Gen-Versuchsfeld in Giessen besetzt

Gendreck weg! 31.03.2008 07:15 Themen: Biopolitik Ökologie
In der letzten Nacht wurde das Gen-Versuchsfeld für Gerste der Uni Giessen besetzt.
Eilmeldung!!!

Genacker in Gießen besetzt
Turm und verankerte Betonpyramide sollen Aussaat der transgenen Gerste verhindern

Wo gentechnisch veränderte Pflanzen wachsen sollen, flattern Transparente mit Parolen gegen Gentechnik im Wind. Seit heute Nacht ist das Gengerstenfeld in Gießen am Alten Steinbacher Weg besetzt. Mit einer aufwendigen Blockadetechniken versuchen GentechnikgegnerInnen, das dritte Jahr des umstrittenen Versuchs ganz zu verhindern. Mitten auf der geplanten Versuchsparzelle errichteten sie einen dreibeinigen Turm (sog. "Tripod"), auf dem sich klettererfahrene AktivistInnen angekettet haben. Darunter steht ein speziell für diese Aktion gebauter Betonklotz mit Ankettrohren ("Lock-on"). Die darin befestigten Personen sind zusätzlich im Boden verankert, so dass der Klotz auch von schweren Maschinen nicht ohne Verletzungsgefahr gehoben werden kann. Rundherum verkünden Schilder frech, dass hier nun eine "Gentechnikfreie Zone" eingerichtet wurde. Unbekannte laden zum "Tag der offenen Tür" auf dem Feld der Universität. "2006 und 2007 wurde das Feld nach der Aussaat attackiert. Dieses Jahr wollen wir mehr - die gefährliche Saat soll gar nicht hier draußen landen", ist von den BesetzerInnen zu hören. Wie lange die Besetzung andauern wird, ist zur Stunde offen. Auf jeden Fall bieten Turm und Boden-Lockon schon jetzt ein spektakuläres Bild direkt neben der Universitätsbibliothek - gut sichtbar von den daran vorbeiführenden Straßen.
Mit ihrer Aktionsform wollen die BesetzerInnen an eine erfolgreiche Tradition des Gentechnikwiderstandes in Hessen anknüpfen. Mitte der 90er Jahre waren jahrlang Felder in Melbach (Wetterau) besetzt worden, später wurde ein Feld in Iba (bei Bebra) durch eine ähnliche Aktion vor der Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen geschützt. Die Besetzungen erzeugten eine große Aufmerksamkeit. In allen Fällen solidarisierten sich damals die meisten BewohnerInnen aus umliegenden Orten mit den AktivistInnen. Der Erfolg gab ihnen recht: Nachdem es zusätzlich, z.B. in Rauischholzhausen, zu Feldbefreiungen gekommen war, mieden Gentechnikfirmen schließlich Hessen ganz für ihre Versuche. "Wir wollen dieses Ziel ein zweites Mal erreichen. Wenn die Universität auf ihre Risikospielchen mit den profitorientierten Technologien verzichtet, könnte Hessen erneut gentechnikfrei werden", formuliert eine Besetzerin ihre Hoffnung - und fügt nach einigem Überlegen an: "Luftballons und Postkarten werden nicht reichen, um das zu schaffen! Und letztlich reicht auch ein gentechnikfreies Hessen nicht!"

