textauszüge. Es ist interessant, dass die meisten Ergebnisse in rechten Internetforen zu finden waren, während der Wikipediaartikel sehr wohlwollend formuliert war und keine fremdenfeindlichen Texte oder Statements beinhaltete. Zum Glück hat die offizielle Internetseite von Frei.Wild einen Player, wo wir einige Hörbeispiele genießen konnten.

Wir beschlossen, dem Rider´s Cafe unsere Ergebnisse in Form von Zitaten und Textauszügen zu zeigen und nachzufragen, ob der Veranstalter darüber Bescheid wüsste. Auch Basta! Linke Jugend wurde auf dieselbe Weise aktiv.
Hier ein Auszug aus unserer Mail vom 22. Oktober 2009 an das Rider´s Cafe:

„Ist Euch bewusst, dass Mitglieder dieser Band der rechtspopulistischen Südtiroler Partei „Die Freiheitlichen“ angehörten und diese bis vor kurzem noch aktiv in Form von Auftritten bei Parteiveranstaltungen unterstützten?
Philipp Burger, der Sänger der Band, war bis Oktober 2008 Mitglied dieser rassistischen Partei, die den Multikulturalismus ablehnt und offen ausländerfeindlich ist. Er geht nach eigenen Aussagen weiterhin konform mit der Partei und verließ sie nur wegen seiner Musikkarriere.“

Das Rider´s und Toleranz

Die Antwort kam prompt und fiel enttäuschend aus. Das Rider´s Cafe stehe für Toleranz und Musikkultur, für eine faire Leistungsgesellschaft und ein friedliches Miteinander. Über die Inhalte von Band oder Partei wurde kein Wort verloren. Vielmehr hieß es man werde nicht „einknicken“ weil es genug Publikum für die Band gäbe.
Nach ein paar Tagen gab das Rider´s eine Pressemitteilung heraus, die bis jetzt von den lokalen Medien unbeachtet blieb. Hier geht das Rider´s erstmals auf den politischen Hintergrund von Frei.Wild ein, was während unseres E-Mailkontakts nie der Fall war.

„Pressemitteilung Bzgl. Frei.Wild

Auf Grund des Drucks Links Alternativer Initiativen bzgl. des Frei.Wild Konzertes, sehen wir uns gezwungen nachfolgende Erklärung abzugeben.

Am 3.11. spielt die Deutschrock Band Frei.Wild im Riders Cafe, die Band aus Österreich die von den Veranstaltern des Wacken Open Airs in Zwölf renommierten Musik Clubs Deutschlands durchgeführt wird.
Die Band wird mit vielen Artikeln in diversen namhaften deutschen Metal Magazinen, Metal Hammer Rock Hard usw. positiv beschrieben.
Der größte deutsche Metal Online CD Versandhandel www.emp.de listet Frei.Wild direkt unter Rammstein.
Auf Grund der politisch nicht korrekten Vergangenheit des Sängers, die sich auf frühere Mitgliedschaft einer rechten österreichischen, aber nicht verbotenen Partei bezieht, von der sich die Band seit längeren durch Pressemitteilungen ganz klar, distanziert, wird das Riders Cafe mit Nachdruck von dem Links Alternativen Lager dazu aufgefordert das Konzert nicht durchzuführen.
Das Riders Cafe ist ein freier Musik Club, der sich von jeglichen extremistischen Strömungen nicht beeinflussen lassen wird. Unsere Gastfreundschaft ist weltweit gesellschaftlich anerkannt für alle Kulturen die die Freiheit und Toleranz respektieren, das faire Leistungsprinzip einer gemeinsamen Gesellschaft respektieren.
Das Riders Cafe hält sich seit 24 Jahren unabhängig, handelt wirtschaftlich frei und selbstständig. Durch diesen unfairen Aktionismus entsteht leider der Eindruck, dass ein vierte Instanz in Deutschland kulturpolitisch den Takt bestimmen will.
Das passt nicht zu der Grundeinstellung des Musik Clubs frei von extremen Verfassungs feindlichen politischen Strömungen zu bleiben.
Grundsätzlich steht das Riders Cafe für populäre Musik-Veranstaltungen, ob im Party oder Live Bereich von Jazz über Pop/Elektro bis hin zu harten Metal. Gäste jedes Einkommens, Nationalität und verschiedener Generation nutzen mit großer Freude das Angebot, dass sich auch nach Nachfrage des Genres der jeweiligen Zeit richtet. Sogenannte Nischen der Pop Kultur werden gerne bedient und haben auch zur Freude des Riders Cafe an Erfolg gewonnen.
Die jetzige Situation, durch die das Riders Cafe in Folge von Links Alternativen gepresst wird, hat erschreckende Ähnlichkeit mit den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland, wo durch extreme Lagerkämpfe Fatales entstanden ist. Das Riders Cafe wird sich diesen fragwürdigen Kämpfen, egal gegen welche Lager in dieser Art, nicht anschließen.“

Dass von einer Band aus Österreich gesprochen wird, ist sehr seltsam, denn Südtirol liegt in Italien. Die Verweise auf das Wacken Festival oder diverse Musikmagazine halten wir für unnötig und gegenstandslos, die Vergleiche mit der politischen Situation der 1930er Jahre können wir nicht nachvollziehen. Für uns hat Fremdenfeindlichkeit nichts mit Toleranz, Kultur oder Geschmack zu tun.
Wir wissen nicht, warum das Rider´s das Konzert unbedingt durchführen wollte, es geschah jedenfalls nicht aus Unwissenheit...
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Ergänzungen

Macht mal halb lang.

