Berlin Heinersdorf: Karneval der Leitkulturen

Subversive Antifa Tiniusstr. 13.07.2007 23:37 Themen: Antifa Antirassismus
Am 11. Juli 2007 fand in Berlin Pankow/Heinersdorf eine Demonstration der rechtslastigen IPAHB ("Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger") gegen den geplanten Bau einer Moschee in ihrem Kaff statt. Wir waren mit dabei!
Am 11.Juli fand in Heinersdorf wieder eine Demonstration der rassistischen "ipahb" statt. Es liefen etwa 500 Leute, die zu nicht unerheblichen Teil dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen waren von der Tiniusstr. aus durch Heinersdorf in Pankow um gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee zu protestieren. Die Demo begann um ca. 19Uhr. Um gegen dieses xenophobe Pack zu protestieren fand etwa zeitgleich eine Antifa-Kundgebung am S-Bhf. Pankow statt. Dort fanden sich etwa 100 TeilnehmerInnen ein. Da uns die Schikanen der Berliner Polizei bei solchen Protestveranstaltungen mehr als frustrieren und uns auf Grund vorangegangener Erfahrungen in Heinersdorf eine konventionelle Blockade als unrealistisch erschien, haben wir uns zu einer eher unkonventionellen Form des Protests entschieden.

Der Plan unserer Gruppe für diesen Tag sah vor, uns mit vollkommen abstrusen Forderungen (inspiriert z.B. durch die erfolgreichen Verarschungsaktionen des Satiremagazins 'Titanic') an diesem häßlichen Aufmarsch von bürgerlichen Rassisten und Nazis zu beteiligen, und diese durch Plakate mit komplett sinnfreien Forderungen der Lächerlichkeit Preis zu geben. Desweiteren war beabsichtigt, die Medienöffentlichkeit zu nutzen um der IPAHB mit unseren - rechten Forderungen zumindest auf den ersten Blick ähnlichen - Sprüchen Imageschaden zuzufügen.
Bewerkstelligt werden sollte dies zum einen durch die überspitzte Reproduktion von Slogans der Nazis/BürgerInnen wie "Hassprediger ausweisen" oder "kriminelle Ausländer ausweisen", zum Anderen durch Allgemeinplätze die, aus dem Zusammenhang gerissen, dem Betrachter vollkommen sinnlos erscheinen müssten, in einer dermaßen hasserfüllten Menschenmenge wie auf der Demonstration in Heinersdorf allerdings nicht weiter auffallen sollten.
Dafür fertigten wir Schilder mit Forderungen wie "Prediger ausweisen!", "Abschiebung für Alle!", "Keine Toleranz", "Leitkultur statt Religionsfreiheit", "Deutsche Wurst statt Gammeldöner!", und "Wir waren schon immer hier!" an.

Wir machten uns also mit Fahrrad und Klamotten im Asilook in die Provinz auf. An der Kreuzung Prenzlauer Promenade/Granitzstr. (in der Nähe des Moscheebaugeländes) packten wir dann unsere Schilder aus, und reihten uns mit unseren Rädern in die gerade loslaufende Demo ein. Die Polizei, am Rande mit einigen Antifas beschäftigt, machte wenig Anstalten uns daran zu hindern auf die Demo zu gelangen. Trotz Rucksäcken wurde unsere Gruppe nicht kontrolliert. Nach kurzem Blick auf einige unserer Schilder ernteten wir ein zustimmendes Lächeln von den Beamten ("Deutsche Wurst statt Gammeldöner" z.B. war beliebt), und konnten problemlos in die Demo.
In der Demonstration trafen wir, entgegen unseren ohnehin pessimistischen Erwartungen, neben dumm-deutschen BürgerInnen auch auf jede Menge Neonazis (kurze Haare, Thor Steinar, sichtbar niedriger IQ, teilweise auch im 'Black Block' Style). Nachdem wir unsere Schilder bereitwillig in jede Kameralinse gereckt hatten (dabei auch durchaus positives Feedback vieler DemoteilnehmerInnen bekommen hatten), erste Interviewanfragen der Presse bekamen, aber auch bald einige der dumpferen Kameraden auf uns aufmerksam wurden, beschlossen wir nach und nach die Demo zu verlassen und davonzuradeln.

