Demo in Stuttgart am 20.09.

Jürgen K. 21.09.2008 00:53 Themen: Militarismus
In Stuttgart haben am 20. September etwa 4000 Menschen gegen den Krieg der Nato-Staaten in Afghanistan demonstriert. Etwa 500 Menschen haben sich an einem antikapitalistischen Block auf der Demo beteiligt.
Die Auftaktkundgebung begann um 12 Uhr gegenüber des Hauptbahnhofs, es gab dort u.a. eine Rede von einem ehemaligen US-Soldaten, der im Irak gekämpft hat, dazu auch musikalische Beiträge.
Die Polizei war wieder mit einem provozierendem Aufgebot aus der Einsatzhundertschaft, Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) und berittenen Polizisten direkt an der Demo präsent.

Nach dem Start der Demo erstreckte sich der Zug über mehr als einen Kilometer, viele Menschen hatten selbstgemalte Transparente und Schilder dabei, auf denen insbesondere ein Ende des Afghanistankrieges, aber auch weitere Forderungen zu finden waren. und Bei der Demo waren verschiedene politische Spektren präsent: u.a. die Linke, DKP, Attac, Freidenker, VVN, MLPD, Agif., Revolutionäre Aktion Stuttgart, Linke Hochschulgruppe Stuttgart, SAV. Dazu Antifas, AnarchistInnen, griechische und palästinensische AktivistInnen und GewerkschafterInnen.

Der antikapitalistische Block wurde durchgehend von einem Polizeispalier belästigt, dazu hielten sich BFE-Trupps ebenfalls parallel zum Block am Rande der Demo auf. Die AktivistInnen im Block ließen sich dadurch jedoch nicht einschüchtern, stattdessen war dieser Teil der Demo am lautesten und entschlossensten. Auch gingen die Parolen und Transparente über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr hinaus und es wurden z. B. folgende Parolen gerufen:„Siemens, Daimler, Deutsche Bank – der Hauptfeind steht im eigenen Land“ „Widerstand global, gegen Krieg und Kapital“, , „Aufruhr, Widerstand – Klassenkampf statt Vaterland“,„Wir sind alle 129a“, „Das Salz in der Suppe – militante Gruppe“.

Bei der Abschlusskundgebung trat u.a. die Aktivistin der Revolutionary association of the woman of Afghanistan (RAWA), Zoya, sowie der linke Gewerkschafter Bernd Riexinger auf.
Trotz des enormen Polizeiaufgebots wurde beim antikapitalischen Block auch ein großer Papp-Panzer symbolisch in Brand gesetzt, was von nahezu allen umstehenden DemoteilnehmerInnen sehr positiv aufgenommen wurde. Die anwesenden Polizeitrupps schauten lediglich blöd aus der Wäsche, weil sie den Moment des „Brandanschlags“ wohl verpasst hatten und es ihnen nicht gelungen ist, Leute dafür festzunehmen.


Zusammengefasst war die Demo sicher wichtig, um die Notwendigkeit von Aktivitäten gegen die deutsche Kriegsbeteiligung wieder mehr ins Bewusstsein der deutschen Linken zu rücken. Im Februar gegen die Nato-Sicherheitskonferenz und im April gegen die 60 Jahre Nato Feier in Straßburg und Kehl, aber auch bei den ständigen Bundeswehr-Werbeveranstaltungen und sonstigen Anlässen. Zumindest in Baden-Württemberg gibt es dahingehend noch viel zu tun, was auch durch die sehr marginale Beteiligung der, sich als radikal und revolutionär begreifenden, Linken aus Städten, die nicht im Umland von Stuttgart liegen, bei der Demo deutlich wurde.

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Noch mehr Bilder und Links zu Texten zum Afghanistankrieg gibt es hier:
 http://revolutionaereaktionstuttgart.fasthoster.de/20080920_demo_bericht.htm
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Ergänzungen

Leider sachlich schwach!