Das nun besetzte Feld ist einer der Standorte in Deutschland, auf denen teure, riskante und dem Profit weniger Konzerne und Karrieristen dienende Freisetzungsversuche laufen sollen. Ziel ist, neben den bereits für den Großflächenanbau freigegebenen Sorten wie dem Mon810-Mais weitere Sorten zu entwickeln, zu patentieren und dann profitabel verkaufen zu können. In Gießen am Alten Steinbacher Weg sollen zwei Gerstenlinien ausgebracht werden, die insgesamt vier fremde Gene enthalten. Neben der Entwicklung neuer Sorten sollen hier auch Methoden zur Manipulation von Pflanzengenen entwickelt werden, haben die BesetzerInnen im Vorfeld ihrer Aktion recherchiert. Die vom Versuchsleiter benannte Biosicherheitsforschung sei vorgeschoben, um die wahren Versuchsziele zu vertuschen. „Wir haben dieses Feld als Symbol ausgewählt, weil es ein schillerndes Beispiel für eine verlogene Propaganda um scheinbare Biosicherheit und unabhängige Forschung ist. Zudem ist Gießen im Westen die Stadt mit den meisten und riskantesten Genversuchen. Der Filz aus Universität und Stadtpolitik bis hinein in Parteien und Verbände verhindert aber einen breiten Protest", begründen die FeldbesetzerInnen den nächtlichen Aufbau ihres kleinen Widerstandsdorfes. Sie haben ihre Motive auf den Internetseiten www.gendreck-giessen.de.vu mit vielen Argumenten unterfüttert und wollen in den kommenden Tagen in der Stadt eine eigens gedruckte kleine Zeitung unter dem Titel "Es reicht!" verteilen. Am 5. April wollen sie an der von GentechnikgegnerInnen in Gießen geplanten Demonstration teilnehmen, die unter anderem zu dem jetzt besetzten Genfeld führen soll (Beginn: Samstag, 5.4., 15 Uhr auf dem Brandplatz in Gießen).
Der Blick der BesetzerInnen ist aber nicht auf Gießen beschränkt: "Dieses Feld wäre nur ein Standort unter vielen Genfeldern in Deutschland. Angetrieben von Gentechnik-Großkonzernen und karriereorientierten ForscherInnen breiten sich die industrielle Landwirtschaft und Agrargentechnologie immer mehr aus. Wir brauchen mehr Widerstand in allen Formen - von Feldbefreiungen bis zu gentechnikfreien Regionen!"

Allein wollen die AktivistInnen nicht bleiben. Vielmehr hoffen sie auf Menschen, die auf oder am Feld die Aktion unterstützen und selber mit Leben füllen: „Wir freuen uns über Leute, die hier mit an der Blockade teilnehmen - genauso aber auch über Menschen, die mit Lesungen, Theater, Musik oder Aktionen rund um das Feld, in der Innenstadt oder bei den Verantwortlichen auf dem Gängen der Uni ihre Meinungen vortragen." Willkommen sind Material- und Sachspenden von warmer Suppe über Kopiergutscheine und Zelte bis zu Brennholz. Finanzielle Unterstützung kann vor Ort überbracht oder überwiesen werden auf das Konto von M. Twenhoeven, Nr. 292 579 508, BLZ 370 100 50, Postbank Koeln).“


Kontakt und Lage
Die Besetzung zu erreichen ist einfach: Per Telefon 0152-29990199 oder als direkter Besuch. Das Feld liegt in der Stadt Gießen direkt neben der Universitätsbibliothek (Phil I, Otto-Behaghel-Straße). Der Alte Steinbacher Weg und die Rathenaustraße führen direkt am Feld vorbei. Turm und Boden-Lockon sind von dort gut zu sehen. „Wir sind leicht zu finden und sichtbar. Das ist Ausdruck unseres Protestes - wir wollen nicht zusehen, sondern dieses Zeichen setzen. Wir wünschen uns viele Menschen hier - und wir hoffen, dass viele weitere Aktionen stattfinden dieses Jahr, damit es überall endlich wieder gentechnikfrei wird - so oder so.“

Mehr Informationen
- Webseite: www.gendreck-giessen.de.vu
- Infozeitung zu den Gießener Genfeldern und zur Demo am 5.4.2008: www.projektwerkstatt.de/gen/download/demo5_4_08gi.pdf

