Griechenland - Funke oder Flächenbrand?

W. Aswestopoulos, Athen 08.12.2008 04:38 Themen: Weltweit
Ausnahmezustand im Athener Stadtzentrum. Seit Samstagabend herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Inzwischen nicht mehr nur in Athen. Die Situation hat sich auf alle griechischen Großstädte ausgebreitet. Auch heute Morgen halten die Unruhen unvermindert an. Athen, Thessaloniki, Ioannina, Chania, Iraklio, Agrinio und Patras werden von Straßenkämpfen zwischen Polizeikräften, autonomen Gruppen und aufgebrachten Bürgern beherrscht. Dieser Bericht versucht die Situation aus bürerlicher Sicht zu beschreiben.
Auslöser waren die Todesschüsse aus einer Polizeipistole auf einen 15jährigen Schüler.
Das war passiert:
In den frühen Nachtstunden des 6. Dezembers feiert eine Gruppe Jugendliche den Namenstag eines "Nikolaos". Die etwa 30 Schüler sind im Athener Stadtviertel Exarxchia als sie einer Polizeistreife begegnen. Die Jugendlichen beschimpfen die Polizisten in ihrem Streifenwagen, beleidigen sie mit unflätigen und abwertenden Ausdrücken. Möglicherweise - so die Aussage einiger Polizisten - werfen sie Gegenstände auf den Wagen. Zunächst fährt der Streifenwagen weiter. Die Polizisten parken ihn direkt neben dem Polizeibus, der als mobile Einsatzstelle für die Spezialkräfte dient, die den dort befindlichen Hauptsitz der Oppositionspartei PASOK bewachen.

Ohne die Spezialkräfte zu informieren kehren die Streifenpolizisten zu Fuß zu den Jugendlichen zurück und provozieren diese. Einer der Polizisten gibt bei der späteren Vernehmung an, er wollte die 30 Jugendlichen zusammen mit seinem Kollegen wegen der Beleidigungen verhaften. Die Jugendlichen gehen auf die Polizisten zu. Daraufhin wirft einer der Polizisten eine Leuchthandgranate in die Menge. Der andere, der Fahrer des Streifenwagens, gibt drei Schüsse ab. Ein 15jähriger - aus "gutem Hause", wie es später heißt - sackt getroffen zusammen. Ein Freund ruft um Hilfe, kann keinen Puls mehr spüren. Der Junge ist tot. Die Polizisten reagieren nicht. Sie gehen ihres Wegs, als ob nichts geschehen wäre. Hilfe leisten sie nicht.

Dieser Hergang wird inzwischen von allen Seiten, auch den Polizisten selbst, bestätigt. Allerdings beruft sich der Schütze auf Notwehr. Er habe sich bedroht gefühlt, daher zweimal in die Luft und einmal auf den Boden geschossen. Augenzeugen berichten dagegen von gezielten Schüssen.

Nach diesem Vorfall haben sich in allen großen griechischen Universitätsstädten Protestbewegungen gebildet. Sie weiteten sich im Lauf des Sonntags auf Patras, Agrinio und weitere Städte aus.

Medienberichte über den Vorfall gab es für die Griechen allerdings bis zum Sonntagvormittag nur per Radio, Internet oder CNN. Die ansonsten recht schnelle griechische Berichterstattung über Aufsehen erregende Ereignisse blieb zunächst aus. In den frühen Morgenstunden wurde dann offenbar der Druck auf die großen Medienanstalten zu groß. Die Unruhe wuchs, als immer mehr Geschäfte und Kioske beschädigt wurden. Straßenbarrikaden wurden aufgebaut. Die Polizei ging mit Reizgas auf die Demonstranten los. Beide Seiten nahmen keinerlei Rücksicht auf Anwohner und Passanten.

Erst seit gestern Vormittag finden die Unruhen auch in den großen griechischen Medien statt. Zunächst berichtete der staatliche Fernsehsender ERT und Net, später in mehrstündigen Sondersendungen der private Sender Skai über die ausufernden Proteste. Die massive Polizeipräsenz auf den Straßen um das Athener Zentrum, sowie die andauernden Hubschrauberflüge, waren nicht mehr totzuschweigen.

Die Zurückhaltung der Medien war völlig ungewohnt. Normalerweise sind mindestens drei Ü-Wagen vor Ort, wenn eine Katze in einem griechischen Ort von einem Baum geholt wird. Nicht so diesmal. Lediglich einige wenige kleine unabhängige Rundfunksender berichteten von Anfang an. Vorwürfe der Bürger, die Medien seien staatlich gesteuert, sind nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Griechische Medien werden über einen Werbetopf finanziert, der zum großen Teil in der Hand der Banken und des Staates liegt. Verleger und Rundfunkveranstalter sind oft Bauunternehmer und Industrielle.

Staatspräsident Papoulias, die gesamte Opposition und auch die Regierung verurteilten unterdes einstimmig den Vorfall. Ein Novum. In Griechenland geht das auch anders. So wurde während der Studentenunruhen 2006/2007 ein Student in Thessaloniki von Polizeikräften so brutal verprügelt, dass er heute geistig behindert ist. Damals stellte sich der verantwortliche Innenminister Polydoras von der regierenden Nea Dimokratia demonstrativ vor seine Untergebenen und rechtfertigte deren Handeln. Diesmal hat der Nachfolger Polydoras, Prokropis Paulopoulos, bereits in den ersten Stunden nach den Schüssen dem Ministerpräsidenten Griechenlands und Vorsitzendem der Nea Dimokratia, Kostas Karamanlis, seinen Rücktritt angeboten. Der wurde allerdings abgelehnt.

Aus der Empörung über den Tod des Jungen ist inzwischen eine mächtige Protestaktion geworden. Unter den Demonstranten sind nicht nur gewaltbereite Autonome, sondern viele sogenannte Normalbürger. Dutzende Menschen sind bereits verletzt worden. Mehrere Ladenlokale wurden völlig zerstört.

