Rostock: Ex-Geschäftsführer des Naziladen verurteilt

Red_Angel 23.04.2008 14:19 Themen: Antifa
Heute fand am hiesigen Amtsgericht der Prozess gegen Torsten de Vries statt. Den Rostockern ist der Hamburger, als Geschäftsführer im 'East Coast Corner' bekannt, einen Neonaziladen der vor fast einem Jahr in der KTV eröffnet hatte. Angeklagt war an sich keine große Sache, de Vries soll eine junge Frau im Juni vergangenen Jahres belästigt und bedroht haben. Für spannende Unterhaltung sorgte der Prozess dennoch, nicht zuletzt wegen des Auftreten des Angeklagten und seinem Verteidiger Jürgen Rieger vor Gericht.
Rieger hatte bereits einen Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende gestellt, dennoch ging der Prozess mit den üblichen Formalien los. Zunächst beschwerte sich de Vries über die vielen Zuschauer: "Hier ist die ganze Antifa da!", wollte sich zum Verfahren jedoch nur insofern äußern, dass er sich für unschuldig hält und am fraglichen Tag, den 22.06.07, zwar am Laden war, jedoch mit niemand anderen gesprochen haben wolle, als mit seinen Kameraden.

Diese waren mehr als 12h im Einsatz, da die Spuren einer antifaschistischen Intervention in der Nacht zuvor beseitigen mussten. Torsten de Vries, der selbst von 'Kameraden' als Choleriker bezeichnet wird, musste von der Richterin mehrfach zur Ruhe aufgefordert werden. Zusammen mit Rieger polterte er, dass er hier keinen fairen Prozess kriegt und sowieso in Berufung gehen wird.

Die 22-jährige Zeugin erklärte, dass de Vries sie schon in den Tagen zuvor belästigte hätte. Die junge Frau die in unmittelbarer Nähe des Ladens wohnt, war auf de Vries getroffen. Mit ihrem Einkauf bepackt, schlenderte sie an ihm vorbei, was de Vries mit den Worten: "Du kleine Votze, ich kann dir die Gurke auch in den Arsch stecken!" kommentierte. Die beiden waren sich also bereits bekannt und so kann es nicht verwundern, dass die Geschädigte es mit der Angst zu tun bekam, als sie wahrnahm, wie sich de Vries ihrem Fahrzeug näherte. Während sein Kumpane sich vor das Auto stellte und sie so an der Weiterfahrt behinderte, pöbelte und spuckte de Vries von der Seite. Er schrie die Zeugin an, dass die Rostock gefälligst verlasse sollte, ansonsten werde man sie fertig machen.

Die Zeugin fuhr darauf sofort zur Polizei und erstatte Anzeige gegen Unbekannt. Da sie in der polizeilichen Vernehmung einen synonymen jedoch leicht anderen Ausspruch von de Vries angab, näherte sich nun der große Auftritt Riegers. Er warf dem Staatsanwalt vor, mittels Suggestivfragen die Zeugin beeinflussen zu wollen, so dass sie ihre Aussage mit der Polizeivernehmung identisch sei.

Insgesamt war die Atmossphäre von Feindschaft geprägt. Nachdem die Zeugin entlassen wurde, pöbelte de Vries, warum der 'alte Staatsanwalt' denn die Zeugin nicht vereidigen liess. Interessante Begebenheit am Rande: Die zweite Person die die Geschädigte an der Abfahrt hindern wollte, befand sich, wenig geschickt, auch im Gerichtsgebäude. Staatsanwaltschaft und Verteidigung nahmen die Personalien des mutmaßlichen Nötigers auf. Martin Krause ist kein Unbekannter und die Staatsanwaltschaft kündigte bereits an prüfen zu wollen, in wie weit ein Verfahren gegen die nun bekannte Person eröffnet werden soll.

Die Entlastungszeugin kannte zum Verfahren nicht viel beitragen. Sie sagte aus, dass de Vries sie immer nur innerhalb des Laden gesehen haben will und nie draußen vor der Tür. Musste aber auf Nachfrage des Staatsanwaltes einräumen, ihn nicht rund um die Uhr genau beobachtet zu haben.

