Antifatourismus in Colditz

dd-ing 02.02.2008 11:54 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume
Konzert in Colditz am 01.02.2008 mit anschließender Sponti, fernbleibenden Nationalen Gruppen und dem Anfang von dem Kampf um Alternative Freiräume in den ländlichen Regionen Sachsens.
Als erstes möchte ich mich bei all den Menschen bedanken die den Weg nach Colditz gefunden haben und das Konzert in der alten Turnhalle besucht haben. Als ich 16 war hab ich von so einer Veranstaltung auf die sich kein Nazi traut geträumt.

Es war ein spitzen Konzert (Sound war natürlich einer Turnhalle entsprechend), ein guter Vortrag (wenn auch die Vortragsweise etwas zäh war, biete mich auch für Präsentationsseminare an:-)) und eine Klasse Mobilisierung der Antifa, hier ein echtes Lob an die Menschen die sich dafür so eingesetzt haben.

An der Tatsache das sich die Nazi´s nicht getraut haben die Veranstaltung zu stören, außer das ständige patrouillieren der Braunen Fraktion mit Ihren Fahrzeugen und das kurze und für Verwirrung sorgende auftauchen eines ehem. bekannten Fascho´s, jetzt nach eigenen Angaben unpolitischer Free Fighter, kann man fest machen das es möglich ist auch in einer Stadt wie Colditz Freiräume zu schaffen.

An dieser Stelle muss ich allerdings leider einhaken und mich auch noch zu der Spontandemo äußern die in Colditz, einer Stadt wo schon 18Uhr die Bürgersteige nach oben geklappt werden, in der Nacht um zwölf nicht gerade gut ankommt.

In einer Stadt mit 20% Arbeitslosenrate kann Mensch auch nicht erwarten das Leute für solche Aktionen Verständnis haben. Ich sehe schon den Flyer der NPD, der sich über unsere Nachtaktion auslässt und welche dann damit schön auf Stimmenfang unter der frustrierten und mit einem enormen Rechtsruck versehenen Bevölkerung gehen. Das müssen wir scheinbar auch in Kauf nehmen und vielleicht haben wir es geschafft ein oder zwei Bewohner in Colditz zum Nachdenken anzuregen. Viele Menschen in Colditz stört dieser Rechtsruck, den es hier seit den 90iger Jahren gibt sicher auch, aber Sie haben sich damit abgefunden. Leider!

Eine angemeldete Demo mit guten Infoständen für die Bevölkerung und aufklärender Arbeit durch bekannte Gruppen wäre mal eine richtig gute Angelegenheit.

So langsam arbeite ich mich auch zu meiner ursprünglichen Intention, überhaupt hier einen Artikel rein zu setzen.

Mich haben Aussagen wie: „Na wenn hier nie etwas los ist brauch ich nicht ständig von Dresden hier her kommen“ oder „Wenn wir einmal so viele sind können wir auch mal durch die Stadt rocken“ ganz schön schockiert. Bei der ersten Aussage viel mir auch gleich die Überschrift ein welche ich gewählt hab. Entweder ich bin Antifaschist und kämpfe dafür das Rassismus, Faschismus und Antisemitismus sowie die Ungerechtigkeit und Ausbeutung durch das Kapital in unserer gemeinsamen Welt keine Chance mehr haben oder ich bin Antifatourist bzw. Spass und Prügelantifa. Letztere würde ich bitten auf eines der Dorffeste in und um Colditz zu gehen, Birkenfest in Colditz, Eichfest in Hohnbach etc.. Dies sind übrigens Feste welche ich nie besuchen konnte, auch gar nicht hin wollte, weil es dort eine sogenannte „Auf´s Maul Garantie“ für Leute gibt die nicht ins Bild des Dorf-Disco-HC-Bollo-Nazi´s passen. Die Disco-HC-Bollo-Antifa´s können sich ja mal zusammen raufen und ein solches Dorffest besuchen, mal schauen was passiert. Die Dorfbevölkerung hält übrigens zu 50% zu Ihren Kids mit dem Thor Steinar Pullover. Das sind da übrigens Qualitativ gut verarbeitete Sachen die auch der Familienvater anzieht weil er dies festgestellt hat und der 14jährige Schüler weil er den einen Typen mit der Bierflasche an der Bushaltestelle oder vorm Schulgelände cool findet. Sind ja die einzigen die noch vor Ort sind.