Die Explosivität der derzeitigen Situation in Griechenland lässt sich nur verstehen, wenn man den tragischen Tod des Schülers vor dem Hintergrund der aktuellen politischen, ökonomischen und soziologischen Gegenwart Griechenlands betrachtet. Bisher vom Ausland weitgehend unbemerkt ist die Regierungspartei Nea Dimokratia mehr und mehr in eine Krise gestürzt, die den griechischen Staat in seinen Grundfesten erschüttert. Die Regierung Karamanlis hatte 2003 die damals politisch heillos zerstrittene und in mehrere Skandale verwickelte Regierung der sozialistischen PASOK abgelöst. Der Slogan Karamanlis, „Σεμνά και ταπεινά“ - "Bescheiden und ehrfürchtig" sollte seine Regierung beschreiben. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Kurz nach den noch von der PASOK vorbereiteten Olympischen Spielen 2004, die Athen aufblühen ließen erschütterten mehrere Skandale die Regierung. Der Kürze halber seien nur die Skandale eines einzigen Ministers der Regierung Karamanlis angeführt. Die Art und Weise, wie mit diesen Vorfällen umgegangen wurde, ist allerdings charakteristisch.

Im Juni 2005 wurden mehrere Pakistani von offiziellen Polizeibehörden regelrecht entführt. Verantwortlicher Minister war damals Georgios Voulgarakis. Er blieb trotz des Nachweises, dass er über die Vorgänge offensichtlich informiert war, weiter im Amt.

Kurz darauf zerstörte ein weiterer Vorfall das Vertrauen in die Regierung - der Abhörskandal. Regierungsmitglieder, Oppositionelle, Journalisten und sogar der Ministerpräsident wurden abgehört. Der Kronzeuge des Skandals starb auf mysteriöse Weise. Offiziell ging man von Selbstmord aus.

Im Sommer 2007 stand fast ganz Griechenland in Flammen. Waldbrände, die offensichtlich von Brandstiftern gelegt worden waren, hatten weite Teile der griechischen Wälder zerstört. Das Land selbst stand mitten im Wahlkampf für die im September stattfindenden Parlamentswahlen. Drei Wochen vor den Parlamentswahlen brannten sogar Teile der antiken Olympischen Stadien. Die Regierung zeigte sich machtlos. Es gab zahlreiche Todesopfer.

Während Griechenland trauerte und entsetzt feststellen musste, dass selbst das antike Erbe nicht geschützt wurde, trat der Staatssekretär von Minister Voulgarakis, Zachopoulos, vor die Kamera und konnte keine Aussage zur Bedeutung Olympias für die griechische Geschichte machen. Dennoch erhielt Georgios Voulgarakis nach den gewonnenen Parlamentswahlen 2007 den Posten des Handelsmarineministers. An seiner exponierten Position in der Regierung änderte sich auch weiterhin nichts.

Voulgarakis hatte erst ausgedient, als er es in seiner Funktion als Handelsmarineminister etwas zu weit trieb. Er hatte Personalentscheidungen des Ministeriums mit der Besetzung von Posten in seiner privaten Immobilienfirma vermischt. Darüber hinaus haben seine Frau, sein Schwager und auch sein Schwiegervater gut an den offensichtlich illegalen Grundstücksgeschenken staatlicher Filetgrundstücke an ein Mönchskloster verdient. Die Ehefrau war als Notar an den Verträgen beteiligt, wofür sie mit einem staatlich festgelegtem Prozentsatz der Grundstückswerte (nahezu eine Milliarde Euro) als Honorar belohnt wurde. Schwager und Schwiegervater waren anwaltlich für das Kloster tätig und Voulgarakis sorgte offenbar zusammen mit einigen Ministerkollegen für die nötigen Unterschriften.

Orthodoxie ist Staatsreligion, der christliche Glaube in der griechischen Bevölkerung tief verwurzelt. Schwer wiegt daher der Schock, Mönche als Immobilienhändler oder gar Betrüger erkennen zu müssen. Das soziokulturelle Gefüge des Landes wird dadurch tief erschüttert. Ebenso schwer wiegt, dass reihenweise Minister als raffgierig oder korrupt überführt werden. Sozialminister treten mehr oder weniger freiwillig zurück, nachdem ihnen nachgewiesen wird, dass private Freunde mit Versicherungsgeldern an der Börse spekuliert und verloren haben. Der Nachfolger im Sozialministerium darf gehen, da er illegale Immigranten als Arbeitskräfte einsetzt - unversichert natürlich.

Presseminister Roussopoulos durfte seinen Hut nehmen, nachdem ihm einerseits nachgewiesen wurde, dass er zu sehr in den Mönchsdeal involviert war, andererseits befreundeten Journalisten Zeitungen finanzierte. Eine Zeitung erhielt als verkappten Zuschuss einen Werbeetat für staatlich finanzierte Werbung, der einem Betrag von 24 Euro pro Leser entspricht.

Finanzminister Alogoskoufis ist dafür verantwortlich, dass die Staatsfinanzen brach liegen und staatliche Krankenhäuser wegen insgesamt einer Milliarde Euro Schulden aus nicht bezahlten Rechnungen nicht mehr beliefert werden. Der Staat ist einfach seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen. Damit nicht genug: Auch die klammen Sozialversicherungskassen bekommen keine Unterstützung. Selbst Sozialpflichtversicherte Arbeitnehmer müssen Medikamente und Ärzte zunächst privat bezahlen.

Griechische Schulkinder müssen derzeit als einzige in Europa während der Sekundarstufe durchgehend Nachhilfeschulen besuchen. Die Qualität der staatlichen Schulen ist zu schlecht.