Das stark überschminkte 'Blondchen', sollte aller Wahrscheinlichkeit vermutlich eh nur als Symphatieträger herhalten, weil sich de Vries dazu wahrlich nicht eignet. Seine hohen Hartz IV - Satz von etwa 700 Euro begründete er mit seiner hohen Miete, und fügt hinzu, dass dies in Hamburg ja nun mal so sei und man Hamburg ja nicht mit Rostock vergleichen könnte. Der schnippische Unterton dürfte dabei bei der Richterin wohl nicht für Begeisterung gesorgt haben.

Das Gericht sah es letztendlich als erwiesen an. dass de Vries die Tat wie angeklagt begangen hätte und verurteilte ihn zu 30 Tagessätzen a 20 €.

Noch im Gerichtsgebäude ging de Vries tätlich gegen einen Fotographen vor und beleidigte umstehende Personen u.a. als Junkie.


P.S. Die Diskussion um den Namen des nationalen Bekleidungsgeschäft "East Coast Corner" dürfte wohl weiter gehen. Die Richterin konnte sich den Namen ebensowenig merken wie Rieger. Dieser bezeichnete den Laden wahrlweise als "East Corner" oder "East Coast".
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Ergänzungen

...

Red_Angel 23.04.2008 - 18:03
Endstation-Rechts berichtet:  http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1436&Itemid=92


De Vries gab an, dass er zum damaligen Zeitpunkt Geschäftsführer war. Heute allerdings nicht mehr. Dafür hält er sich aber verdächtig oft im Laden auf. Das sollte dem Amt tatsächlich etwas merkwürdig vorkommen.

Pressemitteilung von Lobbi e.V.

Prozessbeobachterin 23.04.2008 - 20:05
"Ehemaliger Geschäftsführer des Rostocker Nazishops "East Coast Corner" vor Gericht
Thorsten de Vries wurde heute am Amtsgericht Rostock wegen versuchter Nötigung verurteilt
23.04.2008

Der 46 jährige Neonazi aus Hamburg hatte im Juni 2007 eine junge Frau mehrfach beleidigt und belästigt, die in unmittelbarer Nähe des rechten Szeneshops wohnte.

Am 22. Juni eskalierte die Situation, als er gemeinsam mit einem weiteren Rechten auf das Auto der Betroffenen zustürmte. Er schlug und trat mehrfach gegen ihren PKW, während sein Begleiter die Anwohnerin am Losfahren hinderte. Dabei beschimpfte de Vries sie erneut und drohte ihr, dass sie lieber aus Rostock wegziehen solle, da er sie ansonsten "plattmachen" werde.

Im heutigen Prozess wurde de Vries, der einschlägig vorbestraft ist, von dem bundesweit bekannten rechten Anwalt Jürgen Rieger vertreten. Beide traten im Prozess äußerst ungestüm auf und verloren offensichtlich mehrfach die Kontrolle, als sie etwa den anwesenden Staatsanwalt beschimpften.

Nicht zuletzt aufgrund dieses Auftretens war das Gericht schließlich davon überzeugt, dass dem Angeklagten die ihm vorgeworfene Tat zuzutrauen sei. Da es auch an der Glaubwürdigkeit der Betroffenen keine Zweifel gab, verurteilte die vorsitzende Richterin den Neonazi zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen a 20 Euro.

Am Rande des Prozesses verlor de Vries wiederum die Kontrolle und beschimpfte und bedrohte Besucher der Verhandlung.

Außerdem erkannte die Betroffene, die von der LOBBI unterstützt wird, in einem Begleiter des Angeklagten jene Person, die ihr im Juni letzten Jahres den Weg versperrte. Es handelt sich dabei um einen Neonazi, der bereits im Januar wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte vor dem Naziladen einen Passanten als "schwule Sau" beschimpft.

"Im vergangenen Jahr ist es vor dem Laden wiederholt zu ähnlichen Vorfällen, aber auch zu Körperverletzungen gekommen. Aus Angst wurden viele dieser Attacken jedoch nicht zur Anzeige gebracht. Umso bemerkenswerter ist das couragierte Auftreten der Betroffenen."

Die junge Frau, die nach den Vorfällen ihre Wohnung in der unmittelbaren Nähe des "East Coast Corner" aufgegeben hatte, begrüßte das Urteil."