Carsten 22.09.2008 - 19:36
Die Zahl von 6000 Teilnehmern ist weit übertrieben. Ich war auf der Demo in Stuttgart und habe vielleicht 500 Personen gesehen. Leider passt diese Aussage sehr gut zu den Inhalten, welche auf der Demo verbreitet wurden. Ich möchte meinen Eindruck anhand des Demoaufrufs kurz darstellen. Der gesamte Aufruf ist nachzulesen unter:  http://www.afghanistandemo.de

Schon im ersten Absatz argumentieren die „Unterstützer der Demonstration“ mit Falschaussagen, wie zum Beispiel: „Die Alphabetisierungsrate ist seit dem Einmarsch gesunken.“ Fakt ist jedoch, im Jahre 2001 gingen etwa 900.000 Jungen in Afghanistan zur Schule. Nach eine Studie von Unicef besuchen im Jahr 2006 bereits 5,1 Millionen Kinder die Schule, 1,5 Millionen davon wareb Mädchen. Zwei Sätze Später: „Täglich sterben in Afghanistan 600 Kinder unter fünf Jahren. Alle 29 Minuten stirbt eine Frau bei der Geburt ihres Kindes. Die durchschnittliche Lebenserwartung ging zurück.“ Auch diese Aussage ist sachlich falsch. Nach einer Studie der Universität Hopkins ist die Kindersterblichkeit in Afghanistan in den letzten 5 Jahren um 25% zurückgegangen. Im Jahre 2001 hatten 8% der Menschen Zugang zur medizinischen Versorgung, heute sind es etwa 80%.

Leider wurden auf der Demo am Samstag unzählige solcher Falschaussagen als Begründung für eine Kritik vorgebracht. Sie hatten oft wenig mit der Realität des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zu tun und leider noch weniger mit dem Leben der Afghanen selbst. Vielmehr schien es mir, als benutzten viele Teilnehmer das Thema, um ihre politische Ideologie zu proklamieren. Es hat mich sehr enttäuscht die Kritik auf diesem polemischen, sachlich fehlerhaften und ideologisierten Niveau zu sehen. Die Demonstration in Stuttgart hat damit der Diskussionen über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan leider keine konstruktive Kritik beigetragen.

Zu Carstens Beitrag

Nasenbär 23.09.2008 - 01:18
Sprache ist wirklich ein starkes Mittel.

Eine nach außen hin sachlich scheinende Schreibweise wird gerne kritiklos hingenommen, denn wer in der Lage ist, mit Sprache so gut umzugehen, der muss ja auch in sämtlichen anderen Bereichen weit gebildet sein und über fundiertes Hintergund wissen verfügen.

Dazu noch einige Einschätzungen von NGOs und "unabhängigen Institutionen" zitiert, schon muss klar sein, dass alle Aussagen nur auf Fakten beruhen und ausreichend recherchiert sind.

Tut mir leid, so etwas funktioniert in den bürgerlichen Medien, mit Sicherheit aber nicht auf Indymedia.

Zahlenschieberei hin oder her, eine große Zahl bedeutet mir selbst nichts, allerding reagiere ich allergisch auf Falschaussagen.
Schon alleine in den beiden antikapitalistischen Blöcken liefen ca. 400 Personen mit.

Wie kannst du dir anmaßen, den Realitätsbezug der Aussagen zum Leben der Menschen in Afghanistan bewerten zu können?
Die Aussagen Zoyas waren wohl in dieser Hinsicht eindeutig.
Es gibt noch keine Demokratie in Afghanistan, Menschen sterben aufgrund von Ungerechtigkeit.

Der Vorwurf, "wir" hätten die Demonstration benutzt, um unsere Ideologien zu proklamieren scheint mir auch recht weit hergeholt.
Aus dem Demonstrationszug waren hauptsächlich thematisch passende Parolen gerufen worden, die Kundgebung an sich lies auch keinen Charakter, aggresiver Ideologien-proklamierung erkennen sondern war thematisch auf das bezogen, um das es "uns" (Nein, nicht wir bösen linken, sondern den Gegnern des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan) an diesem Tag ging.
Desweitern wurde über ein Stumpfes "Wir sind dagegen" hinausgegangen und zu Unterstützung der Menschen in Afghanistan aufgerufen.
Was soll dabei unter dem Niveau, welches man von Veranstaltungen erwartet gelegen haben?

Und ob es nun 2000 oder 6000 Menschen waren, die sich am Demonstrationszug beteiligt haben, das Mensch auf die Straße geht um sich gegen gegenwärtige Umstände auszusprechen ist als konstruktive Kritik zu werten.
Wir, die Bürger haben uns klar und deutlich gegen die Verlängerung des Bundeswehrmandats und einer Aufstockung der Truppen ausgesprochen, eine Demonstration war einer unserer Wege, dies dem Bundestag mitzuteilen.

Weitere Fotos

Umbruch Bildarchiv 24.09.2008 - 17:51
der beiden Antikriegsdemos in Stuttgart und Berlin gibt es unter:
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/200908antikriegsdemos_stuttgart_berlin.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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