Darüber hinaus leidet Griechenland an einer Teuerungsrate für die Grundversorgung, die in ganz Europa Ihresgleichen sucht. Die Banken, die trotz Rekordgewinnen eine staatliche Stütze von 28 Milliarden Euro erhalten, erhöhen die Zinsen für Privat- und Geschäftskunden, während gleichzeitig die europäische Zentralbank den Zinssatz senkt.

Die derart strapazierten Griechen befinden sich derzeit fast alle am Rand des wirtschaftlichen Ruins. Im Gegensatz zum übrigen Europa gibt es noch keine Signale von der Politik, die auf bessere Zeiten oder wenigstens eine kontrollierte Krise hoffen lassen. Im Gegenteil. Minister Alogoskoufis will eine Kopfsteuer einführen, die selbst Bürger unter der Armutsgrenze trifft. Demnach soll jeder Bürger Steuern zahlen, unabhängig davon ob er irgendwelche Einnahmen hat. Der gleiche Minister, der durch seine Unterschrift unter den Immobiliendeal mit den Mönchen den Staat um eine Milliardensumme geschädigt hat und den Banken einen weiteren Bonus verschafft hat.

Vor diesem Hintergrund, und mit dem Wissen, dass noch keine der für die oben genannten Skandale verantwortlichen Personen zur Rechenschaft gezogen wurde, muss man die bürgerkriegsähnlichen Zustände im heutigen Athen betrachten. Die Griechen haben ihr Vertrauen in Kirche, Regierung und Justiz verloren.

Passanten am Rand der Demonstrationen zeigten sich empört darüber, dass selbst in dieser Situation der Ministerpräsident noch nicht vor die Kameras getreten ist. Das Fazit eines vom Tränengas gezeichneten Anwohners: "Karamanlis hat halt keine Cojones".

W. Aswestopoulos, 8. August 2008, Athen
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Ergänzungen

Blog mit detaillierten Infos

otro FAUista 08.12.2008 - 06:17
Im Moment mangelt es sehr an genauen und detaillierten Informationen aus Griechenland. Viele sind auf die bürgerliche Presse angewiesen, weil die es so gut wie keine Übersetzungen z.B. von den Postings gibt, die auf Indymedia Athen erscheinen.

Für Leute, die Spanisch lesen können, schließt vielleicht  http://grecia-libertaria.blogspot.com/ die Lücke ein wenig. Dort erscheinen seit Beginn der Auseinandersetzungen sehr detaillierte Berichte darüber, was und wo in Griechenland los ist. So erfährt man beispielsweise, dass am Sonntag fast 10.000 Menschen auf der Demo in Athen waren, dass es in erheblich mehr griechischen Städten zu Demos und Aktionen gekommen ist, als in der bürgerlichen Presse zu erfahren war etc.

Übersetzung gesucht

no name no pain 08.12.2008 - 10:23
" According to eye-witnesses, the cop had been swearing against the young man, showing his genitals, before shooting him. "

@no name no pain

tarn -slator 08.12.2008 - 10:48
Hier eine Übersetzung:
Augenzeugen berichten, dass der Polizist den jungen Mann beschimpfte, (indem er) seine Genitalien zeigte.

auch in dtld.

ich muss gar nix 08.12.2008 - 11:30
Köln: Griechisches Konsulat verschönert  http://de.indymedia.org/2008/12/235148.shtml
Berlin: Griechisches Konsulat besetzt  http://de.indymedia.org/2008/12/235153.shtml

Solidemos:
Köln: Bahnhofsvorplatz, Köln Montag, 8. Dezember, 16:00 Uhr
Solidemo Berlin 7.12.: Fotos:  http://de.indymedia.org/2008/12/235117.shtml
Solidemo Hamburg 7.12.:  http://de.indymedia.org/2008/12/235071.shtml

was heißt das?

Symbolismus 08.12.2008 - 11:33
»(indem er) seine Genitalien zeigte«
heißt das in etwa: 'Hier spricht die Polizei dein Schöpfer , Herrscher über Leben und Tod mit der Knarre in der Hand.'


Der Polizeiwachtmeister schwört nach der Tat, die Kugel(n) wäre nicht auf das Opfer gerichtet gewesen. Sie, die PolizistInnen hätten Panik bekommen und der Warnschuss (die Warnschüsse) wären an einem Metallschild abgeprallt bevor sie das Opfer in die Brust getroffen hätten.

Wie haben die das in dieser Situation mit dem zeigen ihren Genitalien hingekriegt?

weitere solidemos

(muss ausgefüllt werden) 08.12.2008 - 11:33
Bern
Montag, 8.Dezember, 18.00 Uhr, Tramstation "Weltpostverein" (3er Tram Saali)

Berlin
Montag, 8. Dezember, 13:00 Uhr, vom Kottbusser Tor zum Griechischen Konsulat

Hamburg
Montag, 8. Dezember, 19:00 Uhr, VV in der Flora (vllt. Demo)

Frankfurt am Main
Dienstag, 9. Dezember, 16.30 Uhr, Bockenheimer Warte

Dortmund
Dienstag, 9.12. 18 Uhr vor dem U-Bahnhof Kampstraße

Bericht einer Aktivistin aus Exarchia

Entdinglichung 08.12.2008 - 11:55
Quelle:  http://www.sozialismus.net//content/view/1014/1/

Nachdem ein Polizist am Samstag einen 15-Jährigen erschossen hatte, kam es das ganze Wochenende zu schweren Auseinandersetzungen in vielen griechischen Städten. Wir sprachen mit Savra, einer Aktivistin aus dem betroffenen Athener Stadtviertel Exarchia.

