Langewiesen: Antifaschistischer Aktionstag

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 23.06.2008 20:25 Themen: Antifa Freiräume
Zum ersten Mal seit den Maifeierlichkeiten zu DDR-Zeiten fand in Langewiesen auf dem Marktplatz wieder eine größere politische Veranstaltung statt. Das Thema erregte schon im Vorfeld die Gemüter in der Kleinstadt. Aber weder die Hetze der Medien, noch die der Nazis, konnte den Erfolg des Antifaschistischen Aktionstages am 21. Juni verhindern.
Medienkampagne der Lokalzeitungen gegen das antifaschistische Bündnis

Im Vorfeld des 21. Juni, genauer gesagt einen Tag nach Bekanntwerden der Anmeldung, titelten die Thüringer Regionalzeitungen eine „Großdemonstration“ über 8 Stunden durch fast alle Straßen des Zentrums werde Langewiesen lahmlegen. Die Intention des organisierenden Bündnisses war, wenn überhaupt nur eine Randbemerkung wert. Worauf man bei dieser Panikmache hinaus wollte war eh schon klar und als dann auch noch die Anmeldung von Norman Senglaub für die neonazistische Kameradschaft „Freie Kräfte Südthüringen“ eintraf, setzte die Lokalpresse noch eins drauf. „Extremismus - Langewiesen wird Aufmarschgebiet“, titelte Wolfgang Rauprich für das Freie Wort.
Der Extremismus-Begriff, ein wissenschaftlich höchst-umstrittenes Konzept, ist in der Thüringer Medienlandschaft unhinterfragt. Langewiesen, das Flaggschiff im Ozean der Extreme, die Metapher ist populistisch, trifft den Nerv der Normalgesellschaft und polarisiert zugleich.
Und so sind freilich auch die organisierenden Antifaschist_innen aus Langewiesen, der „extremen Linken“ zugerechnet worden, denen die extreme Rechte entgegengestellt wurde. Die Meinungsmache war perfekt.
Doch das organisierende Bündnis hielt dagegen. Da die Regionalzeitungen nicht wirklich vor hatten uns zu Wort kommen zu lassen, wurden nach den diffamierenden Presseartikeln ein offener Brief und ein Flugblatt in Langewiesen verteilt, auf denen man sich den Vorwürfen erwehrte und zur Sprache brachte um was es ging, nämlich um faschistische Strukturen und brutale Gewalt.

Die Nazis

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Langewiesen und der ganze Ilmkreis ein gravierendes Naziproblem haben, so wäre die Anmeldung einer Neonazi-Demonstration ein beispielhafter Beleg für jenes Problem gewesen. Die Nazis ließen nicht lang auf sich warten. Wenige Tage nach Bekanntwerden der Planungen des antifaschistischen Bündnisses, meldeten sie eine Gegendemonstration an. Als Anmelder fungierte Norman Senglaub aus Manebach. Er organisiert sich bei der oben bereits angesprochenen Neonazi-Kameradschaft „Freie Kräfte Südthüringen“. Wesentlich an der Organisation mitbeteiligt waren Stefan Kolb aus Zella-Mehlis und natürlich Sabrina Menzel aus Langewiesen.

Ready to rumble – Der Polizeistaat marschiert auf

Am Morgen des 21. Juni war die Naziroute in Langewiesen mit Hamburger Gittern abgesichert und Langewiesen mit Wolken überhangen. Die Polizei setzte auf Eskalation. Schlägereinheiten vom BFE schikanierten anreisende Antifaschist_innen. Die Stimmung war angespannt. Wer sich bis zum Marktplatz durchschlagen konnte, der_die musste erstmal die Polizeischikane verdauen. Langewiesen erlebte einen Polizeistaatsaufmarsch, der lange nach einem historischen Vergleich in der Stadtgeschichte suchen muss. Dem besonnen Verhalten der Antifaschist_innen ist es zu verdanken, dass schlimmere Angriffe der Polizei unterblieben.

Naziaufmarsch

Gegen 8.30 Uhr trafen sich die Neonazis am Bahnhof und fuhren geschlossen mit PKW's nach Langewiesen an den Punkt ihrer Auftakt-Kundgebung. Mit dabei eine Fahne der Antifaschistischen Aktion. Einige der Querfront-Nazis propagieren „Nationalen Antifaschismus“, da sie meinen der reaktionäre, ultranationalistische und rassistische Volksstaat, den sie wollen sei kein Faschismus. Die Splittergruppe findet in der deutschen Neonazis-Szene kaum Rückhalt. Selbst die organisierende Gruppe distanzierte sich inzwischen beschämt von diesen Mitstreiter_innen. Möglichweise waren sie auch ein Grund, warum sich niemand von der Thüringer NPD blicken ließ. Ca. 70-80 Neonazis, vornehmlich schwarz gekleidet, liefen unter massivem Polizeischutz eine Runde durch Langewiesen und verließen die hermetisch abgeriegelte Kleinstadt darauf. Ihr Lautsprecherwagen funktionierte nicht und aus Angst um ihre Fahrzeuge verzögerte sich die Demonstration zudem noch.
Zwischen Ilmenau und Langewiesen ließen es sich die Mitfahrer von zwei Naziautos auch nicht nehmen aus den Autos zu springen und zwei Jugendliche, welche zu den Antifa-Aktionen wollten, zu jagen.