Warum Ex-Geschäftsführer und wieso Unbekannt

Lutz 25.04.2008 - 16:41
Ex-geschäftsführer deswegen, weil er vor Gericht angab, nicht mehr die Position des Geschäftsführers zu bekleiden und nun Empfänger von Hartz4 zu sein.
Und die Anzeige ging gegen unbekannt, weil De Vries ihr unbekannt war. Die Anzeigenstellerin kannt nicht seinen Namen, sondern konnte ihn nur aufgrund seines "markanten Äußeren" wiedererkennen. Nur weil er sie schon mehrere Male belästigt hatte, muss er nicht gleich auch bekannt sein.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

Wieso "Ex-Geschäftsführer"?

Dein Name 23.04.2008 - 16:25
...

Hartz IV

für de Vries? 23.04.2008 - 16:33
Versteh ich das richtig?
De Vries bekommt 700 € Hartz IV UND betreibt ein eigenes Geschäft?
Wenn das stimmt, dann läuft da gewaltig was schief...
Einfach mal beim Zuständigen Amt anschwärzen, es gibt sicher Menschen, die das Geld besser gebrauchen können als er.

fotografen?

muss ausgefüllt werden) 23.04.2008 - 16:45
was ist das denn für ein komisches gericht, wo fotografen rumlaufen? bei uns in essen müssen kameras an der schleuse am eingang des gebäudes abgegeben werden.

Wegen Sexismis löschen!

Zornige Zora 23.04.2008 - 18:29
Der Sexismus in diesem Artikel ist wirklich das Letzte. Das fängt schon in der Einleitung an: "Angeklagt war an sich keine große Sache, de Vries soll eine junge Frau im Juni vergangenen Jahres belästigt und bedroht haben." Nö, das ist wirklich keine große Sache und überhaupt nicht schlimm. Da ist nur - wie im Weiteren aus der Verhandlung berichtet wird - eine Frau gedemütigt, angegriffen, bedroht und genötigt worden. Das Frauenbild, das in diesem Artikel vermittelt wird, gehört nicht in ein emanzipatorisches Forum wie indymedia - auch wenn der Verfasser sich hundertmal als antifaschistischer Berichterstatter wähnt. Kann er ja gerne noch mal in einer korrigierten Fassung posten und beweisen, dass selbst Macker lernfähig sind.
Liebe Mods, um den Lernprozess beim Verfasser zu befördern bin ich für Löschen. Auch Sexismus hat auf indymedia keinen Raum.

@Zornige Zora

Red_Angel 23.04.2008 - 18:51
Tatsächlich etwas unglücklich formuliert...

Herr de Vries hat 12 Eintragungen im Zentralregister teilweise auch einschlägig. Zu de Vries sollte man wissen, dass es sich bei ihm einen ziemlichen Schläger handelt. Insofern ist für ihn das tatsächlich keine allzu große Sache. Das dies aus der Sich der Geschädigten natürlich anders wahrgenommen wird ist unstrittig und wurde im Artikel auch zum Ausdruck gebracht "Die beiden waren sich also bereits bekannt und so kann es nicht verwundern, dass die Geschädigte es mit der Angst zu tun bekam, als sie wahrnahm, wie sich die de Vries ihrem Fahrzeug näherte."

Allerdings wurde heute keine Körperverletzung oder gar Mord / Totschlag verhandelt. Das er zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, zeigt deutlich, dass es sich bei seiner Tat um ein minderschweres Tat handelt, ganz gleich wie das Opfer dies empfunden haben mag. Insofern ist auch der Sexismusvorwurf unverständlich, weil auch wenn das Opfer männlich gewesen wäre, ändert dies nichts an diesen Umstand.

@ Zornige Zora

Anarcho 23.04.2008 - 18:57
Die vom Schreiber gewählte Formulierung ist wirklich sehr unglich gewäht. Auch wenn eine Nötigung vor Juristisch betrachtet kein "großes Ding" ist, kann sie auch als Verharmlosung mißverstanden werden.

Nicht mehr und nicht weniger.

Das als Sexismus einzustufen und lauthals "Macker" zu schreien, nur aufgrund der Tatsache, dass die Betroffene eine Frau ist, ist echt daneben. Woher weißt du, ob der Autor nicht eine ebenso verharmlosende Darstellung genutzt hätte, wenn ein Schwanzträger von De Vries genötigt worden wäre? Weisst du nicht!

Denn das Motiv ist dir gänzlich unbekannt, du fragst auch nicht danach, sondern gehst unreflektierten Reflexen nach! Mensche wie du führen Antisexismus in ad Absurdum und mit Verlaub: wenn du bei allem, wo eine biologische Frau die Leidtragende ist, sexistische Motive siehst, hast du wohl von Patriarchat und Antisexismus nichts begriffen und bist hier die wahre Sexistin.