Ein Fazit der Aktion ist nicht ganz leicht. Einerseits schafften es unsere Sprüche zumindest in einen Artikel der Welt[1] (u.a. gespiegelt auf Berliner Morgenpost[2] und Aol.de[3]), erwähnt im Zusammenhang mit in der Demo mitlaufenden Rechtsradikalen, andererseits war die Ähnlichkeit mit ernstgemeinten Plakaten doch erschreckend höher als wir erwartet hatten. Letzten Endes unterschieden sich die Mehrzahl der Plakate der "richtigen" Demonstrationteilnehmer trotz unserer doch satirischen Forderungen tatsächlich nicht sonderlich von den unseren. So führten TeilnehmerInnen, die dem Erscheinungsbild nach der rechten Szene zuzuordnen waren, z.B. Plakate mit dem Spruch "Es gibt nur eine Kirche", oder "Scharia nein danke!" mit sich. Was anmutet wie Realsatire gilt in diesem Stadtteil als mehrheitsfähige vernünftig erscheinende "Meinungsäußerung".
Die Aktion hat auf jeden Fall gezeigt dass unsere "Forderungen" unter den DemonstrantInnen durchaus breite Zustimmung fanden. Wir waren froh, dass wir uns dann doch recht zügig wieder vom Acker gemacht hatten.

Beim nächsten Demoausflug zu beachten (z.T. lehrreiche Verfehlungen unsererseits):

- Die Person, die das ganze Spektakel fotografisch dokumentiert, sollte am Rande stehen, bzw. nicht als Mitgleid der Gruppe zu erkennen sein.
- lieber in kleineren Grüppchen von 2, 3 Leuten mitlaufen
- unbedingt pünktlich sein (auch gegen liebgewonnene Gewohnheiten), so fällt man am wenigsten auf
- vorher Absprachen zum Umgang mit der Presse treffen: hätten wir uns interviewen lassen, hätte man grossen Schabernack treiben können
- offensives Auftreten lohnt sich. Trillerpfeife, Parolen, grosse Fresse. Die richtig mutigen hätten sich sogar als rechtschaffene Bürger bei der Polizei nach einigen Nazipöbeleien beschweren können.



[1]  http://www.welt.de/politik/article1021826/Moschee-Streit_in_Berlin.html
[2]  http://www.morgenpost.de/desk/1021826.html
[3]  http://nachrichten.aol.de/Politik/aengstlichen-Buergern-Berlin-Pankow-1284867507-0.html

Zusätzliche Bilder (danke Agentur Ahron.. habt ihr's geblickt?):

- Gruppenbild -  http://www.agentur-ahron.de/bild_db/details.php?image_id=1370
- Avantgarde -  http://www.agentur-ahron.de/bild_db/details.php?image_id=1372

Weitere Artikel zur IPAHB Demo:

- Berlin: Fotos IPAHB-Aufmarsch Teil 1 -  http://de.indymedia.org/2007/07/187651.shtml
- Berlin: Fotos IPAHB-Aufmarsch Teil 2 -  http://de.indymedia.org/2007/07/187659.shtml

- Heinersdorf Bündnis -  http://www.heinersdorf-buendnis.de.vu/



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Ergänzungen

naja

kritik 15.07.2007 - 11:55
is zwar an sich ne gute idee, aber da ja scheinbar nicht mal die presse kapiert hat, dass das ne gag-aktion war find ichs nich so toll..
bedenkt, dass ihr im endeffekt als unterstützer der moscheegegner gewertet wurdet..