Termine
Neben der Besetzung, deren Dauer ungewiß ist, finden weitere Termine statt, die schon vor der Besetzung feststanden und von dieser unabhängig sind. Die BesetzerInnen wollen dort aber mitwirken und für ihre Ideen werben.
o Mittwoch, 2. April, ab 16 Uhr am Marktplatz Gießen: Info-Kundgebung gegen Gentechnik und zum bevorstehenden Prozess gegen FeldbefreierInnen
o Anschließend: 19 Uhr im kurdischen Kulturzentrum (Ederstr. 14-16, Hinterhaus): Infoveranstaltung zu Gentechnik und Prozess mit Filmen und Berichten von Aktionen ... mit dabei: FeldbesetzerInnen, Angeklagte im Prozess um die Feldbefreiung 2006 und weitere GentechnikkritikerInnen
o Samstag, 5. April, 15 Uhr: Demonstration gegen Gentechnik ... ein bunter Umzug mit Theater, Parolen, landwirtschaftlichen Maschinen und hoffentlich vielem mehr vom Regierungspräsidium (Genehmigungsstelle), zur Uni (Hauptgebäude) und zum umstrittenen Versuchsfeld mit transgener Gerste (Start vor dem Regierungspräsidium Gießen)
o Mittwoch, 9. April, 19 Uhr, Alte Universitätsbibliothek (Bismarckstr./Keplerstr.): Vortragsveranstaltung "Saatgut als Kapitalanlage?" Jürgen Holzapfel vom Hofgut Ulenkrug (Stubbendorf) berichtet über die Aktion "Notkomitee zur Rettung des Saatguts". Als Hintergrund werden die Grundlagen der EU-weiten Rechtsgrundlagen für Saatgutherstellung -handel erläutert.
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Ergänzungen

Aktuelle Lage

gendreck weg 31.03.2008 - 09:03
Die Lage ist ziemlich entspannt. Zwei Polizeiautos stehen in der Nähe des feldes, aber kein Polizist steigt aus.
Da das Versuchsfeld direkt neben dem Unigebäude liegt, ist dort gerade recht viel Betrieb. Die vorbeieilenden Profs und andere Angestellte lassen durchblicken, dass sie die Besetzung nicht gut finden.
Derzeit ist viel Presse auf dem Feld (Giessener Anzeiger, HR, dpa etc.).

Aktuelle Lage

Gendreck weg! 31.03.2008 - 11:24
Mittlerweile ist Hormut (Unipräsi) am Feld eingetroffen. Er hat dort mit der Polizei gesprochen, ist dann wieder gegangen. Die Polizei bleibt weiter ruhig.
Um 14 Uhr wird eine Demo aus der Innenstadt zum Feld führen.
Falls jemand Lust hat, seine Solidarität zu zeigen, indem er/sie vorbei kommen magm das Feld liegt im Alten Steinbacher Weg.

Erste Medienberichterstattungen

Gendreck weg! 31.03.2008 - 12:35
Hier die erste Berichterstattung vom HR:


Gentechnik
"Feldbefreier" gegen Genpflanzen
Umweltaktivisten besetzten einen Acker, auf dem Gengerste angebaut werden soll. (Bild: picture-alliance/dpa)
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Umweltaktivisten besetzten einen Acker, auf dem Gengerste angebaut werden soll.
Auf einem Acker in Gießen soll in diesem Frühjahr gentechnisch veränderte Gerste angebaut werden. Das Forschungsprojekt der Giessener Universität stößt aber auf massiven Widerstand. Am Montag besetzen Umweltaktivisten das Testgelände.

Etwa 20 Gentechnik-Gegner besetzen am Vormittag ein Versuchsfeld der Gießener Universität. Nach Darstellung der Demonstranten soll dort gentechnisch veränderte Gerste ausgesät werden. Die Aktivisten forderten die Universitätsleitung auf, das Forschungsprojekt zu stoppen. Die Polizei schritt nach eigenen Angaben zunächst nicht ein.

Versuchsacker wurde schon mehrfach verwüstet

Die Universität ist die Konfrontation mit Gentechnik-Gegnern bereits gewöhnt. Nachdem sie im Februar angekündigt hatte, in Gießen, Rauischholzhausen bei Marburg und Groß-Gerau gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen zu wollen, hatten im vergangenen Mai Unbekannte große Teile der Versuchsfelder zerstört. Auch 2006 hatten selbsternannte "Feldbefreier" Versuchsacker der Universität verwüstet. Vier von ihnen müssen sich vor dem Amtsgericht Gießen dafür verantworten.