@anarcho

Mein lieber kleiner Hase 23.04.2008 - 19:24
Ich schreie nicht Macker, weil die Betroffene eine Frau ist, sondern kritisiere dir sexistische Art der Berichterstattung in diesem Artikel. Kann ja sein, dass 30 Jahre Frauenbewegung an dir spurlos vorübergegangen sind, dass du nichts weißt von den feminstischen Kämpfen gegen Männergewalt, vom Kampf gegen patriarchalen Strukturen und Sexismus in der linken Szene und auch nichts vom Konzept des Biologismus. Aber dann halt einfach die Klappe.
Und liebe Mods, der Beitrag von anarcho stellt keine inhaltliche Ergänzung dar. Also bitte auch nach unten verschieben.

@ Zora

Anarcho-Osterhase 23.04.2008 - 20:21
Deine Ansichten sind doch latent sexistisch! Um einiges krasser jedenfalls, als die Formulierung, um die es ursprünglich ging. Aus dem Kontext gerissen kann mensch sie möglicherweise als Verharmlosung verstehenden, richtig. Weiter gelesen ist aber spätestens bei diesem Satz "Die beiden waren sich also bereits bekannt und so kann es nicht verwundern, dass die Geschädigte es mit der Angst zu tun bekam, als sie wahrnahm, wie sich die de Vries ihrem Fahrzeug näherte." zu verstehen, dass es nicht Absicht des Textes ist, Gewalt (auch nicht die gegen Frauen), zur Bagatelle erklären!

Mich regen Menschen auf, die reflexhaft und im unzutreffenden Moment Kritik bringen, die an anderen Stellen dann nicht mehr erhört wird bzw. es um einiges schwerer wird, jemanden dafür zu sensibilisieren. Wenn dann mal wirkliches Mackertum am Start ist, hat niemensch mehr Bock, sich damit auseinanderzusetzen, wegen Leuten wie dir. Aber hey, hauptsache du tust etwas für dein Ego. Der Sache genauso schädlich, wie jene Antiras für die, sobald an einem Konflikt eine MigrantIn beteiligt ist, ohne Weiteres fest steht, dass das die Gegenseite rassistisch handelt.

Zustimmung@rotezora

bla 23.04.2008 - 23:40
schließe mich rote zora komplett an. leider haben unsere lieben
ach-ich-hab-das-mitm-sexismus-alles-schon-kapiert-typen offenbar nicht
das zeug dazu sexismus und seine wirkungsweisen und strukturen in sämtlichen
facetten zu erfassen.

bla bla...

lilo m. 24.04.2008 - 00:32
an "bla" und "zora":

"leider haben unsere lieben [...] typen offenbar nicht das zeug dazu sexismus und seine wirkungsweisen und strukturen in sämtlichen facetten zu erfassen"

scheint auch nicht sonderlich gelegen, dies zu ändern.
erst ein vorwurf samt einem ruf nach konsequenzen - woran
begründete zweifel aufkommen - begründet, nicht weil es
meiner auffassung entspricht, sondern weil den widersprüchen
begründungen beigefügt wurden. die zweifel wurden begründet.

sich dazu nicht verhalten, zeigt schwäche. argumente wären schick!
nicht bloss aneinandergereihte schlagworte aus 30 jahren antipat.
statt auszuweichen, sich auch mal verhalten- argumentieren!
oder lasst es...

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sexismusvorwurf?

lulle 24.04.2008 - 15:09
der sexismusvorwurf erscheint mir stark uebertrieben und fuehrt nach meinem dafuerhalten eher dazu, dass das thema ueberstrapaziert wird. sicher ist die passage mit dem sexistischen ausfall von de fries etwas unkommentiert und geht im nachgang salopp zur eigentlichen noetigung ueber, aber das ist auch schon alles, was ich finden koennte.

zur sexismuskritik an sich - die liest sich etwas wirr. ich wusste nach dem lesen nicht, welche punkte des artikels der kritik wuerdig sind.

?

verduzter 24.04.2008 - 16:56
warum stellt man eine anzeige gegen unbekannt, wenn man den täter kennt?

Wer ?

Maia 24.04.2008 - 18:42
Ist denn eigentlich jetzt Geschäftsführer ?