die revolutionäre kraft des twitter

tzwitter 09.04.2009 16:37 Themen: Blogwire
In Moldawien wird gerade die Regierung gestürzt. Ausgegangen ist es von dem einzigen Organisationstool, dass dieses, wirtschaftlich sehr armes, Land hat.
Der Volksaufstand in Moldawien, bei dem das Parlamentsgebäude angezündet wurde, war ein Flashmob, der per Twitter organisiert worden ist.

Laut New York Times hatten Vertreter zweier Jugendbewegungen, „Hyde Park“ und „ThinkMoldova“, einen eigenen Twitter-Tag eingerichtet und zu einer spontanen Demonstration „Ich bin kein Kommunist“ aufgerufen. Innerhalb weniger Stunden strömten daraufhin am Montag dieser Woche mehr als 15.000 Jugendliche im Zentrum der Hauptstadt Chisinau zusammen. Dieser friedliche Protestaufmarsch wiederholte sich am Dienstag, wurde dabei aber von Störern unterwandert und artete in eine Gewaltorgie aus, in deren Verlauf mindestens 118 Polizisten und 79 Zivilisten verletzt wurden und die nur mit Hilfe von Wasserwerfern und Tränengas beendet werden konnte. Präsident Woronin sprach von einem “Putschversuch” und beschuldigte das Nachbarland Rumänien, Drahtzieher der Unruhen zu sein.

Eigentlich witzig, wenn man bedenkt, dass die Sache in Wirklichkeit drahtlos funktionierte: Natalia Morar, eine der Führer von ThinkMoldova, beschrieb in ihrem Blog die Vorbereitung der Aktion detailliert: Demnach brauchte es „sechs Leite, zehn Minuten fürs Brainstorming und für die Entscheidung sowie ein paar Stunden Arbeit“, um den Aufruf über Twitter, Facebook, Blogs, SMS und E-Mail zu verbreiten.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte für die politische Macht der neuen Medien, dann diese. Das Internet wird mehr und mehr zum mächtigsten politischen Werkzeug der Welt. Darin stecken viele Lektionen für Politiker sowie für politische Aktionsgruppen. Mal sehen, wer sich langfristig als lernfähiger erweist

 http://www.nytimes.com/2009/04/08/world/europe/08moldova.html?scp=1&sq=Moldova%20Twitter&st=cse

 http://thinkmoldova.org/en/about-us

 http://www.ycaar.com/hydepark/indexeng.html

 http://en.wikipedia.org/wiki/Natalia_Morar

 http://natmorar.livejournal.com/

www.twitter.com

Anmerkung: Es gibt natürlich mittlerweile auch Open Source Lösungen, für das Konzept dass twitter ist. Die Software nennt sich identica und laconica. Man muss nicht auf eine Firma zurückgreifen... aber bei twitter ist die Masse.
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Ergänzungen

Schärfere Analyse und mehr zu Mikroblogging

social media activist 10.04.2009 - 14:01
Media und insbesondere Mikroblogging bei den Protesten und Aufständen gespielt hat. Ich gehe davon aus das die Bedeutung von Social Media für Organisierung von Protesten und Widerstand weiter zunehmen wird. Gleichzeitig darf es nicht zu einer Idealisierung von Medien kommen wie in diesem Fall es teilweise mit Twitter passiert ist (wie z.B. bei der NYTimes "Protests in Moldova Explode, With Help of Twitter"). Twitter ist derzeit der Medienliebling und deswegen laufen auch diese Geschichten so gut. Dabei hat Twitter bei den Protesten gegen den G20-Gipfel schon eine wichtige Rolle gespielt. Insbesondere bei der Organisation des 24-Stunden-Klimacamps und als die Polizeirepression zugeschlagen hatte war twitter ein sinnvolles Werkzeug für Live-Berichterstattung. Dazu wo Mikroblogs bis jetzt schon alles von Sozialen Bewegungen eingesetzt wurden gibt es einen guten Übersichtsartikel hier:

blog.mensch.coop

Was die Rolle von Twitter in Moldawien angeht habe ich bis jetzt keine schärfere Analyse gefunden als die von Evgeny Morozov, einem Social Media Experten aus Weissrussland, der derzeit für das Open Society Institute in New York arbeitet. Hier seine Analyse:

 http://neteffect.foreignpolicy.com/posts/2009/04/07/more_analysis_of_twitters_role_in_moldova

Im Kern besagt sie, das Twitter für die Organisierung keine Rolle gespielt hat, sondern das dafür andere Werkzeuge wie Social Networks und Mailinglisten wichtig waren. Die Leistung von Twitter bestand darin internationale Aufmerksamkeit für die Ereignisse zu schaffen, indem die Posts mit dem kreierten Hashtag #pman gebündelt wurden und die Exilcommunity an der "Diskussion" teilnehmen konnte, was den "Buzz" verstärkt hat.

