NPD-Parteitag - na und?

FreeWatch 11.11.2006 21:51 Themen: Antifa
Im Fontane-Haus in Berlin-Reinickendorf tagt am Wochenende der Bundesverband der NPD. Obwohl die gerichtliche Auseinandersetzung um den Veranstaltungsort auf großes Medienecho gestoßen war, blieben die Proteste bis zum Samstagabend gering. Ohne die Presse hätte die NPD fast ungestört ihren Parteitag eröffnen können. Ein Erfahrungsbericht von draußen und drinnen.
Warum muss ein Bundesparteitag der NPD ausgerechnet in der Peripherie der Hauptstadt abgehalten werden? Das mag sich manch ein politisch aufgeweckter und gegen Rechts eingestellter Berliner sicherlich insgeheim gefragt haben, als er erfuhr, wo die Veranstaltung der so genannten Nationaldemokraten nach langem gerichtlichen Hickhack endgültig stattfinden darf: Im Fontane-Haus am Wilhelmsruher Damm, hoch oben in Reinickendorf – von den nächsten U- und S-Bahnhöfen nur mit Bussen oder Fußmärschen zu erreichen. Und das ganze auch noch mit der Gefahr, vom Regen nass gemacht zu werden.

So waren es schließlich auch nur ein paar hundert Gegendemonstranten, die am Samstagnachmittag in Hör- und Sichtweite des Fontane-Hauses ihren Unmut über den bis Sonntag andauernden NPD-Parteitag kundtaten. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge 300 Männer und Frauen, jung und alt, bunt gemischt – von linksextrem bis christdemokratisch. Da war beispielsweise auch ein Pärchen drunter, das sich kurz entschlossen aus Mitte nach Reinickendorf aufgemacht hat, statt – wie eigentlich geplant – ins Museum zu gehen.

Es wurde geträllert, gepfiffen und geschrieen. Doch ohne das Aufgebot von 600 Polizisten und der Masse überregionaler Medienvertreter, hätte diese Gegenkundgebung in der Gesamtbetrachtung kaum mehr als den Charakter eines biederen Gewerkschaftlerprotest vor dem Eingangstor einer Fabrikhalle gehabt – die vielen roten Fahnen der IG Metall taten ein Übriges. An diesem Eindruck konnte auch die Anwesenheit der Politprominenz, darunter der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper (SPD), der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (PDS.Die Linke) nicht viel ändern.

Die etwa 300 Gäste und Delegierten des NPD-Bundesparteitages nahmen derweil ihre Sitze im großen Bühnensaal des Fontane-Haus ein. Nachdem sich schließlich auch die Journalisten durch eine enge Tür in das Tagungshaus begeben durften und von Parteiordnern – regelrechten „Saalschützern“ in weißen Hemden und schwarzen Hosen – auf ihre Plätze geleitet wurden, betraten NPD-Bundesvorsitzender Udo Voigt, Stellvertreter und sächsischer NPD-Fraktionschef Holger Apfel und andere Vorstandsmitglieder unter heroischen Musikklängen die Halle. Standing Ovations und „Hoch die nationale Solidarität“ schallten durch den Saal. In seiner Eröffnungsrede hieß Udo Voigt alle Gäste und Delegierte seiner Partei in der „Reichshauptstadt“ willkommen. Trotz des Protests der „antideutschen Parteien und ihrer Hiwis von der Antifa“ sei es gelungen, in Berlin einen Bundesparteitag stattfinden zu lassen. „Niemand wollte uns haben“, beklagte sich der NPD-Vorsitzende zynisch. „Auch nicht die Jüdische Gemeinde Berlins.“ Der braune Mob in den Sitzreihen lachte und klatschte. „Warum wir unbedingt in Berlin tagen wollen?“, fragt der NPD-Vorsitzende in den Saal, um kurz darauf selbst die Antwort zu geben: „Wir wollen dieses Land eines Tages von hier aus regieren.“

