Lippstadt: Gedenken zum 9. November
An diesem Sonntag jährte sich die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zum 70. Mal. So fanden - wie in diversen anderen Städten - auch im westfälischen Lippstadt wieder Gedenkveranstaltungen statt.
Anders als in den Vorjahren gab es neben der Gedenkkundgebung der Jungen Linken Lippstadt eine Reihe weiterer Aktivitäten zu diesem Anlass. Neben Gottesdiensten und einer weiteren Veranstaltung in der Marienkirche, gab es ein größeres Gedenkprogramm im Rathaus. Mit einer Kundgebung unter dem Motto "Antisemitismus bekämpfen!" versuchte die Junge Linke Lippstadt wieder eigene Akzente zu setzen.
Anders als in den Vorjahren gab es neben der Gedenkkundgebung der Jungen Linken Lippstadt eine Reihe weiterer Aktivitäten zu diesem Anlass. Neben Gottesdiensten und einer weiteren Veranstaltung in der Marienkirche, gab es ein größeres Gedenkprogramm im Rathaus. Mit einer Kundgebung unter dem Motto "Antisemitismus bekämpfen!" versuchte die Junge Linke Lippstadt wieder eigene Akzente zu setzen.
Die Kundgebung begann am Jüdischen Erinnerungszeichen am Marktplatz, wo die VeranstalterInnen einen ausführlichen Redebeitrag zur Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus lieferten. Wie auch auf einem mitgeführten Transparent verdeutlicht wurde, stellt sich der gegenwärtige Kampf gegen den Antisemitismus primär als einer gegen den Neonazismus, den Islamismus und den Antizionismus dar.
Die RednerInnen machten klar, dass der Antisemitismus in Deutschland nach der Shoa weitgehend subtil auftritt, da offene Judenfeindschaft in der postnazistischen Gesellschaft diskreditiert ist. Zwar dürfen Neonazis und ihr Bedrohungspotenzial nicht unterschätzt werden, nicht zuletzt da sie in mehreren Landtagen sitzen. Dass ändert aber nichts daran, dass sie gesamtgesellschaftlich geächtet werden und somit nur schwerlich gesellschaftliche Relevanz entfalten können. Antisemitische Denkstrukturen haben seit der Nachkriegszeit einige Modernisierungen durchlaufen. So wird nicht mehr wie noch unter Konrad Adenauer offen die "große Macht der Juden" beklagt, sondern vielmehr wird dem Staat der Shoa-Überlebenden vorgeworfen durch seine Politik den Antisemitismus zu befördern.
Während Entschädigungsforderungen von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen und verfolgten Juden als übertrieben und unverschämt wahrgenommen werden, werden die Antisemiten islamistischer Provenienz durchweg verharmlost. In diesem Zusammenhang wurde auch eine scharfe Kritik an der Bundesregierung geäußert. Zwar werden islamistische Terrorgruppen wir Hisbollah, Hamas und Co. sowie deren Finanzier im Iran von Seiten der Bundesregierung kritisiert. Und noch während der Gedenkveranstaltung in der Berliner Synagoge betonte Kanzlerin Merkel eine immer währende Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel, welche Teil der Staatsräson sei. Diese Solidarität bedeute laut Merkel auch, dass Deutschland den iranischen Vernichtungsplänen offensiv entgegenwirken müsse. Dass diesem Lippenbekenntnis in der Praxis keinerlei Taten folgen, sondern deutsche Unternehmen mit Unterstützung der Bundesregierung intensive wirtschaftliche Beziehungen mit dem Iran in Milliardenhöhe hegen, war Gegenstand der Kritik. Ebenso dass Deutschland und die EU sämtliche geplanten Sanktionsmaßnahmen gegen den Iran torpediert haben.
Nach dem Beitrag am Jüdischen Erinnerungszeichen ging es dann zum Platz der alten Synagoge, dem Ort, an dem vor 70 Jahren der antisemitische Mob seinen Hass zelebrierte, das jüdische Gotteshaus in Brand setzte und die Mitglieder der jüdischen Gemeinde öffentlich demütigte und ihre Lebensgrundlage zerstörte.
