Kommission stellt in Dresden neue Opferzahlen vor

indyteam dd 02.10.2008 01:38 Themen: Antifa
Im Rahmen der gerade an der Technischen Universität stattfindenden Deutschen Historikertage stellte die von der Stadt Dresden 2004 in Auftrag gegebene Kommission zum 13. Februar ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. Als Ort der etwa zweistündigen Veranstaltung wurde bewusst oder unbewusst der nach dem ehemaligen Waffen-SS Mitglied und jetzigen Eigentümer der Metro AG Otto Beisheim benannte Saal der Fakultät Wirtschaftswissenschaft gewählt.
Nach Jahren der Ungewissheit beschloss im November 2004 der damalige Oberbürgermeister der Stadt Dresden Ingolf Roßberg die Einberufung einer Historikerkommission aus Mitgliedern verschiedenster wissenschaftlicher Richtungen, um die genaue Zahl der Opfer der alliierten Luftangriffe im Februar 1945 auf Dresden zu ermitteln. Die Forschungsergebnisse dürften gerade für Holocaust-relativierende Positionen aus dem rechten Lager ein schwerer Schlag sein. Schon die ersten Zahlen vom März 1945 machen deutlich, wie offensichtlich in den Folgejahren Opferzahlen erhöht wurden, um den Mythos der völlig zerstörten Stadt zu schaffen. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung und der Polizei nur einen Monat nach den Angriffen, kamen knapp 25.000 Menschen ums Leben. In Zeiten des Kalten Krieges wurde diese Zahl sicherlich auch aus Propaganda-Zwecken spätestens 1965 auf 35.000 nach oben korrigiert, während man von Rechts Opferzahlen bis zur einer halben Million zu hören bekam. Die 13-köpfige Historikerkommission stellte nun am 1. Oktober im Rahmen des 47. Deutschen Historikertages die Ergebnisse ihrer Recherchen vor. So kamen nach ihren noch nicht endgültig abgeschlossen Untersuchungen mindestens 18.000 Menschen bei den Luftangriffen ums Leben.

Gerade auch die übertriebenen Opferzahlen haben aus Dresden ein Symbol der Erinnerung an die Opfer zweiten Weltkriegs gemacht, ohne dabei heute noch zwischen Opfern und Tätern zu differenzieren. So äußerte sich etwa das Kommissionsmitglied der Potsdamer Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller mit den Worten: „Der Namen Dresden wird immer verbunden bleiben mit einer der schlimmsten Katastrophen des Zweiten Weltkrieges“ und zeigt damit einmal mehr, wie wenig wissenschaftliche Fakten wie die von der Kommission eindeutig widerlegten und demzufolge nie stattgefundenen Tieffliegerangriffe in der Diskussion um eigene Schuld an den Angriffen wert sind, wenn es darum geht, eigene Schuld in irgendeiner Art und Weise abzuwehren, um sich letztendlich selbst in der einseitig geführten Diskussion als Opfer darzustellen.

Im Laufe der von bürgerlicher Seite erstaunlicherweise spärliche besuchten Veranstaltung stellten einige Mitglieder der Kommission ihre mehr oder weniger neuen Erkenntnisse vor bzw. versuchten sie den Eindruck zu vermitteln, als ob sie wesentlich neue Erkenntnisse über tatsächliche Opferzahlen herausgefunden hätten. Leider trugen auch sie wie so oft in der unsachlich geführten Debatte um die Bombardierung zur Mythologisierung bei. Während sie einerseits richtiger weise die Zahlen nach unten korrigieren mussten, um dem Phänomen der Mythologisierung vorzubeugen, bedienten sie auf der anderen Seite immer wieder gern das Bild der unschuldigen im Feuersturm von zumindest moralisch verantwortlichen Kriegsverbrechern zerstörten Stadt. Am Ende (Abschnitt VI.) ihrer Erklärung passiert das, was schon seit Jahren einer der Kritikpunkte aus der Linken ist, nämlich die Gleichsetzung von BewohnerInnen der Stadt Dresden mit den eigentlichen Opfern des NS; ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen aber auch den jüdischen BewohnerInnen der Stadt.

