Menschenfeinde als Tierschützer

Marcus Hammerschmitt 18.07.2008 14:02
Der Zerfall der Linken, von dem man schon geglaubt hatte, dass er gar nicht weiter fortschreiten könne, scheint noch nicht an seinem Ende angelangt und brütet immer neue Abstrusitäten aus. Neuerdings machen wieder besonders radikale Tierschützer auf sich aufmerksam.
(Hinweis: Der folgende Artikel stammt von mir, und ich möchte ihn hier gern vorstellen. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es mir aber nicht erlaubt, den ganzen Text zu zitieren, daher der Link am Schluss des Teilzitats)

"Aktionstraining: Klettern", "Erste Hilfe für Tiere", "Schablonendruck-Workshop" - die Aktiven wollen es praktisch angehen auf dem 1. AntiSpe-Kongress, der vom 7. bis zum 10. August 2008 in Hannover stattfinden soll. "AntiSpe", das ist nicht der Schlachtruf einer gegen die Hoffnung schlechthin gerichteten Bewegung, aber trotzdem kann man alle Hoffnung fahren lassen, wenn das Stichwort fällt.

"AntiSpe" ist die Abkürzung von "Antispeziesismus", ein Neologismus, so hässlich und verworren, wie die Ideologie, die hinter ihm steht. Er soll seinem Erfinder Richard Ryder 1970 in der Badewanne eingefallen sein. Auch Archimedes hatte angeblich großartige Ideen in der Badewanne, aber leider ist Richard Ryder nicht Archimedes, sondern ein Dampfplauderer mit Hang zu Wortspielen (ja, auch der Begriff "painism" stammt von ihm).

"Speziesismus" meint, dass die Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren dieselbe negative moralische Qualität habe wie der Rassismus und der Sexismus. Das ist schon alles. 1975 kochte Ryder mit diesen mageren Zutaten ein Buch namens "Animal Liberation" zusammen, das bezeichnenderweise oft die "Bibel" der Antispeziesistinnen genannt wird. Denn mit einer Religion haben wir es hier allemal zu tun: Unbelegbare Behauptungen, je widersinniger, desto besser, werden einer rigiden Moral zugrunde gelegt, deren offensichtliche Widersinnigkeit nur durch Geschrei und durch Aktionismus um jeden Preis vertuscht werden kann.

Mehr unter:

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28321/1.html


Viele Grüße,

M. Hammerschmitt
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Ergänzungen

Antifacamp

antifacamper 18.07.2008 - 14:35
"Wir haben einem Loewen beigebracht Tofu zu essen!"* Eine kritische Einfuehrung in die Tierrechtsbewegung Thorsten Fuhrkamp Ausgehend von einer Kritik des Mensch-Tier-Verhaeltnisses, in welchem ein Ausgrenzungs- und Unterdrueckungsmechanismus, analog zu Rassismus oder Sexismus - der Speziesismus - gefunden wird, versucht die Tierrechtsbewegung die Ausbeutung der Tiere durch den Menschen abzuschaffen. Waehrend diese Bewegung sich als Bestandteil oder gar Fortsetzung der radikalen Linken sieht, will eben diese meist nicht viel von ihr wissen. Oftmals auch aus gutem Grund, wenn wir uns ansehen wer sich alles "Tierrechtsbewegung" nennt. Das Spektrum reicht mittlerweile von den altbekannten HolocaustrelativiererInnen, ueber "angeblich antisemitische" Sekten, bis zu Nazis die ihren Staatsveganismus fordern. Die gegen diese diffuse Tierrechtsbewegung vorgebrachten Argumente sind zwar in der Kritik der einzelnen Aspekte oft sehr richtig, gruenden jedoch selbst fast immer auf einen krampfhaften Speziesismus, der gar nicht erst nach den Motivationen der Tierrechtsbewegung fragt und so bisher beinah ausnahmlos in bestenfalls plumpen Polemiken versandete, statt zu versuchen das emanzipatorische Potential in der Kritik der reaktionaeren Phaenomene herauszuarbeiten und gegebenenfalls zu integrieren. Die Ursache hierfuer ist jedoch wohl eher in der Praxis der Tierrechtsbewegung selber, als in der Halsstarrigkeit linksradikaler TexteschreiberInnen zu suchen. Hat sie es doch bisher nicht geschafft ihr Profil als radikale, emanzipatorische Bewegung zu schaerfen und sich so fuer all jene reaktionaere Anhaengsel unmoeglich zu machen. Statt dessen wird und wurde auf breite Buendnispolitik gesetzt, die sich an realpolitischen Kampagnen abarbeitet und so zum Tierschutz verkuemmert. Jeder Nazi kann erwiesenermaszen Mitleid mit dem armen, suessen, gequaelten Affenbaby haben. Doch dieses Mitleid ist bis auf das Vorhandensein irgendeiner Empathie noch lange kein Schritt in eine richtige Richtung. Im Gegenteil. Der Weg vom Mitleid zur bestenfalls Aufrechterhaltung des Ausbeutungsverhaeltnisses, schlimmstenfalls menschenfeindlichen Reaktion, liegt naeher, als der zu einer Anerkennung von Tieren als Individuen mit individuellen Beduerfnissen. Der fortschrittliche Teil dieser Bewegung - naemlich jener, der sich selber schon gar nicht mehr "Tierrechtesbewegung" nennt, da er kein wie auch immer geartetes Recht einfordern, sondern eine Befreiung erreichen will - hat mit einem autoritaer durchgesetzem Veganismus, relativierenden NS-Vergleichen oder naiver Tierliebe nichts zu tun. Kritisiert er doch sogar "Tierliebe", Tierschutz oder aehnliche Romantisierungen und Verklaerungen notwendigerweise als Teil des Problems. Worum es gehen soll, ist also einerseits eine Einfuehrung in die Grundbegriffe einer ernstzunehmenden antispeziesistischen Bewegung zu geben, auf welche eine progressive Kritik, welche unreflektierte Lust- und Fortschrittsfeindlichkeitsvorwuerfe hinter sich lassen kann, und sich fragt, warum nur Menschen ein Interesse an der Ueberwindung ihrer Ausbeutung haben sollten, aufbauen kann, um auszuloten welche Schnittmengen es zwischen kommunistischer Kritik und antispeziesistischer Bewegung gibt und diese bestenfalls in einer Erweiterung der zu befreienden Subjekte muenden laesst. *Futurama, s2e15

