Gericht bestraft Atomkraftgegnerin

Kerstin Rudek 11.07.2008 14:56 Themen: Atom
Protest gegen Probe-Castor: Politisches Engagement wird bestraft!
Gerichtsverhandlung in Hannover


Am 9.7.2008 wurde eine Lüneburger Atomkraftgegnerin für eine luftige Protestaktion gegen einen Probecastortransport in das Zwischenlager Gorleben verurteilt. Nicht die Aktion sondern ihre scharfe Kritik am Atomstaat war die Grundlage für 250 EUR Bußgeld.
Am 05. September 2008 blockierte die Aktivistin mit einer Kletteraktion den Zug, der einen Leerbehälter neuer Bauart vom Typ "Castor HAW 28 M" zu Testzwecken nach Gorleben bringen sollte. Durch das Abseilen über die Transportstrecke nach Dannenberg in Höhe des Lüneburger Tiergartens musste der Zug einen zweistündigen Stopp einlegen.

Heute wurde der Fall vor dem Amtsgericht Hannover verhandelt. Die Betroffene erläuterte ausführlich ihre Beweggründe: durch ihre spektakuläre Aktion wollte sie auf die Atompolitik und die damit verbundenen Gefahren aufmerksam machen. "Die menschenverachtende Atomtechnologie birgt immense Gefahren. Nicht zuletzt die
Ereignisse im Atommüllendlager Asse machen es täglich deutlich. Die Asse sollte das Versuchsendlager für Gorleben sein. Jeder Castortransport in das "Zwischenendlager" zementiert Gorleben als Endlagerstandort" sagt Cécile Lecomte.

Die junge Französin betonte die Notwendigkeit eines internationalen Widerstandes. Aus aktuellem Anlass erwähnte sie den gravierenden Zwischenfall an der Atomanlage Tricastin in Frankreich. Dort sind erhebliche Mengen an uranverseuchtem Wasser in die Umwelt
gelangt, woraufhin die örtlichen Behörden die Verwendung des Trinkwassers untersagten.

Nachdem die Beweisaufnahme zu Tage brachte, dass sowohl Polizei als auch die Bahn sich nicht an Sicherheitsregeln und Gesetze gehalten hatten, schlug die Stimmung zur Urteilsbegründung um. Aus Protest verließ ein Zuschauer den Saal. Nicht zuletzt begründete die Richterin ihr Urteil mit der nicht erfolgten Zahlung im Kontext eines anderen Castorverfahrens eines von ihr verhängten Bußgeldes. Dies zeige, so auch die
Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer, dass es sich bei der Angeklagten um eine Überzeugungstäterin handele.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow- Dannenberg, die zu Protesten gegen den Probecastortransport aufgerufen hatte, moniert die Verurteilung von poltitischem
Engagement. "Kriminell ist die Atomindustrie, der es ausschließlich um einen reibungslosen Wirtschaftsbetrieb geht." Aktionen zivilen Ungehorsams sind mehr den je
gefragt in Zeiten von havarierenden Atommülllagern wie der Asse bei Wolfenbüttel, Atomunfällen wie dem von Tricastin, wo Uran ins Trinkwasser gelangte und angesichts einer Medienkampagne der Atomlobby, die Laufzeitverlängerungen der Atommeiler trotz aller ungelösten Endlagerprobleme im Sinn hat.


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