Anti-Nazi-Demo am 16.12.06 in Nordhorn

Initiative GeRecht 16.12.2006 23:22 Themen: Antifa
Am Samstag, den 16.12.2006, fand in Nordhorn eine Anti-Nazi-Demo unter dem Motto “Nordhorn sagt Nein zu Faschismus und Intoleranz” am Nachmittag statt.
Am Samstag, den 16.12.2006, fand in Nordhorn eine Anti-Nazi-Demo unter dem Motto “Nordhorn sagt Nein zu Faschismus und Intoleranz” am Nachmittag statt.
Ca. 600 Menschen folgten dem Aufruf des neu gegründeten Bündnisses gegen Rechts.
Zu Beginn wurden mehrere Redebeiträge von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen auf dem Marktplatz vorgetragen. Inakzeptabel war die Rede des Landrats Kethorn. Er sprach sich für einen „gesunden Nationalstolz“ und gegen „Extremismus jeglicher Art“ aus. Glücklicherweise war dieses nicht die Meinung anderer RednerInnen, so dass die Kundgebung insgesamt für eine Bündnisdemo in Ordnung war. Nur kürzer hätte sie sein können.

Eine Stunde später wurde mit der eigentlichen Demonstration begonnen.
Es formierte sich ein Antifa-Block an der Spitze der Demonstration.
Der Bürgermeister und einige BegleiterInnen fanden dieses allerdings nicht so pralle und stellten sich dreist vor das Front-Transpi um vor der Demo her zu spazieren. Richtig wohl fühlten sie sich in dieser Situation nicht, weil sie sich mit den staatskritischen und anti-nationalen Parolen nicht identifizieren konnten. Daraufhin wurden auch noch mehrere Sprints eingelegt und mehrmals der Bürgermeister überholt und leicht angerempelt.

Die Polizei schien überfordert, so dass das Auto an der Demospitze bei einem dieser Sprints die Flucht nach vorne gesucht hat. Von der Polizei waren fast ausschließlich Verkehrspolizisten und Staatsschutz anwesend. Deswegen gab es auch keine Probleme mit langen Seitentransparenten (bis zu vier Meter) o.ä..

Gegenaktivitäten der Nordhorner Nazis gab es an diesem Tag nicht.
Lediglich Nico Bünder aus Emlichheim und sein Freund Sebastian tauchten in der Nähe der Kundgebung auf. Diesen wurde sehr schnell klar gemacht, dass sie dort nichts zu suchen hatten und sie suchten Schutz in einer Restaurant-Toilette.

Reiner A. Heinen, NPD-Vorsitzender des Kreisverbandes Grafschaft Bentheim / Emsland, hatte im Vorfeld mehrere Flyer verteilt, in denen er dazu aufrief diese Demo nicht zu unterstützen und abstruse Vergleiche zwischen Judenverfolgung 1938 und seiner gesellschaftlichen Ausgrenzung aufstellte.

Fazit: Eine gelungene Demo trotz zäher Auftaktkundgebung.



quak.
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Ergänzungen

NPD will Elternbeiräte unterwandern

News 17.12.2006 - 13:25
Die rechtsextreme NPD plant, gezielt Parteimitglieder in lokale Vereine und Elternbeiräte einzuschleusen.

Der sächsische NPD-Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel, der auch dem NPD-Bundesvorstand angehört, sagte zu FOCUS, die NPD-Mitglieder sollten sich in den Vereinen zunächst nicht mit ihrer Parteimitgliedschaft zu erkennen geben. Sie sollten auch „erst einmal nicht agitieren – das wäre kontraproduktiv“, so Gansel.

“Das ist also der nette NPDler“

Die Parteimitglieder sollten vielmehr warten, bis Journalisten oder Initiativen von außen auf die NPD-Zugehörigkeit hinwiesen. Gansel erwartet, dass sich dann Vereinsmitglieder in vielen Fällen mit den NPD-Mitgliedern solidarisieren. Es gebe dann einen „Überraschungseffekt“, so Gansel zu FOCUS: „Das ist also der nette NPDler, von dem das keiner vermutet hätte.“

Der Dresdner Politikwissenschaftler Professor Werner Patzelt appellierte an die demokratischen Politiker, sich um die wachsende Gruppe frustrierter Ostdeutscher zu kümmern, aus denen sich möglicherweise eine Stammwählerschaft für die NPD formieren könne. Gelinge es nicht, diesen Menschen ein Angebot zu machen, dann könne sich das „Fenster der Gelegenheit“ dafür bald „dauerhaft“ schließen, so Patzelt.

