[Bln] Solidaritätskundgebung für Christoph

Engarde-Soligruppe 10.10.2009 00:31 Themen: Antifa Repression
Knapp 50 Menschen fanden sich gestern Abend vor den Mauern der JVA-Moabit ein. Anlass war der Geburtstag unseres Freundes und Genossen Christoph, der seit knapp 3 Monaten in Untersuchungshaft sitzt. Unter den Augen der Polizei, die mit mehreren Mannschaftswagen und dem Staatsschutz vertreten war, wurden mehrere Redebeiträge und Grußworte verlesen.
Thematisch griffen die Beiträge die aktuelle Repressionswelle gegen die antifaschistische und antimilitaritstische Linke in Berlin und die Widerwärtigkeit des bürgerlichen Knastsystems im Allgemeinen auf. Nicht wenige der Gefangenen beantworteten dies mit Grüßen und Solidaritätsbekundungen ihrerseits.

Dank geht an die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin für ihr Grußwort an die Gefangenen, das Bündnis für die Einstellung der Berliner 129a-Verfaren für den aktuellen Stand im "mg"-Prozess, die Solidaritätsgruppe für Mumia Abu Jamal zur Situation Mumias, sowie die North-East Antifascists für ihre Kritik an Knastsystem und bürgerlichem Freiheitsbegriff. Selbstverständlich auch an all die anderen, die sich trotz eisiger Temperaturen an dieser Solidaritätskundgebung beteiligt haben.


Redebeitrag der Soligruppe:
Wir sind heute hier, weil einer unserer Freunde und Genossen Geburtstag hat. Christoph wird heute 23 Jahre alt! Doch anstatt hier draußen mit uns zu feiern, sitzt er seit nunmehr 86 Tagen in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, am 17 Juni in Friedrichshain ein Auto angezündet zu haben.

Wegen der anhaltenden Serie von Auto-Bränden stehen die Verantwortlichen von Polizei, Justiz und Politik am Pranger. Untätigkeit im Kampf gegen die Brandstiftungen, lautet der Vorwurf. Angefeuert durch eine Boulevardpresse, die sich nicht entblödet, eine Renaissance "Linken Terrors" an die Wand zu malen, wächst unaufhörlich der Druck auf die Behörden, nun endlich Ermittlungserfolge vorzuweisen. Egal mit welchen Mitteln.

Nur zu gerne sähen die Behörden in Christophs Fall einen vorzeigbaren Erfolg. Sie brauchen einen Ermittlungserfolg, der sich eignet ein Exempel zu statuieren: Aus "generalpräventiven Gründen", wie sie es nennen. Einen Erfolg, der dazu geeignet ist, ihren Kritikern gegenüber Stärke zu demonstrieren und weitere Untätigkeits-Vorwürfe abzuwehren. Für sie spielt es dabei keine Rolle, dass sie gegen Christoph keinen stichhaltigen Beweis in der Hand haben.

Christoph kommt aus der Linken Szene. Er engagiert sich seit Jahren gegen Neonazis. Christoph hat aus seiner antifaschistischen Gesinnung nie einen Hehl gemacht. Als er noch nicht im Knast saß, besuchte er regelmäßig Demonstrationen, stellte sich rechten Aufmärschen in den Weg und engagierte sich in Antifa-Initiativen. Ein Engagement, welches nun durch die Ermittlungsbehörden kriminalisiert wird, in dem sie ihr Konstrukt darauf aufbauen.

In seiner Wohnung haben Sie eine Stapel Antifa-Flugblätter gefunden. Die Staatsanwaltschaft und das Kammergericht werten diese Flugblätter als Indiz zur Tatbegehung! Ferner wird Christophs Engagement in der Linken Szene auch zur Begründung der U-Haft genutzt, indem sie behaupten, aufgrund seiner Szenezugehörigkeit sei er besonders gefährdet in "linksgerichtete Gruppen" unterzutauchen, um sich so einer Strafverfolgung zu entziehen.

Ähnlich kreativ arbeiten die Ermittler auch im Fall unserer Freundin und Genossin Alexandra. Sie sitzt seit über 5 Monaten im Knast. In der Nacht zum 18. Mai wurde sie in einem Spätkauf unweit ihrer Wohnung in Friedrichshain festgenommen, weil in der Gegend versucht wurde, ein Auto in Brand zu setzen. Auch in ihrem Fall ist die Indizienkette äußerst dünn. Parallelen zum Fall von Christoph sind auffällig. So erfährt auch Alexandras Engagement in der Linken Szene bei der Begründung ihrer U-Haft und der Suche nach einem Motiv besondere Wertung.

