Kommission stellt in Dresden neue Opferzahlen vor
Im Rahmen der gerade an der Technischen Universität stattfindenden Deutschen Historikertage stellte die von der Stadt Dresden 2004 in Auftrag gegebene Kommission zum 13. Februar ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. Als Ort der etwa zweistündigen Veranstaltung wurde bewusst oder unbewusst der nach dem ehemaligen Waffen-SS Mitglied und jetzigen Eigentümer der Metro AG Otto Beisheim benannte Saal der Fakultät Wirtschaftswissenschaft gewählt.
Nach Jahren der Ungewissheit beschloss im November 2004 der damalige Oberbürgermeister der Stadt Dresden Ingolf Roßberg die Einberufung einer Historikerkommission aus Mitgliedern verschiedenster wissenschaftlicher Richtungen, um die genaue Zahl der Opfer der alliierten Luftangriffe im Februar 1945 auf Dresden zu ermitteln. Die Forschungsergebnisse dürften gerade für Holocaust-relativierende Positionen aus dem rechten Lager ein schwerer Schlag sein. Schon die ersten Zahlen vom März 1945 machen deutlich, wie offensichtlich in den Folgejahren Opferzahlen erhöht wurden, um den Mythos der völlig zerstörten Stadt zu schaffen. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung und der Polizei nur einen Monat nach den Angriffen, kamen knapp 25.000 Menschen ums Leben. In Zeiten des Kalten Krieges wurde diese Zahl sicherlich auch aus Propaganda-Zwecken spätestens 1965 auf 35.000 nach oben korrigiert, während man von Rechts Opferzahlen bis zur einer halben Million zu hören bekam. Die 13-köpfige Historikerkommission stellte nun am 1. Oktober im Rahmen des 47. Deutschen Historikertages die Ergebnisse ihrer Recherchen vor. So kamen nach ihren noch nicht endgültig abgeschlossen Untersuchungen mindestens 18.000 Menschen bei den Luftangriffen ums Leben.
Gerade auch die übertriebenen Opferzahlen haben aus Dresden ein Symbol der Erinnerung an die Opfer zweiten Weltkriegs gemacht, ohne dabei heute noch zwischen Opfern und Tätern zu differenzieren. So äußerte sich etwa das Kommissionsmitglied der Potsdamer Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller mit den Worten: „Der Namen Dresden wird immer verbunden bleiben mit einer der schlimmsten Katastrophen des Zweiten Weltkrieges“ und zeigt damit einmal mehr, wie wenig wissenschaftliche Fakten wie die von der Kommission eindeutig widerlegten und demzufolge nie stattgefundenen Tieffliegerangriffe in der Diskussion um eigene Schuld an den Angriffen wert sind, wenn es darum geht, eigene Schuld in irgendeiner Art und Weise abzuwehren, um sich letztendlich selbst in der einseitig geführten Diskussion als Opfer darzustellen.
Im Laufe der von bürgerlicher Seite erstaunlicherweise spärliche besuchten Veranstaltung stellten einige Mitglieder der Kommission ihre mehr oder weniger neuen Erkenntnisse vor bzw. versuchten sie den Eindruck zu vermitteln, als ob sie wesentlich neue Erkenntnisse über tatsächliche Opferzahlen herausgefunden hätten. Leider trugen auch sie wie so oft in der unsachlich geführten Debatte um die Bombardierung zur Mythologisierung bei. Während sie einerseits richtiger weise die Zahlen nach unten korrigieren mussten, um dem Phänomen der Mythologisierung vorzubeugen, bedienten sie auf der anderen Seite immer wieder gern das Bild der unschuldigen im Feuersturm von zumindest moralisch verantwortlichen Kriegsverbrechern zerstörten Stadt. Am Ende (Abschnitt VI.) ihrer Erklärung passiert das, was schon seit Jahren einer der Kritikpunkte aus der Linken ist, nämlich die Gleichsetzung von BewohnerInnen der Stadt Dresden mit den eigentlichen Opfern des NS; ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen aber auch den jüdischen BewohnerInnen der Stadt.
