Wieder Uranmüll nach Russland unterwegs

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 01.02.2007 01:23 Themen: Atom
Heute Abend ist in Gronau wieder ein Uranzug mit 19 Waggons und fast 1000 t abgereichertem Uran nach Russland gestartet. Die UAA-Betreiber schicken ihren Atommüll auf Biegen und Brechen nach Sibirien, wo das Zeug unter freiem Himmel "entsorgt" wird. Wieder einmal gelang, die Abfahrt des Geheimzugs zu recherchieren und an mehreren Orten im Münsterland spontan an der Bahnstrecke zu protestieren. Die Initiativen in Russland bereiten sich nun auf einen heißen Empfang des Uranmülls vor.
Als der Zug um 19.18 Uhr losfuhr, war die Polizei in Gronau schon ziemlich nervös und räumte gleich die Brücke vor der UAA. Auch in Burgsteinfurt war die Polizei total zappelig, konnten aber die DemonstrantInnen nicht einschüchtern. In Münster fand im Hauptbahnhof am Gleis 4 eine Spontanaktion mit Transpi statt - auch Presse und Bundespolizei war vor Ort. Nächstes Etappenziel des Uranzugs ist Rotterdam, wo das ganze Zeug aufs Schiff verladen wird und in ca. einer Woche in St. Petersburg ankommen soll. Von da gehts dann per Bahn bis an den Ural oder sogar bis nach Irkutsk am Baikalsee in Sibirien.

Seit 1996 hat die UAA-Betreiberin Urenco bereits 20 000 t abgereichertes Uran allein aus Gronau nach Russland gebracht, um es dort billig auf der Wiese verklappen zu können. Aus Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden sind weitere 80 000 t abgereichertes Uran nach Russland verschifft worden - die westeuropäischen Atomunternehmen sind da sehr skrupellos.

Die russische Umweltorganisation Ecodefense hat deshalb letzten November in Münster Strafanzeige wegen des Verdachts des illegalen Atommüllexports gegen die Urenco gestellt. Die Staatsanwaltschaft Münster hat daraufhin ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet (Aktenzeichen 540 Js 1814/06).

Wirklich helfen tut aber bekanntlich nur der Druck auf der Straße. Deshalb kommt diesen Samstag nach Münster zur Anti-Atom-Demo (Infos: www.bi-ahaus.de, www.sofa-ms.de, www.mega-waltrop.de). Das wird bunt und peppig, denn Atomausstieg ist Handarbeit.
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Ergänzungen

So genannte "Freilager"

SOFA Münster 01.02.2007 - 12:22
Die Urenco lagert ihren abgereicherten Uranmüll in den Transportbehältern einfach auf der freien Wiese - auch in Gronau! Natürlich sei das alles total sicher und selbst Flugzeugabstürze seien gar kein Problem - auf jeden Fall ist die Methode saubillig.

In Russland wird genauso verfahren. Über Google Earth kann man Fotos von einem riesigen Freilager für abgereichertes Uran in Sibirien (die geschlossene Atomstadt Seversk bei Tomsk)finden. Da lagern Zehntausende Tonnen auf unabsehbare Zeit - above us only sky ...

Zur Brisanz des abgereicherten Urans: Das Uran wird in Form von Uranhexafluorid (UF6) gelagert. Wenn die Fässer undicht werden, entsteht durch Kontakt mit der Luftfeuchtigkeit Flusssäure - und die ist absolut tödlich.

Weil die Kiste so gefährlich ist, gilt für den Uranmüll aus Gronau eigentlich Gorleben als Endlagernachweis. Das wird also offiziell wie die Brennelemente behandelt. Und weil diese Art der "Entsorgung" für die Urenco (RWE + E.ON) sauteuer wäre, karren sie lieber den ganzen Mist für lau nach Russland, wo der Müll bis in alle Ewigkeit bleibt. Das Geschäft ist so profitabel, dass die Urenco allein 2004 in GB, NL und Gronau insgesamt 200 Millionen Euro an späteren Endlagerkosten gespart hat. Kein Wunder, dass RWE/E.ON so heiß drauf sind, den Uranmüll los zu werden.

Uranhexafluorid

Saubillig 01.02.2007 - 13:26
Kurze Infos dazu auch bei Wikipedia

>  http://de.wikipedia.org/wiki/Uranhexafluorid
>  http://en.wikipedia.org/wiki/Uranium_hexafluoride

Zum Problem der Lagerung hat es auf der engl. Seite ein tolles Bild (immerhin, es sind Stahltanks und nicht Fässer) und beängstigende Zahlen aus USA.

Auf Deutsch existiert das Problem offenbar gar nicht ;)

Foto von Freilager

SOFA Münster 01.02.2007 - 14:35
Danke für die Links.

Auf der englischen Wikipedia-Seite für "Depleted Uranium" findet sich zudem ein anschauliches Foto von einem Freilager für abgereichertes Uran.

hier der link zu besagtem bild

icke 01.02.2007 - 20:47

Freilager

Grenzgänger 02.02.2007 - 15:37
Uranhexafluorid wird tatsächlich neben der UAA Gronau unter dem freien Himmel gelagert - in den bekannten Transport- und Lagerbehältern. Ohne Halle, ohne alles .... allerdings ist zur Abschirmung der Radioaktivität teilweise das Gelände von Erdwällen umgeben. (Abschirmung ist relativ. Es wird halt getrickst, damit die Meßwerte am Außenzaun nicht ganz so hoch sind!).
Wer das Gelände kennt und auch wer es noch nicht kennt, kann sich am Sonntag (4.2.) ab 14 Uhr beim monatlichen UAA-Sonntagsspaziergang ansehen, was da vor Ort alles los ist.
Demnächst soll zusätzlich zu dem Freilager und zu der UAA (die derzeit ausgebaut wird) auf dem Gelände ein sog. Zwischenlager für ca. 60.000 Tonnen Uranoxid gebaut werden (schon genehmigt). Dann soll abgereichertes Uranhexafluorid nach Frankreich gekarrtt werden, um es dort in Uran und Fluor zu trennen. Und das Uran wird dann nach Gronau zurück gekarrt. 60.000 Tonnen!!!!!!!!!!!!
Das "Zwischenlager" soll dann später im "Bundesendlager" "entsorgt" werden ....
OK, also Sonntag nach Gronau (nach dem Sonntagsspaziergang gibts auch noch ein deutsch-niederländisches Vernetzungstreffen) und morgen am Samstag erstmal nach Münster. 13 Uhr Prinzipalmarkt!
Tot ziens!

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