Vorermittlungen wegen Volksverhetzung

Unterdessen leitete die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen gegen Gansel wegen Volksverhetzung ein. „Wir prüfen, ob wir ein förmliches Ermittlungsverfahren auf den Weg bringen“, sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schär der „Leipziger Volkszeitung“. Anlass soll eine Broschüre sein, die Gansel für die NPD-Bundeszentrale verfasste.

Darin verbreitet der Abgeordnete dem Zeitungsbericht zufolge unter dem Stichwort „Ausländerrückführung“ seine Rassen-Ideologie. „Die Mischlinge, die deutsch-nichteuropäischen Beziehungen entstammen, werden das sich renationalisierende Deutschland über kurz oder lang freiwillig verlassen, weil ihnen der nationale Klimawandel nicht passt“, zitiert die Zeitung aus der 34 Seiten langen Broschüre, die Mitgliedern der Partei als „Argumentationshilfe“ dienen solle.

An anderer Stelle schreibe Gansel von „der psychologischen Kriegführung jüdischer Machtgruppen gegen unser Volk“. Das Grundgesetz bezeichne der NPD-Mann als „ein Diktat der Westalliierten“. Ob ein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet werde, entscheidet sich „in wenigen Tagen“, wie Oberstaatsanwalt Schär dem Blatt sagte.

Zivis

Antifa 17.12.2006 - 15:42
Um und in der Demo befanden sich mindestens vier Zivi-Bullen, die durch ihr ungeschicktes gefunke deutlich auffielen.

Zudem konnte an diesem Tage ein weiterer rassistischer Übergriff auf einen Migranten in Erfahrung gebracht werden.
Dieser liegt jedoch schon einige Zeit zurück.
Somit sind mittlerweile fünf gewalttätige übergriffe der Nordhorner Neonazis in Jahr 2006 zu verzeichnen.

Nord-West-Media

mehr infos 17.12.2006 - 16:44
Einen weiteren Bericht zur Demo:

 http://www.nord-west-media.de/index.php?id=911

Das schreibt die Zeitung

Destrucion Derby 18.12.2006 - 13:28
Grafschafter Nachrichten, Montag, 18.12.2006
(Namen nachträglich anonymisiert)


Hunderte Grafschafter sagen "Nein"

Demonstration Friedlicher Protest gegen Faschismus und Intoleranz – Polizei zählt 600 Teilnehmer
Während der Kundgebung auf dem Marktplatz warnten Redner vor dem Erstarken rechter Gruppierungen in Nordhorn. Dann zogen die Demonstranten durch die Stadt. Die Polizei musste nur vereinzelt eingreifen.

