Heidelberg: Global Week of Action

Lauti 22.04.2009 10:40 Themen: Bildung
Am Montag um 18 Uhr fand in Heidelberg eine Demonstration gegen Studiengebühren, Bildungsblokaden und für den freien und gleichen Zugang zu Bildung statt. Es war der Startschuss für die „Global Week of Action“. Mit 500 TeinehmerInnen war die Demo für Heidelberger Verhältnisse recht gut besucht.
Die Demo startete am Bismarkplatz in Heidelberg, zog durch die Hauptstraße (Einkaufsmeile) zum Marktplatz, durch die Plöck bis zum Uniplatz.

Bereits bei der Auftaktkundgebung auf dem Bismarkplatz zeigte sich die Breite des Bündnisses in Heidelberg. Neben einem Vertreter der StudentInnen und der kritischen Schülerinitiative sprach auch eine Vertreterin der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und der Heidelberger Montagsdemo.
Die Demo war auch über die Montagsdemo angemeldet worden, was wohl auch erklärt warum die Ordnungsmacht nur mit 4 Streifenwagen anwesend war und im Vorfeld keinerlei Auflagen gemacht wurden. Sie hatten einfach nicht mit sovielen Teilnehmern gerechnet.

Die RednerInnen forderten u.a. die Abschaffung der Studiengebühren, freien Zugang zu Bildung und demokratische Partizipation bei Entscheidunsprozessen in allen Gremien der Universität. Die Probleme der StudentInnen und SchülerInnen wurden aber auch mit sozialen Problemen der ArbeitnehmerInnen, Arbeitslosen und RentnerInnen verknüpft und versucht die Zusammenhänge darzustellen zwischen dem neoliberalen, kapitalistischen Ausbeutungssystem, dem Zwang des Systems zur Kapitalvernichtung zur Bereinigung des Marktes was systembedingt Krisen hervorbringt, und der Privatisierung und Individualisierung des Bildungssystems.
Dies gelang mehr oder weniger gut. Dabei ist aber auch zu bemerken, dass bei manchen TeilnehmerInnen das Interesse sichtlich schwand, wenn Redner vom Thema Bildung abschweiften zu Sozialen Kämpfen und der Ausbeutung im kapitalistischen System.

Während der gesamten Demo waren VertreterInnen des Bündnisses auf dem Lautiwagen anwesend und informierten die BürgerInnen über das Anliegen der DemonstrantInnen. Für gute Stimmung sorgte die Musik von 6 Djays und Djanes des Heidelberger Party & Activism Kollektivs. Die Demo war durch Sprint-, Hüpf- und kurzen Sitzblokade Einlagen dynamisch und kraftvoll und durch das Fernbleiben jeglicher Ordnungshüter im Bereich der Demo konnte zu jederzeit auch ein Dialog mit PassantInnen stattfinden und durch Flyer und persönliche Gespräche über die Anliegen der Demo informiert werden. Dies stieß auch durchweg auf Verständnis.
Parolen waren u.a. "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut" und "Bildung für alle und zwar umsonst".

Bei der Zwischenkundgebung am Marktplatz wurde zu Beginn auch etwas irritierte TouristInnen, die in Heidelberg traditionell sehr zahlreich sind, auf Englisch über die Beweggründe der lauten und bunten Demo informiert und auf die Internationale „Global Week of Action“ hingewiesen. Als Redner konnte hier der Vertreter der Kritischen Initiative Heidelberg die TeilnehmerInnen und PassantInnen durch seine dynamische Rede mitreißen. Der 2. Redner der Montagsdemo konnte diese Stimmung leider nicht ganz halten, da er durch einen sehr langen Beitrag und sehr viel Marx'scher Analyse ein wenig abschweifte und gerade sehr junge TeilnehmerInnen mit seinen Inhalten erkennbar überforderte. Dies hätte mensch besser machen können.

Auf dem Weg zum Uniplatz machte dann DJ Activator-X und Studiogegner richtig Stimmung und trugen gemeinsam mit dem Vertreter der StudentInnen auch weitere Inhalte, wie zum Beispiel der Sperrung der Plöck (Parallelstraße zur Einkaufsmeile die täglich von 1000den StudentInnen in beiden Fahrtrichtungen genutzt wird) für Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung, in die Demo hinein. Dagegen regt sich bereits seit der Einführung des Verbots Wiederstand und es wurde die Forderung laut, die Plöck vollständig für KFZ zu sperren und zu einer reinen Fahrradstraße umzubauen.

Die Demo endete am Uniplatz und im Anschluss waren alle TeilnehmerInnen zu einer Vollversammlung in der Uni aufgerufen, bei der Aktionsideen gesammelt und das weitere Vorgehen diskutiert werden sollten.
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Ergänzungen

Fehlende Links

... 22.04.2009 - 14:48

500? Und: Institut besetzt

Anonymous 22.04.2009 - 16:09
Das sehe ich ganz anders. Es waren um einiges mehr als 500 Leute. Zu Beginn war wenig los und gegen Ende. Während die Demo jedoch durch die Hauptstraße lief, war die Menge (va für Heidelberger Verhältnisse und wenn man mit den letzten bspw. Studiengebührendemos vergleicht) enorm.
bei der VV im anschluss wurden ebenfalls über 300 Leute gezählt und das war höchstens die Hälfte von den Demoleuten

Party and Activism hat Super-Mucke gespielt. Unsere Inhalte haben wir über Transpis, Reden und Ansagen rübergebracht, da brauchen wir nicht auch noch die ganze Zeit arbeiterlieder hören
dance motherfuckers
danke für die unterstützung aus anderen Städten wie Mainz, Darmstadt, Stuttgart und Freiburg.