Straßenfest - Scheint die Sonne auch für Nazis?

Nachdem die Nazis abzogen, bahnte sich auch die Sonne wieder den Weg durch die Wolken. Je weniger Cops und Nazis das Klima der Stadt vergifteten, desto entspannter wurde die Situation auf dem alternativen Straßenfest. Dort vergnügten sich ab 12 Uhr durchgehend 200-250 Menschen. Bei leckerem Essen, einem Streetsoccer-Turnier, Infoständen, Liedermacher, Redebeiträgen und vielerlei mehr, ließen sich auch zunehmend mehr Langewiesener_innen blicken. Auch wenn die meisten Bürger_innen der Stadt sich in ihren Wohnungen einschlossen und auf die von der Lokalpresse versprochenen Ausschreitungen warteten, so waren es doch zahlreiche Menschen, die die Scheu vor dem vermeintlichen Linksextremist_innen verloren.
In zwei Redebeiträgen zu den Themen Nationalismus und Extremismus-Begriff ging es um eine Kritik am vermeintlich neuen deutschen Nationalismus (LINK) und die Waffe der Lokalmedien gegen die antifaschistischen Initiativen, den Extremismus-Begriff. Mit Hilfe dieses wissenschaftlich höchst umstrittenen Begriffs, setzte die Lokalpresse ungeniert das Handeln und Denken von Nazis mit den Ideen der antifaschistischen Bewegung gleich.

Langewiesen, wir sind da – Autonome Antifa!

Gegen 14 Uhr erreichte die Besucher_innezahl des Festes ihren Höhepunkt. Kurz darauf startete die Demonstration. 250-300 Menschen, vornehmlich Antifas und alternative Jugendliche setzten ein mehr als lautstarkes Signal gegen den faschistischen Terror in der 3600 Einwohner_innen-Stadt und dem Landkreis. Nach der Zwischenkundgebung vor der Garage mit Redebeiträgen der Antifas aus Langewiesen zur Situation in der Stadt und einem Redebeitrag der Antifa Südthüringen zu aktuellen Entwicklungen in der Thüringer Neonazi-Szene, ging es weiter mit einer extra Runde durch den Kreisverkehr, zum Sportplatz und wieder zurück zum Markt, wo die Demonstration ohne größere Störungen, von fotografierenden Nazis mal abgesehen, im Straßenfest endete.
Dort gab es wieder Verpflegung, Musik und die Fortsetzung des Streetsoccer-Turniers. Gegen 18 Uhr wurde der Aktionstag beendet.

Fazit

Das Konzept die Provokation der Nazis ins Leere laufen zu lassen, ging auf. Ein fanatischer, schwarz gekleideter Mob hat die Sympathien in der Bevölkerung für die nationalistische, rassistische und antisemitische Ideologie der Nazis nicht mobilisieren können. Sie blieben unter sich.
Das alternative Straßenfest mit all seinen Attraktionen erfreute sich steigender Beliebtheit. Das Schreckensbild, welches durch die Regionalpresse lanciert wurde, bestätigte sich nicht ansatzweise. Die von den Lokalmedien versprochenen Randale fanden nicht statt. Es war ein buntes, fröhliches Fest und eine verhältnismäßig große, laute und entschlossene Demonstration.
Wir werten den antifaschistischen Aktionstag als Erfolg und möchten uns -auch im Namen des Bündnisses- bei allen bedanken, die sich mit uns solidarisiert haben und unseren Aktionstag zu einem Erfolg gemacht haben.
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Ergänzungen

Naziangriffe nach der Demo

mein Name 23.06.2008 - 22:39
Nach der Demo kam es am Ilmenauer Bahnhof zu mehreren
Angriffen von Nazis auf Punks.
Einem Punk wurde von einer Hand voll Nazis
solange mit Stiefeln ins Gesicht getreten bis er
mehrfache Kieferfrakturen erlitt.
Er kam ins Suhler Krankenhaus wo ihm in einer mehrstündigen
OP Titanplatten eingesetzt wurden.

Fight Back
Nazis entgegen-Treten !!!

die antifa fahne

der nazis 23.06.2008 - 23:36
Kam von den AN'S aus Meiningen ! Da ich selbst vor Ort war kann ich dies bestätigen !


Die Südthüringer Fascho Bande der Autonomen Nationalisten Südthüringen schrecken echt vor nix zurück!Selbst in ihren eigenen Reihen werden sie Boykottiert wie man es in sämtlichen Nazi forums lesen kann.