Von Steffen Burkert
Nordhorn – Mehrere Hundert Grafschafter haben am Sonnabend in Nordhorn gegen Rechtsextremismus und Ausländerhass demonstriert. "Nordhorn sagt Nein zu Faschismus und Intoleranz": Unter diesem Titel hatten insgesamt 44 Gruppen zu der Protestaktion aufgerufen. Zunächst versammelten sich rund 400 Menschen auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung. Beim anschließenden Demonstrationszug durch die Stadt zählte die Polizei 600 Teilnehmer.
Alles sei friedlich und ruhig verlaufen, lautete das Fazit der Sicherheitskräfte nach der gut zweistündigen Protestaktion. Während der Kundgebung hatte die Polizei zwei ihr bekannten Männern, die der rechtsextremen Szene angehören, ein Platzverbot für die Stadt Nordhorn erteilt und sie aus der Kreisstadt gebracht. Bei ihnen habe es sich nicht um Nordhorner gehandelt, sagte ein Polizeisprecher. Ansonsten traten offenbar keine Rechtsextremen in Erscheinung.
Aus dem linken Spektrum sei etwa ein Dutzend Auswärtiger nach Nordhorn gekommen, so die Polizei. Am Anfang des Demonstrationszuges bildete sich ein Block aus rund 30 meist jungen Leuten, die zum Teil ihre Gesichter vermummt hatten. Die Polizei sicherte diesen Bereich mit mehreren Beamten. Die Gruppe rief zwar zu Gewalt gegen Rechtsextreme auf, verhielt sich ansonsten jedoch friedlich.
Den weitaus größten Teil des Demonstrationszuges bildeten Grafschafter Bürger, die allein durch ihre Anwesenheit und vereinzelt auch auf Plakaten gegen Extremismus und Intoleranz protestierten. Sie zogen vom Marktplatz über die Neuenhauser Straße, den Stadtring, die Jahnstraße, den Europaplatz, die Firnhaberstraße und die Seeuferstraße zum Zentralen Omnibusbahnhof. Begleitet wurden sie von 60 Polizisten, die vor allem den Verkehr regelten.
Auslöser für den Protest war das verstärkte Auftreten vor allem der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in der Kreisstadt in den vergangenen Monaten gewesen. Eine stadtweite Plakataktion mit rechtsextremen Inhalten, gezielte rechtsradikale Werbung im Umfeld von Nordhorner Schulen und ein "Heldengedenken" mit Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal Heseper Weg hatten Parteien, Kirchen und zahlreiche weitere gesellschaftliche Gruppen zu der gemeinsamen Aktion bewogen. "Wir wollten deutlich machen, dass es in Nordhorn kein Wegschauen und keine Gleichgültigkeit geben darf gegen Rechtsextremismus", sagte Mitinitiator Frank B., der die Kundgebung auf dem Marktplatz moderierte.
"Wir wollen keine Nazis: Nicht in der Stadt, nicht auf der Kirmes, nicht in den Kneipen, nicht in Diskos, nicht auf dem Weihnachtsmarkt, nicht am Vechtesee – wir wollen sie nirgendwo", sagte XX von der Initiative "GeRecht". Die Gruppe aus jungen Leuten, für die während der Kundgebung auch XX sprach, hatte die Demonstration wesentlich mit vorbereitet.
"Wir in Nordhorn wollen keinen Extremismus, keine Intoleranz, keine Fremdenfeindlichkeit und keinen Rassismus", sagte Bürgermeister Meinhard Hüsemann, der sich später an die Spitze des Demonstrationszuges stellte. "Jede Art von Extremismus, egal ob linker, rechter oder religiös begründeter Extremismus, dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz finden", forderte Landrat Friedrich Kethorn: "Wir brauchen keinen krankhaften Nationalstolz von Rechten, die einen so genannten Kampf für Deutschland wie Besessene führen – mit der Idee einer nationalen oder rassischen Überlegenheit. Wir brauchen keine Ideologie, die mit Gewalt, Ausgrenzung und Intoleranz zu tun hat. Und wir brauchen keine angeblichen nationalen Demokraten, die statt einer freiheitlichen Demokratie lieber einen völkischen Führerstaat anstreben."
Welche Folgen Nationalsozialismus und Rassismus haben, daran erinnerte Konrad P. Der Pastor in Rente berichtete von Erlebnissen in der Zeit des Hitler-Regimes. Der frühere Landessuperintendent der reformierten Kirche, Walter H., rief den Demonstranten zu: "Wir sagen Nein gegen alle, die Menschen hassen, nur weil sie anders sind. Wir freuen uns, wenn die, die zu uns kommen, auch mit uns leben und nicht unter sich. Wir sagen Nein gegen alle, die den sozialen Frieden, den wir brauchen, zerstören."
"Für mich ist Deutschland meine Heimat", betonte Emine K., die seit 32 hier lebt. "Wir müssen uns gegenseitig akzeptieren, wie wir sind – egal, welche Herkunft oder Religion wir haben", forderte sie. Tatsächlich aber hätten viele Nordhorner mit ausländischen Wurzeln Angst. "Es geht um das kleine, das leise, das heimlich formulierte ,Ausländer raus’", erklärte Emine K. Ausländerfeindlichkeit sei "die Einstiegsdroge für rechtes Gedankengut". Dass so viele gesellschaftliche Gruppen nun gegen solche Tendenzen in ihrer Heimatstadt demonstrierten, gebe ihr Hoffnung.