Ein Mitglied der Jungen Linken Lippstadt las Textpassagen aus Primo Levis autobiographischen Werk "Ist das ein Mensch?", welches seine Deportation nach Auschwitz und die Zeit im Vernichtungslager schildert.
Im Anschluss an die sehr bewegenden Ausführungen nahmen viele der Anwesenden an der im Rathaussaal stattfindenden Gedenkveranstaltung teil. Mit etwa 150 BesucherInnen war diese Veranstaltung sehr gut besucht. Thematische Beiträge gab es u.a. von einer Mitarbeiterin des Stadtarchivs, welche die Geschehnisse des 9. November 1938 im gesamten damaligen Reichsgebiet wie auch in Lippstadt veranschaulichte. Auch die Literaturkurse zweier Lippstädter Gymnasien lieferten Beiträge, darunter eine szenische Inszenierung zu Paul Celans Todesfuge.
Einen sehr guten Beitrag lieferte ein Lippstädter Lokalhistoriker, der sich seit einigen Jahrzehnten mit der Geschichte der Judentums in Lippstadt sowie der antisemitischen Verfolgung auseinandersetzt. Anhand des Beispiels der Familie Levi verdeutliche er in sehr beeindruckender Weise, wie die einst in Lippstadt voll integrierte jüdische Gemeinde immer weiter ausgegrenzt, drangsaliert und schließlich verfolgt wurde, bis sie nach den Geschehnissen der Novemberpogrome schließlich in der Falle saßen. Von der Familie überlebten nur zwei Kinder das KZ Bergen-Belsen. Vor einigen Jahren kam Ursula Levi aus den USA zu einem Besuch zurück in ihre Geburtsstadt Lippstadt, um auf dem jüdischen Friedhof für ihren Vater einen Grabstein aufstellen zu lassen. Dieser wurde unmittelbar nach der Reichspogromnacht in das KZ Sachsenhausen deportiert und derart misshandelt, dass er kurz nach seiner Entlassung verstarb.
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung gingen noch zahlreiche Teilnehmer zum jüdischen Erinnerungszeichen, um für die Opfer des NS-Terrors im Gedenken eine Kerzen anzuzünden.
An diese insgesamt sehr würdevoll abgelaufene Gedenkveranstaltung gilt es im nächsten Jahr anzuknüpfen.
Die RednerInnen machten klar, dass der Antisemitismus in Deutschland nach der Shoa weitgehend subtil auftritt, da offene Judenfeindschaft in der postnazistischen Gesellschaft diskreditiert ist. Zwar dürfen Neonazis und ihr Bedrohungspotenzial nicht unterschätzt werden, nicht zuletzt da sie in mehreren Landtagen sitzen. Dass ändert aber nichts daran, dass sie gesamtgesellschaftlich geächtet werden und somit nur schwerlich gesellschaftliche Relevanz entfalten können. Antisemitische Denkstrukturen haben seit der Nachkriegszeit einige Modernisierungen durchlaufen. So wird nicht mehr wie noch unter Konrad Adenauer offen die "große Macht der Juden" beklagt, sondern vielmehr wird dem Staat der Shoa-Überlebenden vorgeworfen durch seine Politik den Antisemitismus zu befördern.
Während Entschädigungsforderungen von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen und verfolgten Juden als übertrieben und unverschämt wahrgenommen werden, werden die Antisemiten islamistischer Provenienz durchweg verharmlost. In diesem Zusammenhang wurde auch eine scharfe Kritik an der Bundesregierung geäußert. Zwar werden islamistische Terrorgruppen wir Hisbollah, Hamas und Co. sowie deren Finanzier im Iran von Seiten der Bundesregierung kritisiert. Und noch während der Gedenkveranstaltung in der Berliner Synagoge betonte Kanzlerin Merkel eine immer währende Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel, welche Teil der Staatsräson sei. Diese Solidarität bedeute laut Merkel auch, dass Deutschland den iranischen Vernichtungsplänen offensiv entgegenwirken müsse. Dass diesem Lippenbekenntnis in der Praxis keinerlei Taten folgen, sondern deutsche Unternehmen mit Unterstützung der Bundesregierung intensive wirtschaftliche Beziehungen mit dem Iran in Milliardenhöhe hegen, war Gegenstand der Kritik. Ebenso dass Deutschland und die EU sämtliche geplanten Sanktionsmaßnahmen gegen den Iran torpediert haben.