Es ist mir selbst klar das Ihr für eine Ausbildung, Studium, etc. nun mal in die Großstadt müsst, aber muss man dann gleich aufhören sich in seiner Stadt, Dorf, Gemeinde etc. zu engagieren. Einfach mal vorbei kommen reicht da meist nicht. Alternative Freiräume überall und nicht nur in der Stadt wo es ja oftmals auch recht einfach ist so etwas hinzubekommen.

Ich bin froh das ich persönlich Freunde hab die dies genau so sehen und trotz Ihrer Kilometermäßigen Entfernung darum kämpfen (mit Worten und Taten nicht mit Gewalt) das es nicht wieder so wird wie früher.

Neben der Sächsischen Schweiz ist der Muldentalerlandkreis übrigens als Risikogebiet eingestuft und dies liegt auch an der Bevölkerung die hier Rassistisch denkt und das an die Kinder weiter trägt.

Einen 14Jährigen Nazi macht es übrigens nur stärker wenn man Ihn verprügelt, ein 18 Jähriger Nazi kann beim verprügeln üben Schläge einzustecken und baut Hass gegenüber der Linken Szene auf, ein 20-25 Jähriger geht daher und verprügelt wahllos alles was nach Migrant, Punk oder einfach nur Alternative aussieht. Ein 25-35 Jähriger engagiert sich in Kameradschaften, macht Jugendarbeit. Ein 35-... Jähriger prügelt und engagiert sich mit, weil er seit 20 Jahren nichts anderes gemacht hat.

Jetzt steht die Frage im Raum bringt es was dem 14-18 Jährigen aufs Maul zu hauen?

Verteidigung und Symbolisch ein Zeichen gegen die Nazi´s setzen ist etwas anderes, hier muss man einfach manchmal zu anderen Mitteln greifen, außerdem muss auch ein Nazi merken das er nicht das Austeil Privileg hat! Die Kids und älteren Leute erreichen wir damit allerdings nicht.

Ich hoffe sehr das wenn wieder ein Konzert in Colditz, Grimma, Wurzen und der Umgebung ist, Wieder möglichst viele Leute den Weg dorthin finden denn die Nazi´s ärgert es, nichts machen zu können bei so vielen Leuten. Bei hundert weniger würde dies schon anders aussehen. Also bitte kommt weiter zahlreich und zeigt den Leuten das es besser ist Antifaschist zu sein.

Ich hoffe nur das die Colditzer Kids in den nächsten Wochen nicht gar zu viel aushalten müssen wenn Sie durch die Stadt laufen.

Danke an die Organisatoren und an alle die da waren.

If you will change the world! Start home!

Freiräume überall, auf dem Land oder in der Stadt.
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Ergänzungen

19. Mai 2007 Colditz (Muldentalkreis)

Rückblick 02.02.2008 - 12:11
19. Mai 2007 Colditz (Muldentalkreis)

Etwa 20-30 vermummte Nazis griffen ein von jungen Menschen organisiertes Konzert an. Die vermummte Gruppe versammelte sich in mehreren Nebenstraßen und drang plötzlich zu der Halle vor, in welcher die Veranstaltung stattfand. Während des Angriffes konnten die KonzertbesucherInnen ins Objekt flüchten und sich dort verbarrikadieren. Den Nazis gelang es deshalb nicht in das Objekt vorzudringen, dafür entglasten sie aber die gesamte Halle. Außerdem warfen sie mit faulen Eiern. Die KonzertbesucherInnen begannen sich schließlich zur Wehr zu setzen und schlugen die Nazis in die Flucht. Die ankommende Polizei konnte noch einen der AngreiferInnen festnehmen. Laut AugenzeugInnenberichten waren neben Nazis aus Colditz auch bekannte Nazis aus dem Landkreis Mittweida am Überfall beteiligt.