Für alle die Mikroblogging mal ausprobieren möchten liste ich nun Kurz nochmal eine Einführung auf:

Wie sieht Mikroblogging konkret aus?
1. Account erstellen
Hierbei kommen im wesentlichen zwei Dienste zur Auswahl. Twitter.com ist der populärste kommerzielle Mikroblogging-Dienst mit mindestens 6 Millionen NutzerInnen, welcher derzeit noch umsonst ist und ohne Werbung funktioniert. Der zweite Dienst besteht aus einen dezentralen Netzwerk von Mikroblogging-Servern, die mit der Open-Source-Software laconi.ca betrieben werden, bei denen jeweils funktional an Twitter angelehnte Mikroblogs eingerichtet werden können. Der größte Laconica-Mikroblogging-Server ist  http://identi.ca und ein auf Soziale Bewegungen spezialisierter Mikroblogging-Server ist  http://mikro.mensch.coop . Für beide Dienste Twitter wie Laconica-Mikroblogs gibt es Vor- und Nachteile und ich halte es für sinnvoll sich bei beiden einen Account (am Besten mit dem selben Namen!) zu machen, da Twitter sehr komfortabel in ein Laconica-Mikroblog integriert, und das ganze das parallel betrieben werden kann.
Bei der Accounterstellung sollte auf jeden Fall ein sogenannter Avatar, ein Platzhalterbildchen, hochgeladen werden. Ob abstrakt und persönlich obliegt dem Zweck des Mikroblogs und dem persönlichen Datenschutzvorstellungen. Wichtig ist es sich bewußt zu machen, dass es sich um öffentliche Kommunikation handelt. Genauso sollte mit den Zusatzangaben im Mikroblog umgegangen werden. Generell gilt, das wenn es für politische Zwecke eingesetzt wird sich so datensparsam wie möglich zu fassen und wenn es zum Zweck persönlicher Repräsentation genutzt wird so datensparsam wie nötig.
2. Handy und Zusatzwerkzeuge einrichten
Generell müssen Mikroblogs nicht mobil genutzt werden, sondern die Mobilnutzung stellt einfach nur eine interessante Zusatznutzung da, die z.B. für JournalistInnen und politische AktivistInnen eine Bereicherung darstellt. Mikroblogs können über SMS gefüttert und ausgelesen werden, jedoch stellt diese Variante in Deutschland nur in Ausnahmefällen wie z.B. zu gezielten Events eine sinnvolle Nutzung dar, weil die SMS bei Twitter hierfür 40 Cent und bei mikro.mensch.coop ca. 20 Cent kostet und im Falle von mikro.mensch derzeit nur mit Vertragshandys funktioniert. Die eleganteste Nutzung ist die über mobiles Internet des Handys. Mikroblogging verursachen, wenn es nicht exzessiv genutzt wird, relativ wenig Datenvolumen und die Preise für mobiles Internet sind derzeit stark am fallen. Dabei sollten die mobile Nutzung optimierten Internetadressen  http://m.twitter.com oder  http://m.mikro.mensch.coop genutzt werden, welche weniger Datenvolumen produzieren und auf Handys übersichtlicher sind.
Wer Mikroblogging auf Dauer leistungsfähiger und komfortabler gestalten möchte installiert sich auf seinem Computer eine sogenannte Desktopapplikation, von welcher bequem eine oder mehrere Accounts verwaltet, Nachrichten gepostet und empfangen werden können, ohne das die Internetseite konsultiert werden muss. Hier ist z.B. das Programm Twhirl empfohlen, welches unter jeden Betriebssystem läuft und mit Laconica-Mikroblogs als auch Twitter funktioniert. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von weiteren Handy-, Web- und Desktopapplikationen.
3. Interessante Mikroblogs finden und abonnieren
So können die internen Suchmaschinen sowie plattformübergreifende Mikroblogsuchmaschinen wie z.B. Twingly genutzt werden, um nach Schlagwörtern und Personen zu suchen und interessante Mikroblogs zu finden. Weiter können die AbonnentInnen-Listen der interessanten Mikroblogs nach weiteren „durchforstet“ werden. Eine Besonderheit ist wenn z.B. ein Laconica-Mikroblog auf mikro.mensch.coop auf einem anderen Laconica-Mikroblogging-Server wie z.B. identi.ca ein Mikroblog abonnieren möchte. Dabei muß man in seinem Account eingeloggt sein, dann auf den zu abonnierenden Mikroblog gehen und schließlich seine eigene Profil-URL wie z.B. mikro.mensch.coop/accountname angeben.
4. Kurznachrichten veröffentlichen
Die Nachrichten können nicht mehr als 140 Zeichen haben und es sollte daran gedacht werden, dass die Nachrichten aufgezeichnet werden und öffentlich sind. Wichtig ist bei den Kurznachrichten, das sie mit sogenannten Hashtags (Hash = Raute # + Tag = Schlagwort) versehen werden, wodurch die Nachrichten besser auffindbar werden wie z.B. als Kurznachrichten mit dem Hashtag #castor zeigen markieren alle Nachrichten zum Castortransport.

Ausblick
Das Wichtigste bei einer neuen Kommunikationsform ist es, sie einfach mal auszuprobieren. Erst hierbei stellt sich ein wirkliches Verständnis und Gefühl für Mikroblogging ein. Dabei sollte mensch nicht nur die Mainstream-Plattform Twitter konsultieren, sondern auch dezentralen politischen Alternativen wie z.B. mikro.mensch.coop eine Chance geben, die offene Standards verwenden wie das OMB-Format, stabiler laufen und mit Open-Source-Software betrieben werden.

Links zum Artikel:
Twitter: twitter.com
Laconica-Mikroblogging-Dienst für soziale Bewegungen: mikro.mensch.coop
größter Laconica-MB-Server: identi.ca
Mikroblogssuchmasche Twingly: twingly.com/microblogsearch
Applikationen für laconica: laconi.ca/trac/wiki/Apps
Desktop-Applikation Twhirl: twhirl.org
Web-Applikation Ping.fm: ping.fm

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@ VTler — Babybelle

Rechter Spam — Moldowa Defender