Bezeichnenderweise fand die öffentliche Vorstellung der Ergebnisse im seit Jahren in der Diskussion befindlichen Otto-Beisheim-Saal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften statt, der auch schon im Herbst 2003 Schauplatz der Vorstellung von Jörg Friedrichs unsachlichem Buch „Der Brand“ gewesen war. Otto Beisheim war zu Zeiten des Nationalsozialismus Mitglied der Waffen-SS und hat sich bis heute nie öffentlich zu seiner Biographie geäußert, obwohl viele Fakten mittlerweile öffentlich bekannt gemacht worden sind. Die antifaschistische Hochschulgruppe hat die TU-Dresden in der Vergangenheit schon mehrfach dazu aufgefordert, den Saal umzubenennen und dem Eigentümer der Metro AG die Ehrendoktorwürde abzuerkennen. Bis heute verweigert sich die Universität diesem Diskurs und scheint geschichtliche Aufarbeitung anhand von finanziellen Aspekten zu beurteilen. Das ist erschütternd wenn man sich vor Augen hält, dass an der gleichen Stelle von 1939 bis 1945 über 1.000 Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer umgebracht worden sind. Dass sich ausgerechnet eine Historikerkommission die es sich zur Aufgabe gemacht hat, geschichtliche Fakten herauszuarbeiten, diesen Ort zur Präsentation ihrer Ergebnisse auswählt, ist mit dem Wissen um die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart mehr als bedenklich.

Im nächsten Jahr wollen die Forscher ihren Abschlussbericht vorstellen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal wenigstens auf die Örtlichkeit der Präsentation Rücksicht genommen wird. Am Zustand der Mythologisierung wird sich in Dresden auch mit dem Abschluss der Untersuchung leider nichts verändern, das zeigen einmal mehr die unkritische Verwendung moralisierender Begrifflichkeiten wie etwa die Bezeichnung der Bombardierung als „größte Katastrophe in der Stadtgeschichte“ und die fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der persönlichen Schuld jeder einzelnen Person im nationalsozialistischen Deutschland auch in Dresden. Es ist wie es ist.

Kein Frieden mit Deutschland!
Deutsche TäterInnen sind keine Opfer!

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Ergänzungen

Verteiltes Flugblatt

werferIn 02.10.2008 - 01:53

Geschichte am falschen Ort: Historikertag im Nazi-Saal.

Willkommen im Otto Beisheim-Saal

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leute,

Sie befinden sich im Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dresden. Wie sie vielleicht schon an der Tür oder in der Einladung gelesen haben, trägt dieser Saal den Namen Otto Beisheim-Saal. Damit sitzen Sie heute in einem Raum, der nach einem nach Mitglied der nationalsozialistischen Waffen-SS benannt ist.

Otto Beisheim: Mitglied der SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“

Der 1924 in der Nähe von Essen geborene Otto Beisheim trat im Alter von 17 Jahren der “Leibstandarte Adolf Hitler” bei. Nachweislich belegt ist seine Angehörigkeit in den letzten drei Kriegsjahren unter der Kennungsmarke 976 3./A.E.R’. Dienst leistete er unter anderem im SS-Artillerieregiment, welches Teil der so genannten ‘1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler’ war. Zwar behauptete Beisheim später, zu diesem Dienst zwangsrekrutiert worden zu sein. Was Beisheim dabei allerdings verschweigt, ist, dass es nach dem ersten Monat der SS-Ausbildung die Möglichkeit gab, einen Antrag auf freiwillige Entlassung aus dem SS-Dienst zu stellen. Diese Möglichkeit nahm Beisheim offensichtlich nicht wahr.

Die “Leibstandarte” war eine direkt auf Adolf Hitler eingeschworene Einheit, die diesem anfangs als persönliche Leibgarde dienen sollte. Im Verlauf des 2. Weltkriegs wurde sie zu einer SS-Panzerdivision umfunktioniert. Sie war eine Eliteeinheit, die wiederholt bei Offensiven der deutschen Armee als “Stoßkeil” diente. Neben vielen anderen Kriegsverbrechen sind unter anderem bei einer Vergeltungsaktion der Leibstandarte im April 1942 mehr als 4000 russische Menschen hingerichtet worden. Im September 1943 war Beisheims Division an einer Massenexekution und der vollständigen Zerstörung der italienischen Stadt Boves aktiv beteiligt. Bei der Ardennen-Gegenoffensive 1944 wurden durch die Leibstandarte mindestens 71 verhaftete amerikanische Soldaten hingerichtet.

Bis zum heutigen Tage hat Otto Beisheim weder zu der Rolle, die er in der Leibstandarte und somit im NS inne hatte, Auskünfte gegeben noch die Notwendigkeit gesehen, sich dafür zu entschuldigen.

Beisheim? – Nein danke!

