"Terroristische" T-Shirts

Wladek Flakin 08.10.2008 15:29 Themen: Weltweit

Ein dänischer Verein will die "Antiterrorgesetze" der EU unterlaufen. Es folgt ein Gespräch mit Ulrik Kohl, Mitglied des dänischen Vereins "Fighters and Lovers" (Kämpfer und Liebende), der T-Shirts mit den Logos der kolumbianischen FARC und der palästinesischen PFLP herstellt.

Ihr Verein "Fighters and Lovers" ist ins Gerede gekommen, weil er angebliche "Terrororganisationen" wie die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) unterstützt. Was haben Sie "Böses" getan?

Menschen aus dem Westen verstehen meistens nicht, warum unterdrückte Menschen aus der dritten Welt bereit sind, ihr Leben für die Freiheit zu opfern. Deswegen ist es für westliche Regierungen leicht, sie als FanatikerInnen darzustellen – damit wollen sie Angst verbreiten und die eigene Bevölkerung unter Kontrolle halten.

Um dem entgegenzuwirken, wollen wir unsere politische Botschaft der internationalen Solidarität mit Sachen verbinden, die Menschen im Alltag benutzen

Was sind diese politischen Alltagsgegenstände?

Wir vertreiben über unseren Webshop T-Shirts und Basecaps, legen dabei aber Wert auf Qualität. Wir wollen keine trashigen Politklamotten, bei denen die Menschen einzig die Botschaft gut finden -– uUnsere Kunden sollen sich wohl fühlen, wenn sie unsere Klamotten tragen. Wir haben auch CDs produziert, z. B. mit kolumbianischen Protestliedern, die MusikerInnen der Guerilla und skandinavische KünstlerInnen gemeinsam aufgenommen haben. Die Musik kann übrigens kostenlos von unserer Homepage herunter geladen werden.

Natürlich machen wir auch traditionelle politische Propaganda, zum Beispiel geben wir ein Buch heraus, um zu begründen, warum wir uns für Befreiungsbewegungen einsetzen. Es gibt in unserem Angebot aber auch eher Untraditionelles, z. B. haben wir eine Duftserie aufgelegt: Parfüm und Rasierwasser mit den Namen "Ramallah Nights" (Nächte von Ramallah) und "Selva" (Dschungel). Die Erlöse gehen an einen Radiosender der FARC, an eine Druckerei der PFLP, oder an Unterstützungsarbeit für politische Gefangene in den jeweiligen Ländern.

Was wollt ihr damit erreichen?

Wir wollen damit durch kollektive Aktion die Kriminalisierung linker Organisationen durch die "Antiterrorgesetze" der EU in Frage stellen. Mit Hilfe unseres Webshops können Menschen aus aller Welt ihr Votum dagegen abgeben. Diesen Shop haben wir erst Anfang 2006 gegründet – binnen weniger Tage gingen bei uns 600 Bestellungen aus allen Kontinenten ein.

Haben die Kunden Probleme mit den Behörden bekommen?

Nein, die dänische Polizei konnte mit einer so großen Gruppe nichts anfangen. Sie hat sich dann auf die Urheber konzentriert, auf uns also.

Seit 2006 läuft gegen Sie ein ProzeßProzess wegen "Unterstützung des Terrorismus". Wie ist der Stand des Verfahrens?

Vor zehn Monaten wurden wir in erster Instanz freigesprochen. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß FARC und PFLP keine terroristischen Organisationen sind. Immerhin sei Kolumbien alles andere als eine Demokratie, und Israels Besetzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens sei illegal. Die Menschen dort hätten also das Recht auf Widerstand.

Die nächste Instanz sah das jedoch anders und entschied, FARC und PFLP seien doch terroristische Gruppen. Anscheinend fanden die Richter unsere Klamotten nicht so schick, wie unsere Kunden das tun! Jedenfalls wurden wir am 18. September verurteilt. Zum Glück konnte unser Versand während des Prozesses weiterlaufen.

Und wozu wurden Sie verurteilt?

Ein Kollege und ich bekamen sechs Monate Haft, vier weitere zwischen sechs Wochen und vier Monaten auf Bewährung. Einer wurde ganz freigesprochen. Verglichen mit der Höchststrafe von zehn Jahren ist das recht milde. Damit finden wir uns aber nicht ab – wir ziehen bis vor das oberste Gericht.

Haben Sie eine besondere Strategie entwickelt, um Ihr Anliegen umzusetzen?