Über die Nationalistischen Front

Rückblick2 02.02.2008 - 12:14
Im Muldentalkreis beinflußte die Nationalistischen Front die Nazis. Schwerpunkt war die Region um Colditz und Leisnig (im Nachbarkreis Döbeln). Auch die Faschos aus Colditz (Muldentalkreis) haben bis 1992 fleißig Informationsmaterial bei der NF bestellt. Ingo Krause aus Colditz war seit 1992 Mitglied der NF, Henrik Hampel wird als Aktivist geführt. Auch in Leisnig (Kreis Döbeln) gibt es gute Kontakte zur NF. Sören Noack und Björn Zenscher werden dort als Aktivsten aufgelistet. Bei diesem Hintergrund wundert es dann nicht mehr, daß das Flüchtlingsheim in Leisnig seit 1991 bereits dreimal mit Beteiligung Wurzener Faschos überfallen wurde.

Gute Kontakte bestehen auch direkt nach Döbeln und Waldheim, wo Thomas Malkowski ein Antiquariat und einen Versandhandel »Asgard« betreibt. Malkowski ist ebenfalls im Förderkreis Junges Deutschland und unterhält gute Kontakte zu den Nationalen e.V., einer nationalsozialistischen Organisation, die beansprucht, eine Sammlungsbewegung der Faschos zu sein. Regelmäßig wirbt Malkowski für seinen Versandhandel in der Berlin-Brandenburger-Zeitung, die von den Nationalen herausgegeben wird. Außerdem ist Malkowski auch der Herausgeber der Faschozeitung Neue Werte.

CHRONIK COLDITZ

recherche 02.02.2008 - 20:06
Region Colditz
Die Stadt Colditz und die Gemeinde Hausdorf sind schon seit den 1990er Jahren von Nazis dominiert. Es existieren zudem zahlreiche überregionale Kontakte zu organisierten Nazistrukturen. So waren in den 1990er Jahren Neonazis aus Hausdorf/Colditz an Überfällen in Leisnig beteiligt. Nachdem es einige Zeit ruhiger geworden war, kommt es etwa seit Anfang des Jahres 2007 immer häufiger zu Propagandadelikten, sowie Übergriffen auf nichtrechte Jugendliche, Veranstaltungen und Objekte. Besonders der ehemalige Bikershop an der B167 in Colditz etablierte sich zunehmend zum Treffpunkt der regionalen Szene. Unterstützung findet die rechtsextreme Szene im städtischen Jugendclub in Colditz, welcher ein weiterer Treffpunkt der Neonazis ist.
19. Mai 2007
In Colditz wird ein von alternativen Jugendlichen organisierte Konzert von ca. 30 Neonazis angegriffen, dabei gehen zahlreiche Scheiben zu Bruch.

1.Juni 2007
In Bockwitz zwischen Colditz und Leisnig wird ein von alternativen Jugendlichen genutzter Bauwagen mit dem Logo „Good Night White Pride“ abgebrannt und ein Brandanschlag auf das Wohnhaus einer migrantischen Familie im selben Ort verübt. Tags darauf sollte ein Fußballturnier mit Anschließender Party am Gelände des Bauwagens stattfinden.

Ende Juli
In Colditz verschafften sich Unbekannte gewaltsam Zutritt zu einer von alternativen Jugendlichen genutzten Gartenlaube.

13.-18.8.2007
In Colditz kommt es zu zahlreichen Sprüh- Flyer und Klebeaktionen in Gedenken an Hitler Stellvertreter Rudolf Hess.

13.9.2007
Am 13.9.07 fand ein Vortrag "vom Einsteiger zum Aussteiger" im Jugendcenter Colditz statt. Zum dem Vortrag waren neben Jens Schober die creme de la creme an Neonazis zwischen Leisnig und Grimma anwesend.

8./9.10.2007
tauchen Sprühschablonen und Aufkleber mit Horst Wessel in Colditz auf. Selbige tauchten in der Gemeinde Thümmlitzwalde und Leisnig auf.