Wie vielen anderen NS-Täter auch gelang Beisheim im Nachkriegsdeutschland eine glänzende Karriere. Im Jahre 1964 gründete er die heutige „Metro-AG“, zu der heute Kaufhof, Media Markt, Saturn, Real und weitere Einzelhandelskonzerne gehören. In der bundesdeutschen Ouml;ffentlichkeit versuchte er, als groszlig;zügiger Spender aufzutreten – und traf dabei stets auf Widerstand. So zog Beisheim seine Spende in Höhe von 10 Millionen Euro an ein bayrisches Gymnasium zurück, weil sich LehrerInnen und SchülerInnen gegen eine Umbenennung in “Otto Beisheim-Gymnasium” wehrten. Die Diskussionen um Beisheims Vergangenheit sind nichts Neues: 1995 verhinderten StudentInnenproteste in Mannheim, dass er an der der dortigen Universität Ehrensenator werden konnte.

Braune Flecken an der TU-Dresden

Im sächsischen Dresden schert sich dagegen niemand um die Vergangenheit des Groszlig;spenders. Erst im Juli 2005 sorgte ein Antrag der Antifa-Hochschulgruppe gemeinsam mit dem Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften für Wirbel an der TU und führte dazu, dass das Schild am Festsaal der Fakultät vorübergehend entfernt wurde – nicht aufgrund der NS-Vergangenheit des Namensgebers, sondern aufgrund von „Verfahrensfehlern“ bei der Benennung. Kurze Zeit später aber war das Schild ohne jede Begründung wieder an alter Stelle. Die Forderungen der Antifa Hochschulgruppe wurden anschlieszlig;end durch offene Briefe und Pressemitteilungen gegenüber der Fakultät und dem Rektorat nochmals bekräftigt: Umbenneung des Festsaals und die Aberkennung der Ehrendoktorwürde Beisheims. Eine Antwort sind sie bis heute schuldig geblieben.

Deutsche Geschichtspolitik

Der Umgang mit dem NS-Täter Otto Beisheim zeigt, wie weit es mit der sogenannten „Bewältigung“ der Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland her ist. Die geschichtliche Aufarbeitung ist streng daran gebunden, dass sie keinerlei Auswirkungen auf die Gegenwart haben darf. Im allgemeinen Konkurrenzkampf ist man an der TU Dresden gern bereit, für eine großzügige Förderung jegliche Bedenken über Bord zu werfen. Sofern es überhaupt welche gab. Geht es nach der unerträglichen herrschenden Geschichtsauffassung, gab es im NS nur wenige EinzeltäterInnen und das wirkliche Opfer war – die deutsche Zivilbevölkerung. Diese Bevölkerung, ohne deren aktive Beteiligung das deutsche Projekt der planmäszlig;igen Ermordung von Millionen von Menschen, sowie der in diesem Ausmaszlig; nie dagewesene Vernichtungskrieg, unmöglich gewesen wäre, wird dabei zur „Zivilbevölkerung“ umgelogen, deren ganzer Erfahrungshorizont nun aus Bombardierung, „Besatzung“, „Vertreibung“ und Leid bestanden haben soll. Ein kleiner Stein in diesem geschichtsrevisionistischen Mosaik ist das Verhältnis der TU Dresden zu Otto Beisheim.

Umbenennung sofort!

Es ist ein ausgesprochener Skandal, dass die OrganisatorInnen des HistorikerInnentages die Dreistigkeit besitzen, für die heutige Podiumsdiskussion in den Otto Beisheim-Saal einzuladen. Unter dieser Kulisse lässt sich nicht „sachlich“ reden, und schon gar nicht über die Zeit des Nationalsozialismus. Ob es hier und heute um die mehr denn je notwendige kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Beteiligung der deutschen Bevölkerung geht, wird sich zeigen müssen. Fest steht, dass wer glaubt, dass eine solche an einem nach einem NS-Täter benannten Ort ohne eine Thematisierung desselben möglich ist, selbst an der Geschichtslüge partizipiert.

Sehr geehrte PodiumsteilnehmerInnen, sehr geehrte Gäste. Wir fordern Sie auf, nicht still über den Rahmen dieser Veranstaltung hinwegzugehen, sondern ihn energisch zu thematisieren. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem NS an der TU Dresden ist nicht hinnehmbar!