Bezeichnenderweise fand die öffentliche Vorstellung der Ergebnisse im seit Jahren in der Diskussion befindlichen Otto-Beisheim-Saal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften statt, der auch schon im Herbst 2003 Schauplatz der Vorstellung von Jörg Friedrichs unsachlichem Buch „Der Brand“ gewesen war. Otto Beisheim war zu Zeiten des Nationalsozialismus Mitglied der Waffen-SS und hat sich bis heute nie öffentlich zu seiner Biographie geäußert, obwohl viele Fakten mittlerweile öffentlich bekannt gemacht worden sind. Die antifaschistische Hochschulgruppe hat die TU-Dresden in der Vergangenheit schon mehrfach dazu aufgefordert, den Saal umzubenennen und dem Eigentümer der Metro AG die Ehrendoktorwürde abzuerkennen. Bis heute verweigert sich die Universität diesem Diskurs und scheint geschichtliche Aufarbeitung anhand von finanziellen Aspekten zu beurteilen. Das ist erschütternd wenn man sich vor Augen hält, dass an der gleichen Stelle von 1939 bis 1945 über 1.000 Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer umgebracht worden sind. Dass sich ausgerechnet eine Historikerkommission die es sich zur Aufgabe gemacht hat, geschichtliche Fakten herauszuarbeiten, diesen Ort zur Präsentation ihrer Ergebnisse auswählt, ist mit dem Wissen um die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart mehr als bedenklich.
Im nächsten Jahr wollen die Forscher ihren Abschlussbericht vorstellen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal wenigstens auf die Örtlichkeit der Präsentation Rücksicht genommen wird. Am Zustand der Mythologisierung wird sich in Dresden auch mit dem Abschluss der Untersuchung leider nichts verändern, das zeigen einmal mehr die unkritische Verwendung moralisierender Begrifflichkeiten wie etwa die Bezeichnung der Bombardierung als „größte Katastrophe in der Stadtgeschichte“ und die fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der persönlichen Schuld jeder einzelnen Person im nationalsozialistischen Deutschland auch in Dresden. Es ist wie es ist.
Kein Frieden mit Deutschland!
Gerade auch die übertriebenen Opferzahlen haben aus Dresden ein Symbol der Erinnerung an die Opfer zweiten Weltkriegs gemacht, ohne dabei heute noch zwischen Opfern und Tätern zu differenzieren. So äußerte sich etwa das Kommissionsmitglied der Potsdamer Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller mit den Worten: „Der Namen Dresden wird immer verbunden bleiben mit einer der schlimmsten Katastrophen des Zweiten Weltkrieges“ und zeigt damit einmal mehr, wie wenig wissenschaftliche Fakten wie die von der Kommission eindeutig widerlegten und demzufolge nie stattgefundenen Tieffliegerangriffe in der Diskussion um eigene Schuld an den Angriffen wert sind, wenn es darum geht, eigene Schuld in irgendeiner Art und Weise abzuwehren, um sich letztendlich selbst in der einseitig geführten Diskussion als Opfer darzustellen.
Im Laufe der von bürgerlicher Seite erstaunlicherweise spärliche besuchten Veranstaltung stellten einige Mitglieder der Kommission ihre mehr oder weniger neuen Erkenntnisse vor bzw. versuchten sie den Eindruck zu vermitteln, als ob sie wesentlich neue Erkenntnisse über tatsächliche Opferzahlen herausgefunden hätten. Leider trugen auch sie wie so oft in der unsachlich geführten Debatte um die Bombardierung zur Mythologisierung bei. Während sie einerseits richtiger weise die Zahlen nach unten korrigieren mussten, um dem Phänomen der Mythologisierung vorzubeugen, bedienten sie auf der anderen Seite immer wieder gern das Bild der unschuldigen im Feuersturm von zumindest moralisch verantwortlichen Kriegsverbrechern zerstörten Stadt. Am Ende (Abschnitt VI.) ihrer Erklärung passiert das, was schon seit Jahren einer der Kritikpunkte aus der Linken ist, nämlich die Gleichsetzung von BewohnerInnen der Stadt Dresden mit den eigentlichen Opfern des NS; ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen aber auch den jüdischen BewohnerInnen der Stadt.
