"Event-Wochenende" im NPD-Zentrum in Leipzig

milos 23.02.2009 08:37 Themen: Antifa
Geschichtsrevisionismus und antiamerikanische Hetze mit NPD-Landtagsfraktionsmitarbeiter Olaf Rose und ein Rechtsrockkonzert mit Protagonisten von "Sleipnir" und "Frontalkraft" - die Leipziger Nazisszene gab sich am vergangenen Wochenende abwechselungsreich. AntifaschistInnen protestierten am Sonntagabend.
Am 21. und 22.2.2009 fanden im NPD-Zentrum in der Odermannstraße zwei Veranstaltungen mit mehr als fragwürdigen Gästen statt.
Mit einem Vortag mit dem der „neuen Rechten“ zuzuordnenden NPD-Landtagsfraktionsmitarbeiter Olaf Rose sollten wohlmöglich die an inhaltlicher Fundierung des geschichtsrevisionistischen Weltbildes interessierten Rechten angesprochen werden, während am Sonntagabend Protagonisten von einschlägigen Rechtsrock-Bands aufgeboten wurden. Im Rahmen eines Konzertes sollen der Frontmann der Band „Sleipnir“ sowie ein Akteur der Band „Frontalkraft im Zentrum in der Odermannstraße aufgetreten sein. „Sleipnir“ ist gern gesehener Gast bei NPD-Veranstaltungen und pflegt Kontakte zum in Deutschland verbotenen Netzwerk „Blood and Honour“ und zu militanten Freien Kameradschaften, „Frontalkraft“ war unter anderem auf der so genannten „Schulhof-CD“ der „Freien Kräfte“ vertreten.

Rechtsrock-Konzerte sind ein zentraler Bestandteil der Nazi-Rekrutierungsarbeit. Mit dem sonntäglichen Konzert gab die Leipziger NPD offensichtlich ihrem Nachwuchs, der sich hauptsächlich aus dem militanten „Freie Kräfte“-Netzwerk rekrutiert, ein Terrain für ihre „nationale Jugendarbeit“. In Leipzig scheint die Partei keinerlei Berührungsängste mit der offensiv holocaustleugend, rassistisch und antisemitisch auftretenden Gruppierung zu haben.

Immerhin 70 Menschen fanden sich am Sonntag, 22.2.2009 spontan in Lindenau zusammen, um wiederum zu zeigen, dass Nazis und deren Veranstaltungen nicht erwünscht sind. Trotzdem zu wenig für eine Stadt, in der die Nazis lange Zeit - vor allem auch wegen der Stärke der antifaschistischen Linken – strukturell schwach aufgestellt waren.

In den drei Monaten seiner Existenz sind von dem NPD-Zentrum in Lindenau, das nach Eigenangaben das Abgeordnetenbüro von Winfried Petzold sowie die Leipziger NPD-Kreisgeschäftsstelle beherbergt, Drohungen und Gewalt gegen Nachbarn, Antifaschisten und die Polizei ausgegangen. Das Zentrum dient darüber hinaus als Wahlkampfzentrale. Anfang Februar hat die Leipziger NPD nach Eigenangaben Kandidaten für die Kommunal- und Landtagswahlen augestellte.
Gleichwohl das Zentrum eine wichtige Schaltstelle nazistischer Aktivitäten darstellt, wäre es falsch sich allein darauf zu fokussieren. Auch im Osten der Stadt kam es in jüngster Zeit vermehrt zu Angriffen auf ein alternatives Projekt und zur Verfolgung von alternativen Menschen durch Nazis. Nicht zuletzt im „Szene-Stadtteil“ Connewitz wurden wiederholt die Scheiben linker Locations eingeworfen. Und: es kann keineswegs nur um organisierte bzw. ideologisch gefestigte Nazis gehen. Wie die Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt in Sachsen jüngst in ihrer Jahresstatistik 2008 bescheinigten, sind insbesondere MigrantInnen in hohem Maße von Alltagsrassismus betroffen. Die deutschen Behörden und die Medien spielen hierbei eine tragende Rolle.

