Erfurt: Überraschungsparty – Wir bleiben alle

wir bleiben alle 11.04.2008 15:21 Themen: Freiräume
Im Rahmen der „days of action for Squats and autonomous spaces“ fand am Donerstag, 10. April in Erfurt eine „Open-Air Überraschungsparty“ statt. Weil die Party nicht beim Ordnungsamt angemeldet wurde, drohte die Polizei im Vorfeld an, hart dagegen vorzugehen. Die DemonstrantInnen überlisteten jedoch die Polizei und zogen laut-feiernd quer durch die Stadt.
Für die anwesenden Ordnungskräfte muss es verwirrend gewesen sein, als sich um 17:00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz keine Menschen versammelten. Dies war nämlich der auf Flyern, Plakaten und im Internet beworbene Treffpunkt für die „Open-Air Überraschungsparty“. Noch verwirrender war es sicher als plötzlich 150 Menschen laut und feiernd durch die Stadt zogen. Lange Zeit wirkte die Polizei überfordert, fuhr und lief planlos durch die Innenstadt -- mit Tempo 50 durch die Fussgängerzone -- und konnte den Protestzug nur spärlich begleiten. Es gelang durch schnelles Handeln und unkontrolliertes Abbiegen in Seitenstraßen alle großen Plätze in der Innenstadt zu besuchen. Dabei wurde laut gejubelt, „Wir bleiben alle“ gerufen, Musik gehört, getanzt, gesprungen und Flyer verteilt.
Gegen Ende gelang es der Polizei, die Party in einer kleineren Gasse direkt vor dem Redroxx (Jugendbüro „Die LINKE“) einzukesseln. Dabei fiel vor allem die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) Thüringen durch ihr brutales Vorgehen auf, was auch der Presse und unbeteiligten Bürger_innen aufgefallen ist.
Nach Verhandlungen mit der Polizei wurde das BFE nach Hause geschickt und eine Spontandemonstration angemeldet. Erneut ging es, diesmal mit Transparent, laut und kraftvoll durch die Innenstadt. Gerufene Parolen waren unter anderem „Wir bleiben alle“ und „Ordnungsamt und Bullen raus, wir kämpfen fürs Besetzte Haus“. Trotz schlechtem Wetter kam jetzt die richtige Partystimmung auf. Während einer Zwischenkundgebung auf einem größeren Platz haben sich die Demonstrant_innen in zwei Lager aufgeteilt und gegeneinander „2-Felder-Ball“ gespielt. Die als Trennung der beiden Spielfelder gezogene „Grenze“, wurde anschließend gemeinsam überschritten, um die Demonstration fort zu führen.
Auf der Abschlusskundgebung auf dem Anger konnte sich mit einem langen Seil am gemeinschaftlichen Seilspringen betätigt werden. Anschließend hat eine Theatergruppe ein thematisch passendes Theaterstück aufgeführt. Die Demonstration wurde schließlich mit lauten „Wir bleiben alle“ Rufen beendet. Viele Passant_innen haben sich positiv zum Anliegen der Party geäußert und Soli-Postkarten für's besetzte Haus unterschrieben.
Mit der gelungenen lauten und kraftvolle Aktion haben die Demonstrant_innen auf die prekäre Lage von besetzten Häusern und autonomen Räumen aufmerksam gemacht. Das Besetzte Haus in Erfurt ist seit neuestem von Schikanen durch die Ordnungsämter betroffen. So haben diese alle Veranstaltungen auf dem Gelände verboten. Ob und wie das „7 Jahre besetzt Festival“ am 11. und 12. April stattfinden kann, bleibt weiterhin ungewiss. Nach der Anmeldung des Festivals gehen die Besetzter und Besetzerinnen jedoch davon aus, dass das Festival stattfinden kann.

Erfurt: Aktueller Stand im Besetzten Haus:
 http://de.indymedia.org/2008/04/212919.shtml

Erfurt: Häuserkampf und Repression:
 http://de.indymedia.org/2008/04/212692.shtml

Website zur Open-Air Überraschungsparty:  http://wirbleibenalle.blogsport.de

Website des Besetzten Haus Erfurt:  http://topf.squat.net

Offener Brief zur Unterstützung des Besetzten Haus:  http://soli.arranca.de
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wir bleiben alle — ....

stay — all

Fette Aktion... — Jan

1. Festivaltag störungsfrei — wir bleiben alle