Baskisch Kulturgruppen in Nürnberg und Bure

Ralf Streck 25.07.2007 16:03 Themen: Kultur Weltweit
Wir sind verschiedene Gruppen aus kleineren Städten im Baskenland und sind mit unseren Instrumenten, Musik, Tänzen und Sitten unterwegs. Wir werden am kommenden Wochenende das Bardentreffen in Nürnberg besuchen und danach auch zum franzöischen Endlager für Atommüll in Bure fahren. Wer uns mal sehen will, soll halt mal vorbeikommen.
Ob in den drei Autonomen Provinzen, ob in der Provinz Navarra (jeweils im spanischen Staat), oder ob in den drei Provinzen, die in Frankreich liegen, überall gibt es ähnliche uralte Bräuche, Tänze, Musikinstrumente und Musik. So alt wie sie ist in Euskal Herria (Baskenland) auch die hier gesprochene Sprache, die älteste Europas, die mit keiner anderen Sprache weltweit vergleichbar ist.
Unsere Gruppe setzt sich zusammen aus:

Ioaldunak (Zanpantzar):
Die Ioareak (Glocke) hat in der baskischen Mythologie große Bedeutung, weshalb sie oft auftaucht. Mit den Glocken wird auch Festen lautstark Rhythmus und Ton gegeben. Die Ioaldunak vertreiben im Frühjahr den Winter und Läuten die Erde aus dem Winterschlaf.

Kirikoketa:
Mit der Kirikoketa werden noch heute Äpfel zerstampft, die dann gepresst werden und deren Saft dann zu "Sagardoa" (Apfelwein) vergoren wird. Die eigentlich schwere Arbeit wird damit versüßt, dass im Takt geschlagen und dabei gesungen wird. So verwandelt sich die Arbeit in eine Festform, wozu man sich trifft.

Txalaparta:
Traditionell nur ein Balken, dem mit zwei Klöppeln Töne und Rhythmen entlockt werden. Sie hat sich nun zu einem Perkussionsinstrument entwickelt. Auch Eisen, Aluminium und Eisklötze werden benutzt, afrikanische Rhythmen fanden Einzug und Kirikoketa und Txalapartas werden kombiniert.

Trikitixa:
Überall wird auch die Trikitixa gespielt, ein einfaches Akkordeon, wozu getanzt wird. Gruppen ziehen bei Festen im "Triki-Poteo" von Kneipe zu Kneipe und werden von "Panderetas" (Tamburins) begleitet. Die frohe Musik hat ein freiheitliches Element. Ihr Ursprung liegt in der Rebellion gegen den katholischen Fundamentalismus. Die Triki setzt auf Freiheit, Tanz, populäres Vergnügen, gegen die soziale und religiöse Zensur der Kirchenhierarchie.

Dantzariak (Tänzer):
Die Basken sind bekannt für ihre vielen Tänze und ihre zahlreichen und guten "Dantzariak"-

Mythologische Figuren:
Noch heute haben bei uns mythologische Figuren große Bedeutung. Auch die brutale Inquisition schaffte es nicht, uns den positiven Bezug auf Hexen, Kobolde, … auszutreiben. Kein Berg, auf dem nicht das "Symbol" die "Mari" lebt und gutes tut. Dargestellt werden diverse bedeutsame Figuren, die auf Festen auf charmante Art ihren Schabernack mit den Besuchern treiben.


Zatozkida, goi-arnas
eizu nerekin lan,
erri baten arnasa
mamitu dezadan.
Geroak esan beza:
“erri bat izan zan”:
edo-ta ats emaiogun
ontan iraun dezan

Orixe
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Ergänzungen

Wann und Wo?

kaixo 25.07.2007 - 16:47
wann und wo spielen die denn genau auf dem bardentreffen in nürnberg?
freitag ist auch Block G8 Soliparty (Freitag, 27. Juli 2007, 22:00 Uhr,DESI, Nürnberg Brückenstr. 23). basken sind da bestimmt sehr willkommen.

