Dortmund: "Endlich seid ihr da!"

antifaunion 31.03.2009 10:04 Themen: Antifa Blogwire
Am Samstag fand in Dortmund auf den Tag genau vier Jahre nach dem Mord an Thomas "Schmuddel" Schulz die mittlerweile fünfte antifaschistische Demonstration in Gedenken an den ermordeten Punk statt. Dieser wurde am 28.03.2005 von dem Neonazi Sven Kahlin in der U-Bahn-Station Kampstraße brutal niedergestochen und verstarb wenig später an seinen Verletzungen. Die diesjährige Demonstration führte vom Dortmunder Hauptbahnhof in den Stadtteil Dorstfeld und war mit streckenweise über 800 Teilnehmern verhältnismäßig gut besucht.
Pünktlich zu Beginn der Auftaktkundgebung gegen 15 Uhr hörte dann auch der Regen allmählich auf und die DemonstrationsteilnehmerInnen konnten sich trockenen Fußes in Richtung Dorstfeld aufmachen. Zuvor jedoch wurde noch etwas Musik gespielt und dem Aufruf zur Demonstration zugehört, während auch die letzten verspäteten Züge mit DemonstrationsteilnehmerInnen eintrafen. Wegen angeblichen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz durfte die Demonstration zunächst nicht starten, gegen 15:40 Uhr setzte sich die Demonstration dann schließlich doch in Richtung Kampstraße in Bewegung.
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Dort angekommen wurde die erste Zwischenkundgebung abgehalten, auf der in einem Redebeitrag noch einmal auf den Mord an Schmuddel eingegangen und die Forderung nach einer Gedenktafel untermauert wurde. Aufgrund der Baustellensituation in der Dortmunder Innenstadt musste die Demonstration im Anschluss eine 180° Kehrtwende einlegen um auf den Wall zurück zu kehren. Über diesen ging es dann lautstark am Hauptbahnhof vorbei in Richtung Dortmund Dorstfeld.
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Kurz vor der Dorstfelder Brücke auf der Rheinischen Straße wurde die Demonstration dann das erste Mal aufgehalten, als Polizeikräfte einen Demonstrationsteilnehmer am Ende der Demo herauszogen und verhafteten. Die Vermittlungsversuche der OrdnerInnen blieben erfolglos und die Polizei nahm den Teilnehmer in Gewahrsam. Nach einiger Verzögerung setzte sich die Demonstration dann wieder in Bewegung und gelangte zum ehemaligen Neonaziladen "Donnerschlag". Hier folgte die zweite Zwischenkundgebung auf der noch einmal über den "Donnerschlag" und den extrem rechten Versandshop „resistore“ des Dortmunder Neonazis Dennis G. informiert wurde. Während dieser Kundgebung wurde die Demonstration von einem offensichtlichen Neonazi aus dem ersten Stock einer Wohnung heraus abgefilmt. Da die Polizei nicht Willens war diese Provokation zu unterbinden, halfen sich die DemonstrationsteilnehmerInnen selbst, machten sich unkenntlich und beförderten allerlei Gegenstände in die Richtung des Neonazis.
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Schließlich ging es weiter auf der Rheinischen Straße in Richtung Wilhelmplatz. Erfreuliche Szenen gab es dann in Dortmund-Dorstfeld: Als die Demonstration auf den Dorstfelder Hellweg einbog, ließen die Sympathiebekundungen der AnwohnerInnen nicht lange auf sich warten: Eine Gruppe von jungen Männern bedachte die Demonstration spontan mit Beifall, ein weiter junger Mann rief den Demonstranten zu: "Endlich seid ihr da!". Besonders die vielen migrantischen EinwohnerInnen Dorstfelds gaben den DemonstrationsteilnehmerInnen ein durchweg positives Feedback. Als die Demonstration auf dem Dorstfelder Hellweg die Einmündung der Thusneldastraße passierte, bot sich den DemonstrantInnen ein groteskes Bild: Das Obergeschoß des Hauses der Emscherstraße 2 war mit zahlreichen schwarz-weiß-roten Fahnen „geschmückt“, auch auf der anderen Straßenseite in der Thusneldastraße war eine Wohnung mit Reichsflaggen bestückt. Außerdem wurde aus dem obersten Fenster der Emscherstraße 2 die Demonstration abermals abgefilmt.