19.10.2007
versuchte eine Gruppe Neonazis vermummt und mit einem Feuerlöscher bewaffnet eine Gruppe alternativer Jugendlicher anzugreifen.

Im Oktober tauchen in Tanndorf Schmiererein auf, welche mit NSC unterzeichnet sind auf. Es lässt vermuten, dass hinter der Abkürzung NSC sich „Nationale Sozialisten Colditz“ verbirgt.

17./18.11.2007
Neonazis schlagen die Scheiben verschiedener migrantischer Geschäfte ein.
20/21.12.07
werden zum wiederholten Mal die Scheiben der Turnhalle eingeworfen in der alternative Konzerte stattfanden.

warum nicht aus der chronik lernen

support your local antifa 03.02.2008 - 15:47
wer es noch nicht weiß erfährt es jetzt: nach dem konzert haben noch 15 faschos 3 jugendliche konzertbesucher angegriffen und ihnen starke verletzungen zugefügt -einer wurde durch eine scheibe gedrückt!!!!-
also kann man nicht dirket davon sprechen, dass sich die nazis so doll geärgert haben weil ja so viele "antifas" da waren und sie nichts machen konnten....diese 15 nasen waren es die auf dem markt standen und an welche die sponti ran wollte, wieso kann man da sich über eine aktion ärgern, die vielleicht hätte verhindern können, dass diese leute noch lust dazu hatten nichtrechte jugendliche zu überfallen.
da gewalt nunmal zum glück nie die lösung eines problems bedeutet, ist es mir auch bewusst, in was für eine situation ich mich mit dieser aussage begebe aber wer sich nicht wehrt bekommt immer zuerst eins drauf und das wurde nun mal in der vergangenheit schon oft genug in colditz bewiesen und nazis scheren sich auch nicht gerade darum, ob der mensch den sie gerade von hinten mit einem teleskopschlagstock verprügeln 14 oder 13 ist ja und so siehts nämlich auch aus....

erschreckend ist außerdem auch das umfeld der nazischläger in colditz, es wurden unter den agreifern leute erkannt welche sonst nicht als rechts sondern eher als potenziell links (naja ist vielleicht etwas übertrieben) angesehen worden.
das kann hier noch ziemlich lange weiter geführt werden sei es der waffelbäcker der auf einem openair-konzert den hitlergruß macht und dennoch guten umsatz macht und einen stand auf dem weihnachtsmarkt bekommt oder die gruppe jugendliche, wo ein hitlerportrait auf dem körper tätowiert, schon mal zum guten ton gehört...
und ich glaube kaum dass man an den bürgern die sich an den gewalttaten der braunen szene ihrer stadt(!!!-mehr aber auch nicht) stören wegen dem ruf, was da meistens das angeführte argument zu sein scheint, aber dennoch den "riesen" ausländeranteil mit arbeit in ihrer stadt komisch findet als nicht rechtsoffenen bürger betiteln sollte.

so und zu dem tourismus sag ich nur das alle immer schimpfen wenn denn doch mal die angereisten stadtleute kommen um nach ihrer auffassung was gegen nazis zu machen und dann irgendwie die lust dran verlieren immer 20€ (ein auto) für sprit auszugeben und in ihrer stadt die es durchaus auch nötig hat, was zu machen gerade nicht anwesend sind...
und interessant find ich es anbei auch, dass die "dörfler" meistens viel größere probleme damit haben mal auswärts zu "spielen" als nun die "städter"...hab zumindest höchstens einen prozent-satz von 3% aller besucher des konzertes mal auf einer demo(!!was ja nich gerade viel überwindung kostet) gesehen...
und wenn man leute für eine veranstaltung zum schutz anfragt dann sollte man auch die methoden dieser akzeptieren
und ich scheiß auch ehrlich gesagt auf die bürger einer stadt colditz, die seit jahren nicht ein zeichen gesetzt haben- gegen faschismus und alltags rassismus...bevor man anfängt solche leute zu sensibilisieren muss man erst ein mal den harten kern der schläger angreifen und antifa freiräume gern auch militant erschaffen....

deutschland runterziehen!!!

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rudi — rodelt