Nazi am Tag der Demo

Anti 19.12.2006 - 12:14
Am Tag der Demo konnte Mensch vor dem Laden von Reiner Heinen an der Grenze ca. 20 Neo Nazis beobachten allerdings verschwanden sie kurz danach im selbigen Laden.
Vielleicht weiß jemand mehr darüber was dort abging?!

die Mittwochszeitung schreibt:

Leserleinchen 20.12.2006 - 17:26
Grafschafter Wochenblatt, Mittwoch, 20.12.2006

Demonstranten setzen ein Zeichen

Nordhorn sagte Nein zu Rechtsradikalen

GW Nordhorn (am). Plakate und Aufkleber mit rechtsradikalen Inhalten, gezielte rechtsradikale Werbung im Umfeld von Nordhorner Schulen, ein „Heldengedenken“ mit Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal – diese verstärkten rechtsradikalen Aktionen in Nordhorn haben 44 verschiedene soziale und politische Gruppierungen dazu veranlasst, mit einer Demonstration ein Zeichen gegen Faschismus und Intoleranz zu setzen.
Mehrere 100 Personen fanden sch am vergangenen Sonnabend zunächst auf dem Marktplatz ein.
Nach der Begrüßung durch Mitinitiator und Moderator *** sprachen zunächst *** und *** von der Initiative „GeRecht“. Sie sagten es ganz deutlich: „Wir wollen keine Nazis: nicht in der Stadt, nicht auf der Kirmes, nicht in den Kneipen, nicht in Diskos, nicht auf dem Weihnachtsmarkt, nicht am Vechtesee – wir wollen sie nirgendwo.“
Auf die verstärkte Zahl rechtsextremer Straftaten wies zunächst Nordhorns Bürgermeister Hüsemann in seiner Rede hin. Und für ihn war klar: „Wir in Nordhorn wollen keinen Extremismus, keine Intoleranz, keine Fremdenfeindlichkeit und keinen Rassismus.“
Er machte deutlich, dass Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus eine Gefahr für die Demokratie und die politische Kultur in Deutschland sind. Vor diesem Hintergrund, so Hüsemann weiter, sei es wichtig, neben der Aufklärung über Rechtsradikalismus der Jugend Perspektiven und Arbeitsplätze zu bieten und Werte zu vermitteln.
Als Vertreterin der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger warnte die seit 32 Jahren in Deutschland lebende *** vor den latenten Ausländerfeindlichkeiten, die eine Einstiegsdroge für rechtes Gedankengut sei. Kritisch setzte sie auch mit der Asyl- und Zuwanderungspolitik in Deutschland auseinander, in der sie Ausländerfeindlichkeit ausmachte.
An eigene Erlebnisse mit dem Nationalsozialismus erinnerte der Pastor i.R. ***.
Nach den Reden formierte sich ein friedlicher Demonstrationszug durch die Stadt. Auffällig dabei eine Gruppe aus 30 meist Jugendlichen, die sich gaben wie der „Schwarze Block“ bei Demonstrationen in größeren Städten. Trotz gewalttätiger Rhetorik blieben sie friedlich. Die von der Polizei bewachte Demonstration führte über die Neuenhauser Straße, den Stadtring und die Jahnstraße zum Zentralen Omnibusbahnhof.

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Sebastian

wayne 17.12.2006 - 01:39
Sebastian ist aber auch nicht älter als 13 , oder ? Weiss seine Mutter mit wem er so zu tun hat ?

Sebastian

Ist scheisse 17.12.2006 - 11:12
Sebastian fängt auch immer sehr gerne im Kochlöffel an zu weinen ;-)

grafschafter rübensaft

ergänzung 19.12.2006 - 09:04
Antifa 2006 - Teil des Kampfes uns Ganze oder konformistische Rebellion?

Eingangsreferat von MAD Köln zur gleichnamigen Podiumsdiskussion am 20. November 2006 in Köln. Es diskutierten Vertreter der Gruppen MAD Köln und Georg-Weerth-Gesellschaft Köln .

Dass die Antifa sich an Symptomen abarbeitet; dass sie sich in einem Teilbereich abrackert der zunehmend in eine Subkultur mit eigenen Dresscodes und Lifestyle, sowie einer ganz eigenen Form der Wahrnehmung geformt wurde, darum vom Ansatz her bereits nicht fähig ist zu Kernfragen einer kommunistischen Kritik vorzudringen, das stellt spätestens seit dem Antifasommer und der danach einsetzenden innerlinken, wiederum fast nur auf Antifa-Kreise beschränkten Diskussion eine Binsenwahrheit dar.

Konsequenzen hatten diese Erkenntnisse dennoch kaum, möchte man nicht ein paar neue Floskeln in Aufrufen u.ä. unnötig aufwerten.

