Berlin - 6. Dezember: Naziaufmarsch

Real.- 07.12.2008 11:01 Themen: Antifa Repression
Gestern, am 6. Dezember 2008 marschierten etwa 500 – 600 Nazis durch den Osten Berlins. Jedoch nicht ungestört. Trotz massiver Gewalt und Einschüchterung der Polizei wurde der Naziaufmarsch eher zu einer antifaschistischem Wanderkessel. Dass der Naziaufmarsch trotz mehrmaligen, erheblichen Blockaden nicht abgebrochen wurde, lag vor Allem an der politisch gewollten Kriminalisierung der Gegendemonstranten und der daraus resultierenden Polizeigewalt.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Polizeitaktik nicht aufgegangen, aber durchgesetzt wurde. Wir erinnern uns: Alle Kundgebungen im Bezirk waren verboten, die gesamte Route, also vorerst ALLE Straßenzugänge dichtgemacht. Doch damit sind sie nicht durchgekommen. Dank der erstaunlich gut funktionierenden dezentralen Aktionsgruppen war die Lage ca. ab 13:00 schon nicht mehr unter Kontrolle. Die Berichte über Blockaden, usw. muss ich ja jetzt nicht wiederholen. Dass die Nazis trotzdem durchkamen, kann wirklich nicht mehr den AktivistInnen zugerechnet werden, den diese haben die scheiß Nazis nicht mehr in Ruhe gelassen.
Ich möchte aber noch einmal auf die extreme Polizeigewalt eingehen: Hierbei handelte es sich eben nicht nur um reine Gewalt einzelner Schläger. Die den Beamten gegebene Befehlslage sah vielmehr diese Eskalation vor:

1.Die Kundgebungen wurden verboten.
2.Somit wurde jegliche Menschenansammlung kriminalisiert, die Polizei hatte alle Befugnisse und hätte gestern das Recht gehabt, jede Versammlung aufzulösen. (Was sie natürlich nicht durchgesetzt haben)
3.Somit befanden sich die Beamten in einer doppelten Situation: Sie sollten nicht nur

den Naziaufmarsch durchbringen. (Der ganz ausdrücklich als politisches Zeichen der
"Unnachgiebigkeit des Rechtsstaats durchgesetzt werden sollte)
sondern auch
das Versammlungsverbot in der Nähe und auf der Route aufrecht erhalten.

Damit waren also ALLE Gegenproteste kriminalisiert. Die AktivistInnen befanden sich praktisch in inem rechtsfreien Raum, der von der Polizei ganz willkürlich, ausgenutzt werden konnte. Dass die Gewalt nicht vollends in unkontrollierten Gewaltexzessen ausartete ist vor allem den vielen anwesenden (linken) AktivistInnen, der anwesenden Presse, Lichtenberger Bürgermeisterin und den wenigen älteren Leuten (die teilweise sehr couragiert waren)zu verdanken. Gerade in den Situationen, in denen diese Momente nicht vorhanden waren, kam es zu diesen furchtbaren Jagdszenen und völlig unkontrollierten Gewaltausbrüchen.

Dennoch ist der Plan der Polizei nicht aufgegangen. Zu keinem Zeitpunkt hatten die Nazis ihre Ruhe, es konnte erstaunlich schnell und effektiv blockiert werden (kein Vergleich zu Rudow 2007) und dass in Karlshorst. Vielleicht sollte auch einmal dazu noch eine kleine Anmerkung gemacht werden: Im Prinzip war der Naziaufmarsch ja erbärmlich. Es ist natürlich unglaublich wichtig, dass den Nazis klargemacht wird, was Sache ist, gleichzeitig können alle beteigten Gegendemonstranten durchaus auch stolz darauf sein, dass dieser Aufmarsch („bundesweit mobilisiert“)sich immer weiter gen Osten verlagert. Letztlich sollten sich die Nazis klar werden, dass ihre „Berlin-Demos“ eher „am Rande Berlins-Demos“ sind. Falls also doch irgendwelche euphorisierten Nazis meinen, sie hätten in Berkin marschiert, dann sollen sie mal sehen, was passiert, wenn sie etwa für den 5.Dez. 2009 mal eine Demo in Kreuzberg oder gerne auch Mitte o.ä., also mal wirklich IN Berlin anmelden.

