Dresden: Nazidemo abermals friedlich blockiert
Jedes Jahr findet am 13. Februar das Gedenken an den verheerenden Bombenangriff der Alliierten auf Dresden statt. In den letzten Jahren hat die rechte Szene diesen Tag für sich entdeckt und instrumentalisiert das Gedenken, um es für Geschichtsrevisionismus und eine der größten Neonazidemonstrationen der Nachkriegszeit zu benutzen.
Auch dieses Jahr, rief die Neonaziszene zum Trauermarsch nach Dresden, dem gegenüber fanden 3 Gegenveranstaltungen statt. Die bürgerliche Demokratiemeile, die vom Bündnis "Dresden für Demokratie" initiert wurde und entlang der Meile – Altmarkt, Frauenkirche, Synagoge und Schloßplatz – aufruft ins Gespräch zu kommen, sowie eine bürgerliche Gegendemonstration unter dem Motto "Geh Denken", als auch eine von der Antifa initiierte Gegendemonstration unter dem Motto "Nazis blockieren".
Während die bürgerliche Gegendemonstration mit zwar offiziell 5000 Teilnehmern, aber tatsächlichen einigen Hundert Teilnehmern, eher klein ausfiel, konnte die andere Gegendemonstration mit weit knapp 1500 Demonstranten gut genauso viel Teilnehmer aufweisen, wie der mit Neonazis aus allen Bunderländern verstärkte Trauermarsch, der es nach polizeilichen Angaben auf 1468 Teilnehmer brachte.
Wogegen die bürgerliche Demonstration in der Demokratiemeile endete, war für die Teilnehmer der Antifademonstration klar, dass auch dieses Jahr wieder das Ziel sein sollte, die Nazidemo durch eine friedliche Blockade empfindlich zu stören. Nachdem die offizielle Demo aufgelöst wurde, verteilten sich die Teilnehmer, gezwungenermaßen durch massiven Polizeieinsatz in viele verschieden große Gruppen, wovon eine kleinere eine Sitzblockade auf der geplanten Demoroute der Nazis errichten konnte. Eine größere Gruppe, die nach einem Abstecher zur Demokratiemeile ernüchtert feststellte, dass es dort dann doch eher beschaulich zuging und von den 5000 Teilnehmern scheinbar schon wieder der Großteil im warmen Zuhause sein musste, begab sich dann zurück zur geplanten Demoroute der Nazis.
Da die Route sehr weitläufig war, gelang es durch Umlaufen, weiter hinten auf die Demoroute zu gelangen; dort fingen dann auch leider einige wenige an mit Steinen zu werfen. Nach dem Improvisieren einer kleinen Barrikade aus Straßenschildern und Streucontainern und der Auflösung des Kessels der Polizei um die kleine Sitzblockade, konnte sich der größere Block dem kleineren anschließen und so eine Blockademasse von geschätzten 250 bis 300 Personen erreichen. Nun wurde friedlich, in ungezwungener Stimmung, dabei von allen Seiten von der Polizei eingekesselt auf die Ankunft der Nazis gewartet. Nachdem die Polizei zwei Wasserwerfer auffahren ließ und ihre Ankündigungen zum Einsatz polizeilicher Maßnahmen in Sprechchören wie "Wir sind friedlich, was seid ihr?" oder aber "Keine Gewalt, Keine Gewalt" untergingen und die Demonstrationsteilnehmer unter sich versuchten, letzte Ruhestörer ihrer Stöcke und Steine zu entledigen, blieb der Polizei nichts anderes übrig, als die Demoleitung der Nazis darüber zu informieren, dass die geplante Route nicht durchführbar war, weil die Sicherheit nicht gewährleistet war, und die Route somit drastisch zusammenzukürzen.
Danach löste sich die Blockade etwas unruhig auf, indem ca. 40 Teilnehmer durch die eine schlecht gesicherte Seite der Polizei durchbrachen, um kurz vor dem Endpunkt der Nazidemo den marschierenden Trauernden noch einmal lauthals ihre Meinung kundtun zu können, dass diese Stadt Nazis satt hätte.
Alles in allem ein großer Erfolg, der im Vergleich zum letzten Jahr noch mehr erreichte, da die Nazidemo empfindlich zusammengekürzt werden musste und es von wenigen Krawalltouristen und einigen übereifrigen Polizeibeamten zu wenigen gewalttätigen Auseinandersetzungen kam und die zentrale Blockade absolut friedlich ablief.
Ein bitterer Nachgeschmack bleibt trotzdem, weil trauernde Nazis in Sichtweite der neuen Synagoge marschieren durften und es aus der einer halben Millionen Einwohner zählenden Stadt Dresden es gerade mal einige Hundert Bürger auf die bürgerliche Gegendemonstration schafften.
Die Frage die sich stellt ist, ob die Stadt Dresden in Zukunft wirklich einen Trauermarsch von Nazis in großer Nähe der neuen Synagoge und in einem Umfang möchte, für den sie die Durchführung und Sicherung der Route nicht mehr garantieren kann?
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Was soll die Spalterei?
Ob bestimmte Aktionen während des Protests einen Sinn hatten oder nicht möchte ich nicht beurteilen. Ich, als friedliebender Blockierer, möchte aber, denen die mehrmals den Durchbruch gewagt haben und auch den Barikadenbauern, sagen dass sie zum gemeinsamen Erfolg mindestens genauso viel beigetragen haben wie die Blockierer.
Entschlossenheit
Das signal was meiner Meinung nach durch die Auseinandersetzungen vermittelt wurde war nicht, dass einige Krawalltouristen ihren Spaß haben wollten, sondern, dass Nazis so entschlossen wie möglich, und mit allen Mitteln entgegenzutreten ist.
Zu dem Argument, dass "militante Aktionen" den Bullen nur Vorwand für Übergriffe böten möchte ich anmerken, dass ich schon auf sehr vielen Demos war, auf denen nichts passiert ist, und sehr viel mehr Menschen festgenommen wurden.
Die Medien haben die Antifaproteste sowieso ignoriert, so dass du dir auch da keine Gedanken machen musst.
Eigene Erfahrungen
Ich danke allen UnterstützerInnen von außerhalb und innerhalb von Dresden und hoffe auf einen noch größere Beteiligung im Jahr 2008.
Blogbericht mit Fotos
Weitere Fotos online
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
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Ja! Ja! Klar! — Andi Pingu
@andi pingu — kopf
Gewaltlosigkeit macht Sinn — Walter Faber
@FABER — dd.antifa
@faber der ghandi für arme — m.ghandi
@m.ghandi — Û.Û
Friedlich Engels — ist mein name
Die Medienkonzern auf "meiner" Seite — (muss ausgefüllt werden)
Was heißt hier Krawalltouristen — guerillia
@alle fiesen militanten — elfenbeinturmlinker