Nach dem Beitrag am Jüdischen Erinnerungszeichen ging es dann zum Platz der alten Synagoge, dem Ort, an dem vor 70 Jahren der antisemitische Mob seinen Hass zelebrierte, das jüdische Gotteshaus in Brand setzte und die Mitglieder der jüdischen Gemeinde öffentlich demütigte und ihre Lebensgrundlage zerstörte.
Ein Mitglied der Jungen Linken Lippstadt las Textpassagen aus Primo Levis autobiographischen Werk "Ist das ein Mensch?", welches seine Deportation nach Auschwitz und die Zeit im Vernichtungslager schildert.
Im Anschluss an die sehr bewegenden Ausführungen nahmen viele der Anwesenden an der im Rathaussaal stattfindenden Gedenkveranstaltung teil. Mit etwa 150 BesucherInnen war diese Veranstaltung sehr gut besucht. Thematische Beiträge gab es u.a. von einer Mitarbeiterin des Stadtarchivs, welche die Geschehnisse des 9. November 1938 im gesamten damaligen Reichsgebiet wie auch in Lippstadt veranschaulichte. Auch die Literaturkurse zweier Lippstädter Gymnasien lieferten Beiträge, darunter eine szenische Inszenierung zu Paul Celans Todesfuge.
Einen sehr guten Beitrag lieferte ein Lippstädter Lokalhistoriker, der sich seit einigen Jahrzehnten mit der Geschichte der Judentums in Lippstadt sowie der antisemitischen Verfolgung auseinandersetzt. Anhand des Beispiels der Familie Levi verdeutliche er in sehr beeindruckender Weise, wie die einst in Lippstadt voll integrierte jüdische Gemeinde immer weiter ausgegrenzt, drangsaliert und schließlich verfolgt wurde, bis sie nach den Geschehnissen der Novemberpogrome schließlich in der Falle saßen. Von der Familie überlebten nur zwei Kinder das KZ Bergen-Belsen. Vor einigen Jahren kam Ursula Levi aus den USA zu einem Besuch zurück in ihre Geburtsstadt Lippstadt, um auf dem jüdischen Friedhof für ihren Vater einen Grabstein aufstellen zu lassen. Dieser wurde unmittelbar nach der Reichspogromnacht in das KZ Sachsenhausen deportiert und derart misshandelt, dass er kurz nach seiner Entlassung verstarb.
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung gingen noch zahlreiche Teilnehmer zum jüdischen Erinnerungszeichen, um für die Opfer des NS-Terrors im Gedenken eine Kerzen anzuzünden.
An diese insgesamt sehr würdevoll abgelaufene Gedenkveranstaltung gilt es im nächsten Jahr anzuknüpfen.
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Ergänzungen
Den Neonazis ihre Relevanz
Israel, Antizionismus, Antisemitismus
ISRAELS SONDERROLLE
von der gruppe ikis (sauerland):
http://gruppeikis.blogsport.de/texte/israels-sonderrolle/
KONJUNKTUREN ANTISEMITISCHEN WAHNS
von junge linke lippstadt:
http://home.pages.at/jllp/txt/lippstadt-09-11-05-rede.html
ZUR LOGIK DES BUNDESDEUTSCHEN ANTIZIONISMUS
von thomas haury:
http://www.copyriot.com/sinistra/reading/haury.html
"PROJEKTION" - "ÜBERIDENTIFIKATION" - "PHILOZIONISMUS"
von stephan grigat:
http://cafecritique.priv.at/Philozionismus.html
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Frage zum Transparent — Mensch
@mensch — _-_-_-_-_-
Ritterschlag vom "Edelherrn": — Junge Linke Lippstadt
Religon sucks — Simon Lodenkemper
Bolle Bolle — Peter G.
ja denn — dubidub
@simon lodenkemper — hochimin