Bezeichnenderweise fand die öffentliche Vorstellung der Ergebnisse im seit Jahren in der Diskussion befindlichen Otto-Beisheim-Saal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften statt, der auch schon im Herbst 2003 Schauplatz der Vorstellung von Jörg Friedrichs unsachlichem Buch „Der Brand“ gewesen war. Otto Beisheim war zu Zeiten des Nationalsozialismus Mitglied der Waffen-SS und hat sich bis heute nie öffentlich zu seiner Biographie geäußert, obwohl viele Fakten mittlerweile öffentlich bekannt gemacht worden sind. Die antifaschistische Hochschulgruppe hat die TU-Dresden in der Vergangenheit schon mehrfach dazu aufgefordert, den Saal umzubenennen und dem Eigentümer der Metro AG die Ehrendoktorwürde abzuerkennen. Bis heute verweigert sich die Universität diesem Diskurs und scheint geschichtliche Aufarbeitung anhand von finanziellen Aspekten zu beurteilen. Das ist erschütternd wenn man sich vor Augen hält, dass an der gleichen Stelle von 1939 bis 1945 über 1.000 Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer umgebracht worden sind. Dass sich ausgerechnet eine Historikerkommission die es sich zur Aufgabe gemacht hat, geschichtliche Fakten herauszuarbeiten, diesen Ort zur Präsentation ihrer Ergebnisse auswählt, ist mit dem Wissen um die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart mehr als bedenklich.
Im nächsten Jahr wollen die Forscher ihren Abschlussbericht vorstellen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal wenigstens auf die Örtlichkeit der Präsentation Rücksicht genommen wird. Am Zustand der Mythologisierung wird sich in Dresden auch mit dem Abschluss der Untersuchung leider nichts verändern, das zeigen einmal mehr die unkritische Verwendung moralisierender Begrifflichkeiten wie etwa die Bezeichnung der Bombardierung als „größte Katastrophe in der Stadtgeschichte“ und die fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der persönlichen Schuld jeder einzelnen Person im nationalsozialistischen Deutschland auch in Dresden. Es ist wie es ist.
Kein Frieden mit Deutschland!
Deutsche TäterInnen sind keine Opfer!
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Verteiltes Flugblatt
Geschichte am falschen Ort: Historikertag im Nazi-Saal.
Willkommen im Otto Beisheim-SaalSehr geehrte Damen und Herren, liebe Leute,
Sie befinden sich im Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dresden. Wie sie vielleicht schon an der Tür oder in der Einladung gelesen haben, trägt dieser Saal den Namen Otto Beisheim-Saal. Damit sitzen Sie heute in einem Raum, der nach einem nach Mitglied der nationalsozialistischen Waffen-SS benannt ist.
Otto Beisheim: Mitglied der SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“
Der 1924 in der Nähe von Essen geborene Otto Beisheim trat im Alter von 17 Jahren der “Leibstandarte Adolf Hitler” bei. Nachweislich belegt ist seine Angehörigkeit in den letzten drei Kriegsjahren unter der Kennungsmarke 976 3./A.E.R’. Dienst leistete er unter anderem im SS-Artillerieregiment, welches Teil der so genannten ‘1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler’ war. Zwar behauptete Beisheim später, zu diesem Dienst zwangsrekrutiert worden zu sein. Was Beisheim dabei allerdings verschweigt, ist, dass es nach dem ersten Monat der SS-Ausbildung die Möglichkeit gab, einen Antrag auf freiwillige Entlassung aus dem SS-Dienst zu stellen. Diese Möglichkeit nahm Beisheim offensichtlich nicht wahr.