Gleichzeitig blieb die genannte Diskussion frühzeitig stehen, vielversprechende neue Ansätze wurden in der Mehrheit nicht beachtet. Auch die Thesen der Georg-Weerth-Gesellschaft scheuen vor den entsprechenden Schritten zurück.
Dazu jedoch später mehr. Zunächst gilt es einen differenzierten Blick auf die Möglichkeiten, Notwendigkeiten, die Sinnhaftigkeit und Sinnlosigkeit antifaschistischer Politik zu werfen.

Am 8.Mai 2005 wurde die Grundproblematik antifaschistischer Politik nicht zum ersten und auch nicht zum letzten mal deutlich offengelegt, aber vielleicht am schonungslosesten. Nämlich als sich „ganz normale Deutsche“ und linksradikale AntifaschistInnen zusammentaten, um in Interessengemeinschaft mit der Polizei den Nazis ihr rechtsstaatliches Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit streitig zu machen. Einig war man sich da mit der offiziellen Politik, ein Naziaufmarsch könne an diesem Tage nicht zugelassen werden. Natürlich handelten die zahlreichen auf der Strasse anzutreffenden Antifas aus einer anderen Motivation heraus, als das um seine Reputation besorgte „neue Deutschland“. Doch vor den Karren der bundesdeutschen Erinnerungs- & Entlastungspolitik ließ man sich trotzdem spannen, von freudig-lechzend bis kritisch-distanziert.

Der Großteil der radikalen Linken distanzierte sich rasch, so habe man das nicht gewollt. Die Frage warum das alles aber überhaupt passieren konnte verhallte ungehört. Man war mehr damit beschäftigt sich entweder neue Parolen, Termine und Themen zu suchen die nicht im Interessenbereich dieses geläuterten und „antifaschistischen“ Deutschlands lagen oder man verwies auf die Verlogenheit der Antifa-Bundes-Politik, um beherzt wie immer weitermachen zu können.

Ein Sprecher der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) tat in der linksbürgerlichen taz gar kund, dass Wowereit und der Berliner Senat im Allgemeinen keine „konsequenten Antifaschisten“ seien. Eine banale Erkenntnis, die für die eigene Legitimation aber unerlässlich ist.

Genau andersherum wollten es nun einige mit besonders radikalem Gestus ausgestattete Gruppen und Personen wissen. Selbstsicher verkündete man, der Staat sei immer noch die beste Antifa und habe ein vitales Interesse daran Nazibanden und ähnliche Umtriebe zu beseitigen. Aufgrund seines Gewaltmonopols werde er dort ganze Arbeit leisten, die Nazis seien zudem keine Avantgarde mehr, sondern hinken den gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher.

Man zieht aus der richtigen Erkenntnis, nämlich der, dass der Ansatz Antifa nicht fähig ist Ursachen zu beseitigen, die zynische Schlussfolgerung, nur der Staat könne es richten und dieser habe ein Interesse daran. Damit fällt man sogar hinter den Erkenntnisstand derjenigen Antifas zurück die immerhin bereits erkannt hatten, dass sich der Staat jederzeit an die Spitze einer antifaschistischen Bewegung setze könne, wenn es in seinem Interesse sei.
Staatstragender Antifaschismus also, der sich für einen bedeutenden Teil bald zum Dauerfall mausern sollte.

Diese Antifas waren zumindest noch willens und fähig, das offizielle antifaschistische Engagement vor allem als Entschuldungs- und Entproblematisierungs-Unternehmen Deutschlands zu erkennen, welches vorrangig darum bemüht ist die neue deutsche Bewältigungspolitik außenwirksam zu inszenieren.

In diese Außenwirkung wurden die linken Antifaschisten dankend mit einbezogen. (Pressespiegel insbesondere im Ausland, linke Analysen keine Chance). Mitmachen wollten sie bei diesem Manöver nicht, in der Lage zu erkennen wie man da hineingeraten sei, waren sie aber ebenfalls nicht und so blieben sie bei ihrem verbalradikalen Antifaschismus.

Auch aktuell wird antifaschistische Politik entweder weiterhin auf die Neonazis forciert, oftmals nicht ohne ein paar nichts sagende Floskeln anzuhängen, die irgendeinen ominösen Zusammenhang zwischen der extremen Rechten und der kapitalistischen Vergesellschaftung herstellen sollen.