Im Übrigen: Seit gestern Abend halten Studierende das Romanische Institut in Heidelberg besetzt um endlich die unmöglichen Lehrbedingungen dort zu verbessern. Es läuft was

Auf dem Lauti

B-Front 22.04.2009 - 16:23
Also ich war mit auf dem Lauti. Die Musikauswahl machte gute Stimmung und die vielzähligen Ansagen vermittelten mehr als genug politische Botschaften.
P&A hätte die Demo auch 2 Stunden lang mit härtester politischer Mukke aller Stilrichtungen beschallen können, wie bei der Nacht-Tanz-Demo im letzten Herbst. Aber wir hatten hier keine RTS Party, sondern eine Studentendemo. Durch die stetigen Ansagen von Studis des Bündnisses, Motivation zu Lauf-/ und Sitzeinlagen und Anheizen durch Parolen war einfach mehr an Außenwirkung zu vermitteln, als wenn P&A einen harten Song nach dem anderen abgefeuert hätte, mit denen PassantInnen definitiv weniger hätten anfangen können als mit Ansagen. Demo ist kein Selbstzweck, sondern soll etwas transportieren und ich glaube das ist vorgestern ganz gut gelungen.

naja

not 23.04.2009 - 13:17
Jo...
am Anfang waren es maximal 200-300 Leute, am Ende nicht mehr als 450.
Die erste Reihe weigerte sich an einem Burschihaus direkt vorbeizuziehen. Mensch mag davon halten was davon gehalten wird, nur ist es wichtig einen Ansatz zu haben der solchen reaktionären Tendenzen Paroli bieten kann. Party&Activism, ein paar Attacis, sollten nicht so abgefeiert werden. Bei der "Besetzung" durfte kein Feuer o.ä. gemacht werden, da es die Nachbar_Innen stören könnte, genauso wenig wie es erlaubt war Aufkleber zu kleben oder Alkohol zu trinken. Vor der Tür sollten Menschen auch nicht rumhängen, die Nachbarn. Es gab nicht einmal den Minimalkonsens über die Abschaffung der Studiengebühren. Mensch sollte diese gesamte Bildungsgeschichte, die in Heidelberg eher einen bürgerlichen Charakter angenommen hat, nicht zu hoch loben.

Mit grüßen

@not

B-Front 23.04.2009 - 15:32
am Anfang waren es maximal 200-300 Leute, am Ende nicht mehr als 450.
- Klares NEIN. 2 Menschen haben vom Lauti aus unabhängig voneinander gezählt. A kam auf knapp über 500, B auf knapp unter 500.

Die erste Reihe weigerte sich an einem Burschihaus direkt vorbeizuziehen. Mensch mag davon halten was davon gehalten wird, nur ist es wichtig einen Ansatz zu haben der solchen reaktionären Tendenzen Paroli bieten kann.
- Hier lag es an den TeilnehmerInnen etwas zu tun, bzw im Vorfeld im Bündnis etwas abzusprechen. Nicht nachher meckern, mitmachen.

Party&Activism, ein paar Attacis, sollten nicht so abgefeiert werden.
- Einige Menschen von Party&Activism engagieren sich vielleicht bei Attac, vielleicht in der Friedensbewegung, bielleicht in Antifaschistischen Projekte, vielleicht bei der kritischen initiative, oder vielleicht einfach als DJs ohne den direkten Bezug zu einer politischen Gruppe. Es ist eine sehr heterogene Gruppe in der jedeR autonom entscheiden darf was mensch macht. Es gibt keine anti-deutschen, kommunistischen oder andere ideologische Mauern.

Bei der "Besetzung" durfte kein Feuer o.ä. gemacht werden, da es die Nachbar_Innen stören könnte, genauso wenig wie es erlaubt war Aufkleber zu kleben oder Alkohol zu trinken.
- Kann ich nichts zu sagen, aber das steht und fällt mit der Entscheidung der Menschen vor Ort. Bei Aktionen, Demos und ähnlichem haben Alkohol, Drogen und andere sinnesvernebelnde Substanzen so oder so nichts zu suchen. Wer verbietet dir Feuer zu machen? Trag 2 Paletten vors romanische Institut und zünde sie an. Wenn dies Menschen stört werden sie dagegen intervenieren. So ist das nunmal in einer freien Gesellschaft. Deine Freiheit endet da wo die Freiheit der anderen anfängt.
Und wer bitte hindert dich Aufkleber zu vekleben? Einfach machen, statt heuelen.

Vor der Tür sollten Menschen auch nicht rumhängen, die Nachbarn. Es gab nicht einmal den Minimalkonsens über die Abschaffung der Studiengebühren. Mensch sollte diese gesamte Bildungsgeschichte, die in Heidelberg eher einen bürgerlichen Charakter angenommen hat, nicht zu hoch loben.
- Auch hier kann mensch nur wieder sagen: nicht meckern, mitmachen.

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Bürgerlich? — kjsfj