Die “Leibstandarte” war eine direkt auf Adolf Hitler eingeschworene Einheit, die diesem anfangs als persönliche Leibgarde dienen sollte. Im Verlauf des 2. Weltkriegs wurde sie zu einer SS-Panzerdivision umfunktioniert. Sie war eine Eliteeinheit, die wiederholt bei Offensiven der deutschen Armee als “Stoßkeil” diente. Neben vielen anderen Kriegsverbrechen sind unter anderem bei einer Vergeltungsaktion der Leibstandarte im April 1942 mehr als 4000 russische Menschen hingerichtet worden. Im September 1943 war Beisheims Division an einer Massenexekution und der vollständigen Zerstörung der italienischen Stadt Boves aktiv beteiligt. Bei der Ardennen-Gegenoffensive 1944 wurden durch die Leibstandarte mindestens 71 verhaftete amerikanische Soldaten hingerichtet.
Bis zum heutigen Tage hat Otto Beisheim weder zu der Rolle, die er in der Leibstandarte und somit im NS inne hatte, Auskünfte gegeben noch die Notwendigkeit gesehen, sich dafür zu entschuldigen.
Beisheim? – Nein danke!
Wie vielen anderen NS-Täter auch gelang Beisheim im Nachkriegsdeutschland eine glänzende Karriere. Im Jahre 1964 gründete er die heutige „Metro-AG“, zu der heute Kaufhof, Media Markt, Saturn, Real und weitere Einzelhandelskonzerne gehören. In der bundesdeutschen Ouml;ffentlichkeit versuchte er, als groszlig;zügiger Spender aufzutreten – und traf dabei stets auf Widerstand. So zog Beisheim seine Spende in Höhe von 10 Millionen Euro an ein bayrisches Gymnasium zurück, weil sich LehrerInnen und SchülerInnen gegen eine Umbenennung in “Otto Beisheim-Gymnasium” wehrten. Die Diskussionen um Beisheims Vergangenheit sind nichts Neues: 1995 verhinderten StudentInnenproteste in Mannheim, dass er an der der dortigen Universität Ehrensenator werden konnte.
Braune Flecken an der TU-Dresden
Im sächsischen Dresden schert sich dagegen niemand um die Vergangenheit des Groszlig;spenders. Erst im Juli 2005 sorgte ein Antrag der Antifa-Hochschulgruppe gemeinsam mit dem Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften für Wirbel an der TU und führte dazu, dass das Schild am Festsaal der Fakultät vorübergehend entfernt wurde – nicht aufgrund der NS-Vergangenheit des Namensgebers, sondern aufgrund von „Verfahrensfehlern“ bei der Benennung. Kurze Zeit später aber war das Schild ohne jede Begründung wieder an alter Stelle. Die Forderungen der Antifa Hochschulgruppe wurden anschlieszlig;end durch offene Briefe und Pressemitteilungen gegenüber der Fakultät und dem Rektorat nochmals bekräftigt: Umbenneung des Festsaals und die Aberkennung der Ehrendoktorwürde Beisheims. Eine Antwort sind sie bis heute schuldig geblieben.
Deutsche Geschichtspolitik
Der Umgang mit dem NS-Täter Otto Beisheim zeigt, wie weit es mit der sogenannten „Bewältigung“ der Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland her ist. Die geschichtliche Aufarbeitung ist streng daran gebunden, dass sie keinerlei Auswirkungen auf die Gegenwart haben darf. Im allgemeinen Konkurrenzkampf ist man an der TU Dresden gern bereit, für eine großzügige Förderung jegliche Bedenken über Bord zu werfen. Sofern es überhaupt welche gab. Geht es nach der unerträglichen herrschenden Geschichtsauffassung, gab es im NS nur wenige EinzeltäterInnen und das wirkliche Opfer war – die deutsche Zivilbevölkerung. Diese Bevölkerung, ohne deren aktive Beteiligung das deutsche Projekt der planmäszlig;igen Ermordung von Millionen von Menschen, sowie der in diesem Ausmaszlig; nie dagewesene Vernichtungskrieg, unmöglich gewesen wäre, wird dabei zur „Zivilbevölkerung“ umgelogen, deren ganzer Erfahrungshorizont nun aus Bombardierung, „Besatzung“, „Vertreibung“ und Leid bestanden haben soll. Ein kleiner Stein in diesem geschichtsrevisionistischen Mosaik ist das Verhältnis der TU Dresden zu Otto Beisheim.