Die Forderungen der Antifa Hochschulgruppe stehen nach wie vor im Raum: Die Ehrendoktorwürde der TU Dresden ist Otto Beisheim abzuerkennen! Der Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften muss umbenannt werden! Damit geht einher, dass die TU Dresden endlich nachholt, was sie so gerne beiseite schiebt: die generelle Auseinandersetzung mit dem NS!

Lob & Kritik

Katjusha 02.10.2008 - 04:24
Erst einmal danke für den Artikel. Wer nachlesen will, wielange eigentlich schon die richtigen Größenverhältnisse bekannt sind und warum die Stadt dann diese Historikerkommission eingesetzt hat, kann das in diesem Text auf venceremos vom 10.2.2006 tun:
Wahrnehmungstörungen und ihre Behandlung in Dresden

Ein paar kritische Anmerkungen zu dem indy-Text hier habe ich aber auch. Die Historiker schreiben am Ende ihrer Erklärung:
"In der Konsequenz des von Deutschland ausgegangenen Krieges wurde Dresden im letzten Kriegsjahr durch alliierte Luftangriffe schwer zerstört. Innerhalb weniger Stunden starben viele Tausend Menschen - Zivilistinnen und Zivilisten sowie Militärangehörige, Dresdenerinnen und Dresdener sowie Flüchtlinge, aber auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Häftlinge und Kriegsgefangene. Für die wenigen noch nicht ermordeten Dresdener Jüdinnen und Juden bedeuteten die Luftangriffe Gefahr und Rettung vor Deportation gleichermaßen. Ein verantwortliches Erinnern an das Schicksal aller dieser Menschen setzt ein ernsthaftes und andauerndes Bemühen um die Korrektheit der geschichtlichen Darstellung heraus."

Da kann ich nicht erkennen, wo sie eine "Gleichsetzung von BewohnerInnen der Stadt Dresden mit den eigentlichen Opfern des NS; ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen aber auch den jüdischen BewohnerInnen der Stadt" vornehmen. Die Gleichsetzung hat schon durch die Bombardierung stattgefunden, schließlich machen Bomben keinen Unterschied. In der zitierten Passage der Erklärung passiert das genau Gegenteil von gleich setzen. Durch das Aufzählen der unterschiedlichen Gruppen, wird das Opferkollektiv im Gegensatz zu sonstigen offiziellen statements enthomogenisiert und zusätzlich gefordert sich um historische Wahrheit zu bemühen, was eine klare Absage an die bisherige ideologische Vermengung und Vereinnahmung darstellt, und das ist durchaus begrüßenswert. Das widerlegt auch deinen letzten Satz "und die fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der persönlichen Schuld jeder einzelnen Person im nationalsozialistischen Deutschland auch in Dresden.. Indem sie auf die Unterschiedlichkeit der von der Bombardierung Betroffenen hinweisen, bereiten sie überhaupt den Boden dafür sich, dass man sich mit individuellen Schicksalen und das schließt die individuelle Schuld ein, auseinandersetzen muss. Damit sind sie wesentlich weiter als Leute, die ein einheitliches Täterkollektiv konstruieren, damit würde nämlich jede Notwendigkeit entfallen, sich mit individueller Schuld zu beschäftigen.

Der Satzteil davor "das zeigen einmal mehr die unkritische Verwendung moralisierender Begrifflichkeiten wie etwa die Bezeichnung der Bombardierung als „größte Katastrophe in der Stadtgeschichte“" ist etwas seltsam. Rein objektiv betrachtet ist es nunmal die größte Katastrophe der Stadtgeschichte. Nie wurden vorher soviel Einwohner getötet und soviel Bausubstanz zerstört. Da kommen die Zerstörungen durch die Preußen im 7jährigen Krieg nicht mal annähernd ran.

ausführlicher Presseartikel

in der Welt 02.10.2008 - 05:24

Warum dieser Saal?

Katjusha 02.10.2008 - 09:23
Warum die Historiker sich zu dem Veranstaltungsort garnicht verhalten haben, ist tatsächlich auch seltsam. Als Historiker müssten sie doch eigentlich bescheid wissen. Soweit geht die Courage dann scheinbar doch nicht, da mal den Mund aufzumachen. Die Fakten zu Beisheim sind ja bekannt, auch dass das bayrische Kultusministerium die Expertise, die angeblich belegt, dass er an keinen Greueltaten beteiligt war unter Verschluß hält...

