Happy Birthday Schweinesystem! 23. Mai Berlin

Bernd Kudanek alias bjk 27.05.2009 13:32 Themen: Antifa Repression
Antinationale Parade: Happy Birthday - Schweinesystem!

Am vergangenen Samstag, den 23. Mai, begann ab 18 Uhr als bitterböse gedachtes Kontrastprogramm zu den Jubelorgien am Brandenburger Tor wegen des 60-jährigen Bestehens der BRD die sogenannte "Antinationale Parade" am Rosa-Luxemburg-Platz. Veranstalter waren mehrere Antifa-Gruppen und andere linke Organisationen.

Wegen der Eskalationen am 1. Mai und der Hetze der üblichen Scharfmacher in Medien und reaktionären bürgerlichen Parteien war zu erwarten, daß die offenbar wiedererstarkte Kalte-Krieger-Altherren-Riege in der Polizeiführung diese Demo mit schärfsten Willkür-Auflagen, die dem BRD-Grundgesetz Hohn sprechen, und massiven Einschüchterungsversuchen durch ein riesiges Polizeiaufgebot Druck ausüben würden. So kam es dann auch.
Die erste Schikane war, daß der U-Bahnausgang der Station Rosa-Luxemburg-Platz, der direkt zum Volksbühnen-Vorplatz, dem Demo-Sammelpunkt, führte, gesperrt war. Nur durch den zweiten Ausgang konnte die U-Bahnstation verlassen werden. Ein plötzliches Feuer durch Kabelbrand etc. hätte zu verheerenden Folgen führen können! - Draußen angekommen erwartete (fast) alle, die zur Demo wollten, eine Horde staatsmachtlicher GrabscherInnen, von denen einige direkt einem Militaria-Comic-Heftchen entsprungen schienen. Vielleicht weil meine Knipse mir einen irgendwie offiziellen Anstrich gab, wurde ich nicht kontrolliert, sodaß ich meinen Presseausweis erst gar nicht zücken brauchte.

Auf dem Vorplatz der Volksbühne hatten es sich mehrere hundert meist junge Leute versammelt und es sich teilweise auf dem Rasen bequem gemacht. Alles sah anfangs eher nach einem Happening als nach einer politisch motivierten Demo aus, auch wenn hie und da mal ein Transpi oder ein Plakat zu sehen waren. Von den Lautis wummerte hauptsächlich unpolitischerTechno-Sound. Na ja, die Veranstaltung hieß ja auch "Antinationale Parade" und nicht Demo.

Lange Zeit tat sich, außer daß sich locker unterhalten wurde, nicht viel, es gab auch keine Redebeiträge oder so. Dann, etwa gegen 19 Uhr, formierten sich die ersten Gruppen zum Demostart. Und schon war die Bullerei, die bisher weitgehend außerhalb des Happening-Geschehens in Reserve stand, zur Stelle und riegelte erst einmal ab. Der Kamera-Einsatzleitungswagen blockierte eh schon die Demoroute in der Rosa-Luxemburg-Straße. Eine Gruppe kahl- und grauköpfiger Einsatzleiter mit Drei-Punkte-Dame entschloß sich nach kurzer Beratung, eigenhändig ohne die Hilfe ihrer Mannschaften, lächerlicherweise am Front-Transpi zu zotteln und sich todesmutig, weil unbehelmt, der Demo entgegen zu stemmen. Den uniformierten Herren gesetzteren Alters war der (un)heilige Zorn auf alles Linke, anders Aussehende, anders Denkende erst recht und überhaupt die Entrüstung über alles, was nicht ihrem obrigkeitshörigen, hierarchiegeprägten Schrebergärtnerweltbild entsprach, deutlich anzumerken. Ein Bild für die Götter waren, als sie einfach beiseite gedrängt wurden, völlig aggressionslos übrigens, die angestrengten Gesichter der höherrangigen Beamten, wie sie empört prustend dem Demo-Druck weichen mußten. So gerne wollten sie doch ihren (noch!) von weitem zuschauenden Mannschaften zeigen, wie in Westberliner Käseglocken-Zeiten der 60er, 70er und 80er Jahre sowas "gelöst" wurde, nämlich Knüppel frei und Knarre raus, die Einsatzführer voran, ab und zu auch mal einen Studenten totschießen. Knarre raus und Totschießen gehen leider heutzutage nicht so ohne weiteres - - - jedenfalls noch nicht!

