Fotobericht zum 50. Berliner Ostermarsch

Bernd Kudanek alais bjk 25.03.2008 18:49 Themen: Militarismus
Unter dem Motto

Für eine friedliche und soziale Welt!
Bundeswehreinsätze weltweit beenden!
Keine Einsätze der Bundeswehr im Inneren!
Schließt die Militärbasen!
Keine Lagerung von Atomwaffen auf deutschem Boden!
Atomwaffen abschaffen weltweit!
Stoppt den Überwachungsstaat – stärkt die Demokratie!
Abrüstung statt Sozialabbau!

fand gestern, am Ostermontag, zum 50ten Mal der Berliner Ostermarsch statt. Veranstalter war wie in den Jahren zuvor die Friedenskoordination Berlin, unterstützt von einer Vielzahl an Organisationen und Persönlichkeiten. Die Wetterbedingungen waren optimal, Sonne pur und Temperaturen so um die 10° und schwachwindig.
Gegen 11:50 Uhr traf ich zur Auftaktkundgebung am Adenauerplatz ein, es hatten sich dort bereits einige hundert TeilnehmerInnen versammelt. Auf Transparenten und Plakaten wurden die Auslands-Bundeswehreinsätze vor allem in Afghanistan angeprangert. Die Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg thematisierten radioaktive Waffen und die Atomrüstung. Kurdische Organisationen machten auf eine schlimme Lage der Kurden in Syrien aufmerksam. Das Nahostkomitee prangerte die Mißachtung von Menschen- und Völkerrechtsverletzungen seit 1948 in Palästina an und forderte ein Existenzrecht für einen palästinensischen Staat. Abrüstung statt Sozialabbau, Frieden ohne Waffen, gegen eine militarisierte und unsoziale Welt und andere Appelle waren weitere Themenschwerpunkte auf diesem Ostermarsch.

Die Veranstalter zählten weit über 1.000 TeilnehmerInnen, sogar die Medien logen danach nicht wie sonst üblich die Zahl der DemonstrantInnen um mindestens die Hälfte herunter. Ein Ostermarsch wird vom Berliner Innensenator und seinem Polizeipräsidenten ja auch nicht als sytem- und staatsgefährdend angesehen. Deshalb wurden keine der berüchtigten Berliner Schlägerbullen-Einsatzhundertschaften eingesetzt sondern ganz normale Polizisten, die sich sehr zurückhielten und provokative Schikanen wie abgrabschende Durchsuchungen gar nicht erst versuchten. So konnte z.B. ein über 50 m langes Seitentransparent problemlos über eine längere Strecke mitgeführt werden. Die berüchtigten Schlägerhorden hätten hier schon längst die Tonfas blank und eine Prügelorgie durchgezogen.

Aber auch die DemonstrantInnen 2008 waren keinesfalls mit den DemonstrantInnen 1968 an gleicher Stelle, auf dem Kurfürstendamm der Frontstadt West-Berlin, zu vergleichen. Unter dem Eindruck der damaligen Vietnamkriegsverbechen der USA erhob sich ein vieltausendfacher kämpferischer Protest, der vom West-Berliner CDU-Senat brutalstmöglich und mit Wasserwerfereinsatz zusammengeknüppelt wurde. Bereits ein Jahr zuvor wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. - Am Ostermontag 2008 war von kämpferischen lautstarken Protest gegen die noch immer schlimmen Menschenrechts- und Kriegsverbrechen der USA und ihrer Vasallen, inklusive der BRD, kaum etwas zu verspüren.

Der außerordentlich ruhige Demozug, nicht einmal Parolen wurden skandiert, erreichte gegen 13:30 Uhr den Breitscheidplatz. Als Umrahmung der Abschlußkundgebung, die ich mir allerdings nicht mehr antat, war bereits die Band "Rolando Random & the young soul rebels" auf einem LKW zugange. So konnten die Medien danach auch entsprechend wohlwollend über den 50. Berliner Ostermarsch berichten. Eine besondere Systemkritik seitens der OstermarschiererInnen, und eine gar womöglich staatsgefährdende, war ja bestenfalls nur ansatzweise zu erkennen. Aber wer wollte, konnte sich immerhin auf den von verschiedensten Organisationen reichlich verteilten Handzetteln kundig machen und daraus Motivation für seinen Protest beziehen.

Fazit: eine nachhaltige Wirkung hatte auch dieser 50. Ostermarsch eher nicht. Denn selbst ein friedlicher Ostermarsch muß nicht vor allem vorbildlich brav im Sinne von gewaltfrei sondern kann, nein, muß auch, unter Ausschöpfung des völkerrechtlich Erlaubten, kämpferisch angelegt sein. Er muß spürbaren Druck auf die Herrschenden ausüben können, um schlimme Verhältnisse zu ändern, sonst bleibt's ein gemeinsamer Eiapopeia-Osterspaziergang. Die herrschende Politkaste freut's.

Bernd Kudanek alias bjk
ALG II-Unterschichtler


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