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Kurz darauf wurde die Demonstration erneut durch die Polizei gestoppt, da die immer aggressiver werdenden Polizeikräfte versuchten vereinzelt Personen aus der Demo zu ziehen. Dies gelang auch in einigen Fällen, letztendlich wurden drei Personen an dieser Stelle wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz in Gewahrsam genommen. Außerdem hinderte die Polizei DemonstrantInnen daran Neonazipropaganda zu entfernen und ließ völlig überzogen die Personalien von Personen, die eigene antifaschistische Aufkleber klebten, aufnehmen.
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Nach dieser etwas längeren Unterbrechung begann dann schließlich auf Höhe des Wilhelmplatzes in Dorstfeld die Abschlusskundgebung. Hier war neben einem kurzen Redebeitrag zur Neonaziszene des Stadtteils Dorstfeld noch ein etwas ausführlicherer Redebeitrag über die Neonaziszene des Kreises Recklinghausen zu hören. Gegen 17:40 Uhr wurde die Demonstration dann schließlich planmäßig aufgelöst und die TeilnehmerInnen begaben sich geschlossen zum S-Bahnhof Dorstfeld um von da aus gemeinsam die Rückreise zum Dortmunder Hauptbahnhof anzutreten.
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Wie bei Demonstrationen üblich, gab die Polizei an diesem Tag wieder ein eher chaotisches Bild ab, meist wusste der eine Polizist nicht was der andere tat und der Einsatzleiter wurde generell als letzter informiert. Gegen Ende wurde durch das aggressive Verhalten der Polizeikräfte der Eindruck erweckt, die Polizei wolle die Situation auf dem Wilhelmplatz eskalieren lassen, was aber durch das besonnene Verhalten der DemonstrantInnen verhindert wurde.
Die VeranstalterInnen sind mit dem Ablauf der Demonstration im Großen und Ganzen zufrieden. Gerade vor dem Hintergrund der Großdemonstrationen in Frankfurt und Berlin und anderer antifaschistischer Mobilisierungen geht die Teilnehmerzahl in Dortmund absolut in Ordnung. Über 800 Menschen haben am Samstag gezeigt, dass sie Schmuddel immer noch nicht vergessen und die Notwendigkeit erkannt haben, dass in Dortmund längerfristige antifaschistische Arbeit von Nöten ist um das Problem mit den Neonazis in den Griff zu bekommen. Eine große Demonstration wie am Samstag ist erfreulich und ein Schritt in die richtige Richtung. Doch hierauf können sich AntifaschistInnen aus der Region nicht ausruhen. Es gibt noch viel zu tun.
Zu guter letzt sei noch anzumerken, dass die Dortmunder Neonazis am Samstag auch eine Demonstration abhielten. Diese führte ab ca. 17:45 Uhr von der S-Bahn Haltestelle Dorstfeld-Süd einmal durch die Peripherie Oberdorstfelds und wieder zurück. Die Demonstration mit nach Polizeiangaben 172 Teilnehmern blieb jedoch ohne jegliche Außenwirkung. Und auch sonst war an diesem Samstag im restlichen Dortmund relativ wenig von den Neonazis zu sehen.
Eine kurze Anmerkung in eigener Sache: Die Antifaschistische Union Dortmund begreift die website de.indymedia.org als linke Medienplattform, nicht jedoch als Diskussionsforum. Insofern stellt die Antifaschistische Union Dortmund von Zeit zu Zeit Artikel wie diesen auf de.indymedia.org ein, an Diskussionen in der Kommentarspalte hat sich die die Antifaschistische Union Dortmund jedoch noch nie beteiligt und wird dies auch in Zukunft nicht tun. Falls Diskussionsbedarf zu Aktionen oder der Gruppe selbst bestehen sollte, bitten wir dies - nach Möglichkeit verschlüsselt - per E-Mail an die Antifaschistische Union Dortmund zu richten. Die E-Mail Adresse und der öffentliche PGP-Schlüssel finden sich unter "Kontakt" auf antifaunion.blogsport.de. Danke!
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Ergänzungen

We keep on moving!