Insgesamt kann mensch also wirklich von einem Erfolg sprechen. Um den Aufmarsch noch besser zu blockieren, sollten vor Allem noch mehr Leute da sein (Na gut, 6000 in Stuttgart diesmal!) und, wenn möglich auch noch mehr die Anwohner mit eingebunden werden. (Mehr Veranstaltungen im Vorfeld, Plakate, usw.?) Es sollte an den gestrigen Erfolg angeknüpft werden, Strukturen und Organisation verbessert werden. Dann wars das mit Naziaufmarsch.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

huhu hört ein

huhu 07.12.2008 - 12:05
noch mal ein dickes fettes DANKESCHÖN an die älteren Damen die sich vor der Sitzblockade in die erste Reihe gestellt haben.Die waren genial!!!!!!!!!!!!!!!

Panikmache und Apfelfront

Horstine 07.12.2008 - 13:49
An sich erstmal, es war eine teilweise, als man direkt neben den Nasen laufen konnte, ohne das Bullerei zwischen den Nazis und uns Spallier lief, ein sehr kraftvolle Demo. Dafür danke an alle, auch bürgerliche, die dort waren.

Ich muss nur mal eine Kritik an die Apfelfront loswerden und auch generell. Das Konzept ihrer Karikatur mag ja durchaus interessant sein, nur wenn jemand der vor 1 oder 2 oder auch 6 Bullen schreiend davon rennt und durch sein Mega brüllt "Lauft die Bullen kommen" und dann panisch die Flucht ergreift und damit die Leute mitzieht, ist das nur kindisch und unproduktiv. Selbst wenn das zur Karikatur gehört, hindert dies geschlossen und kraftvoll loszugehen, auch wenn da 6 Bullen stehen. Was natürlich nicht nur von den Äpplern gemacht wurde, aber bei ihnen noch verstärkt durch Mega. Man sollte in solchen fällen Ruhe bewahren und zusammen agieren und nicht wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen umherrennen und somit den Jagdtrieb der Bullen und den dazugehörigen "Schlagstock-hinterher-Prügler" noch forcieren.

So gab es auch auf der Demo, wie schon oft, Situationen die wir locker hätten für uns entscheiden können, aber auf Grund solcher Panikmache, uns zerstreute, einige gekesselt werden und man nicht mehr geschlossen weiter machen kann.
Natürlich kann man sagen das ja durch die Aufspaltung dezentrale Aktionen gemacht werden können, nur ist dieses wenn man den Aufmarsch von vllt 500 Nazis verhindern möchte nicht förderlich.
Damit will ich nicht sagen das es nicht Sinn macht vor 25 rennen Bullen erstmal sich in Sicherheit zu bringen, nur hat sich auch da gezeigt das dabei panisch rennende Leute viel eher verfolgt werden. Leute die eher ruhig weggehen liegen nicht in ihrem Jagdvisier.Vielleicht wären die Bullen mal verblüft wenn sie nicht das übliche Bild vor sich fliehen sehen.

Wie schon oben gesagt ist mir dies schon öfter auf Demos aufgefallen und hat nicht nur mit dieser hier zu tun, obwohl auch passiert. Ich weiß auch das wir eben alle unseren eigenen Kopf haben und nicht in Reih und Glied, mit Händen aus den Taschen, im Gleichschritt maschieren, aber manche vllt brauchbare Taktik sollte man durchaus für sich nutzen. So don´t panic.

Ich entschuldige mich für etwaige Wiederholungen, Beleidungen und Rechtschreibfehler nicht.

Solidarität mit den Gefangenen

hwdp 07.12.2008 - 16:52
Leute, nicht vergessen das es zu einigen festnahmen gekommen ist und diese Menschen jetzt wie immer auf unsere Hilfe angewiesen sind. Setzt euch zusammen und startet eigene soliaktionen!

Betreoffene von Festnahmen

hu 07.12.2008 - 23:45
Betroffene von Festnahmen und Mißhandlungen durch die Polizei
- Beim EA melden -
Es gab, wie schon bekannt, sehr viele Festnahmen.
Betroffene und ZeugInnen von Festnahmen und Mißhandlungen durch die Polizei sollten so bald wie möglich ein Gedächtnisprotokoll schreiben und sich beim Ermittlungsausschuss Berlin melden.
Wenn Ihr im Nachhinein Strafbefehle, Anzeigen oder Bußgeldbescheide bekommt, meldet Euch auch beim EA, so dass ein gemeinsames Vorgehen koordiniert werden kann.

Wenn ihr wieder raus seid bzw. wenn eure Freund_innen wieder da sind, meldet euch/sie bitte auf jeden Fall bei uns ab. Ihr erspart uns unnötige Arbeit und das Suchen nach vermeintlich Vermissten.

EA-Berlin
Gneisenaustr. 2a (Mehringhof)
U-Bahnhof Mehringdamm
Tel.: 030 - 692 22 22

Sprechstunde jeden Dienstag 20:00 - 22:00

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Instutionale — wozu

Für die Zukunft! — Struppi