Für die parteieigenen Ordner war es nicht leicht, in dem großen Saal die vielen Medienvertreter unter Kontrolle zu halten. Schließlich war es den Fotografen und Kameramännern strengstens untersagt, Aufnahmen von ihren Gästen zu machen – einzig und allein das Rednerpodium und die Rücken der Delegierten durften abgelichtet und gefilmt werden. Wer sich dieser Regelung widersetzte, und das taten einige Medienvertreter beflissentlich, erhielt umgehend eine Verwarnung. Ein angeblicher Wiederholungstäter, ein Fotograf, wurde alsbald von stämmigen Ordnern umringt und aufgefordert, den Saal zu verlassen. Fast wäre es zu tumultartigen Szenen gekommen, da konnte der gescholtene Fotograf im Fokus sämtlicher TV-Kameras beweisen, dass er keinerlei Porträtaufnahmen irgendwelcher Teilnehmer des Parteitages gemacht hat. Er durfte seine Arbeit schließlich fortsetzen – nicht jedoch, ohne vorher selbst aus nächster Nähe von einem NPD-Anhänger fotografiert worden zu sein. Nur allmählich bekamen die Redebeiträge nach diesem Vorfall wieder die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden geschenkt.
Vor dem Fontane-Haus war es inzwischen längst dunkel geworden. Immer noch harrten einige hart gesottene Protestler bei Regen und Kälte hinter den Absperrgittern der Polizei aus und skandierten „Nazis raus“-Rufe. Die Nazis kamen auch raus – zum Rauchen vor die Tür. Für ihre politischen Gegner hatten sie nur ein höhnisches und triumphales Lächeln übrig. Viele andere Berliner waren unterdessen damit beschäftigt, das abendliche Kinoprogramm zu studieren. Aber weil es ja regnet, bleiben sie wahrscheinlich eh zuhause...
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Ergänzungen

In der Trutzburg der Neonazis

Philipp Wittrock und Björn Hengst 11.11.2006 - 23:07
Das Selbstbewusstsein der Rechtsextremen nimmt zu: Stolz zelebriert die NPD ihren Bundesparteitag zum ersten Mal in der "Reichshauptstadt" Berlin und erklärt den Tag zum historischen Datum. Journalisten dürfen nur ein paar Stunden mit dabei sein. Wer nicht pariert, fliegt raus.

 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,447915,00.html

Der Autor meldet sich Wort

FreeWatch 12.11.2006 - 11:47
Lieber Amateurlinguist und alle anderen, die sich eventuell an meinem Artikel gestoßen haben!
Zunächst zu meiner Person: Ich bin freier Journalist, verorte mich aber persönlich in die linke Ecke. Dennoch habe ich den Anspruch, objektiv zu berichten. Es war in der Tat, wie Amateurlinguist vermutet, ein Eins-zu-Eins-Bericht. Lächerlich möchte ich niemanden auf der aktiven Protestseite machen, ich lasse aber durchaus bewusst den Eindruck entstehen, dass der Protest als solcher lächerlich war (es waren Tausende erwartet worden). Der Protest war meines Erachtens genauso lächerlich wie der gegen den Nazi-Aufmarsch in Tegel vor einigen Wochen, wo 1000 Neonazis auf die Straße gingen, aber nur wenige Berliner den langen Weg in den Norden in Kauf nahmen. Manch Göttinger oder Hamburger muss sich da doch wundern, dass ausgerechnet in der bevölkerungsreichsten deutschen Stadt nur so wenige Couragierte aufschreien und Initiative ergreifen. Bei weitaus kleineren Naziversammlungen in Szenestadtteilen wie Friedrichshain oder Prenzlberg würden die Verhältnisse anders aussehen. Weil es bequemer ist? Lächerlich habe ich in meinem Artikel folglich jene gemacht, die ihren Arsch nicht hochkriegen, aber sonst Sprüche klopfen. Die haben auch den Protest vor dem NPD-Parteitag lächerlich gemacht, indem sie nicht da waren. Und die, nicht ich, haben die NPD triumphieren lassen.
Weitere Anmerkungen: "Heroisch" war nicht der Auftritt der NPD, die Klänge der Musik muteten aber freilich so an, was ja nicht automatisch positiv konnotiert ist. Aber vielleicht hätte ich es besser in Anführungsstriche setzen sollen. Über "linksradikal" und "linksextrem" kann man sich streiten. Zum Begriff "Fußmarsch": Das ist ja nun wirklich kleinlich.

Unglaublich

Basud 12.11.2006 - 15:18
Unglaublich. Genau wie in Tegel, wir vertrauten auf Leute die sowas kennen, öfter mitgemacht haben. Aber nur Wanjura hatte ihre Selbstbeweihräucherungsshow. die einzigsten Linken die uns ansprachen und tipps für die umgebung haben wollten kamen aus Hamburg. Sehr bezeichnent. Ich weiß ja das wir nur ein dummer CDU bürglicher verhasster Bezirk sind. Aber vielleicht hätte doch der eine oder andere das mal persönlich überprüfen sollen. gegen halb 11 als die nazis zum s-bahnhof eskortiert wurden, waren nur ansässige Jugendliche da, aufgrund der unerfahrenheit gab es hier viel zu viele festnahmen, was vielleicht mit organisierter Unterstützung besser geklappt hätte. aber danke, wir wissen jetzt das wir wiederholt auf uns selbst gestellt werden sein und auf keinerlei unterstützung hoffen können, danke die Nazis sich hier jetzt sauwohl fühlen.
Und diese krassen Hundesöhne die uns wiederholt in Tegel und jetzt im Märkischen abfotografierten, sollten mal besser aufpassen, sobald wir uns auf irgendwelchen scheiß seiten finden, werden wir eure portraitaufnahmen ebenso ins netz stellen.

was ist Antifaschismus?