Weihnachten auf La Palma

Mario Benitez 25.07.2007 - 20:08
Es gibt ein paar grundlegende Unterschiede zwischen deutschen Weihnachten und der Art und Weise, wie es hier verbracht wird. Die Geschenke gibt es erst nächstes Jahr, an „Reyes“ also am Tag der heiligen drei Könige. Diese kommen nicht am 6. Januar, sondern bereits am 5. des Monats, allerdings sehr spät. In den größeren Orten findet die „Cabalgata“ statt, ein inszenierter Einzug der drei Spendablen aus dem Morgenland. Dabei müssen die Kleinen oft Stunden in den Straßen ausharren, denn die Könige haben grundsätzlich Verspätung. Das aber gibt nun den „Königen vom Dienst“ Zeit, zu Hause die Geschenke aufzutürmen. Zurück zu Weihnachten. Der 24. ist die „Noche Buena“, da wird kirchlich der Geburt des Jesus gedacht und ist bis in die Nachmittagsstunden ein normaler Arbeitstag. Abends, sehr spät abends wird dann im Familienkreis gespeist. Traditionell ist es das opulenteste Mahl, welches zu irgendwelchen Festen aufgetischt wird. Nichts mit Würstchen und Kartoffelsalat, sondern Berge von Pasteten, Meeresfrüchte in allen Variationen, ein großer Braten und viele, viele Tellerchen mit irgendwelchen Spezialitäten, die Tante Rosa noch vorbeigebracht hat. Frühestens 22:00 Uhr geht man zu Tisch, mit offenem Ende. Im Anschluss an das Mahl, macht man sich dann noch über die „Turrones“ und „Polverones“ her, das ist der spanische Ersatz für Lebkuchen und Stollen. Dann noch „Copas“, das ist alles was über 20% Alkohol hat und erst wenn die Stimmung zwischen Zuckerschock und Delirium schwankt, geht man zufrieden und holprig ins Bett. Einige Meister dieser Völlerei fasten den ganzen Tag vorher, also eine Art Ramadan für Christen, um am Abend dafür mehr essen zu können. Der nächste tag dient folglich der Rekonvaleszenz. Es ist der ruhigste Vormittag des ganzen Jahres. Selbst am Neujahrsmorgen ist mehr los. Der Gottesdienst findet auch erst mittags statt, das ist eine Frage der Erfahrung, vorher könnte eh keiner kommen. Der Rest des Tages verläuft behäbig mit dem Besuch der weiteren Verwandten und wer am Tag davor seine Süßigkeiten nicht an den Mann, oder in die Frau bekommen hat, der wird sie heute nicht mehr los. Warum bloß? Gegen Abend kann man sich zu Hause dann wieder die erste Suppe auf die Pankreas gießen und im allgemeinen Stillschweigen feststellen, wie schön das alles wieder war. Das war Weihnachten hier, denn einen zweiten Weihnachtsfeiertag wie es ihn in Deutschland gibt, können wir uns aus gesundheitlichen Gründen nicht leisten.  http://www.la-palma-aktuell.de/cc/news/

Deutschland und die Linke

Ralf 26.07.2007 - 10:41
Es ist etwas unklar, wo wir auftreten. Jedenfalls jeweils vormittags und nachmittags, wohl möglicherweise am Hans Sachs Platz, da wir nciht im offiziellen Programm sind, etwas unklar. Aber das Geläute der Zanpanzaris, die die Leute zu uns führen werden, wird kaum zu überhören sein.
Ansonsten empfehle ich deutschen Linken mal das Buch von Moishe Postone: Deutschland und die Linke, um sich über Nationalismus differenziert auseinander zu setzen. Denn nur weil der deutschen Nationalismus immer reaktionär war, sind es nicht alle. "Man kann nicht einfach "deutsch" sein und vorgeben, nicht zu wissen, daß der moderne deutsche Nationalismus - im Gegensatz zur Situation in vieler anderer Länder - immer reaktionär gewesen ist." So verteidigt er auch den Nationalismus der Palästinenser: "Ihr Nationalismus ist total verständlich, nicht nur moralisch, sondern auch materiell. Welche andere Haltung wäre denn möglich für Menschen, die vertrieben wurden" (...) "Die permanent das Ziel brutaler israelischer Angriffe waren und von arabischen Staaten, in deren Konflikten untereinander als Spielball benutzt wurden? Natürlich wollen sie ihr Land zurück. Das ganze."
Zum Teil kann das auch auf die Basken übertragen werden.
Gleichwohl warnt er die Linke auch, die unfähig ist, ihre Politik auf einer "Analyse und Einschätzung der Situation zu machen und zu einer kritischen Unterstützung" solcher Bewegungen zu kommen, "die ein andauernder politischer Lernprozess bedeuten würde. Statt dessen gibt es die oft unkritische Identifizierung mit solchen Bewegungen. " Die, wenn man sie nicht mit offenen Augen sieht, kann man später enttäuscht oder desillusioniert sein, Beispiele gibt es dafür ja genug "ohne irgendwas gelernt zu haben. Statt dessen wird das nächste Identifikationsobjekt ausgesucht". Damit wird das aufgegeben, was Linke eigentlich ausmacht: "unsere kritischen Reflektionen von unseren eigenen Erfahrungen und ihre Vermittlung zu der Gesellschaft in der wir leben". Das hat die deutsche Linke, aus dem Konflikt mit ihrer eigenen Vergangenheit und dem NS sowieso weitgehen aufgegeben.
Um nochmal mit dem Professor für europäische Geisteswissenschaften (der selbst in Frankfurt in den 70ern und 80ern studiert hat, bevor er in die USA zurückging) zu sprechen: "Die Linke hat zu oft das Muster vorherrschender deutscher Einstellungen, das zurückzuweisen sie angetreten war, reproduziert". Das gilt auch für die Beurteilung anderer Bewegungen, die, ohne sie zu kennen, heute oft (aus einer bescheidenen Analyse des deutschen Nationalismus) über dieses Totschlagargument verdammt werden. Die Beiträge zum Baskenland auf Indymedia sprechen für die beiden hier dargestellten Muster ja Bände dazu.

Bilder

Ralf 26.07.2007 - 10:55
Weil die Bilder etwas verunglückt waren, hier nochmal ein paar.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Komisch! — Bürgi