Umbenennung sofort!
Es ist ein ausgesprochener Skandal, dass die OrganisatorInnen des HistorikerInnentages die Dreistigkeit besitzen, für die heutige Podiumsdiskussion in den Otto Beisheim-Saal einzuladen. Unter dieser Kulisse lässt sich nicht „sachlich“ reden, und schon gar nicht über die Zeit des Nationalsozialismus. Ob es hier und heute um die mehr denn je notwendige kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Beteiligung der deutschen Bevölkerung geht, wird sich zeigen müssen. Fest steht, dass wer glaubt, dass eine solche an einem nach einem NS-Täter benannten Ort ohne eine Thematisierung desselben möglich ist, selbst an der Geschichtslüge partizipiert.
Sehr geehrte PodiumsteilnehmerInnen, sehr geehrte Gäste. Wir fordern Sie auf, nicht still über den Rahmen dieser Veranstaltung hinwegzugehen, sondern ihn energisch zu thematisieren. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem NS an der TU Dresden ist nicht hinnehmbar!
Die Forderungen der Antifa Hochschulgruppe stehen nach wie vor im Raum: Die Ehrendoktorwürde der TU Dresden ist Otto Beisheim abzuerkennen! Der Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften muss umbenannt werden! Damit geht einher, dass die TU Dresden endlich nachholt, was sie so gerne beiseite schiebt: die generelle Auseinandersetzung mit dem NS!
Lob & Kritik
Wahrnehmungstörungen und ihre Behandlung in Dresden
Ein paar kritische Anmerkungen zu dem indy-Text hier habe ich aber auch. Die Historiker schreiben am Ende ihrer Erklärung:
Da kann ich nicht erkennen, wo sie eine "Gleichsetzung von BewohnerInnen der Stadt Dresden mit den eigentlichen Opfern des NS; ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen aber auch den jüdischen BewohnerInnen der Stadt" vornehmen. Die Gleichsetzung hat schon durch die Bombardierung stattgefunden, schließlich machen Bomben keinen Unterschied. In der zitierten Passage der Erklärung passiert das genau Gegenteil von gleich setzen. Durch das Aufzählen der unterschiedlichen Gruppen, wird das Opferkollektiv im Gegensatz zu sonstigen offiziellen statements enthomogenisiert und zusätzlich gefordert sich um historische Wahrheit zu bemühen, was eine klare Absage an die bisherige ideologische Vermengung und Vereinnahmung darstellt, und das ist durchaus begrüßenswert. Das widerlegt auch deinen letzten Satz "und die fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der persönlichen Schuld jeder einzelnen Person im nationalsozialistischen Deutschland auch in Dresden.. Indem sie auf die Unterschiedlichkeit der von der Bombardierung Betroffenen hinweisen, bereiten sie überhaupt den Boden dafür sich, dass man sich mit individuellen Schicksalen und das schließt die individuelle Schuld ein, auseinandersetzen muss. Damit sind sie wesentlich weiter als Leute, die ein einheitliches Täterkollektiv konstruieren, damit würde nämlich jede Notwendigkeit entfallen, sich mit individueller Schuld zu beschäftigen.
Der Satzteil davor "das zeigen einmal mehr die unkritische Verwendung moralisierender Begrifflichkeiten wie etwa die Bezeichnung der Bombardierung als „größte Katastrophe in der Stadtgeschichte“" ist etwas seltsam. Rein objektiv betrachtet ist es nunmal die größte Katastrophe der Stadtgeschichte. Nie wurden vorher soviel Einwohner getötet und soviel Bausubstanz zerstört. Da kommen die Zerstörungen durch die Preußen im 7jährigen Krieg nicht mal annähernd ran.
ausführlicher Presseartikel
Warum dieser Saal?