[AAL] 01.04.2009 - 18:57
Im Raum Dortmund wir weiterhin alles dafür getan, den Nazis ihre Umtriebe zu vermiesen. In den letzten Jahren und Monaten sind verstärkt kleinere Nazigruppen im Kreis Unna, der an Dortmund grenzt, aufgetaucht. Dies hängt vorallem mit den neonazistischen Umtrieben innerhalb der Dortmunder Fußballfanszene zusammen.
Aus diesem und vielen weiteren Gründen findet in Lünen (nördliche Nachbarstadt von Dortmund) ein antirassistisches Fußballturnier statt.
Infos zum "Antifa Soccer Cup" gibt es auf der Homepage der Antifa Lünen:

Angriff nach der Demo

Mr. XY 02.04.2009 - 18:36
Nach der Demonstration machten sich 4 Jugendliche auf den Heimweg.
Als diese sich auf den Weg zur S-Bahn machten die sie nach Hause bringen sollte.
So befanden Sie sich nun in der Bahn, wo ihnen schon beim Einstieg auffiel das sich eine größere Gruppe (ca.30 Personen)im Zug aufhielt.
Diese Gruppe, die wie sich an der Haltestelle Dorstfeld herrausstellte zu den "autonomen Nationalisten" gehörte, fing an die Gruppe der Jugendlichen zu beleidigen und griffen diese dann schließlich auch an.
Die Jugendlich wurden von den Nazis in Dortmund Dorstfeld (Zitat eines/r Jugendlichen)"[...]aus der Bahn getreten!".
Als diese flüchteten folgten die Nazis den größtenteils Minderjährigen mit einer auf 40 Personen angewachsene Gruppe.
Den alternativen Jugendlichen gelang es sich zu verstecken.
Die Nazis wurden nach eigenen Angaben (Zitat)"Immer mehr!".
Sie entschieden sich, dass es klüger sei, zu warten bis die Nazis abgezogen waren.
Als sie zur anderen Seite des Verstecks bewegte sich eine weitere 30 Personen starke Gruppe Neo-Nazis.
Als noch eine weitere Gruppe Hinzustieß wurden schätzten die Jugendlichen die Gruppe auf etwas über 100 Personen.
Als diese verschwunden war rannten die Jugendlichen zum Selbstschutz zu einer vorbeifahrenden Polizeistreife die ihnen jedoch die Hilfe verweigerte.
Also warteten die jungen Menschen noch ein wenig um sich dann erneut zum Bahnhof zubegeben Ihnen gelang die Abreise dann mit einem Schock und Spucke an der Kleidung.
Leider kann ich keine genaueren Angaben machen da ich den Vorfall nur geschildert bekam und nicht selbst Geschädigter bin, jedoch muss sich die kurz vor Beginn der Neo-Nazi Demo in "Dorstfeld Mitte".

In diesem Sinne:
NIE WIEDER DEUTSCHLAND!

@ angriff nach der demo

nazifake 07.04.2009 - 17:21
dabei kann es sich nur um einen nazifake handeln, da die nasen zu diesem zeitpunkt selbst mit ihrem aufmarsch beschäftigt waren. eine so große gruppe nazis konnte erstens also gar nicht anwesend sein und zweitens nicht unauffällig agieren. zudem würden die cops (so scheisze sie auch sind) die hilfe bei so einem fall nicht verweigern.
insofern ein billiger versuch der dortmunder nasen, diesen für antifaschistInnen überaus erfolgreichen tag im nachhinein negativ zu besetzen.

nazifake löschen!

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