Der tödliche Schuss des Polizisten wurde mitten in Exarchia abgegeben. Exarchia ist ein Stadtviertel im Zentrum von Athen, das seit vielen Jahren von anarchistischen und linksradikalen Kräften geprägt ist. Immer wieder kommt es dort zu kleinen Scharmützeln zwischen AktivistInnen und der berüchtigten Spezialpolizei MAT, die nächstens gruppenweise in Kampfausrüstung an jeder zweiten Ecke steht, um alles zu überwachen und die Bevölkerung einzuschüchtern.

Die Polizisten behaupten, im Zuge einer Verteidigung gegen einen Angriff hätte ein Warnschuss den 15-Jährigen getroffen. Savra kennt Augenzeugen, die gesehen haben, was wirklich passiert ist: „Am Samstag abends, ungefähr um 9 Uhr, hat in der Nähe das kurdischen Lokals Hassan eine Gruppe von Jugendlichen einen Polizeiwagen gesehen. Sie haben die Polizisten verarscht und eine Plastikflasche hingeworfen. Zwei Minuten später, als diese Situation bereits vorbei war, kamen die Bullen zu Fuß zurück. Es gab verbale Auseinandersetzungen und der eine Bulle warf eine Blitz/Knall-Handgranate; der andere begann zu schießen: zwei Schüsse in die Luft und der dritte direkt. Der 15-Jährige war sofort tot.“

Savra berichtet weiter: „Die Nachricht hat sich sehr schnell ausgebreitet. In einer halben Stunde haben in Exarchia heftige Auseinandersetzungen begonnen. In den nächsten Stunden hat sich die Reaktion auf den Mord in ganz Griechenland ausgedehnt. Bis gestern Abend war es wie ein Krieg: Straßenkämpfe von Komotini in Thrazien bis Heraklion in Kreta.“

In Athen wurde unzählige (Luxus-) Autos, Banken und (Nobel-) Geschäfte angezündet, Polizeistationen und Polizeieinheiten angegriffen. Es gab zahlreiche Verletzte auf beiden Seiten, Dutzende AktivistInnen wurden festgenommen. Am Sonntag Nachmittag demonstrierten in Athen 5000 Menschen gegen die Polizeigewalt. Die Polizei setze massiv Tränengas ein; die Tränengasschwaden hängen dann, wie immer diesen Fällen, noch bis in den nächsten Tag im Stadtzentrum und reizen die Atemwege der EinwohnerInnen.

Wie wird es nun weitergehen? Savra dazu: „Für heute (Montag; Anm.) sind neue Demonstrationen angekündigt. Ab heute beginnen auch Schulstreiks. Sogar auf kleinen Inseln wie Limnos marschieren die SchülerInnen gegen die Polizeistation! Es gibt eine unglaubliche Wut, die mit der allgemeinen miserablen ökonomischen Situation kombiniert ist. Für Mittwoch war schon von vornherein ein Generalstreik angekündigt. Die elenden (Gewerkschafts-; Anm.) Bürokraten überlegen jetzt, die große Demo wegen der explosiven Situation abzusagen!“

Als Hintergrundinformation: Brutales Vorgehen einer rechtsextrem durchsetzen Polizei hat in Griechenland eine traurige Tradition, die mindestens bis in die Schlussphase des Zweiten Weltkrieges zurückreicht. Die faschistischen NS-Kollaborationsverbände (die so genannten Sicherheitsbataillone, die Evzonen etc.) wurden von den britischen Invasionstruppen 1944/45 reorganisiert und neu bewaffnet, um sie gegen die starke ArbeiterInnen- und PartisanInnenbewegung einzusetzen. Die ehemaligen Schergen der Nazi-Besatzung bildeten den Kern des neuen "demokratischen" Staatsapparates von Gnaden Großbritanniens und dann der USA.

Die rechtsextrem dominierten Polizei- und Armeekräfte errichteten ein Terrorregime gegen die AnhängerInnen der antifaschistischen Befreiungsbewegung EAM und wurden seit 1947 von den USA massiv aufgerüstet. In einem dreijährigen BürgerInnenkrieg zwischen 1946 und 1949 wurde die griechische ArbeiterInnenbewegung und Linke nahezu völlig zerschlagen. Die Pseudodemokratie zwischen 1949 und 1967 war in Wahrheit eine notdürftig kaschierte Diktatur von Monarchie, rechtsextremen Armee- und Polizeikräften und den US-Geheimdiensten. In der Militärjunta von 1967 bis 1974 trat diese Koalition noch mal völlig ungeschminkt auf. Nach 1974 und vor allem mit der PASOK-Regierung ab 1981 kam es zwar zu einer "Demokratisierung", d.h. zu einer weitgehenden Anpassung an westeuropäische bürgerlich-demokratische Standards. Dennoch blieb der Großteil des rechtsextremen Personals in Polizei, Armee und Gefängnissen auf seinem Posten. Der rechte bis rechtsextreme Korpsgeist in diesen Formationen wird weiter reproduziert, in der Hauptstadt Athen sind weiterhin viele Polizisten aus den berüchtigt rechtsextremen Gebieten der Peloponnes.

Massive und maßlose Polizeibrutalität gegen Demonstrationen und folterartige Übergriffe auf Polizeistationen und in Gefängnissen gehörten auch in den letzten Jahrzehnten zum Alltag. 1983 war schon einmal ein 15-Jähriger, damals bei einer Demonstration, von der Polizei erschossen worden; damals kam es in der Folge zu wochenlangen Auseinandersetzungen. Und vor einigen Jahren wurde eine linke Demonstrantin von einem MAT-Polizisten schwer verletzt; der uniformierte Schläger entpuppte sich schließlich als Mitglied der faschistischen Schlägertruppe Chrisi Avgi. Im Februar dieses Jahres kooperierten MAT und Chrisi Avgi bei einem Angriff auf eine linke Demonstration, wobei ein Mitglied der trotzkistischen Ergatiki Exousia niedergestochen wurde.