Widerstand gegen Genmais-Feld in Niedermöllrich
Am Montag regte sich noch gege ein weiteres nordhessisches Gentechnik-Projekt Widerstand. Mehrere Dutzend Menschen demonstrierten mit Plakaten und Transparenten vor der Düsseldorfer Zentrale der Firma Monsanto. Das Unternehmen hatte vor, auf einem Acker am Rande des Dorfes Niedermöllrich im Schwalm-Eder-Kreis einen Freilandversuch mit Genmais zu starten. Ob Monsanto trotz des Widerstandes an dem Plan festhält, ist noch unklar. Eine Entscheidung soll im April fallen.

Der Versuch ist bereits seit längerem genehmigt. Im vergangenen Jahr hatte Monsanto nach massiven Protesten auf einen Freilandversuch in Niedermöllrich verzichtet. Für dieses Jahr hatte sich das Unternehmen die Möglichkeit aber offen gehalten. Wie der Stand der Dinge ist, wollte auch der Landrat des Schwalm-Eder-Kreises wissen. Eine Anfrage von ihm blieb aber unbeantwortet.

Noch wurden keine Vorbereitungen beobachtet
Sollte Monsanto tatsächlich noch in diesem Jahr aussähen wollen, müsste das nach Meinung von Experten in den kommenden vier bis sechs Wochen passieren. Bislang sind nach Beobachtungen der Initiative "Kein Genmais im Schwalm-Eder-Kreis" aber noch keine Vorbereitungen erkennbar.

Redaktion: anbu
Bild: picture-alliance/dpa
Quelle:  http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=15662&key=standard_document_34061898&msg=15662




Eine weitere Berichterstattung auch vom HR:

GIESSEN
Aktivisten besetzen Gen-Acker der Uni
Eine Gruppe von rund 20 Umweltaktivisten hat am Montag in Gießen einen Testacker der Universität besetzt.

Auf dem Gelände soll nach Darstellung der Demonstranten gentechnisch veränderte Gerste ausgesät werden. Mit der Aktion soll die Universität dazu gebracht werden, ihre Versuche zu beenden. Die Polizei schritt nach eigenen Angaben zunächst nicht ein.

Die Universität plant, an verschiedenen Standortengentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Im vergangenen Mai hatten Unbekannte große Teile der Versuchsfelder zerstört.

Quelle: hr-text ( http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?key=hessen_vtx_meldung_34061166&rubrik=1987)

Gegen Genmais: Greenpeace setzt Zeichen

http://www.mainpost.de 31.03.2008 - 19:39
Mit dem Aufbau eines sechs Meter hohen und fünf Meter breiten gelben X haben Greenpeace-Aktivisten am Montag auf einem Feld bei Fröhstockheim ein Zeichen gegen den Genmais-Anbau gesetzt. Die Aktion reiht sich in die Proteste ein, die seit Wochen gegen den Anbau von genmanipuliertem Mais auf 90 Hektar im Landkreis laufen....weiterlesen auf:

 http://www.mainpost.de/lokales/kitzingen/Uebersicht-Greenpeace-Aktion-gegen-Genmais;art773,4418592