Leider sehr einseitig

Jupp 18.07.2008 - 14:39
Schade, es gibt sicher berechtigte Kritik an Teilen der AntiSpe Bewegung und es gibt auch sicher Mechanismen oder Hintergedanken, die diskutiert werden sollten und die auch vielen Menschen der AntiSpe-Bewegung nicht geläufig sind. Aber der Rundumschlag gegen Tierschutz, Veganismus & co von M.Hammerschmitt ist m.M. nach nicht der richtige Anstoß, um diese Diskussion zu führen. Dieser Artikel bei indymedia wird die Klickrate bei telepolis wohl ansteigen lassen, jedoch befürchte ich, dass er hier auf berechtigten Widerspruch stoßen, der eine Debatte zum Thema erstickt.

Lesetip dazu:

Entdinglichung 18.07.2008 - 14:52
Murray Bookchin: Re-enchanting Humanity: A Defense of the Human Spirit Against Antihumanism, Misanthropy, Mysticism and Primitivism, London/New York 1995

Eine emanzipatorische Perspektive?

zugabteil 18.07.2008 - 17:10
@ antifacamper:

Erstmal stimme ich dir zu, dass die Kritik an der Antispe-Bewegung oft nicht ihren Namen wert ist. Zwar werden durchaus treffend die Gleichsetzung von Tier und Mensch und insbesondere die reaktionären Ausformungen der "Bewegung" benannt (Peter Singer, Universelles Leben, uvm.). Aber an Stelle einer ernsthaften Auseinandersetzung mit denjenigen Teilen, die sich die allgemeine Emanzipation auf die Fahnen geschrieben haben und sich auch mit der linksradikalen Kritik auseinandersetzen (z.B. Tierrechtsaktion Nord) wird meist nur polemisch von oben abgeurteilt. Diese Polemik möchte ich nicht wiederholen.
Allerdings finde ich die Rede von der "Anerkennung von Tieren als Individuen mit individuellen Beduerfnissen" äußerst problematisch. Der Begriff des Individuums wird hier - wahrscheinlich unabsichtlich - anders verwendet als philosophisch üblich: nämlich gleichbedeutend mit einem einzelnen Organismus. Demgegenüber würde ich Individuum mit der Herausbildung eines Selbst, einer Selbstbewußtwerdung verbinden.
Die Verwendung des Begriffs Individuum gleichbedeutend mit 'einzelner Organismus' halte ich deshalb für hoch problematisch, weil sie ein Biologisiergung des unter Individuum gefassten darstellt. Das was die Aufklärung und ihre linke Fortführung und Kritik mit dem Begriff fassen wollten war jedoch nichts biologisches, sondern gerade das Heraustreten des Menschen aus dem Naturzusammenhang und damit auch aus dem Zwangsverhältnis Natur. Die kritische Theorie Adornos (und nicht nur Adornos) - die von Teilen der Antispe-bewegten gerne zur Stützung ihrer Thesen herangezogen wird - hat versucht deutlich zu machen, warum diese Befreiung der Menschen von der Natur die Herrschaft der Menschen über sich selbst hervorbringt ("Dialektik der Aufklärung") und die Emanzipation zum Individuum somit scheitert. Ein Rückfall des Menschens in vorsubjektive Zustände (die Adorno als vormenschliche bezeichnet hätte), also eine Unterwerfung unter die Natur, wäre jedoch das Gegenteil von Emanzipation.
Die Verwendung des Begriffs Individuum gleichbedeutend mit "einzelnem Organismus" ignoriert schlicht die aufklärerische Intention dieses Begriffs und redet - wenn auch nicht gewollt - dem Biologismus das Wort - einer Unterwerfung des Einzelnen unter den Zwang des Naturzusammenhangs. Dies wird auch im Kommentar von "Pallor" deutlich, der Menschen als "Tiere" bezeichnet ("Wissenschaftlich gesehen ist der Mensch ein anderes Tier") und damit gerade übersieht, dass der Begriff des Menschlichen (zumindest in der Tradition der Aufklärung) nichts biolgisches meint.
Individuum bezeichnet nach der Intention der Aufklärung das, was Mensch von Tier unterscheidet (eine in erster Linie nicht biologisch begründete Unterscheidung).
