Mittenwald: Protest gegen Gebirgstruppen

DFG-VK Berlin 16.05.2009 01:53 Themen: Militarismus
AntimilitaristInnen haben am Freitag, 15. 5., aus Protest gegen das Gebirgstruppentreffen im bayerischen Mittenwald eine hakenkreuzverseuchte Kapelle im Stadtzentrum symbolisch geschlossen.
Der Aktionskünstler Wolfram Kastner und AktivistInnen der DFG-VK haben heute gegen Wehrmachtsglorifizierung und das Jahrestreffen der Gebirgstruppen protestiert, das am kommenden Sonntag erneut auf dem Hohen Brendten zelebriert wird.
Dafür wurde eine im Zentrum der Stadt Mittenwald gelegene Kapelle symbolisch gesperrt, in der Original-„Gefallenen“-Anzeigen aus dem Zweiten Weltkrieg ausgestellt sind – mitsamt Hakenkreuzen.
Zwei geschminkte Soldaten im Flecktarn stellten mit Bildern von Kriegsopfern und einem Transparent klar: „Soldaten sind Mörder, keine Helden!“

Wegen der erwarteten Proteste sind die hakenkreuzverseuchten „Ehrentafeln“ vorübergehend aus der Kapelle evakuiert worden. Zu den dort Geehrten gehört auch Oberstleutnant Josef Salminger, dessen „Heldentod“ gerühmt wird.
Salminger hat sich selbst als Führer eines „Hitler’schen Regiments“ bezeichnet. Unter seinem Kommando ermordeten Gebirgstruppen am 16. August 1943 im griechischen Kommeno 317 Menschen. In den Wochen davor und danach wüteten Salmingers Truppen in Griechenland und Albanien und verübten Dutzende von Massakern an der Zivilbevölkerung.
Dieser Kriegsverbrecher verdient keine öffentliche Ehrung!

Protest verdient auch das Treiben des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, der am Sonntag wieder zum „Heldengedenken“ ruft. Diese Traditionsvereinigung bedient den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ und suggeriert, ihre Gebirgstruppen hätten einen tapferen, anständigen Krieg geführt.

Die Bundeswehr leistet dieser Leugnung faschistischer Verbrechen tatkräftige Beihilfe mit Pauken und Trompeten: In diesem Jahr will sie 50 Musiker abstellen. Außerdem wird der Inspekteur des Heeres, General Hans-Otto Budde, eine Ansprache halten.

Offenbar will die Bundeswehr ihren heutigen Rekruten, die auf Kriegseinsätze in der ganzen Welt vorbereitet werden, den „Geist der alten Truppe“ nahe bringen. Ganz nach dem Motto „Von der Wehrmacht lernen heißt kämpfen lernen“.

Zu dem Skandal gehört natürlich auch, dass diese Tafeln in der Mittenwalder Bevölkerung keinerlei Protest erregen.
Unwillen erregt allerdings Protest gegen die Wehrmachtsverherrlichung.

Nach etwa 20 Minuten kam die Polizei dazu, die sich zunächst damit begnügte, die Ausweise der Beteiligten zu checken. Die Aktion wurde völlig peacig beendet; die Aktiven schminkten sich ab und gingen ins Restaurant, auf die Aktion anzustoßen.
Da erschien dann, ca. eine Stunde nach der Aktion, wiederum die Polizei und nahm drei Beschuldigte aus dem Restaurant heraus fest. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Versammlungsgesetz.
Die Aktion sei nicht angemeldet gewesen, die Beteiligten seien vermummt (geschminkt) und uniformiert (bedrohlich) gewesen. Naja, was halt so Bullen einfällt, wenn sie was suchen. Jedenfalls wurde die Aktion offenbar als so bedrohlich eingestuft, dass die örtlichen Bullen nicht selbst ermitteln durften, sondern erst den Vertreter des polizeilichen Staatsschutzes aus Weilheim anfordern mussten. Für die Beschuldigten hieß das, ca. drei Stunden im Gewahrsam ausharren, ehe sie endlich aus dieser speziellen Gastfreundschaft entlassen wurden.