Offener Brief

Kogel 01.04.2008 - 16:50
Sehr geehrter Herr Bergstedt,

seit Jahren führen Sie nun die Auseinandersetzung um Forschung an der gießener Universität. Seit Jahren verweigern Sie sich angebotenen Debatten und verhindern damit leichtfertig Forschungsergebnisse, die im Bereich der Sicherheitsforschung eigentlich gerade Ihren Interessen - und nicht denen von Konzernen - dienen. Mitunter frage ich mich, ob es sich bei Ihnen unter dem Deckmantel des Umweltschützers nicht tatsächlich um einen Forschungs- und Fortschrittsfeind handelt. Gleich dem Papst gegenüber Gallilei verbannen sie schon die Forschung am Genom in die Welt des Bösen, gleichsam des "Teufels" des Mittelalters. Dem kann nur entgegen getreten werden. Ich für meine Person werde mich jedenfalls nicht von Ihren Forschungsfeindlichen Aktionen beeindrucken lassen und werde mich weiter dem Grundsatz der Freiheit der Wissenschaft verpflichtet fühlen, die sich für eine Forschung zum Wohle der Menschheit einsetzt.
Im Wesentlichen kann man bei Ihren Aktionen nur erneut konstatieren, dass es Ihnen nur um Eigenwerbung geht. Gleich einem anarchistischen Franz Alt scheinen sie bemüht, Ihre Wissenschaftsfeindlichkeit in wohlklingende Phrasen zu hüllen, die neben Ihrer absurden Position vor allem auf sie selbst aufmerksam machen.
Wenn Sie eine tatsächliche Auseinandersetzung suchen, kann ich Sie nur auffordern, sich der Diskussion endlich zu stellen und nicht mit Vorurteilen zu operieren.

Grußlos,

Kogel

Angriff=beste Verteidigung, Hr. Prof. Kogel?

Stachelbeere 01.04.2008 - 22:33
Sehr geehrter Herr Prof. Kogel,

als ich Ihren offenen Brief gelesen habe, kam mir obiger Spruch als erstes in den Sinn: „Angriff ist die beste Verteidigung“. Sie greifen eine (!) Person an, obwohl in den Medien von mehreren Personen „aus dem ganzen Bundesgebiet“ gesprochen wurde (Fuldaer Zeitung, 31.03.2008). Die Feldbefreiung in Herrn Bergstedt zu personifizieren (ähnlich der Personifizierung Bush = USA), zeugt in meinen Augen von Ihrer HILFLOSIGKEIT in Sache Gerstenfeld.
Ihre Aussagen haben so ganz und gar nichts mit einer „wissenschaftlichen“ und „objektiven“ Herangehensweise zu tun, wie sie doch immer von uns StudentInnen erwartet wird. Daher würde ich Sie bitten, sich Ihre Anschuldigungen noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.
Ich selbst habe Ihre Argumentation seit 2006 aufmerksam beobachtet, die sich von anfänglicher `Gesprächsbereitschaft` bezüglich Gentechnik-Kritik dahingehend wandelte, dass Sie die Gentechnik als `nicht mehr abwendbar` und für `nahezu absolut sicher` bezeichneten (obwohl es die entsprechenden Langzeitstudien meines Wissens nicht gibt). Zudem zählten Sie in einer Ihrer Informationsveranstaltungen Gersten-Freilandversuch alle diejenigen, die sich gar in räumlicher Nähe der „FeldbefreierInnen“ aufhielten, wohl der Einfachheit halber ganz pauschal zu den „FeldbefreierInnen“. Auch DAS finde ich keineswegs objektiv.
Bezüglich des „Sich-einer-Diskussion-Stellens“ seitens Herrn Bergstedt muss ich anfügen, dass wenn mich mein Auge nicht trübte, Sie beide innerhalb der Infoveranstaltungen (Ihrer und derer der KritikerInnen) immer wieder miteinander habe kommunizieren sehen. Einmal sagten Sie sogar etwas Ähnliches wie dass `Sie beide auch noch irgendwann Freunde werden würden`. Das nur als kleine Gedächtnisstütze und um die angeblich `fehlende Gesprächsbereitschaft` in Frage zu stellen.

Einen ent-täuschten Gruss
Eine aufmerksame Studentin der JLU Gießen

Sehr geehrter Herr Kogel

Wissenschaftskritika ? 02.04.2008 - 11:01
Sehr geehrter Herr Kogel,

aus Ihrem offenen Brief ergeben sich mir die verschiedensten Fragen.
Die mir jedoch dringlichste bezieht sich auf folgendes Zitat:

"... und werde mich weiter dem Grundsatz der Freiheit der Wissenschaft verpflichtet fühlen, die sich für eine Forschung zum Wohle der Menschheit einsetzt."

