Am Arsch die Räuber: FFM

eine der Räuberinnen 20.12.2008 13:12 Themen: Soziale Kämpfe
In Frankfurt am Main wurde am 20.12. an der Zeilgalerie ein Transparent entrollt, auf dem die Gruppe "Am Arsch die Räuber" fordert: "Rettungspakete für alle! - ...ich klau mir was". Mit dieser Intervention zu den Feiertagen sollen die Menschen dazu aufgerufen werden, selbst aktiv zu werden und gemeinsam für ein gutes Leben für alle zu kämpfen!
Aktion auf der Zeilgalerie in Frankfurt am Main

Heute, am Samstag, den 20.12.2008 gegen 12 Uhr Mittags hat eine Gruppe an der Fassade der Zeilgalerie ein Transparent entrollt, auf dem sie „Rettungspakete für alle“ fordern.
Mitten im großen Andrang des Weihnachtsgeschäfts am letzten Samstag vor Weihnachten war die Zeil voll mit Menschen, die ihre Einkäufe und letzten Besorgungen machen wollten. Das Transparent wurde von der Terrasse der Zeilgalerie entrollt und verhakte sich an einem Mast vor dem zentralen Eingang. Auf dem Transparent war „Rettungspakete für alle! – ... ich klau mir was“ zu lesen und es prangte ein Bild von Karl Marx und einem roten Stern darauf. Auf dem begleitenden Flugblatt nimmt die Gruppe, die sich selbst „Kommando am Arsch die Räuber“ nennt, Bezug auf die Finanzkrise und die Rettungspakete für Banken und Industrie. In den Flugblättern, die von der Besucherterrasse geworfen wurden, erklärt die Gruppe, dass die Forderung nicht dem Staat oder der Regierung gilt, sondern die Menschen sich ihre Rettungspakete selbst aneignen, klauen, sollen. Gefordert wird neben einem „gutem Leben für alle“ eine gesellschaftliche Diskussion über die Alternativen zum Kapitalismus und eine gemeinschaftliche Organisierung und Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit.
Auf Nachfrage sagte ein Mitglied der Gruppe: „Die Aktion soll in Zeiten einer historisch einmaligen Krise die Menschen dazu aufrufen, endlich selbst aktiv zu werden und sich nicht immer alles vorsetzen zu lassen und abzunicken.“
Die Entrollung des Transparentes hat großes Aufsehen und Zustimmung bei den Passanten und Passantinnen geweckt. Viele zeigten sich zunächst verwundert, ließen sich jedoch von der Kritik an der Krisenintervention der Regierung ansprechen, die einseitig Banken und Industrie, nicht aber Menschen unterstützt, die kaum genug zum Leben haben.
Aufgrund der Konstruktion des Transparentes und der baulichen Bedingungen der Fassade der Zeilgalerie ist noch nicht klar, wann es entfernt werden kann. Interessierten sei angeraten, es sich sobald wie möglich anzuschauen.
In diesem Zusammenhang sei auf die Demonstration am 14.1.2009 in Frankfurt am Main verwiesen, die mit der Forderung „Für sozialen Fortschritt und Emanzipation“ ähnliche Ziele verfolgt.  http://www.14januar.de/


AUS DEM FLUGBLATT:

RETTUNGSPAKETE SELBER SCHNÜREN!

Während Banken und Industrie Milliarden in den Arsch geschoben bekommen, um ein marodes Wirtschaftssystem am Laufen zu halten, gibt es immer mehr Menschen, die zu wenig Geld für die grundlegenden Bedürfnisse haben: Lebensmittel, Kleidung und Geld für gesellschaftliche Teilhabe, wie Bildung, Tageszeitung, Kinokarten oder Musik.
Einmal mehr wird deutlich: Im Kapitalismus verlieren immer die gleichen. Immer mehr Menschen haben immer weniger zum (Über-)Leben und wenige Reiche werden immer reicher. Kapitalismus ist ein System ungleicher und ungerechter Verteilung gesellschaftlichen Reichtums, also des Geldes und der Waren, die wir alle gemeinsam produziert haben. Es geht nicht darum, nur die Bankenchefs, die „gierigen“ Manager anzugreifen und zu kritisieren, im Gegenteil, es geht ums Ganze, das System. Im Kapitalismus ging es nie um soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle. Es ging und geht immer um Profit und die Anhäufung von Kapital. „Gierige“ ManagerInnen erfüllen darin genauso ihre Rolle wie wir als ProduzentInnen und brave KonsumentInnen, um dieses System am Laufen zu halten. Da haben wir kaum eine Wahl, außer wir eignen uns das einfach selbst an, was wir brauchen und haben wollen.
„Rettungspakete für alle“ ist deshalb kein frommer Weihnachtswunsch. Es geht nicht um Almosen für Hartz-IV-EmpfängerInnen, denn der gesellschaftliche Reichtum gehört allen und muss für alle zugänglich sein, egal ob mit oder ohne Aufenthaltsgenehmigung , ob mit oder ohne Pass. Solange es aber Kapitalismus gibt, bedeutet „Rettungspakete für alle“: Wir klauen uns was!

Dies ist ein Aufruf zum gemeinsamen Kampf für ein gutes Leben für alle!