Die griechische Linke und ArbeiterInnenbewegung hat es freilich gelernt, mit diesen Verhältnissen umzugehen. Demonstrationsblöcke der verschiedenen linken Organisationen sind in der Regel gut organisiert und für eine Verteidigung ausgerüstet. Streikende führten immer wieder auch erfolgreiche Kämpfe mit der Polizei. Und es kommt immer wieder zu heftigen militanten Konflikten zwischen AnarchistInnen und der MAT. Aufmärsche der Nazi-Truppe Chrisi Avgi wurden durch militante Mobilisierungen von anarchistischen und anderen radikalen Linken immer wieder unterbunden.

Lehrer und Schüler im Streik

TimÄH 08.12.2008 - 12:20
"Aus Protest blieben am Montag alle Schulen geschlossen. "Viele Schüler haben die Gebäude besetzt. Wir Lehrer streiken für drei Tage", sagte der Präsident der Lehrergewerkschaft, Dimitris Bratis."

(muss ausgefüllt werden)

muss ausgefüllt werden 08.12.2008 - 12:35
ntv:
"Einer der Anwälte des Polizisten trat am Montag zurück. Er lies verlauten, dass er einen "solchen Mandanten" aus Gewissensgründen nicht verteidigen könne. Über den mutmaßlichen Schützen wurde bekannt, dass er wegen seines harten Durchgreifens unter dem Spitznamen "Rambo" bekannt gewesen sei, berichtete der griechische Rundfunk."

ein Statement aus der griechischen Linken

Entdinglichung 08.12.2008 - 13:05
und zwar von der ML-Organisation Kommunistischen Organisation Griechenland (KOE) (englisch), welches u.a. beschreibt, dass bis auf die KP Griechenlands (KKE) die gesamte Linke (also auch die parlamentarisch verankerte Koaltion SYRIZA) Teil der derzeit ablaufenden Proteste ist

html-Problem

Entdinglichung 08.12.2008 - 13:36

Thessaloniki Webcam

NetworkA 08.12.2008 - 16:39
In Thessaloniki findet gerade eine weitere Versammlung statt, falls dort etwas passiert, könnt ihr es auf Webcam 1 unter folgendem Link sehen:

 http://www.saloniki.org/webcam/webcam.htm

weder Ausnahmezustand noch Bürgerkrieg

mk 08.12.2008 - 17:15
Es wäre angebracht, etwas vorsichtiger mit der Wortwahl zu sein. Weder herrscht in Griechenland Ausnahmezustand (dies wäre völlig neu, wann wurde dieser verhängt?), noch gibt es bürgerkriegsähnliche (!) Zustände. Zwischen (gewalttätigen) Unruhen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen liegt doch eine große Differenz.
Sehr schnell begibt man sich mit solchen Begriffen auf die Linie der bürgerlichen Presse, die bei jedem verletzten Polizisten und jeder zerstörten Schaufensterscheibe in Superlativen abgleitet.

20 Uhr ARD Propagandaschau

Jessi 08.12.2008 - 17:28
In den deutschen Medien wie Spiegel oder Tagesschau sind die Ursachen des Problems schon klar ausgemacht: "Gewalttätige Autonome" hätten sich in Athen "eingenistet" und eine "schlecht ausgebildete Polizei" habe zu lange weggesehen. Nun müssten die einfachen Ladenbetreiber die Zeche zahlen, erklärt SWR Korrespondet Ulrich Pick in seiner Analyse, die "vielschichtig" und "differenziert" sein soll. Kein Wort von der Gewalt eines Systems, das Migranten verprügelt, Flüchtlinge bei lebendigem Leibe ertrinken lässt, ein System das trotz des statistisch höchsten Wirtschaftswachstums in der EU eine immer größere Armut in weiten Teilen der Gesellschaft produziert hat mit erheblichen sozialen Ungleicheiten, einem miserablen Bildungssystem und einer völligen Perspektivlosigkeit, einer massiven Umweltzerstörungen durch völlig sinnlose Bauprojekte die in erster Linie Deutschen Konzernen die Kassen füllten (FRAPORT, SIEMENS, TELEKOM, HOCHTIEF usw.) und die von den Steuerzahlern der "Geberländer" der EU finanziert worden sind. Ein System das Marktliberalisierung im Eilverfahren durchgepeitscht hat, mit der Folge dass Supermarktketten wie LIDL tausende zuvor selbständige Familienbetriebe in die Arbeitslosigkeit getrieben haben und diese Leute sich nun gerade noch so ihr Essen in eben diesem LIDL leisten können. Ein System mit einer korrupten politischen und wirtschaftlichen Elite, wo sich einige wenige alles leisten können auf Kosten der anderen - in Griechenland gibt es keine Sozialhilfe, kein Hartz4 oder ähnliches, es gibt gar nichts. All diese strukturelle Gewalt nennt sich "Neoliberalismus" und hat ihren Ursprung bei den Think Tanks der wirtschaftlichen Zentren, in den Büros der Lobbyisten in Brüssel, London und Berlin und all das wird Griechenland genauso wie vielen anderen Ländern seit Jahren als "Strukturanpassungsmaßnahmen" von der EU aufgezwungen. Von all diesen Dingen berichten uns die bestbezahltesten und bestausgebildetsten Journalisten Deutschlands in ihrer vermeintlich objektiven Berichtertsattung nichts.

@Ananda bzgl. KKE

Bela Kun 08.12.2008 - 18:43
Statement der KKE zu der Situation in Griechenland.

Sieht so aus, als würde sich auch die KKE, die ja über viel Sympathie bei den lohnabhängigen Massen verfügt, stärker einbringen. Andere kommunistische Kräfte, wie die ML-Organisation KOE (Kommunistische Organisation Griechenlands) etc.pp. sind ja schon kräftig dabei.