Redaction

Egal 24.06.2008 - 00:25
Zum Anfang erstmal:War ein schönes Fest,gute Organisation und super Leute.Hat echt Spaß gemacht,jedesmal wieder.Das Wetter hat mitgespielt und das Essen war auch super lecker... ;-) An die Moderatoren,bitte löscht die Naziartikel.Ebenfalls geht die Kritik an einige Menschen,die den Artikel ergänzten!Hört bitte mit diesem überzogenen Selbstlob auf,von wegen wie toll die Bilder sind und was für tolle Programme verwendet werden.Es soll objektiv berichtet werden!Nun ja,widersprüchlich sind auch die Bilder der Faschos zu jenem Kommentar,wo es heißt das ein Punk von einer Gruppe von 5 bestiefelten(!!!) Nazis angegriffen wurde.Soll das Panikmache sein?Das sind doch alles diese "Autonomen Natonalisten",sprich diese Nazi-Punks.Es ist richtig das sie mit ihrem Haufen durch die Stadt zogen,nur wurden auch genug bekannte Gesichter während des Straßenfestes gesichtet!!!Diese trieben sich unter den Gästen rum.Die Fahne der Antifaschistischen Aktion,kann wohl als Provokation gewerted werden.Widerrum sprechen Tatsachen dagegen.Dieser "nationale" Antifaschismus ist leider sehr weit in der Szene,wie aus Berichten der Faschos zu entnehmen,verbreitet und keine Randerscheinung.Das heißt für die Zukunft ist es noch schwerer diese von unseren Blöcken auseinander zu halten.Bei uns rennen diese Gestalten in Antifanikkis rum.Das ist ein großes Problem,da sie unter uns sind und wir sie nicht ausmachen können.Also hört auch auf das Problem zu verharmlosen.Alos schreibt bitte eure Berichte ehrlich und korekt,so ne dumme Panikmache hilft nichts,dass Problem sitzt an anderer Stelle.Zudem kommt die äußerste Brutalität und gute Organisation der Nasen hinzu...Sie sind auch gut geschult und nicht auf den Kopfgefallen,wir müßen von diesem 90iger Jahre-Klischee abweichen.In diesem Sinne...


Fight Fascism!

Norman Senglaub + Freundin Stefanie Kratzert

Goettinger|in 24.06.2008 - 20:44
Norman Senglaub stand zusammen mit seiner Freundin Stefanie Kratzert letztes Jahr in Göttingen vor Gericht! Hier ein kleiner Artikel dazu. Beide wurden wegen eines Überfalls (zusammen mit anderen Nazis) zu Geldstrafen verurteilt. Im März 2007 wohnte N. Senglaub anscheinend zusammen mit seiner Freundin zumindest noch in Einbeck...

weitere bilder von der antifa demo

brp 26.06.2008 - 01:19
weitere bilder der antifa demo in langewiesen vom 21.Juni 2008 als ergänzung zum artikel

[brp]

FKST lösen sich auf

Dein Name 29.06.2008 - 23:52
da selbst die FKST bei altermedia nur belächelt wurden, haben sie sich nun aufgelöst.
hier ihr "statement" --->

"
Auflösung der FKST im Juni 2008 nach 15 Monaten effektiven Widerstand

Nun ist es leider soweit. Eine wichtige Gemeinschaft in Südthüringen wird sich leider auflösen.

Grund dafür ist der Wegzug von 2 wichtigen Funktionären in andere Bundesländer. Berufliche aber hauptsächlich familiäre Gründe sind hier ausschlaggebend gewesen. Unsere Kinder sind eben unsere Zukunft!

Deshalb wünschen wir auch an dieser Stelle gleich den Mitstreitern Sindy und Nils in der Heimat alles Gute für ihr baldiges Elterndasein!

Der freie Widerstand in Südthüringen wird trotzdem auf einer anderen Basis fortgeführt. Regionale Verankerungen und Bürgerkontakte werden mit Hilfe von Umleitungen erhalten. Die Homepage bleibt ebenfalls, wenn auch logischer Weise nicht aktuell, bestehen. Alle Aktivistinnen und Aktivisten erhalten nach wie vor die Veranstaltungstermine. Neue Ansprechpartner werden euch in Kürze kontaktieren.

Hiermit danken wir nochmals allen Mitstreitern,
welche uns immer treu geblieben sind und unterstützt haben!"

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 14 Kommentare an

DANKE AGST! — unwichtig

wie macht ihr das? — antifa soest

Die nazis — aus Meiningen

HA! @ Nazi-Demo-Fotos — Fuck Neo-Nazis

ich nochmal — ich nochmal

jap — ??

Antifa-Fotos löschen! — Trader Joe

Vermeintliche Antifa Fotos!! — they call me Mr.Bombastic

Nazis aus Meiningen — dein name