Kommando am Arsch die Räuber
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Ergänzungen

Bilder dazu

Nico 20.12.2008 - 16:10
Hier noch 2 Bilder dazu, die ein Freund zufällig geschossen hat ....

»Der Staat hat beim Regulieren kläglich versa

anonym 24.12.2008 - 03:13
Junge Welt Artikel:


»Der Staat hat beim Regulieren kläglich versagt«


»Kommando am Arsch die Räuber« fordert Rettungspaket für alle. Bildungsproteste für Januar angekündigt. Ein Gespräch mit Jessica Castro-Merino


Gitta Düperthal


Jessica Castro-Merino ist Sozialreferentin des Asta der Uni Frankfurt/Main und Geschäftsführerin des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren
Mitten im vorweihnachtlichen Trubel haben Jugendliche am Wochenende ein Transparent vom Dach des Kauftempels Zeilgalerie in Frankfurt am Main heruntergelassen. Sie forderten darauf ein »Rettungspaket für alle«. »Ich klau mir was!« war außerdem neben dem Konterfei von Karl Marx zu lesen. Was war die ­Intention?


Die Bundesregierung hat innerhalb von zwei Wochen ganz spontan ein Milliardenpaket für die Banken geschnürt. Zuvor wurde uns ständig gesagt, es sei kein Geld da: Weder für die Ausstattung der Schulen noch für die Universitäten – der Sozialabbau der vergangenen Jahre und die Einführung der Studiengebühren wurden auch so begründet. Dann haben sich die Banken in die Krise manövriert – plötzlich regnete es Geld vom Himmel. Mit der Aktion sollte durch Polarisieren auf das Problem aufmerksam gemacht werden: In unserem neoliberalen System profitieren stets die gleichen, die große Masse geht leer aus.
Hinter der Aktion des »Kommandos am Arsch die Räuber« steckt die Aufforderung, sich die Rettungspakete »selbst anzueignen«. Ist jegliches Vertrauen in die Regierung verschwunden?


Der Staat hat beim Regulieren kläglich versagt. Welche Intention genau hinter der Aktion steckt, ist schwer zu sagen. Ich kenne die Urheber nicht, aber vermutlich wollen sie sagen: Für eine Umverteilung von Oben nach unten müssen wir kämpfen. Erst ab einer gewissen Einkommenshöhe gibt es Geschenke vom Staat. Die große Masse muß jeden kleinen Fortschritt mühsam einfordern. Deshalb müssen wir den Druck auf der Straße erhöhen. Das läßt sich am Beispiel der Studiengebühren nachvollziehen: Das hessische Parlament hat sie nur abgeschafft, weil wir breit und nachhaltig protestiert haben.
Die hessische SPD hat »Zwangsanleihen für Reiche« vorgeschlagen: Wohlhabende mit Vermögen von mehr als 750 000 Euro sollen verpflichtet werden, dem Staat zwei Prozent davon zu leihen – zum Zinssatz von maximal 2,5 Prozent.


Offenbar hat man erkannt, daß gewisse Eliten fortwährend vom Kapitalismus profitieren – und jetzt wieder mit einem Rettungspaket gehätschelt werden. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es muß globale Konzepte geben. Zum Beispiel muß ein weltweit demokratisch legitimiertes Finanzinstitut eingerichtet werden, das – anders als der Internationale Währungsfonds (IWF) – wieder abwählbar ist.
Am 14. Januar veranstaltet ein breites Bündnis hessischer Jugendorganisationen um 18.30 Uhr eine Demo in Frankfurt am Main unter dem Motto »Alles muß man selber machen – Fortschritt erkämpfen«. Ist das eine Wahlkampfaktion?


Teilweise schon. Wobei es nicht etwa heißt: Wir brauchen eine rot-rot-grüne oder eine rot-grüne Landesregierung. Wir kämpfen nicht nur für den Politikwechsel in Hessen, sondern für ein generelles politisches Umdenken. Bekanntermaßen steht die SPD-Politik der des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, den wir abgewählt sehen wollen, nicht viel nach: Das ist beispielsweise an den Hartz-Gesetzen zu erkennen.
Für den 14. Januar ist eine weitere Demo mit dem Schwerpunkt Bildungspolitik angekündigt, die bereits um 15.30 Uhr beginnt. Ist hier ein anderes politisches Spektrum aktiv?


Nein, das überschneidet sich teilweise. Nachmittags werden Jugendorganisationen vertreten sein, unter anderem die der verschiedenen Parteien, aber auch Eltern- und Studierendenvertretungen sowie Lehrer und die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Abends wird das Bündnis breiter. Beispielsweise werden sich die Flughafenausbaugegner, Umweltinitiativen, Migrantenprojekte und andere anschließen, um das Augenmerk auf die mißlungene Sozialpolitik zu richten.
Wie ist die Stimmung der Studenten vor der Hessen-Wahl am 18. Januar?


Viele befürchten, daß die Studiengebühren wieder eingeführt werden. In Baden-Württemberg gibt es ein neues Versammlungsgesetz, ähnlich dem in Bayern, das die Demonstrationsfreiheit einschränkt. Ähnliches wird uns auch in Hessen blühen - insbesondere dann, wenn Roland Koch an der Regierung bleibt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Schoenes — Fotograph

solidarische grüße — axiomatics

Super Aktion — Frankfurterin