Anonym 03.11.2009 - 13:37
Erstmal muss ich zustimmen: Freiwild ist auch meiner Meinung nach eine ganz klar rechtsoffene Band mit so einigen rechten Tendenzen. Aber dafür wurden ja schon genügend Beispiele in dem Artikel genannt.

Einen anedren Punkt kann ich allerdings nicht verstehen. Das Rider's gleich so schlecht hinzustellen, nur weil dort EINMAL solch eine Band spielt. Ich persönlich hätte Frei.Wild dort zwar auch nicht spielen lassen, aber man bedenke, dass Frei.Wild noch lange keine Naziband ist. Den Versuch den Veranstalter davon zu überzeugen Frei.Wild dort nicht spielen zu lassen kann ich zwar voll und ganz nachvollziehen, es hört sich aber ja schon fast so an als würde hier das Rider's zu einem Nazischuppen degradiert werden. Ich selbst war schon oft im Rider's Cafe und zwar ausschließlich auf linken Konzerten, wie z.B. auf dem vorletzten Konzert von ZSK.

Also: Frei.Wild -> Doof
Euer Versuch -> Super
Rider's Cafe -> (trotzdem) Super

Frei.Wild + Enkelz in Osnabrück

osnabrückerInnen 04.11.2009 - 11:16
Am 13.11. spielen Frei.Wild mit der Band "Enkelz" in der Halle Gartlage in Osnabrück. Dieses Konzert macht der inzwischen für seine vermehrt rechtsoffenen Konzerte bekannte Großveranstalter Carlo Korte.

Philipp Burgers Vergangenheit

suedtiroler antifaschist 04.11.2009 - 19:46
Auch nur so am Rande möchte ich noch anmerken, dass Phillipp Burger in seiner Jugendzeit, die noch nicht so lange her ist, selbst ein Nazi war und dies auch auf Bildern zu sehen ist. Er gibt seine Vergangenheit offen und ehrlich zu und vertuscht sie nicht. Des weiteren sagt er auch, ist es ihm egal, wenn auch rechte Leute auf ein Konzert von Frei.wild gehen, denn jeder sei willkommen... Dies sagt fuer mich nur eines aus. Burger hat noch nie komplett mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und wird immer ein paar rechte Tendenzen aufweisen. Und eine Band die versucht ein antifaschistisches Image aufzubauen, nach dieser Bandgeschichte kann es sich nicht erlauben, solche Statements in oeffentlichen Interviews zu geben. Nicht umsonst hatten sie eine zeitlang kein Plattenlabel, weil sie niemand mehr aufnehmen wollten.

Vielleicht ist Frei.wild keine Band, aber auf jeden Fall, hat die Band bzw. ihr Frontleader rechte Tendenzen und ist meines Erachtens immer noch rechts offen und die restliche Crew nimmt dies einfach so hin.

SIEMPRE ANTIFASCISTA

@suedtiroler antifaschist

niemand 04.11.2009 - 22:41
Frei.wild haben nie versucht sich ein antifaschistisches Image zuzulegen sondern
beziehen ganz klar Stellung gegen Extremismus von Rechts UND Links.
Was du da erzählst ist schlichtweg FALSCH.

Und auch gibst du ein ein Interview von Phillip Burger völlig falsch wieder.
Immer bei den Fakten bleiben....


Das Interview gibt bei Youtube unter:

 http://www.youtube.com/watch?v=jLvH7az9v5k&feature=related

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Aaaaalter

wdgtrf 03.11.2009 - 09:08
...das kann doch nicht wahr sein dass die Leute von diesem Drecksschuppen die "Linksalternative Szene" mit Nazis gleichsetzt... da weisste ja was los ist.

Und sowieso schlimm dass die Deutsche Oi! Szene so verkommen ist, dass Bands wie Frei.Wild mit ihren Pseudo Nazitexten dort super Anklang finden...
In anderen Ländern (Italien, Spanien, Russland) gibt es Skinheadgruppen welche straight Antifaschistisch, Anarchistisch und zum Teil sogar in Tierrechtsaktionen aktiv sind, in Deutschland muss man lange suchen um mal vereinzelt Skins anzutreffen welche nicht rechtsoffen sind.
Schöne Scheiße.

an alle

für mich 03.11.2009 - 20:08
Am 07.11. findet auch ein Naziaufmarsch in Halle statt, dem es entgegenzutreten gilt!
checkt: nonazisinhalle.tk

Seid auch in Halle und beteiligt euch an den Gegenaktivitäten!

fd

fd 04.11.2009 - 13:04
sagt mal hackts bei euch komplett durch wenn man nicht von der antifa is oder was, dann geht zu dem konzert nich hin aber pisst nicht die leute an die es mögen. und skinheads in italien und deutschland zu vergleichen beweißt deine inteligenz. zum glück gibt es in deutschland nicht viele skins mit anarchistischer einstellung

SÜDTIROL IST IMMERNOCH NICHT IN ÖSTERREICH

deswegen heisst's auch so 04.11.2009 - 15:17
chefredakteurin