Die Fotos zeigen:
1) die Aktion
2) die faschistischen "Ehrentafeln" (im letzten Jahr fotografiert)
3) die Tafel für Salminger, ein vielfacher Kriegsverbrecher, dessen mörderischem Treiben griechische Partisanen am 1. Oktober 1943 zum Glück ein Ende gesetzt haben. Ruhm und Ehre den Partisaninnen und Partisanen!
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Ergänzungen

"Ehrentafel" im Original

Bamm 16.05.2009 - 02:33
Hier noch mehr Bilder

Mittenwald. Proteste laufen an

http://www.luzi-m.org 18.05.2009 - 20:34
Trotz Schwierigkeiten haben die Gegner_innen der "Brendtenfeier" des "Kameradenkreises der Gebirgsjäger" mit ersten Aktionen gegen das Treffen begonnen. Zu Pfingsten weren Antimilitarist_innen und Antifaschist_innen in dem Bergdorf demonstrieren.(...)

Weiterlesen:  http://www.luzi-m.org/nachrichten/artikel/datum/2009/05/18/208/

Mittenwald. Proteste laufen an

http://www.luzi-m.org 18.05.2009 - 20:37
Trotz Schwierigkeiten haben die Gegner_innen der "Brendtenfeier" des "Kameradenkreises der Gebirgsjäger" mit ersten Aktionen gegen das Treffen begonnen. Zu Pfingsten werden Antimilitarist_innen und Antifaschist_innen in dem Bergdorf demonstrieren.(...)

Weiterlesen:  http://www.luzi-m.org/nachrichten/artikel/datum/2009/05/18/208/

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Fragen zur Parole

egal 16.05.2009 - 11:17
Liebe Leute,

erstmal vielen Dank für euer Engagement gegen die Kriegsverbrecher von Mittenwald und insbesondere gegen die Ehrung Salmingers.
Die Parole "Soldaten sind Mörder" halte ich im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg aber für eine falsche Verallgemeinerung. Tucholsky hatte im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg völlig zurecht "Alle Soldaten sind Mörder!" erklärt. Im Zweiten Weltkrieg maht es doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand auf Seiten der Alliierten oder der faschistischen Achsenmächte gekämpft hat. Waren Stefan Heym und KLaus Mann, die wie viele deutsche Exilanten in der US-Armee kämpften, eurer Meinung nach Mörder? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr so etwas mit eurem Transparent gemeint haben könntet.
Als AntifaschistInnen sollten wir gemäß dem Schwur von Buchenwald verbleiben. In diesem heißtt es unter amderem:

"Wir danken den verbündeten Armeen, der Amerikaner, Engländer, Sowjets und allen Freiheitsarmeen, die uns und der gesamten Welt Frieden und das Leben erkämpfen."
Ganzer Text:  http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schwurvonbuchenwald.gif

P.S.: Ja, ich weiß:
Die britische Armee hat in Griechenland ab 1944 die kommunistischen Partisanen und die sie unterstützende Bevölkerung niedergemetzelt.
Die französische Armee hat am 8. Mai und an dun in den folgenden Wochen die Freiheitsdemonstrationen in Algerien durch Massaker erstickt.
In der Roten Armee und in zahlreichen Partisaneneinheiten Osteuripas wurden KämpferInnen wegen Desertion erschossen, die eine Verwundung hatten oder die sich einfach vor Angst nicht haltn konnten.
All dies ist natürlich schrecklich und nicht rechtfertigbar. Trotzdem: Die Soldaten der Wehrmacht sind Mörder, die der alliierten Armeen (im Krieg gegen Deutschland) Freiheitskämpfer.

....

.... 16.05.2009 - 15:25
An egal: du bist schon ein extrem verblendeter Trottel. Das eine Massaker im Gegensatz zum anderen rechtfertigen zeugt nicht gerade von logischem, menschenwürdigen Denken.

@egal

auch egal 16.05.2009 - 17:44
Krieg ist IMMER scheiße.
Wenn damit ein Massenmord wie der von Hitler begangene gestoppt werden kann, rechtfertigt das möglicherweise die Mittel.
Toll ist aber auch der Krieg gegen Hitler nicht.
Soldaten sind trotzdem keine Helden.
Auch die Alliierten Soldaten haben gegen geltende Konventionen verstoßen, Frauen vergewaltigt und so weiter und so fort, jedoch nicht weil dies durch ihr system gewollt war, sondern aus anderen gründen.
war auch scheiße.
rechtfertigt aber nichts auf der anderen seite.
aber eben auch keine heldverehrung / -klärung.

Immer

Kurt 16.05.2009 - 21:14
Maitreya verfolgt diese Ereignisse und kommt zu Hilfe, wo immer es das Gesetz erlaubt.