Sie beziehen sich auf die Freiheit der Wissenschaft. Ein Rätsel bleibt mir dabei nun inwiefern diese vor allem zum Wohle der Menschheit erhalten bleiben sollte, da diverse Freilandversuche (Langzeitfolgen wohlgemerkt unbekannt!) offensichtlich in unverantwortungsvoller Weise durchgeführt werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen zum Einen die Verteilung pflanzlicher Pollen (unter anderem ist auch Sahara-Staub auf Gewächsen im Amazonas nachgewiesen worden!) durch Winde über tausende Kilometer hinweg.
Wie ist angesichts dieser Studien ein Schutz konventioneller und vorallem alter Pflanzensorten möglich?

Zum Anderen gibt es wissenschaftliche Nachweise zu Gentransfers zwischen im bodenlebender Mikroorganismen und GVO.
Wie frei ist eine Naturwissenschaft,die zum Wohle der Menschheit jahrelange Tierversuche zur Qualifizierung der Marktreife von zum Beispiel Pharmazeutika durchführt - natürlich nach institutionellen Vorgaben -, diese Freiheit, die wohl mehr am Geld zu hängen scheint - als doppelt frei zu sein - aber nicht bei GVO anwendet?

Der Antwort einer Kritikerin ist auf dieser Seite entnehmbar, dass Sie anscheinend resigniert haben vollkommen kritisch zu sein, nur weil GVO bereits global zur Anwendung kommen. Das tut mir sehr leid für Sie, sofern Sie nicht Ihre Kräfte für eine Kritische Wissenschaft, die zudem alle Forschungsergebnisse frei zugänglich machen sollte (somit natürlich möglicherweise auch Ihren Arbeitsplatz überflüssig macht, sofern Sie sich jedoch persönlich berufen fühlen, sollte Ihnen der Zugang zu freier internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit nicht verwehrt bleiben - ich werde Ihr täglich Brot backen und die sonstige Bedürfnisbefriedigung muss auch nur realisiert werden!), aufwenden.

In der Hoffnung auf Beantwortung meiner Fragen an Sie schließe ich

Mit freundlichen Grüßen

Flo

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 11 Kommentare

solidarische grüße

antifa 31.03.2008 - 19:35
solidarische grüße aus österreich

weiter so, genossInnen
zerstört den scheiß gendreck, 1 bombe-alles weg!!!

Interview

Radio Corax 31.03.2008 - 21:45

Solidarische Grüße

Gießener Streuobstwiesenfreunde e.V. 01.04.2008 - 01:05
Wir vom Verein der Gießener Streuobstwiesenfreunde stehen solidarisch wie ein Mann hinter unseren Genossen auf dem besetzten Acker und senden solidarische Grüße und wünschen Kraft und Durchhaltevermögen.

Agraranarchismus jetzt! Nieder mit allen Errungenschaften der modernen Welt! Feuer und Flamme den Dekadenten Gerstengetränkfaschisten!

Frage

Frager 01.04.2008 - 12:00
Warum steht das eine kleine Zelt so abseits, gehört es nicht dazu? Oder kampiert Hormuth darin um aufzupassen..?

Ami-Flagge?

jb 01.04.2008 - 12:45
Mal abgesehen davon, das das Fake mit den Gartenfreunden schwer riecht nach den linken Autoritären, die damit die Aktion in die Nähe des in der Tat oft platten Anti-Monsantismus (böser, amerikanischer Konzern) rücken wollen. Hier gibt es eine klare Position (keine gemeinsame - kollektive Identitäen sind etwas Überflüssiges und Herrschaftsförmiges), aber der konkrete Versuch hat vor allem mit europäischen, deutschen und klassisch Gießener Standortfaktoren zu tun, z.B. die Profilierung der Gießener Uni als High-Tech-Agroschmiede.