Oder man dreht die Medaille einfach um: die Gesellschaft wird zum Übel - soweit so richtig-, in der die Nazis keine Rolle mehr spielen würden und deren klägliche Reste vom Staat bald hinweggefegt würden - soweit so falsch -. KommunistInnen hätten sich also auf andere Art und Weise zu betätigen.

Um unsere Position diesbezüglich zu verdeutlichen plädieren wir aber vor allem zuerst für die Unterscheidung von NS-Tabu Zonen und National-Befreite-Zonen (Kurz NBZ) / bzw. NBZ ähnliche Zonen.


Fall
a) Die NS Tabu Zone:

Der NS ist als politische Option aufgrund seiner Historie undenkbar geworden, die rechten Parteien taugen noch nicht einmal als Protestparteien (letzte Landtagswahl in NRW <1%) und revisionistische und rechte Positionen etablieren sich gerade über die Ablehnung der bekennenden Nationalsozialisten und des historischen Nationalsozialismus.
Direkt gegen Nazis vorzugehen ist in solchen Regionen, zu denen man Köln sicherlich zählen kann, nicht mehr als ein Freizeitspaß.
Der Staat vermag durch das „Ausschalten“ einzelner Führungsköpfe (Bsp. Axel Reitz für ganz NRW) ganze Strukturen lahm zu legen, die sich im Weiteren nur langsam oder gar nicht mehr davon erholen.
Die Aktionen der Nazis wirken kaum in die Gesellschaft hinein, sie hinken der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher.

Kritik & Polemik statt Antifa ist hier durchaus angebracht.


Fall
b) Die National befreite Zone, kurz NBZ:

Der NS stellt für nicht unbedeutende Teile der Bevölkerung eine wirkliche Option dar (hierzu aktuelle Studie), die Wahlerfolge der NPD sind mehr als der Ausdruck einer Protestwahl oder des sozialen Abstiegs. Ganze Landstriche werden von Nazibanden kontrolliert, die Nazis stellen weder eine Avantgarde dar, noch sind sie hoffnungslos abgehängt. Dort stellen sie eine politische Fraktion dar, deren Thesen ernsthaft verhandelt werden und auch erfolgreich in die Gesellschaft einsickern, egal wie oft Parlamentarier in den Landtagen und den Kommunen noch den Saal verlassen, wenn NPD-Abgeordnete zur Rede ansetzen.

Antifaschistische Arbeit und zwar Antifaschismus in dem Sinne, dass rechte Strukturen aufgedeckt und bekämpft werden, Nazibanden angegangen und eine Sensibilisierung für Xenophobien und Nationalismus gerade unter Jugendlichen erreicht werden, diese antifaschistische Arbeit kann und ist dort (NBZ) erfolgreich. Es macht eben doch einen Unterschied ob Nazibanden durch Ortschaften marodieren oder ob sie es nicht tun. Es macht einen Unterschied ob man Kritik und Polemik nur in seinen eigenen vier Wänden äußern kann, oder ob es möglich ist ohne Gefahr für die eigene körperliche Unversehrtheit z.B. Podiumsdiskussionen anzuberaumen.

Der Hinweis, man möge aus solchen Regionen einfach wegziehen oder auf die Polizei vertrauen mag zwar gut gemeint sein, ist für die betroffenen vor Ort oft wenig hilfreich. Der Staat, seine Exekutive und Judikative sind vielfach weder fähig noch willens, diese rechten Strukturen auszuschalten.

Aktuelle Beispiele dafür lassen sich nur allzu häufig finden – beispielhaft seien 2 der jüngsten Vorfalle genannt: Der Übergriff auf eine ARD-TV-Journalistin in Blankenfelde am 4. November, sowie die weiterhin brisante Situation in der Stadt Pirna. Es grenzt daher an Realitätsverlust allein auf den Staat vertrauen zu wollen. Man scheint auf die Geschichtspolitik der BRD selber hereingefallen zu sein.

Natürlich stellt auch jener reine Abwehr-Antifaschismus, der weder hofft über diesen Widerspruch auf den gesamten Kapitalismus zielen zu können, noch die Möglichkeit einer Neubelebung des NS betont, keine ernstzunehmende Möglichkeit dar (der NS wird in seiner historischen Form in Dtld. auf lange Sicht nicht wieder einführbar sein). Dieser reine Abwehr-Antifaschismus kann stellenweise aber eine Notwendigkeit darstellen, also ein notwendiges Übel.