Dieser Umgang mit generösen ehemaligen Nazis ist kein Einzelfall. Erst letztens gab es eine extra3-Sendung zu einer nach dem Kriegsverbrecher Friedrich Flick benannten Gymnasium in Kreuztal. Hier werden übrigens tatsächlich von einem ehemaligen Rektor des Gymansiums die alliierten Bombardierungen als schlimmer suggeriert, als das was die deutschen Kriegsverbrecher verbrochen haben.

Liebe Pharao

(muss ausgefüllt werden) 02.10.2008 - 10:51
Ebenso gab es Leute, die selber, ganz live, voll in echt, gesehen haben wollen, wie ein Braunbär mit kleinem Äffchen auf der Schulter, durch die Straßen zog und um Essen gebettelt hat. Oder die Leute, die mit gaaaanz eigenen Augen gehsehen haben wollen, wie eine blonde Frau auf einem Löwen durch die City ritt. Solche Geschichten gabs und gibts so viele, alle haben sich als schlicht falsch, erlogen oder falsch interpretiert herausgestellt!

Ebenso die Tieffliegergeschichten. Also ob in der "Flammenhölle" auch noch Flieger herabsinken und auf die Leute schießen. Es gibts dutzende weitere Hinweise, warum es keine solchen Angriffe gegeben hat.

Ich kann dir hier mal ein Buch von Gunnar Schubert empfehlen. "Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde" Bitte lies das!

Danke und Gruß an die Omi.

Ein kleiner Vorgeschmack im Anhang.

@pharao

xpert 02.10.2008 - 11:20
Lieber Pharao,

lies doch mal den Bericht der Historiker-Kommission. Die beschäftigen sich intensiv mit der Frage der Tiefflieger. Die haben auch jede Menge Zeitzeugen zu dem Thema befragt, sind den Geschichten nachgegangen, haben hunderte von Quadratmetern Elbufer untersuchen lassen, nirgendwo ein Hinweis auf Tiefflieger. Die hätten doch wenigstens irgendwelche Munition finden müssen, aber da war nix, überhaupt nix!

Ein Mitglied der Historikerkommission ist in einem Artikel auf die Tieffliegergeschichten (Punkt 4) extra nochmal ausführlich eingegangen.
 http://www.historicum.net/themen/bombenkrieg/themen-beitraege/staedte-regionen/art/Luftkriegslegen/html/pointer/1/ca/9c46d5aed8/?tx_mediadb_pi1[maxItems]=6

Ich will deine Uroma nicht als blöd da stehen lassen, aber die stand angesichts der Ereignisse sich unter Schock, und hat vielleicht die Luftkämpfe über Dresden als vermeintliche Tieffliegerangriffe im Gedächtnis abgespeichert.

Ausstellung zur DFG in Dresden

Katjusha 02.10.2008 - 14:44
Gleichzeitig zum Historikertag begann in Dresden gestern auch eine Ausstellung zur Verstrickung der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) in Naziverbrechen. Anschauen kann man die sich bis zum 30. Oktober im Foyer der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek. Artikel dazu in der DNN

Außerdem läuft noch bis zum 23.11.2008 die Ausstellung zu sudetendeutschen Antifaschisten in der Gedenkstätte Münchner Platz.

@ Pharao

Tiefflieger... 02.10.2008 - 16:29
Lieber Pharao: Wie wäre es, wenn du deine "Informationen aus erster Hand" an die Experten vom Militärhistorischen Museum Dresden weitergibst? Sie haben sich in den letzten Jahren intensiv und ausführlich mit mehreren hundert Zeugenaussagen, der Befehlslage, deutschen Akten, den technischen und strategischen Möglichkeiten der Mustangs..., den Befindlichkeiten von Piloten auseinandergesetzt und wissen sie einzuschätzen, auch Verletzungsbeschreibungen. Entweder deine Uroma hat mit ihren Beschreibungen dann Licht in das vermeintliche Dunkel gebracht und die Komission muss tatsächlich umdenken, oder ihr Bericht (ich meine den deiner Uroma) ist wieder einmal einer von den vielen vermeintlichen Verletzungsbeweisen, die sich denn doch "nur" als Splitterspuren herausstellen... Das verharmlost nicht das Ereignis, sondern rückt die Zusammenhänge nochmal ins richtige Licht. Den Alten, die Entsetzliches durchgemacht haben, kann man es nicht verübeln, aber wir haben die Pflicht, uns mit nachweisbaren Tatsachen auseianderzusetzen! In der Kriminologie ist es eine anerkannte Tatsache, dass nichts so unsicher ist wie eine Zeugenaussage. Wie viel mehr, wenn Krach, SDchlaflosigkeit, Todesangst die Sinne belasten. Sorry!