Solidarische Grüße!

the secretary 01.04.2008 - 14:56
...und schon wieder wird AN der Uni gecampt...

Tolle Sache! Ich wünsche euch alles erdenkliche Durchhaltevermögen und viele Besucher auf der Demo am Samstag! Vielleicht haltet ihr ja so lange durch bis auch wieder AUF dem Campus gecampt wird... naja, mal sehen was passiert, das Semester hat ja gerade erst angefangen.

Für mehr Türme und Zelte! Für mehr selbstorganisierte politische Camps!

Symbolische Besetzungen

egal 01.04.2008 - 15:23
sind ja erstmal schöne Aktionen. Aber oftmals bleibt es dann bei diesen Spektakteln. Siehe die vielen Baumbesetzungen mit dem später folgenden Umsägen derselbigen. Für mich stellt sich die Frage nach der Einbindung in einen grösseren Analyserahmen. Vorallem den der Gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Einfach nur zu behaupten, dass dieses oder ein anderes "Gen-Feld" - was es ja bisher noch gar nicht ist, weil die Aussaht noch nicht erfolgte - seie böse oder schlecht, oder diese und jene Forschung wäre für sich schon schlecht, oder unnötig, scheint mir so nicht zu genügen.
Zu sehr stellen Aktionen wie diese hier ein Unikum dar - eine Aktion für das gute eigene Gewissen. Oder schlimmer noch eine gute Tat für "die bedrohte Natur". In Deutschland ist Natur so immer auch mit der unberührten Heimat assoziiert für die Mensch kämpfen muss gegen die schlimmen Konzerninteressen. Schlimme amerikanische Chemiefirmen die Forschung finanzieren um den Kleinbauern auch noch das letzte Hemd auszuziehen. Siehe die Märthyrrer-Figur Percy Schmeisser, der immer wieder aus dem Hut gezogen wird von den HeimatschützerInnen. Ob mensch dann mit EsoterikerInnen, AntisemitInnen, ImkerInnen die um ihren Umsatz fürchten oder auch nur ganz einfachen AnarchistInnen ist somit egal, weil ja kein "wir" aufgebaut werden soll. Dass "Gemeinschaft" durch das unreflektierte Tun, in der Gewissheit mit dieser Tat das einzig richtige zu tun, an sich schon vor- und herbeigeführt wird blendet das Lippenbekenntnis zum hierarchiefreien Handeln vorsorglich aus. Besonders durch die Präsentation als rechthandelnde Gruppe (quasi aus Notwehr heraus) wird ein Stab für den Schutz der heimatlichen Scholle vor den perfiden, lügenden WissenschaftlerInnen und den dahinterstehenden Proviteuren gezeichnet. Eine umfassende Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse, der Verwertung des Wertes findet nicht statt. Es wird ein Gegner, den es zu besiegen gilt konstruiert.
Für mich stellt sich die Frage ob eine solche auf den richtigen Lebensstil abgestellte Aktion letztlich nicht nur für das eigene Image förderlich ist.

Solidarische Wühlmausgrüße

Wühlmausgrüße 01.04.2008 - 16:06
Super Aktion!
Danke das ihr die hessische Widerstandstradition aufrecht erhaltet, wie schon die Wühlmäuse in Melbach und die Besetzung in Iba.

Durchhalten!

Bis demnächst auf dem Feld

@ Herr Kogel

Yapps 01.04.2008 - 17:39
[...] die sich für eine Forschung zum Wohle der Menschheit einsetzt.

Dann können sie ja auch bestimmt noch erklären, was an Grüner Gentechnik "zum Wohle der Menschheit (MENSCHHEIT, NICHT KONZERNE!)" ist? Und bitte kommen sie nicht mit so uralten dämlichen Sprüchen wie "Hunger in der 3. Welt bekämpfen". Das weiß mittlerweile jeder, dass das auch OHNE Gentechnik problemlos möglich wäre...

Solidarische Grüße...

Schwammerl 01.04.2008 - 17:44
...auch aus Jena!
Liebe & Kraft!