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Dear comrades,

As you probably already know riots have broken out in Athens and in several Greek cities.

We thank all the comrades expressing already solidarity with the struggle in our country against the police provocations.

The unrest began on 7.12. in the centre of Athens soon after the killing by police forces of a young man in Exarchia district.

Riots then spread to Thessaloniki, Greece's second largest city, to the northern cities of Komotini and Ioannina, and to Crete.

Two police officers have been suspended, and an inquiry is under way.

Interior minister Prokopis Pavlopoulos said in a statement: "The government expresses its profound regret over this incident.

"An inquiry on the circumstances of the death has already begun and, if the policemen are found to have been derelict in their duty, the punishment will be exemplary."

In Athens police fired tear gas at hundreds of stone-throwing youths, who went on a rampage as news of the shooting spread.

After a lull of a couple of hours, rioting resumed shortly after midnight local time (2200 GMT), with some protesters marching through Athens city centre and others fighting police outside the National Technical University of Athens.

In Thessaloniki dozens of youths attacked a police precinct, while others blocked a road near the university campus.

An Interior Ministry press officer told Reuters news agency that Mr Pavlopoulos had offered his resignation to Prime Minister Costas Karamanlis, but it had been rejected.

The riots continued also on Sunday 7th December.

The Communist Party of Greece and the Communist Youth KNE are organizing on Monday 8th and on the following days protest rallies in all big cities of the country.

The 4 biggest Universities of the country are closed and more will follow on the next days.

Under the popular protest the government was forced to close all the public schools for the 9th December.

KKE and KNE issued a statement [ see bellow] condemning the police attacks and the growing police violence against workers, immigrants and young people. Mass mobilizations and protest demonstrations will follow since on 10.12.08 is planned the next big general strike against the “anti crises” measures by the government in favour of the big capital an on the expenses of the working people.

Info by the international section

e-mail: cpg@int.kke.gr

 http://inter.kke.gr/News/2008news/2008-12-child

radio z interview

freies radio 08.12.2008 - 19:07
In den Berichten deutscher Medien wird der Eindruck vermittelt, als sie dies ein unerwarteter Gewaltausbruch, der von Jugendlichen Anarchisten provoziert worden sei. Der griechische Redakteur von Radio Z, Spiros, sieht die Ereignisse differenzierter und vor einem grösseren Hintergrund. Mit ihm sprach Thomas Zörner

Stellungnahme KKE - KNE

Ananda 08.12.2008 - 21:08
Hallo Bela Kun, Danke für den Hinweis.

Ich habe eine Übersetzung diese Textes aus dem Englischen gemacht, weil er m.E. zur Einschätzung der Situation in Griechenland nicht unwichtig ist, denn die Verfasser sind - gerade was die Verbindung zu den "normalen" Lohnabhängigen betrifft - nicht unwichtig. Die KNE ist der Jugendverband der KKE, also der Kommunistischen Partei Griechenlands.

Für den Inhalt bin ich natürlich nicht verantwortlich, allerdings meine ich, dass er gar nicht so schlecht ist.

Ananda

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Erklärung des Pressebüros des ZK der Kommunistischen Jugend Griechenlands (KNE) zum Mord an dem 15-jährigen Jungen (08.12.08)

Wir verurteilen den von einem Polizisten im Athener Stadtteil Exarchia verübten kaltblütigen Mord an dem 15-jährigen Alexandros-Andreas Grigoropoulos.

Die Führung der Polizeikräfte und die Regierung tragen dafür eine besonders hohe Verantwortung. Denn dieser Vorfall ist das Ergebnis der Ausbildung der Sicherheitskräfte und ihrer gegen das Volk, gegen die Bewegung des Volkes und der Arbeiterklasse und gegen den Kampf der Jugend gerichteten Ausrichtung.

Die repressiven Mittel des Staates stehen in engem Zusammenhang mit den gegen das Leben und gegen das Recht der Jugend auf Arbeit, Ausbildung und feste Arbeitszeiten gerichteten Angriffen in Form der Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse. Ihr Ziel ist es, unter den Arbeitern und der Jugend Angst zu erzeugen.

Die Brandstiftungen und Zerstörungen haben nichts mit der breiten Volksbewegung zu tun. Solche Angriffe legalisieren zum einen Gewalt und Authoritarismus. Zum anderen werden sie von der Regierung der Partei Neue Demokratie (ND) genauso, wie von den Vorgängerregierungen, als Alibi genutzt, um die Tatsache zu verbergen, dass das eigentliche Ziel staatlicher Repression die Volks- und Arbeiterbewegung ist.

Die einzig wirkungsvolle Antwort auf die Provokationen der Regierung ist die organisierte Volksbewegung: die kämpferische, organisierte, sich selbst schützende Mobilisierung der Jugend. Die wirklichen Ursachen und die Verantwortung für den Vorfall in Exarchia sollten nicht wieder verborgen werden, wie dies in anderen Fällen der Fall gewesen ist (z.B. bei der Folterung von Einwanderern in Polizeirevieren, dem Schlagen von Studenten in Thessaloniki usw.).

Wir rufen die Jugend dazu auf, ihre Empörung auszudrücken, zu protestieren, den Mord zu verurteilen und durch ihren organisierten Kampf die für die Polizeiangriffe Verantwortlichen politisch und kriminalistisch zur Verantwortung zu ziehen.

Alle Schulen, Universitäten, Technischen Bildungseinrichtungen, Berufsschulen und Abendschulen sollten geschlossen werden. Die Massenorganisationen sollten Stellungnahmen zur Verurteilung der Polizeiangriffe veröffentlichen und große Demonstrationen organisieren.