Wer sich über den emanzipatorischen Charakter von Antifa-Politik keine Illusionen macht, kann somit erst einen Handlungsspielraum für Kritik und Polemik, wie von der GWG gewünscht, schaffen. Wir plädieren also dafür, sich immer dann wenn es notwendig ist, auch einmal die Finger schmutzig zu machen.

Der Hauptkritikpunkt an der Antifa, sowie fast allen kommunistischen Bestrebungen, liegt für uns aber woanders, nämlich in ihrer Bereitschaft Politik zu machen, ihr eigenes Handeln als politisch zu verstehen und den Spielregeln der Politik zu folgen.

Auch wir müssen uns selbstkritisch eingestehen in der Vergangenheit diesen Regeln vielmals gefolgt zu sein. Demnach spiegeln die folgenden Ausführungen unseren aktuellen Diskussionsstand wieder, an den wir selbst unsere künftige Arbeit anlehnen möchten

Die Kritik der Politik ist an sich nichts neues, sie findet sich in Ansätzen beim (jungen) Marx und wurde auch in die nun bereits seit einigen Jahren laufenden Antifadebatte eingebracht. Dort flammte kurz eine heftige Debatte auf, bevor diese einfach abbrach und man sich stattdessen auf die Suche nach neuen Themenfeldern, neuem Vokabular begab und die Abgrenzung zum bürgerlichen Antifaschismus suchte.

Bei all diesen Versuchen blieb immer ein Grundfehler vorhanden, die Bereitschaft und auch das Selbstverständnis „Politik zu machen“. Dem voraus geht ein oftmals falsches Verständnis von Politik innerhalb der radikalen Linken. Die Aufrechterhaltung der politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Macht ist eben nicht nur ein Aspekt der Politik, dem man eine andere Politik entgegenstellen könnte, sondern deren zentrales Element.

Bisher beschränkt man sich so auf eine Kritik der bürgerlichen Politik, statt die Politik im Ganzen in Frage zu stellen. Eine wirkliche gesellschaftliche Emanzipation strebt aber die Abschaffung der Politik an. Zu schaffen wäre demnach "eine Öffentlichkeit ohne politischen Charakter, das heißt eine Öffentlichkeit ohne Herrschafts-Strukturen", wie Johannes Agnoli es ausdrückte.

Um innerhalb des eng gesteckten Rahmens der Politik eine Überwindung der Verhältnisse zu erreichen, begab man – die Linke - sich auf die ständige Suche nach dem revolutionären Subjekt. Von dem proletarischen Arbeiter, über die MigrantInnen, die Antifa bis nun zum Prekariat saß man dabei immer der falschen Annahme auf, es gebe Widersprüche die man nur soweit zuspitzen müsse, dass sie zur Überwindung des Kapitalismus führten. Es gibt aber keine über das System hinausweisenden Widersprüche. Es sind Widersprüche innerhalb dieser Gesellschaft, welche nicht auf eine kommunistische Gesellschaft verweisen können.

Sie können vielmehr nur innerhalb dieses Systems gelöst werden, was die radikale Linke oftmals bitter erfahren musste. Ihre vermeintlich radikalen Forderungen wurden etwas zurechtgestutzt und forcierten die systemimmanente „Lösung“ des jeweiligen Widerspruches bzw. Problems.

Das Geschäft der Politik zu betreiben, egal mit welchen Inhalten, bedeutet immer ein konstruktives Mitmachen.

Ob dies nun intendiert ist oder von den Akteuren das genaue Gegenteil angestrebt wird, es wird sich auf die Institutionen der Macht eingelassen, oftmals gar in verschiedener Form an diese appelliert. Dieses endet dann entweder in Frustration und dem Rückzug, oder bei der Sozialdemokratie. Beides kann man auch aktuell wieder hervorragend beobachten. Zahlreiche Gruppen, oftmals dem Post-Antifa Spektrum zuzurechnen, lösen sich auf und die Teile der radikalen Linken, welche die sogenannte „soziale Frage“ neu beleben wollten, sind bei der Linkspartei oder attac angekommen.


Was ist aber nun die Kritik der Politik, was unterscheidet die Kritik von der Politik?

Staatliche und gesellschaftliche Institutionen und Konventionen setzen auch den Rahmen für linke Politik. So folgt man diesen Formen, veranstaltet Demos, hält Bündnistreffen ab und appelliert an gesellschaftliche Gruppen, seine eigene Klientel und gelegentlich auch an Kommunen oder gleich an den Staat.