Nochmal an Pharao

Nochmnal Tiefflieger 02.10.2008 - 16:38
Ich habe gerade nochmal deinen Text gelesen: Beim "Überfliegen" kann man keine "Ziele abmähen", sie müssen direkt im Sinkflug anvisiert werden! Das raubt Zeit, viel Kraftstoff und Munition, im konkreten Fall des Geleitschutzes für die Bomber im Dresdner Raum war all dieses für den 13./14.2. knapp bemessen! Dass es bei den späteren Angriffen gemäß der Direktive, Gelegenheitsziele anzugreifen, wenn die Bomber in Sicherheit waren, derartige Angriffe sehr wahrscheinlich gegeben hat, hat die Komission nie in Zweifel gezogen. Lesen, dann denken. Dafür reicht schon eine einfache Tageszeitung, falls dir Forschungsberichte zu unverständlich sind!

nochmal zu den tieffliegern

ist halt so... 02.10.2008 - 16:47
Frederick Taylor berichtet in seinem Buch über Dresden von den Erkenntnissen des Historikers Helmut Schnatz: „Er (Dr. Schnatz ,H.) untersucht Meldungen von britischen Tieffliegerangriffen während der Nacht und kommt zu dem Ergebnis, dass sie physisch unmöglich waren, (...). Dr. Schnatz gelangt zu unmissverständlichen und überzeugenden Erkenntnissen. (...) Es gab keine Befehle an die Jäger, in Dresden Tieffliegerangriffe zu unternehmen. (...) Die traumatisierten, entsetzten Dresdner, noch immer betäubt von dem wenige Minuten zurückliegenden neuerlichen Bombenangriff und ohne jede Erfahrung mit Luftangriffe, dachten, es handle sich um einen jeder mörderischen Tieffliegerangriffe, vor denen man sie gewarnt hatte und über die sie die allerwildesten Geschichten gehört hatten. Götz Bergander und Helmut Schnatz sind übereinstimmend der An-sicht, dass dies eine hinreichende Erklärung für viele der Legenden ist. Die seither aufkamen über den Maschinengewehrbeschuss von (...) Frauen und Kindern im Großen Garten und auf den Elbwiesen am Mittag des Aschermittwoch 1945. Es sind dort wirklich viele getötet worden, aber nicht von Kugeln, sondern von Bomben.“ - Taylor, Frederick „Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945 – Militärische Logik oder blanker Terror?“, S. 476 - 478

Als ob Zahlen wichtig wären

Name 03.10.2008 - 05:28
Diese Zahlenfeilschereien sind total unwichtig. Egal wie groß die Zahl der in Dresden Getöteten auch gewesen sein mag, ist sie nie geeignet, das Nazi-Regime reinzuwaschen. Umgekehrt würde es um Nichts besser (oder nur weniger schlimm), wenn weniger Menschen in den Lagern ermordet worden wären. Krieg ist immer Barbarei und natürlich sind in den deutschen Städten bei den Bombenangriffen auch Widerstandskämpfer und versteckte Juden ums Leben gekommen. Zusammen mit Frauen und Kindern und Nazis.

Entscheidend für die Bewertung ist die Rede, die Goebbels am 18.2.1943 im Berliner Sportpalast gehalten hat. Er fragte u.a.: "Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?" Die anwesende Menge hat verzückt "Ja" geschriehen. Wenn wir die anwesenden Menschen mal als Vertretung des deutschen Volkes sehen, bleibt eigentlich nur festzustellen, dass es das bekommen hat, was es wollte. Churchill und Harris haben ihm den Gefallen getan. So what?

Gutes Buch

Hans 12.02.2011 - 22:35
Ich kann nur jedem, der sich mit der Thematik auseinandersetzen möchte dieses Buch empfehlen:
 http://en.wikipedia.org/wiki/Slaughterhouse-Five

Zu dem Bericht der Historikerkommision kann ich nur sagen, dass ich die Ergebnisse nicht glaube.
Nazis können sicherlich lügen, Propaganda verbreiten, indoktrinieren, drohen und gewalttätig werden.

Doch wenn mir einer von denen erzählt, dass der Schnee weiß ist kann es durchaus auch mal sein, dass er damit Recht hat.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

xy — xy

Feuersturm... — Katjusha

@ Name 03.10.2008 - 06:28 — Tschörtschill

@ Tschörtschill — Hase

fangt an zu denken — Sozialismus bedeutet nicht Hass!