Dieser Umgang mit generösen ehemaligen Nazis ist kein Einzelfall. Erst letztens gab es eine extra3-Sendung zu einer nach dem Kriegsverbrecher Friedrich Flick benannten Gymnasium in Kreuztal. Hier werden übrigens tatsächlich von einem ehemaligen Rektor des Gymansiums die alliierten Bombardierungen als schlimmer suggeriert, als das was die deutschen Kriegsverbrecher verbrochen haben.
Liebe Pharao
Ebenso die Tieffliegergeschichten. Also ob in der "Flammenhölle" auch noch Flieger herabsinken und auf die Leute schießen. Es gibts dutzende weitere Hinweise, warum es keine solchen Angriffe gegeben hat.
Ich kann dir hier mal ein Buch von Gunnar Schubert empfehlen. "Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde" Bitte lies das!
Danke und Gruß an die Omi.
Ein kleiner Vorgeschmack im Anhang.
@pharao
lies doch mal den Bericht der Historiker-Kommission. Die beschäftigen sich intensiv mit der Frage der Tiefflieger. Die haben auch jede Menge Zeitzeugen zu dem Thema befragt, sind den Geschichten nachgegangen, haben hunderte von Quadratmetern Elbufer untersuchen lassen, nirgendwo ein Hinweis auf Tiefflieger. Die hätten doch wenigstens irgendwelche Munition finden müssen, aber da war nix, überhaupt nix!
Ein Mitglied der Historikerkommission ist in einem Artikel auf die Tieffliegergeschichten (Punkt 4) extra nochmal ausführlich eingegangen.
http://www.historicum.net/themen/bombenkrieg/themen-beitraege/staedte-regionen/art/Luftkriegslegen/html/pointer/1/ca/9c46d5aed8/?tx_mediadb_pi1[maxItems]=6
Ich will deine Uroma nicht als blöd da stehen lassen, aber die stand angesichts der Ereignisse sich unter Schock, und hat vielleicht die Luftkämpfe über Dresden als vermeintliche Tieffliegerangriffe im Gedächtnis abgespeichert.
noch mal zu dem Tiefflieger-Ding
Ausstellung zur DFG in Dresden
Außerdem läuft noch bis zum 23.11.2008 die Ausstellung zu sudetendeutschen Antifaschisten in der Gedenkstätte Münchner Platz.
@ Pharao
Nochmal an Pharao
nochmal zu den tieffliegern
Als ob Zahlen wichtig wären
Entscheidend für die Bewertung ist die Rede, die Goebbels am 18.2.1943 im Berliner Sportpalast gehalten hat. Er fragte u.a.: "Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?" Die anwesende Menge hat verzückt "Ja" geschriehen. Wenn wir die anwesenden Menschen mal als Vertretung des deutschen Volkes sehen, bleibt eigentlich nur festzustellen, dass es das bekommen hat, was es wollte. Churchill und Harris haben ihm den Gefallen getan. So what?
Gutes Buch
http://en.wikipedia.org/wiki/Slaughterhouse-Five
Zu dem Bericht der Historikerkommision kann ich nur sagen, dass ich die Ergebnisse nicht glaube.
Nazis können sicherlich lügen, Propaganda verbreiten, indoktrinieren, drohen und gewalttätig werden.
Doch wenn mir einer von denen erzählt, dass der Schnee weiß ist kann es durchaus auch mal sein, dass er damit Recht hat.
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
xy
Geschichtsfälschung auch von Links!
Es mag sein, daß es keinen offiziellen Befehl dazu gab, trotzdem gab es Überflüge, in denen mit Boardwaffen das Elbufer "abgemäht" wurde. Ich habe diese Information aus erster Hand, meine Oma (bei Gott kein Nazi) hat es mit eigenen Augen, life vor Ort erlebt und meine Uroma, die bei der Beseitigung der Leichen mit half, hat die Schußverletzungen ebenfalls mit eigenen Augen gesehen.
Feuersturm...