Wir stellen zwar die „"Antiterrorgesetze" der EU in Frage, aber möglichst auf lustige Weise. Es ist dann Sache der Justiz, wie sie mit uns umgeht: Wenn sie uns anklagt, können wir den Gerichtssaal als öffentliche Tribüne nutzen – wenn sie uns ignoriert, können wir unseren Spielraum nach und nach erweitern. Unser Webshop hat jedenfalls Wirkung gehabt: Seit langem haben Öffentlichkeit und Medien in Dänemark nicht mehr so intensiv über die Lage in Kolumbien diskutiert.

Wie kommt euer Projekt in der Öffentlichkeit an?

Wir haben Unterstützung von vielen Menschen bekommen – nicht nur von RevolutionärInnen, sondern auch zum Beispiel von Überlebenden von den deutschen Konzentrationslagern, die ja auch damals als "Terroristen" denunziert wurden.

Warum haben Sie sich für die FARC und die PFLP entschieden?

Beides sind Befreiungsorganisationen, die mit einer fortschrittlichen Perspektive kämpfen. Sie sind somit Beispiele für andere.

Ist es in Dänemark schwierig , internationalistische Positionen zu verbreiten, während die politischenpolitische Diskussion eher von RechtspopulistInnenen dominiert wird?

Es gibt eine Tendenz der sozialen Bewegungen in Europa, sich immer rein defensiv zu verhalten. Wenn wir rassistische Sprüchen hören, neigen wir, so zu antworten: "Uunsere NachbarInnen mit migrantischem Hintergrund sind gar nicht so schlimm!" Doch eine wirkliche, eine starke Antwort auf den Rassismus ist der Internationalismus, also das Zusammenbringen verschiedener Gesellschaften. Die Befreiungsbewegungen, die wir unterstützen, zeigen ganz klar diesen Weg der Integration auf.

Wie Che Guevara gesagt hat, sollen wir uns bei jeder Ungerechtigkeit, auch wenn sie sich gegen Menschen auf der anderen Seite der Welt richtet, selbst betroffen fühlen. Genauso sollen wir die Siege von linken Menschen, auch wenn wir sie nicht kennen, als eigene Siege sehen.

Interview: Wladek Flakin, von der kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION

Das ist eine Langversion des Interviews aus der jungen Welt vom 7. Oktober 2008

www.fightersandlovers.org

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Ergänzungen

fortschrittliche Kämpfe?!

WTF! 08.10.2008 - 16:41
"Beides sind Befreiungsorganisationen, die mit einer fortschrittlichen Perspektive kämpfen. Sie sind somit Beispiele für andere."

Super Beispiele für fortschrittliche Kämpfe, wie etwa:

2002:
* Ein Selbstmordanschlag eines PFLP-Mitgliedes in einer Pizzeria in Karnei Shomron im Westjordanland am 16. Februar tötet drei Israelis[10].
* Am 7. März sprengt sich ein Mitglied der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden in der Lobby eines Hotels nähe der Stadt Ariel in die Luft. Dabei werden 15 Israelis zum Teil schwer verletzt[11].
* Ein Selbstmordanschlag auf einem Markt in Israel am 19. Mai tötet drei Israelis. Wer den Anschlag verübt hat, ist bis heute nicht ganz klar. Auch die Hamas hatte die Verantwortung für die Aktion übernommen[12].

2003
* Am 24. April wird ein 34jähriger Security-Beamter getötet und 13 weitere Menschen verletzt, als ein Selbstmordanschlag an einem Bahnhof in Kfar Save ereignet. Für den Anschlag übernehmen die Al-Aqsa-Brigaden der Fatah sowie die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden die Verantwortung[13].
* Bei einem weiteren Selbstmordanschlag des bewaffneten Arms der PFLP im Dezember an einer Busstation nahe Tel Aviv werden vier Menschen getötet und über 20 verwundet[14].