Den Menschen zum Tier herabzusetzen ist somit ein antiemanzipatorischer Akt. Der Begriff des Herabsetzens ist nicht nur - wie "Pallor" meint - darauf zurückzuführen, dass Tiere dem Menschen gegenüber von diesen herabgesetzt werden. Es ist keine bloße Analogie zum herabsetzen eines "Weißen" zum "Nigger". Die Bezeichnung (und Behandlung) eines "Weißen" als "Nigger" wird erst durch die reale Herabsetzung von Menschen gegenüber anderen Menschen zu etwas herabsetzenden. Dies Analog für die Begriffe Mensch und Tier zu behaupten - wie es "Pallor" tut - trifft jedoch nicht zu, da die Unterscheidung der Aufklärung in Mensch und Tier keine biologistische ist (anders als die von "Weißem" und "Nigger").
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich will damit nicht die real vorhandene Behandlung von Tieren rechtfertigen; sehr wohl aber die antiaufklärerische Reduzierung des Menschen auf ein biologisches Tier. Eine Versöhnung des Menschen mit der "Natur" ist unabdingbar für die menschliche Selbstemanzipation (siehe Horkheimers und Adornos "Dialektik der Aufklärung"). Die Forderung der Gleichsetzung von Mensch und Tier ist jedoch ein antiemanzipatorischer romantischer Rückfall. Ich denke darum, dass die völlige Aufhebung von Naturbeherrschung nicht das Ziel sein kann. Eher ginge es meines Erachtens darum eine reflektierte Form von Naturbeherrschung zu finden, die keine Herrschaft der Menschen über ihre innere Natur zur Folge hat. Hierfür wäre auch ein anderes Verhältnis zur äußeren Natur und eine andere 'Behandlung' von Tieren notwendig. Ob das eine vegetarische oder vegane Lebensweise bedeuten würde, kann ich nicht entscheiden und wäre zu diskutieren.
Vegetarismus und Veganismus allein (d.h. ohne eine ihnen vorgeordnete emanzipatorische Gesellschaftskritik) sind unter den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen jedoch bestenfalls nutzlose idealistische Träumereien, die wie jeder Idealismus eine Tendenz zum reaktionäre Rückfall in sich tragen.

SCHLECHT KOPIERT UND KEINE ARGUMENTE

antispeziesismus 18.07.2008 - 18:56
@ Marcus Hammerschmitt
frag mich wieso du so ein schlecht recherchiertes zeug hier rein kopierst. das buch animal liberation wurde von peter singer 1975 heraus gebracht und nicht von ryder!

@ zugabteil
was ist den an peter singer bitte schön reaktionär??? schon mal was komplett von ihm gelesen?


bei peter singer geht es darum die menschen nicht zu degradieren, sondern den status der tiere zu heben. und warum das ganze? ganz einfach. die vermeintlichen unterschiede wie kognivität, selbstbewußtsein und sprachfähigkeit zwischen menschen und tieren sind nicht zutreffend. hier eine trennlinie zu ziehen ist willkürlich, weil geistig behinderte menschen und säuglinge diese eingenschaften auch nicht haben. dafür haben aber menschenaffen zum teil diese eigenschaften. es gibt gorrilas, die sich mittels gebärdensprache mit menschen verständigen können.

der entscheidende faktor ist nicht, dass tiere nicht so intelligent sind wie wir, sondern entscheidend ist, dass sie schmerzen empfinden können. und sie haben ein interesse daran keine schmerzen zu empfinden, ebenso wie wir. deshalb ist es wichtig die interessen der tiere zu berücksichtigen. bei interessenskonflikten zwischen menschen und tieren wie z.b. fleisch essen, pelz tragen oder tierversuche, überwiegen die interessen der tiere. beim fleisch essen geht es bei uns nur um geschmack und bei den tieren bedeutet es manchmal lebenlange qualen und dann den tod. da pflanzen keine schmerzen empfinden können ist es natürlich legitim sich von diesen zu ernähren.

und das argument wir sollen fleisch essen, weil es die tiere auch tun ist sowas von albern. tiere können nicht anders, sie sind nicht überlebensfähig ohne fleisch. ebenso ist es bei den eskimos. da ist es auch legitim, weil die keine anderen alternativen haben.

vegan.blogsport.de

vegan.blogsport.de 20.07.2008 - 22:39
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Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Widerlich — Fischkopp Schwammkopp

Titel — Pallor

PS — PS

@ PS — gute Polemik!

Linke Spießer — Anarcho...

Fleischgenuß — Hans Wurst

Bullshit — Blöck

@Timo — TXC

@ TXC — antispezisismus