Auch dir kann man nur empfehlen mal den Bericht der Historikerkommission zu lesen. Die sind auch dieser Theorie nachgegangen, dass die Leichen restlos verbrannt wären. Es wurde wohl wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Temperaturen nicht so hoch gewesen sein können. Was das detailliert heißt, wird dann sicher in dem Abschlußbericht der Historikerkommission im nächsten Jahr stehen. Dazu heißt es in dem vorläufigen Bericht:
vorläufiger Bericht zum nachlesen
Diese Angaben sind ziemlich plausibel, wenn man noch Material aus der Zeit hat, kann durchaus feststellen, welcher Temperatur aus ausgesetzt gewesen sein muss, da man auch weiß, bei welcher Temperatur menschliche Körper rückstandslos verbrennen, kann man das also wissenschaftlich auf jeden Fall überprüfen. Das halte ich für wesentlich sicherer als die wilden Behauptungen, wie du sie aufstellst.
Deine Behauptung zu den Tätern ist Quatsch. Täter bzw. Verbrecher hats doch nicht nur in der Wehrmacht und der SS an der Front gegeben. Im Gegenteil die Gestapo, die Denunzianten, die NS-Bonzen und begeisterten Mitmacher waren doch nicht an der Front sondern zu Hause. Das heißt nicht, dass alle Dresdener Täter waren. Das hat bisher auch niemand so behauptet. Es wird viel mehr kritisiert, dass immer so getan wird als wenn alle einfach nur Opfer waren. Das hat auch nichts mit Sippenhaft und Strafe zu tun. Es war Krieg der von Nazideutschland losgetreten wurde. Es war ein brutaler Krieg, und natürlich haben sich auch die Alliierten damals auch unschöner Mittel bedient und wollten den Krieg gewinnen (nicht zuletzt hat Deutschland aber auch mit der Bombardierung englischer Städte angefangen), aber hätten die Nazis nicht mit Unterstützung von großen Teilen der deutschen Bevölkerung (sicher nicht von allen, und die hat es oft doppelt getroffen, von den Nazis gegängelt und unterdrückt bis hin zu KZs, und dann noch in Bombardierungen geraten...) den Krieg angefangen, dann wäre auch Dresden ganz geblieben. Seltsamerweise reagieren viele (durchaus auch zurecht) sehr emotional was den 13.02. Februar in Dresden angeht, aber schweigen völlig zur Vernichtung der Juden auch in Dresden.
@ Name 03.10.2008 - 06:28
Für die Bewertung des Holocaust ist eindeutig auch die Kriegserklärung des Judentums an das deutsche Volk vom 24. März 1933 wichtig. Wenn wir davon ausgehen, dass diese Kriegserklärung stellvertretend für alle Juden abgegeben wurde, so kann man nur sagen, dass Hitler und Himmler ihnen das gegeben haben, was sie wollen. So What?
Sag mal, "Name", merkst du Trottel eigentlich noch, was du da für eine menschenverachtende Scheiße von dir gibts?!
@ Tschörtschill
fangt an zu denken
Wird das alles relativiert,schön geredet und die Opfer verhönt weil sie in der Zeit des NS lebten?
Was für ein Mensch muss man sein um solche Verbrechen als gerecht anzusehen?
Ihr habt nicht das Recht euch ein Urteil über jemanden zu bilden
,ihr habt nichts geleistet und nichts ausgestanden,
seid lieber froh das ihr den Krieg nicht erleben mustet.
In einem warmen Zimmer mit vollen Kühlschrank kann man leicht auf andere mit dem Finger zeigen um sich selbst moralisch aufzuwerten. Obwohl man Charakterlich eigentlich in die unterste Schublade gehört!
Veränderungen beginnen bei einem selbst und wenn sie eine gerechtere , menschlichere Welt wollen werden sie selbst
menschlicher!
Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen und ein vernünftiger Mensch behandelt dieses auch so!
Hoffentlich wird ihr Aktivismus mal mit Werten und Verstand gefüllt !
Zurzeit ist ihr Humanismus gerede nur ein Deckmantel um Hass zu predigen!
Der Beitrag wird bestimmt wieder gelöscht aber dazu kann nur gesagt werden wer für Freiheit kämpfen will muss sie auch selbst gewähren.