Thüringen: Afghanistan-Rückkehrer flippt aus

Marko Tillmann 02.11.2009 21:37 Themen: Militarismus
Ein Bundeswehr-Soldat, der vor wenigen Monaten von seinem Afghanistan-Einsatz zurückkam, ist in der Werratalkaserne im thüringischen Bad Salzungen mit einem PKW in eine Gruppe von Soldaten gefahren und hat 13 davon verletzt. Sieben davon mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Aus der Werratalkaserne starten regelmäßig Bataillone in schwierige Auslandsmissionen. Die Kaserne ist bereits im April 2008 bekannt geworden, als sich ein Wehrpflichtiger dort das Leben nahm. Er hinterließ einen Abschiedsbrief. Damals dauerte es mehr als eine Woche, bis dieser Vorfall außerhalb der Kaserne bekannt wurde.
Zahlreiche Fälle von Kriegsheimkehrern, die psychische Schäden davongetragen haben, gibt es inzwischen auch in der Bundesrepublik. Die Werratalkaserne im thüringischen Bad Salzungen ist nur ein Beispiel für den desolaten psychischen Zustand der stationierten Soldaten, die auch an Auslandseinsätzen beteiligt waren.

Der Soldat, der die Wehrdienstleistenden überfahren hat, ist vor sechs Monaten von einem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt. Zwei Zeitsoldaten des in Bad Salzungen stationierten Panzergrenadierbataillons waren am 23. Juni bei einem Anschlag im afghanischen Kundus getötet worden. Das belastet natürlich alle dort stationierten 2000 Soldaten und hat psychische Spätfolgen.

Im Internet berichten Soldaten: "Die Ausbildung war teilweise schon ziemlich hart", schreibt ein Rekrut: "Besonders die Märsche durch die bergige Gegend mit Verwundetentransport, ABC-Übung, Feuerüberfall." Es gebe aber auch "inkompetente und machtgeile Ausbilder, realitätsfremde Zugführer" und dergleichen mehr.

Die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium wollen über den Täter und die teils schwer verletzten Soldaten am liebsten nicht sprechen. Ein Oberstleutnant redet lediglich von einem "Unfall". Statt weitere Informationen: nur Schweigen. In der Kaserne wurde die "Rückkehr zur Normalität" angeordnet.

Ausgeflippte Soldaten, die von Kriegseinsätzen zurückkommen, gehören bei der US-Army seit Jahrzehnten zum Alltag. Seit einiger Zeit kommen immer mehr solcher Fälle auch in der Bundesrepublik in die Schlagzeilen. Einige dieser Fälle hat der Schriftsteller Wolfgang Schorlau in seinem 2008 erschienenen Roman "Brennende Kälte - Denglers vierter Fall" bearbeitet.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Alle unter psychologischer Betreuung

Kriegsgegner 02.11.2009 - 21:57
Der 26-jährige Stabsunteroffizier, der am 2.11. um 6:35 Uhr in die Gruppe von Soldaten gerast ist, steht unter Schock und wird von Psychologen betreut. Ebenfalls die zahlreichen Augenzeugen, die berichteten: "Es flogen Menschen, Helme und Rücksäcke durch die Luft." Die Bundeswehr soll mal sagen, wie lange der Stabsunteroffizier schon unter psychologischer Betreuung steht.

Nachdem die ersten Pressemeldungen von "Soldat rast in Mengenmenge" gesprochen haben, wird das "rasen" inzwischen verschwiegen. Bundeswehrsprecher aus Bonn reden von einem "Autounfall mit 13 Verletzten" - und eliminieren damit das Subjekt der Tat.

Nur die Frankfurter Rundschau schreibt, dass der Täter im Afghanistan-Einsatz war.

Internet-Forum PanzerGrenadierBataillon 391

. 02.11.2009 - 22:10
Das Forum zum PanzerGrenadierBataillon 391 - Bad Salzungen, aus dem die Zitate der Soldaten sind, ist hier öffentlich einsehbar:  http://www.fussle.de/forum/viewtopic.php?t=8898

Der CIA war's !

dagegen 03.11.2009 - 12:22
@ noMitleid
Glaube nicht, dass es dem Autor des Artikels um Mitleid mit dem Soldaten ging, vielleicht wollte er vielmehr darauf hinweisen, dass es ein gewisses Gefahrenpotential aufweist, wenn psychisch überbelastete Soldaten wieder unter "normale" Menschen gelassen werden.