Die Jugend sollte zusammen mit der Arbeiterbewegung organisiert teilnehmen an

- den von der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und der KNE organisierten landesweiten Demonstrationen gegen den autoritären Staat (in Athen um 18:00 Uhr in Omonia),

- und am Generalstreik am Mittwoch den 10.12 zusammen mit der klassenorientierten Gewerkschaft PAME sowie an den Demonstrationen in 63 Städten in ganz Griechenland (in Athen um 10:30Uhr in Omonia).

===

Quelle:  http://inter.kke.gr/News/2008news/2008-12-8-child/




Links

NetworkA 08.12.2008 - 21:56
Ein kurzer Videozusammenschnitt mit den beiden Polizisten und Bildern von Alexandros:
 http://www.youtube.com/watch?v=Mx_5jl8d-hw&feature=related

Weitere Bilder aus Griechenland:
 http://prezatv.blogspot.com/

SKAI(griechischer TV-Sender):
 http://www.skai.gr/master_livestream.php?rdtv=1024&rtk=t&lsc=1

fernsehsender

Anarchokomm 09.12.2008 - 00:57


Quote:
"Medienberichte über den Vorfall gab es für die Griechen allerdings bis zum Sonntagvormittag nur per Radio, Internet oder CNN. Die ansonsten recht schnelle griechische Berichterstattung über Aufsehen erregende Ereignisse blieb zunächst aus. (...)Erst seit gestern Vormittag finden die Unruhen auch in den großen griechischen Medien statt. Zunächst berichtete der staatliche Fernsehsender ERT und Net, später in mehrstündigen Sondersendungen der private Sender Skai über die ausufernden Proteste. Die massive Polizeipräsenz auf den Straßen um das Athener Zentrum, sowie die andauernden Hubschrauberflüge, waren nicht mehr totzuschweigen."

Das ist natürlich schmarn. Die fernsehsender lieben solche situationen und als die unruhen begannen waren sie live dabei.

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ja kraß

tagmata 08.12.2008 - 06:07
"Die Explosivität der derzeitigen Situation in Griechenland lässt sich nur verstehen, wenn man den tragischen Tod des Schülers vor dem Hintergrund der aktuellen politischen, ökonomischen und soziologischen Gegenwart Griechenlands betrachtet."

yeah, ich hab drauf gewartet daß mal wer den aspekt eingehend beleuchtet. vielen dank!

Klasse Artikel

solidarisch 08.12.2008 - 06:14
Danke für die Infos und solidarische Grüße!

KKE

Ananda 08.12.2008 - 09:49
Hallo,

die drittgrößte Partei im griechischen Parlament ist die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) die dort mit 22 Abgeordneten vertreten ist. Bei den Wahlen 2007 erhielt diese Partei 8,2 Prozent der Stimmen.

Im Unkreis der KKE, die eine Art radikalisierte DKP ist, aber mit langer „klassenkämpferischer“ Tradition, auch im bewaffneten antifaschistischen Widerstand, gibt es weitere Organisationen wie den Jugendverband KNE und die Gewerkschaft PAME.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Partei_Griechenlands

Ich meine, dass es nicht unwesentlich ist, wie diese Strömung der Linken auf die Situation reagieren wird. Gibt es von Seiten der KKE irgendeine Reaktion auf die Vorfälle, d.h. auf die Tötung des ziemlich jungen Autonomen und auf die nachfolgenden Angriffe auf die Truppen des griechischen Innenministeriums?

Ananda

arg

tarn 08.12.2008 - 10:50
die Übersetzung geht weiter: "..., bevor er ihn erschoss".

Solidemo Bremen

gerade gefunden 08.12.2008 - 14:14
Montag, 8. November - 18 uhr ziegenmarkt

MÜCHEN

solidemo... 08.12.2008 - 15:00
SOLIDEMO
München
11.Dezember, 18:15 Uhr
Richard Strauß Brunnen

SOLI DEMO IN DORTMUND!!!

AGADR 08.12.2008 - 15:42
SOLI DEMO DORTM​UND,​ ACHTU​NG FALSC​HER TREFF​PUNKT​ IM UMLAU​F
Text:
Solid​aritä​t mit griec​hisch​en Genos​sinne​n.​

In der Nacht​ des 6.​12.​ wurde​ der 15 jähri​ge Grigo​ropou​los Andre​as von einem​ griec​hisch​en Poliz​isten​ in Athen​ ersch​ossen​.​ Wie genau​ es zu der Tötun​g kam ist relat​iv unkla​r,​ da sich die versc​hiede​nen Press​eberi​chte wider​sprec​hen.​ In den Medie​n gibt es unter​schie​dlich​e Darst​ellun​gen der Tat, zum einen​ wird behau​ptet ein Quers​chläg​er der abgeg​ebene​n Warns​chüss​e hätte​ den Junge​n getro​ffen,​ zum ander​en wird von Notwe​hr gespr​ochen​.​
Ein unbew​affne​tes 15 jähri​ges Kind wurde​ also aus Notwe​hr oder von einem​ Warns​chuss​ getöt​et?​!​
Man fragt​ sich wie weit die Poliz​ei noch gehen​ wird und wovor​ sie noch zurüc​kschr​ecken​ wird.​ Als Antwo​rt auf den Mord kam es in mehre​ren große​n Städt​en,​ wie Athen​,​ Thess​aloni​ki,​ auf der Insel​ Kreta​ zu erheb​liche​n Unruh​en.​ An den Prote​sten betei​ligte​n sich jewei​ls mehre​re 1000 Mensc​hen.​ Trotz​ der verha​rmlos​enden​ Darst​ellun​gen,​ ließe​n sich die Mensc​hen nicht​ davon​ abhal​ten,​ ihre Traue​r in massi​vem Wider​stand​ gegen​ Poliz​ei,​ Staat​ und Kapit​alism​us auszu​drück​en.​