Pankow-Pirker 12.11.2006 - 22:01
Klar, gibt es die eine Tendenz wonach es leichter ist die Szene zu einem Antifa-Konzert zu mobilisieren als an einem regnerischen Herbsttag an díe Berliner Perepherie. Aber man muß mal die Kirche im Dorf lassen.

Was ist denn großartig passiert? Die "Einheit der Demokraten", - also bürgerlichen Parteien, Gewerkschaften, diverse Gutmenschen, professionell mit "Rechtsextremismus" beschäftigte Strukturen wollten auf Knopfdruck "Tausende" (yahoo-Nachrichten) gegen den NPD-Parteitag mobilisieren; - - - stell dir vor die Zivilgesellschaft ruft, und keiner geht hin. Warum auch? Nur um zu demonstrieren, wie toll und großartig "unsere Stadt" gegen Rechts ist und das "unsere Gesellschaft" und "unser Staat" "gegen Rechts immun" sind? Was soll der verlogene Scheiss?

Mal ehrlich: hätte es ein aufwendiges Bündnis gegeben, (am besten organisiert von einem hauptamtlichen Apparat von zwanzig von der Linksfraktion gesponserten Linksruck-Irren, die massenhaft Plakate für die Tonne produziert hätten), dass eine Volksfront "Tausender Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Antifaschisten" und den Verein der christdemokratischen Kleingewerbetreibenden gegen den NPD-Parteitag mobilisiert hätte, was hätte das denn bewiesen?

Mal davon abgesehen, dass solche Bündnisse schnell in sich zusammenfallen, lässt ihr politischer Inhalt und ihre Qualität vom linken Standpunkt aus zu wünschen übrig.

Qualität der antifaschistischen Arbeit lässt sich nicht in Teilnehmerzahlen einer kurzfristig einberufenen Demonstration gegen einen Nazi-Parteitag messen. Was zählt ist Nachhaltigkeit: langfristige Arbeit in lokalen Bündnissen, an Schulen, in "zivilgesellschaftlichen" Strukturen oder als kleine lokale Antifa-Bezugsgruppe.

Ebenso: weder ein erfolgreich durchgeführter Naziparteitag (oder ein "von Massen auf der Straße" gestoppter Parteitag) sagt etwas über die Stärke oder Schwäche der NPD (und Co.) aus, noch sagte es etwas darüber wie "immun" "unsere Gesellschaft" "gegen Rechts" ist. (Wie auch die jüngsten Studien zeigen, wachsen und gedeien antisemitische und rechtsextreme Einstellungen unabhängig von den Aktivitäten der Nazis, das gleiche gilt für den wachsenden Autoritarismus des Staates gegenüber Menschen, die widerständig sind oder sozial "abweichen". "Furchtbare Juristen" (Gerichtsurteile gegen Antifaschisten) bedürfen keiner NPD im Hintergrund. Also, legt euch wieder hin.

Fehler des Artikels

Reinickendorfer 12.11.2006 - 23:10
Der Artikel enthällt die klaren Fehler die auf Indymedia nicht gerne gesehen sind:

erstens übertreibt er nicht maßlos was die Teilnehmerzahlen angeht! Merke lieber Journalist..egal wie klein die Demo auch ist es sind immer mindestens 300 Leute vor Ort sollten es über 200 Menschen sein muss die Zahl bei Indy verdoppelt werden.

Die Demo darf in keinem Punkt kritisiert werden. Selbst eine 30 Mann Demo muss als phantsievoller lautstarker Mob beschrieben werden der alles gerockt hat.


Menno wat soll das..die Linke in Berlin steckt in einer tiefen Krise! Da wird kaum noch nach außen gearbeitet sondern nur noch für oder in manchen fällen sogar gegen die eigene Szene.
Da sich die Personen nicht mehr objektiv mit ihren Leistungen auseinander setzen kommt es zu keiner Entwicklung. Fehler werden wiederholt weil sie garnicht als solche erkannt werden.
Man badet sich in einem Scheinbild und verliert jeglichen Bezug zur Wirklichkeit.