Seine eigene Meinung versucht man in propagandistischer Form an die Leute zu bringen oder wie man es passender auch nennt, zu verkaufen. Denn auch die Politik folgt der Warenform, politische Vorstellungen gilt es an Mann und Frau, die VerbraucherInnen zu bringen. Um einen möglichst großen Erfolg zu erzielen, sollten die dargebotenen Gaben weitesgehend konstruktiv sein; verhandelbar, also in diesem System verhandelbar und damit nicht systemgefährdend.

Die Kritik wiederum will und muss destruktiv sein, sie macht keine konkreten Verbesserungsvorschläge, sie appelliert nicht an den Staat und seine Akteure, sie lässt sich nicht auf das Spiel der Politik ein. Sie postuliert vielmehr eine Kritik der Politik, denn in ihr ist die Negation der staatlichen Herrschaft nicht möglich.

Es gilt Fragen aufzuwerfen und ein kritisches Bewusstsein zu fördern. Dazu sollte man wieder den Mut aufbringen, so pessimistisch zu sein um sich einzugestehen, dass die Gesellschaft komplett als das Unwahre zu begreifen ist und sich Veränderungen nicht durch Teilpraxen erreichen lassen.

Postuliert man diese Forderungen, wird schnell der Vorwurf laut, man wolle sich in seinen theoretischen Lesekreis zurückziehen, sich den Philosophenmarotten hingeben, die schon Marx kritisierte. Auch wenn ein Lesekreis sicherlich kein anzuprangerndes Vorhaben darstellt, so meint die Kritik der Politik nicht die Aufgabe jeglicher Praxis. Doch diese Praxis hat neue Methoden zu finden, das eigene Handeln zu ändern und jegliche Praxis dahingehend zu prüfen, dass sie der Forderung Marx´ eine „rücksichtlose Kritik alles Bestehenden“ zu formulieren standhält. Konkret gesagt also keine politischen Forderungen enthält, sondern im besten Sinne subversiv ist.

Ebenso zynisch wäre es auch, jegliche konkrete Verbesserung mit dem Verweis auf ihren politischen Charakter abzulehnen. Natürlich ist das Leid dieser Welt zu lindern. Daß Antifaarbeit durchaus sinnvoll sein kann, haben wir bereits ausgeführt. Nur darf sich eine Linke nicht mehr der Illusion hingeben, die Gesellschaft wäre so in Frage zu stellen, wenn man mit möglichst unfairen Mitteln den Kontakt zu Nazis sucht. Die Gesellschaft kann nur in ihrer Totalität in Frage gestellt werden. Ein Eingreifen in gesellschaftsimmanente Widersprüche bedeutet immer zugleich eine Reproduktion dieser Gesellschaft mit dem dann darin verbesserten sozialen Verhältnis.

Auch die GWG hat nun Kritik und Polemik eingefordert, betreibt ihre Kritik aber weiterhin im Rahmen der Politik. So will man sich ebenfalls seine Ohnmacht nicht eingestehen und greift z.B. in bester NGO Manier zum Werkzeug der Petition, einer Petition zur Abschaffung des Paragraphen 166 StGB, die sich direkt an den Staat richtet.
Kritik in solcher Form stellt unseres Erachtens ebenfalls nichts weiter als eine konformistische Rebellion dar.

Möchte die radikale Linke also nicht weiter ihrem Niedergang zuschauen, sollte nicht eine Wiederbelebung des Politischen oder die Rettung der Politik auf der Tagesordnung stehen, sondern ihre Abschaffung. Die dazu vorhandenen Ansätze gilt es zu vertiefen und weiter zu entwickeln, sonst wird konformistische Rebellion, egal ob in Form der Antifa, der Überflüssigen oder der Antiglobalisierungsbewegung zum Dauerzustand.

Wenn man seine Analyse also erst nimmt, so bleibt schlussendlich nur eine mögliche Praxis, die daraus erfolgt, deren Ziel es ist diese Gesellschaft abzuschaffen. "Kritik ist, das in Begriffe zu fassen, was abzuschaffen wäre."

MAD Köln

Sebastian

Nico B aus E 17.01.2007 - 01:58
Sebastian ist 16 und ja seine mutter weiss bescheid ihr seit echt ne lachnummer