Wir wolle​n mit der Demon​strat​ion auf die Vorfä​lle und Hinte​rgrün​de der Masse​nbewe​gunge​n in Griec​henla​nd aufme​rksam​ mache​n und unser​en griec​hisch​en Genos​sinne​n unbeg​renzt​e Solid​aritä​t zusic​hern.​ Wir verst​ehen es als unser​e Pflic​ht,​ die Prote​ste nicht​ von den Medie​n krimi​nalis​ieren​ und verfä​lsche​n zu lasse​n.​

In Griec​henla​nd gibt es seit einig​er Zeit sozia​le Unruh​en,​ in denen​ vor allem​ linke​ und anarc​histi​sche Beweg​ungen​ aktiv​ sind.​

Noch vor 2 Woche​n gab es einen​ Hunge​rstre​ik in griec​hisch​en Gefän​gniss​en.​Damit​ prote​stier​ten sie für besse​re Haftb​eding​ungen​ und gegen​ die Praxi​s,​ dass Mensc​hen häufi​g lange​ ohne Verfa​hren in Unter​suchu​ngsha​ft gehal​ten werde​n.​ Daran​ betei​ligte​n sich mehr als 7000 Häftl​inge.​ Die Prote​ste endet​en dank des solid​arisc​hen Hande​lns aller​ Gefan​genen​ erfol​greic​h.​

Zudem​ kommt​ es in Griec​henla​nd immer​ wiede​r zu Gener​alstr​eiks als Ausdr​uck des Prote​stes gegen​ die von der Regie​rung verur​sacht​en sozia​len Unger​echti​gkeit​en.​
Anfan​g diese​n Jahre​s setzt​e die konse​rvati​ve Regie​rung eine Rente​nrefo​rm durch​,​die erheb​liche​ Einsc​hränk​ungen​ des Arbei​tsrec​htes,​ Rente​nzahl​ungsk​ürzun​gen,​ sowie​ höher​es Rente​neint​ritts​alter​ mit sich brach​te.​ Dies wurde​ mit einem​ lande​sweit​en Gener​alstr​eik beant​worte​t,​ der von allen​ Gewer​kscha​ften getra​gen wurde​.​
Der nächs​te Gener​alstr​eik ist berei​ts für diese​ Woche​ gepla​nt.​

Der Staat​ hat inzwi​schen​ offen​sicht​lich die Kontr​olle über die versc​hiede​nen Einze​lbewe​gunge​n verlo​ren
Eine Grupp​e aus Thess​aloni​ki überf​ällt zum Beisp​iel regel​mäßig​ Super​märkt​e in Viert​eln in denen​ die Armut​ relat​iv hoch ist. Die erbeu​teten​ Leben​smitt​eln werde​n dann unter​ den Mensc​hen verte​ilt.​ Aufgr​und von steig​enden​ Leben​smitt​elpre​isen und Infla​tion gewin​nen solch​e Grupp​en und deren​ Praxi​s immer​ mehr Sympa​thien​ und Bedeu​tung in der Bevöl​kerun​g.​

Derar​tige Beweg​ungen​ entwi​ckeln​ sich vor allem​ in Prote​sten gegen​ Studi​engeb​ühren​,​ Bildu​ngsre​forme​n und führe​n in Griec​henla​nd zu breit​en Bündn​issen​.​

Diese​ Beisp​iele sind nur wenig​e von viele​n.​ Wahrs​chein​lich erfäh​rt man in den hiesi​gen Medie​n nur von den popul​ärste​n und erfol​greic​hsten​ Aktio​nen und Prote​sten.​

Doch allei​n an diese​n Beisp​ielen​ wird klar,​ wie macht​los der Staat​ gegen​über der Bevöl​kerun​g ist, wenn sie erstm​al den Wille​n entwi​ckelt​ hat, ihre Leben​ssitu​ation​ zu verbe​ssern​.​
Späte​stens​ jetzt​ wird klar,​ dass sich Staat​ und Kapit​al in die Ecke gedrä​ngt fühle​n und den sozia​len Kämpf​en nur mit Gewal​t antwo​rten könne​n.​ So kann man den Mord als eine erste​ Reakt​ion auf die Macht​losig​keit des Staat​es und seine​r Organ​e betra​chten​,​ die den Wille​n der Mensc​hen nur noch mit Waffe​ngewa​lt brech​en kann.​

Aus diese​n Gründ​en wolle​n wir unser​e Solid​aritä​t den Mensc​hen in Griec​henla​nd bekun​den,​ indem​ wir auch gegen​ unref​lekti​erte und undif​feren​ziert​e Medie​nprop​agand​a demon​strie​ren.​ Die Unruh​en dürfe​n nicht​,​ wie es schon​ bei viele​n ander​en Prote​sten der Fall,​ als stump​fe Gewal​torgi​e darge​stell​t werde​n,​ sonde​rn müsse​n die Hinte​rgrün​de beleu​chten​,​ die Mensc​hen dazu treib​en sich gegen​ ein solch​es Verbr​echen​ aufzu​lehne​n.​

IN GEDEN​KEN AN GRIGO​ROPOU​LOS ANDRE​AS,​ DER OPFER​ VON POLIZ​EIWIL​KÜR UND STAAT​LICHE​R GEWAL​T WURDE​

SOLID​ARITÄ​T MIT GRIEC​HISCH​EN GENOS​SINNE​N

Auton​ome Grupp​en aus dem Ruhrg​ebiet​

Treff​punkt​ ist der Dortm​under​ Stadt​garte​n 18 Uhr

Hannover 20 Uhr Solidemo Steintor

Anarchista 08.12.2008 - 17:12
Heute um 20 Uhr Solidemo in Hannover. Dann zum griechischen Konsulat.
Kommt Alle!

Solidarität mit griechischen Anarchist_innen!
Wut und Trauer zu Widerstand!
Polizeigewalt zurückschlagen überall!