So sind bei der Durchsuchung u.a. Flugblätter zur Walpurgisnacht und zu Aktionen gegen Naziaufmärsche beschlagnahmt worden, die von der Staatsanwältin als Indizien für eine politische Tat-Motivation gewertet werden.

Diese politischen Vorverurteilungen stellen für uns zweifellos einen Angriff auf die gesamte antifaschistische Linke dar. Wir rufen zur Solidarität mit bden Betroffenen auf und fordern ein sofortiges Ende der Kriminalisierung antifaschistischen Engagements! Freiheit für Alex und Christoph!


Hintergründe zu Christophs Fall:
Der Fall Christoph T.

Bericht zum Prozessauftakt gegen Alexandra:
1. Prozesstag, Alexandra

Fazit der Soligruppe nach Alexandras erstem Prozesstag:
Alexandras Anklage schwächelt

Hinweis auf anstehende Prozess-Termine:
Alexandra:
Amtsgericht Tiergarten (Raum 135) - Dienstag, 13. Oktober 2009 - 10 Uhr
Amtsgericht Tiergarten (Raum 101) - Freitag, 23. Oktober 2009 - 9:30 Uhr
Christoph:
Landgericht Berlin (Raum B129) - Dienstag, 20. Oktober 2009 - 09 Uhr
Landgericht Berlin (Raum B129) - Freitag, 23. Oktober 2009 - 09 Uhr
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Ergänzungen

Grußbotschaft an Christoph

... 10.10.2009 - 11:38
Grußbotschaft der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin [arab] für Christoph anlässlich der Knast-Kundgebung an seinem Geburtstag, den 09.10.2009 vor der JVA Moabit.

Happy Birthday [Christoph], Gute Nacht Schweinesystem.

Wir sind hier heute vor diesem schäbigen Betonklotz zusammengekommen um einen unserer Freunde Geburtstagsgrüsse zu überbringen und ihm viel Kraft zu wünschen. Dass die Mauern der Herrschaft dich nicht Mürbe machen, dass du nicht vergisst warum du Opfer staatlicher Gewalt geworden bist und dir vor allem während der schweren, langweiligen Stunden im Knast immer wieder bewusst machst, dass du nicht alleine stehst. Sondern, dass deine Freunde und GenossInnen an dich denken und für dich kämpfen.
Der Gedanke an ihren flambierten Lieblings-Nachtisch im Restaurant lässt vielen Herrschenden das Wasser im Mund zusammen laufen. Der selben Serviermethode können sie allerdings wenig lustiges abgewinnen, sobald es um Luxusautos und nicht um karamellisierte Pfirsichspalten geht. Leider führt ihr Klassenstandpunkt nicht nur zu einer unserer Meinung nach bedauerlichen Humorlosigkeit gegenüber jeglicher Variante von autonomen Konjunkturprogrammen, die im Gegensatz zur Abwrackprämie auch ohne Staatsverschuldung auskommen. Stattdessen sieht sich der Staat hier gezwungen, den Totalitätsanspruch seiner Gesetze mit wenn nötig brachialster Gewalt zu demonstrieren. Und so sitzt nun auch unser Genosse Christoph im Knast – nicht nur mit dem Ziel, ihn und seine politischen Ansichten zu brechen, sondern auch alle anderen Menschen klar zu machen, mit wem sie sich anlegen, wenn sie fremdes Eigentum oder die Gesetze des bürgerlichen Staates ignorieren.

Ob Christoph „schuldig“ ist oder nicht, spielt für den Staat eine untergeordnete Rolle, wenn er sich – wie jetzt – unter Druck sieht, seine Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Auch für uns ist Christoph’s Schuld zweitrangig, aber aus ganz anderen Gründen. Für uns ist Christoph einer der vielen Genossinnen und Genossen weltweit, die aufgrund ihres Engagements für eine Welt jenseits der kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse ins Visier der Repressionsbehörden gelangt sind. Wir werden uns die verachtenswürdigen Versuche von Polizei und Justiz, unseren Widerstand zu brechen, nicht gefallen lassen! Unsere Solidarität macht vor Knastmauern keinen Halt! Und auch wenn es uns heute verboten ist, Christoph vom Lauti aus zu grüßen – wir holen das mit Briefen nach!

Knäste zu Baulücken!
No Justice, No Peace!

Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin [arab]

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ich gratuliere — muenger

Fuck the System — Ich