Poloizeibericht Berlin

Hendrik 15.07.2007 - 16:48
Eingabe: 14.07.2007 - 12:40 Uhr
Festnahme – Schläger leistete Widerstand
Charlottenburg - Wilmersdorf
# 2055

Polizeibeamte nahmen gestern gegen 14 Uhr 20 auf dem U-Bahnhof Siemensdamm einen augenscheinlich der „rechten“ Szene zugehörigen 29-Jährigen fest, nachdem er einen 22-jährigen offensichtlichen Anhänger der „linken“ Szene geschlagen und getreten hatte. Der alkoholisierte Täter griff den jüngeren Mann an, weil dieser ihn angeblich als „Nazi“ beschimpft hatte und riss ihm einen Anhänger vom Rucksack. Ein Zeuge alarmierte die Polizei, die Beamten nahmen den Schläger wenig später auf dem Bahnstieg fest. Dabei leistete er heftigen Widerstand und beschimpfte sie. Durch seine rabiate Gegenwehr zog sich der 29-jährige Spandauer einen Bruch der linken Hand zu und musste später in einem Krankenhaus behandelt werden.
Da ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen wird, ermittelt jetzt ein Staatsschutzkommissariat.

Eingabe: 11.07.2007 - 10:10 Uhr
Fahrzeuge brannten
Friedrichshain-Kreuzberg - Mitte
In der vergangenen Nacht brannten fünf Fahrzeuge in Friedrichshain und Mitte.

# 2012
Unbekannte zündeten gegen 2 Uhr in der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain zwei hochwertige Fahrzeuge an. Ein Mietfahrzeug „Chrysler“ und ein „BMW“ wurden dabei erheblich beschädigt.

# 2013
Gegen 2 Uhr 55 brannte ein „DaimlerBenz“ in der Rheinsberger Straße. Durch das Feuer wurden zwei daneben geparkte Fahrzeuge ebenfalls beschädigt. Die Rheinsberger Straße musste für eine gute Stunde für die Löscharbeiten der Feuerwehr gesperrt werden.
.
# 2014
Gegen 3 Uhr 10 stand ein Jeep in der Granseer Straße in Flammen und brannte im Fontbereich vollständig aus. Die Feuerwehr löschte.

# 2015
Ein weiterer Jeep fing gegen 3 Uhr 20 in der Gormannstraße Feuer und wurde stark beschädigt.

In allen Fällen hat der Polizeiliche Staatsschutz die weiteren Ermittlungen übernommen.

Absurder Artikel bei Telepolis

Hans Müller 17.07.2007 - 00:39
Bei Telepolis erschien ein etwas merkwürdiger Artikel zur Sache:
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25758/1.html
Der Autor scheint noch nie was von diesen Aktionen gehört zu haben. Telepolis ist auch nicht mehr das, was es mal war.

Gewollt und nicht gekonnt

CeHaeN 18.07.2007 - 00:56
An sich ist Satire eine tolle Sache, WENN sie denn als solche erkannt wird. Mit Blick auf die entsprechenden Zeitungsartikel war dies nicht der Fall und damit ist das Ziel nicht erreicht worden. Immerhin sollte die 'unbedarfte' Öffentlichkeit angesprochen werden und nicht die treuen linken Leser.

Meiner Meinung nach zieht das Argument, man hätte einfach die Augen aufmachen müssen, auch nicht. Wer taub ist, wird Geräusche nichtmal mit Teleskopen wahrnehmen.

Dumme Aktion

Thorsten 22.09.2007 - 06:23
Ihr seid doch echt doof!

Ihr lügt und gebt euch als rechtslastige Demonstranten aus, um andere Leute an ihrer freien Meinungsäusserung zu hindern!

Was soll denn der Quatsch?
Das ist doch allerunterstes Niveau.

Ist ja auch einfacher so, dann braucht man sich nicht mit den Argumenten der anderen auseinandersetzen.
Lest doch mal auf Welt.de den einen Kommentar einer Inderin,
dann fällt euch vielleicht auf, dass ihr mit solchen Aktionen Rassismus verteidigt und fördert statt bekämpft!
 http://www.welt.de/berlin/article1026772/Der_Kampf_gegen_die_Pankower_Moschee.html

Falls bei euch im Kopf noch was zu retten ist ... (?)

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