2004 [Bearbeiten]
* Ein Selbstmordattentäter der PFLP wird getötet, während er seine Sprengstoffladung zündet. Einige Menschen werden leicht verletzt[15].

 http://de.wikipedia.org/wiki/Abu-Ali-Mustafa-Brigaden#Angriffe_und_Anschl.C3.A4ge

bessere Polit-T-Shirts

Entdinglichung 08.10.2008 - 18:24
gibt es zuweilen hier:  http://www.philosophyfootball.com/ ... PFLP & FARC-EP sind beides Organisationen, welche sich in den letzten 15 Jahren von einer emanzipatorischen Praxis immer weiter entfernt haben als sich auf diese zuzubewegen ... allerdings ist durchaus vorstellbar, dass der dänische Staat genauso auch gegen bspw. T-Shirts, welche für "sympathischere", emanzipatorische Organisationen (ELN, EPR, KOMALAH, etc.) werben, vorgeht ... und trotz aller Probleme handelt es sich bei "Fighters and Lovers" immer noch um Menschen mit einer emanzipatorischen Perspektive, welche vom bürgerlichen Staat angegriffen wurden und daher IN DIESER KONKRETEN AUSEINANDERSETZUNG kritisch zu unterstüzen sind

Über T-Shirts........

palestina libera , palestina rossa 08.10.2008 - 23:30
Die T-Shirt-Verkäufer haben breite Solidarität erfahren. Der Gewerkschaftsverband 3-F hat Fighters + Lovers vergangene Woche seinen "Kultur- und Solidaritätspreis" verliehen. Die Gewerkschaft der Holz- und Bauarbeiter hat ebenso wie verschiedene örtliche Gewerkschaftsgruppen der Farc öffentlich Geldspenden überwiesen. Das hat auch die "Horserød-Stutthof Foreningen", eine Vereinigung ehemaliger Widerstandkämpfer und KZ-Insassen, bereits im vergangenen Jahr getan. Sie informierte davon das Justizministerium. Und wartet bis heute auf eine Anklage.


Das Kopenhagener Parlament hat in die Materialien zur Antiterrorgesetzgebung tatsächlich einen Satz eingebaut, der den Begriff des Terrorismus im Hinblick auf einen "legitimen Staat" definiert: Ein solcher baue seine Existenz auf grundlegenden Menschenrechten auf, wie Gleichheit, Freiheit, Solidarität, und fundamentalen demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien. In Erinnerung war den dänischen ParlamentarierInnen dabei nicht nur die Geschichte der Widerstandsbewegung des eigenen Landes gegen die deutsche Nazi-Besatzung, sondern beispielsweise auch die Hilfe, die die südafrikanische Befreiungsbewegung beim Kampf gegen das Apartheidregime einst gerade von Dänemark erhalten hatte: Eine solche sollte auch in Zukunft nicht verboten sein.


Mehr.........  http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/mit-t-shirts-in-die-terrorfalle/?src=SZ&cHash=ad09d78453


Danish t-shirt activists face second trial for support for national liberation movements

 http://www.pflp.ps/english/?q=danish-t-shirt-activists-face-second-trial-support

Die PFLP

... 09.10.2008 - 14:41
ist ideologisch keine progressive oder fortschrittliche Bewegung mehr. Dies war in den siebzieger und achtziger Jahren noch anders zu bewerten. Partner in Palästina oder Israel können derzeit lediglich Organisationen der Bürgerrechtsbewegungen sein, aber nicht vertreter_innen der kriegsführenden Parteien. In beiden Ländern sind linke Friedens- und Bürgerrechtsgruppen leider marginal. Dennoch gibt es Sie, auch in Form von gemeinsamen politischen Projekten. Wenn Geld spenden dann doch wohl an bilaterale Projekte in der Region!

Z.B. dort:
 http://www.alternativenews.org/
 http://anarchosyndikalismus.org/educat/israelanarchists/index.html
 http://de.wikipedia.org/wiki/Neve_Shalom
 http://coalitionofwomen.org/home/english/organizations/women_in_black

Die PFLP ist ideologisch keine progressive o

palestina libera , palestina rossa 11.10.2008 - 13:58
Die PFLPist ideologisch keine progressive oder fortschrittliche Bewegung mehr.......

With pride and honor, the Union of Palestinian Women's Committees announces the demise of its president, the irreplaceable progressive activist, our Comrade Maha Nassar (Um Wadee'), who has passed away today, Friday Oct. 10th 2008, at the age of 54 years.

Mehr................

 http://www.pflp.ps/english/?q=upwc-farewell-comrade-leader-maha-nassar

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 13 Kommentare an

oh ja — berliner

asdf — asdf

... — antifa

man muss dazu sagen: — superspazt.

Mhhhh.... — grüblgrübl

Ich fass es nicht — =$§)&

Solidarität?? — Horsti

Auch können Geld spender auf diesen organiza — palestina libera , palestina rossa