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Ergänzungen

gestern abend

leipzigerin 23.02.2009 - 10:03
weisz wer, ob gestern abend noch was passiert ist? sind die nazis nach dem konzert einfach nach hause gefahren, kann ich mir ja fast nicht vorstellen

Fragen

Joli 23.02.2009 - 13:23
Warum beklagt man sich darüber, dass nur 70 Antifas anwesend sind; wenn a) niemand davon was weiß und b) man Antifaarbeit der Partei Die Linken überläßt.....

komisch

anonym 23.02.2009 - 13:30
@Leipzigerin

ich war mit nem Kumpel während der gesamten Demonstration mit dem Auto rundum das Zentrum in der Odermannstraße unterwegs...Ca. zwischen 20Uhr und 20.15Uhr fuhren wir gerade auf der Lützner Straße (Straßenbahnlinie 8 und 15) in Richtung Zentrum auf Höhe Henriettenstraße als uns ein großer LVB-Linienbus mit der Aufschrift Schienenersatzverkehr mit fast ausnahmslos jungen Leuten entgegen kam...das kam mir in der Hinsicht mysteriös vor, da an gleicher Stelle den ganzen Abend Bahnen gefahren sind...andererseits könnte die Straßenbahn auch vom Demonstrationsgeschehen aufgehalten worden sein...aufgrund der in großer Zahl auftretenden Herren in grün konnten wir leider nicht sofort wenden und der Sache nachgehen...würde mich trotzdem mal blendend interessieren ob jemand auch diese Situation beobachtet hat!...wäre mal wieder ein Armutsszeugnis der Leipziger Verkehrsbetriebe und somit auch der Staat!

Aufregung um V-Leute

http://www.zeit.de 24.02.2009 - 20:00
Die SPD-regierten Bundesländer haben ihre verdeckten Ermittler aus den Vorständen der NPD zurückgezogen. Für ein neues Verbotsverfahren reicht das aber nicht (...)

Artikel auf:  http://www.zeit.de/online/2009/09/NPD-Verbot-Verfassungsschutz-Koerting

Jena: Braunes Haus wurde auf Waffen überprüft

http://www.jenatv.de 25.02.2009 - 17:56
Wie die Polizei Jena soeben mitteilte, brachten erste Überprüfungen im sogenannten „Braunen Haus“ der Neonazis in Lobeda keine Hinweise auf Waffen im Sinne des Waffengesetzes. Anlass zu einem Ermittlungsverfahren gegen die Jenaer NPD-Kreisgruppe war ein Spiegel-Online-Interview mit dem NPD-Aussteiger Uwe Luthardt (siehe JenaTV-Meldung heute Mittag). Luthardt hatte behauptet, im „Braunen Haus“ in der Jenaischen Straße gäbe es einen „Raum mit Waffen“. Der bündnisgrüne Landtags-Kandidat Co-Pierre Georg hatte daraufhin Anzeige gegen den Jenaer NPD-Kreisvorstand erstattet. Die Polizei kündigt weitere Ermittlungshandlungen zu NS- und SS-Propagandamaterial im „Braunen Haus“ an. cs

Bewährungsstrafen nach Überfall in Mügeln

http://www.mdr.de 25.02.2009 - 18:03
Etwa eineinhalb Jahre nach den Übergriffen auf eine Gruppe Inder in Mügeln sind drei weitere Beteiligte verurteilt worden. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig am Dienstag mitteilte, verhängte das Amtsgericht Oschatz Bewährungs- und Geldstrafen gegen zwei damals 22 und 24 Jahre alte Männer. Ein zur Tatzeit 18-Jähriger erhielt eine Verwarnung und muss gemeinnützige Arbeit leisten(...)

Weiterlesen:  http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/6158604.html

Nazi-Überfall in Thüringen

Leser 25.02.2009 - 18:52
Nur eine Woche nach den brutalen Übergriffen im Anschluss an den Neonazi-Aufmarsch in Dresden ist es am vergangenen Samstag in Thüringen erneut zu einem Übergriff von Neonazis auf Andersdenkende gekommen(...)

Ganzer Artikel:  http://npd-blog.info/2009/02/25/erneut-neonazi-uberfall-in-thuringen/

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