Wenn er den Artikel als seine Meinung deklariert hätte, wärs auch in Ordnung gewesen. Aber mit an den Haaren herbeigezogenen Schlussfolgerungen zu suggerieren, dass nur eine Möglichkeit als Ursache in Frage kommt? Und das ohne jede fundierte Erkenntniss. Das Verteidigungsministeriem schweigt zum Vorfall ? Vielleicht, weil dort jemand die Vernunft besitzt, nichts herumzuposaunen, obwohl er nichs weiß? Nein, nein, weil völlig klar ist, dass die sektirerischen Verschwörer etwas verbergen wollen.
Am besten ist der Satz
"Das belastet natürlich alle dort stationierten 2000 Soldaten und hat psychische Spätfolgen.",
aus der Ferne allen eine posttraumatische Belastungsstörung unterstellen, was soll das ?
Nach einem Grubenunglück mit zwei verbrannten Menschen sind alle 1700 Kumpel und Verwaltungsangestellte vorsorglich eingesperrt worden, weil man ja weiß, dass alle jetzt psychisch krank geworden und eine Gefahr für die Gesellschaft sind.

Sowas ist nicht hilfreich für ehrliche und fundierte Kritik an (nur) einem möglichen Negativum von Krieg führen im Ausland.

Ein Fragezeichen hinter der Artikelüberschrift hätte mir schon gereicht. So kann ich mir schon jetzt die Reaktionen eines Herrn Tillmann ausmalen: War's 'nen Unfall, heißt's: "Verschwörung!", is' der Typ wirklich ausgerastet: "Ich hab Recht gehabt!", jeweils mit kreisschendem Unterton, vermutlich einer selbstkritischen Betrachtung seiner eigenen Meinungsbildung unfähig.

Fluuuurb

Srrrb 03.11.2009 - 16:13
"Die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium wollen über den Täter und die teils schwer verletzten Soldaten am liebsten nicht sprechen. Ein Oberstleutnant redet lediglich von einem "Unfall". Statt weitere Informationen: nur Schweigen. In der Kaserne wurde die "Rückkehr zur Normalität" angeordnet. "

Ja was denn? Erstmal würde es MUTMAßLICHER TÄTER oder UNFALLVERURSACHER heißen, zweitens ist es ein PERSÖNLICHKEITSRECHT der verletzten Soldaten das nichts über sie veröffentlicht wird, beispielsweise Details über deren Verletzungen, Namen, Dienstzeit oder ähnliches. Und was sollen die weiteren Informationen sein wenn es ein Unfall war? Eine Detailierte Beschreibung mit Flugbahn der Opfer? Und was sollte die Kaserne sonst tun außer zur Normalität zurückkehren? Kollektive Lethargie?

Im übrigen: Was soll das eigentlich heißen das Märsche durchs Gebirge mit Verletztenbergung "anstrengend" seien? Was denn bitte sonst? Wellness mit Fangopackung?

Betrachten wir mal die FAKTEN:
6:35 - Dunkelheit.
Soldaten - Dunkle Tarnfarben.
Und jetzt überlegen wir uns mal den Grund dafür warum Eltern dazu angehalten werden ihren Kindern helle Winterklamotten für den Schulweg zu kaufen... Vielleicht aufgrund der besseren Sicht?

PS:
Der 18-Jährige Soldat der Selbstmord begangen hat war Wehrdienstleistender, folglich garantiert nicht in Afghanistan, auch ist nichts über seine persönlichen Belange bekannt, hier wird aber ein Zusammenhang konstruiiert. Das nennt man propagandistisches Ausschlachten.

Alles nur Polemik

BORNi 03.11.2009 - 17:36
In Anbetracht der Uhrzeit (6:35--> möglicherweise Restalkohol, Dunkelheit), dem Wetter(Regen) und den sonstigen Umständen (Unfallopfer kommen aus der Waffenkammer--> Kampfanzug-Tarnung) ist ein Unfall meines Erachtens nahe liegend. Dass die BW nicht ihren verfassungsmäßigen Dienst verrichtet ist klar. Aber da einen Artikel auf BILD Niveau zu schreiben, tut doch nicht Not.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

@ oder Hirn — mein Name

GEILE AKTION — Näxte mal mit einem Panzer

voll arm — horst