Und so kam, was ohnehin geplant war und kommen mußte, kampferprobte Hundertschaften in SS-ähnlichen schwarzen und den bekannten grünen Uniformen übernahmen von jetzt an die Ausübung staatsmachtlichen Terrors. Mit den absurdesten Begründungen wurde der Demostart blockiert. Angeblich würden sich vor allem in den vorderen Reihen zu viele schwarzgekleidete (und deshalb nach Meinung der Einsatzleitung gewaltbereite), sonnenbrillentragende DemonstrantInnen befinden, dann wurden kleine Wimpel mit aufgedruckten Slogans wie "ums Ganze", passend zum Demomotto "etwas Besseres als die Nation", beanstandet und beschlagnahmt, denn sie hätten mit den Wimpeln angeblich Straftaten begehen und zum Beispiel Signale zu Gewaltaufrufen geben können. Dann wieder sei die Musik angeblich zu laut, sodaß ein Vorlesen der Demoauflagen nicht gehört werden könnte, - kurz, keine "Begründung" war den Scharfmachern in der Polizei-Einsatzleitung zu dämlich und zu abstrus, als daß sie nicht zur Rechtfertigung von Demoblockaden ausgereicht hätte. Und als es darüber innerhalb der Demo zu lautstarker Empörung kam, war dies der willkommene Anlaß, uns in Doppelreihen mit einem Wanderspalier zu "begleiten". Nur der friedfertigen Besonnenheit der DemonstrantInnen war es zu verdanken, daß es nicht zu Prügel- und Gewaltorgien durch die schwarz und grün uniformierten Bürgerkriegsmilizen gekommen ist. Als "Höhepunkt" staatsmachtlichen Terrors stand am U-Bahnhof Weinmeisterstraße schon ein Wasserwerfer mit schußbereiten Hochdruck-Kanonen bereit.

Das Transpi der Kreuzberger Antifa-Gruppe ajak mit der ironischen Aufschrift "HAPPY BIRTHDAY - SCHWEINESYSTEM" beschrieb kurz, knapp und zutreffend den politischen Zustand der real existierenden BRD, die sich dank Schily und Schäuble immer offener als ein militaristischer Polizei- und Überwachungsstaat Orwellscher Prägung präsentiert. Das Orwellsche Wahrheitsministerium ist mit den staatsmachtlichen Zwangsglotzen und den massenmanipulierenden Journaillen-Imperien von Springer, Bertelsmann & Kumpane ebenfalls längst Wirklichkeit geworden. - Wahrlich gute Gründe, dieser durch und durch reaktionären BRD ein "Happy Birthday - Schweinesystem" zuzurufen!

Die Demo wurde alle paar hundert Meter wegen irgendwelcher angeblichen Demo-Auflagenverstöße immer wieder mal angehalten. Dieses Stop and Go blieb so bis zur Oderberger Straße, dort gaben die Demo-Veranstalter gegen 22 Uhr bekannt, daß wegen der andauernden Polizeischikanen und Repressionen die Demo vorzeitig aufgelöst würde. Eigentlich sollte die Abschlußkundgebung ja am Mauerpark stattfinden. Doch der und die gesamte Bernauer Straße waren von der Bullerei rigoros abgeriegelt und mit Polizeifahrzeugen zugeparkt. Das ganze bürgerkriegsähnliche Szenario rief erschreckende Assoziationen zu den Zuständen Ende der Zwanziger und Anfang der Dreissiger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Berliner Arbeitervierteln hervor. Auch am vergangenen Samstag wurde schon mal geübt, wenn und falls tatsächlich soziale Revolten ausbrechen, wie diese niederzuschlagen sind - notfalls von martialisch ausstaffierten Bürgerkriegsmilizen in SS-ähnlichen schwarzen Kampf-Uniformen, sogenannte Bundespolizisten.

BDR - BULLENSTAAT, WIR HABEN DICH ZUM KOTZEN SATT !!!

Abschließend sei noch erwähnt, daß Berlin wie in der Weimarer Republik von einem sozialdemokratischen, einem sogenannten rotroten Senat regiert wird und einen sozialdemokratischen Polizeipräsidenten stellt. Besonders Letzterer samt seinem repressiven Polizeiapparat hat übrigens das volle Vertrauen der sozialdemokratisierten Realo-Truppe um Klaus Lederer von DIE LINKE - - - noch Fragen!

Weitere Berichte auf indymedia unter:
 http://de.indymedia.org/2009/05/251428.shtml
 http://de.indymedia.org/2009/05/251430.shtml

Alle 118 großformatigen Fotos sind eingestellt unter:
 http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/24671325#24671325

Sämtliche Demo-Fotos dürfen übrigens gerne bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.

Bernd Kudanek alias bjk
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Ergänzungen

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Omfg — Alter Schwede

Kommentar — Kommi

Realität — Dubslav

Nicht schwarz — Anonymous

Der Autor — Zappa

hei ei ei — (muss ausgefüllt werden)

Komischer Titel — mein name

ist schon — lustig

Verdammt. — Bulle vom Schweinesystem

ach bennilein, — im berliner