Ein paar Beispiele:
Chroniken auf den Antifa-Seiten werden nicht aktualisiert..Infos die dort hin gesendet werden erscheinen einfach nicht.
In Neukölln gehen Antifas eher aufeinanderlos (verbal, körperlich und auf Indymedia) als Anti-Nazi-Arbeit zu machen.
Die letzte ABSO Demo war in ihrer Auswertung nicht zu überbieten... trotz einem riesen Bündnis (ca. 16 Gruppen) kamen nur knapp 200 Leute zur Demo. Die Mobilisierung wurde total vergeigt und anstatt sich damit auseinader zusetzen wurde einfach die Teilnehmerzahl auf 500 fast verdreifacht und weitergemacht als wäre nichts geschehen.

Am 02. Dezember wollen Nazis erneut durch den Süden von Berlin demonstrieren und wieder wird vom ABSO so gut wie garnicht mobilisiert. Hoffentlich wird dieses Vakuum von Antifaarbeit im Süden von Berlin von den Gruppen aus Berlins Mitte getilgt.
Am 02. Dezember muss unbedingt mehr laufen als nur ne lächerliche Kundgebung mit PDS und Grünen und 100 Teilnehmern..Nazis stoppen. Für eine kreative Antifaaktion im Süden.

verzickt

beobachter 13.11.2006 - 18:28
bin diese verzickte debatte langsam leid:In Göttingen waren 190 nazis unter führung von worch zu einem unbdeutenden bahnhofsvorplatz aufmarschiert 6000 Polizisten und dreitausend gegendemonstranten würdigten diesen vergleichsweise nichtigen anlaß-in berlin war die gesamte npd -spitze versammelt und konnte ungestört vom marsch in die "Reichshauptstadt" schwadronieren- 700 Polizisten kamen -und nur 400 Nazi-Gegner (das wetter in berlin war nicht besser und nicht schlechter als göttingen)-am zweiten parteitagstag war gar niemand auf der gegnerseite erschienen-die npd konnte sich über die medeien selbst definieren-für journalisten gab es keine anderen als npd- o- töne.So kann man den faschos auch das feld überlassen.ich stelle mich mit(fast) jedem in die reihe, wenn es gegen nazis geht- aber wenn keiner kommt ist es einfach mistDie einzigen, die wirklich ein Opfer gebracht haben, waren die Markthändler in Renickendorf- die verzichteten auf die einnahmen eines ganzen tages,(und sie sind keine großverdiener),um die gegendemo überhaupt erst möglich zu machen .chapeau.das mußte mal gesagt werden

nochmal versus Provinz

aucheinberlinerantifa 13.11.2006 - 21:02
Ja, Provinzi, ich meine in der Tat, dass antifaschistischer Kampf sich generell und besonders in Berlin eher an der Kontinuität meinerthalben auch kleinerer Aktionen misst als an der Anzahl der Leute(zumindest in einer Stadt, wo es ständige Auseinandersetzungen mit Nazis auf allen Ebenen gibt, wie bereits von mir beschrieben...)und dann kannst du das von mir aus auch so lesen, dass ich einem solchen Parteitag keine größere Bedeutung einräumen mag, als einem Antifa-Konzert in dem Nazikiez Lichtenberg oder Kampagnen gegen die NPD-Zentrale. Deshalb finde ich es auch komisch komisch, wenn Provinzler den Aktivismus Berliner Antifas an einem Tag und einer verpatzten Aktion messen, weil es in den meisten West-Provinzen tatsächlich andere bzw. weniger Probleme diesbezüglich gibt. Im übrigen: Noch lächerlicher ist der Vergleich zwischen Göttingen und Berlin- in Göttingen war ein zivilgesellschaftlicher Aufmarsch gewollt und erwünscht, deshalb sind auch nicht 6000 Antifas, sondern vor allem tausende Bürger auf die Strasse gegangen- ob das perse so fortschrittlich und kritisch ist, ist eine andere Frage, wenn Provinzler ihre Kleinstadt "sauber" von Nazis halten wollen und sich Einzelhändler um ihre Umsätze sorgen!(etwa vergleichbar mit dem 8.Mai in Berlin 2005, wo auch nicht 10000 Antifas, sondern in der Mehrzahl eklige rot-grüne Deutschlandfans gegen Nazis protestierten)
In Berlin gibt es eben mehr und anderes zu tun, sorry (ausser vielleicht in einer Ost-Provinz, wos den täglichen survival-Kampf für Antifas und linke Projekte allgemein gibt).

Mediale Präsenz

Winston Smith 14.11.2006 - 10:07
Das mediale Echo und die schon panische Reaktionen der Politiker auf den Parteitag der NPD war ein Geschenk an diese. Ein Ereignis, das ansonsten vor Desinteresse umgekommen wäre, bot ihr so die Bühne, sich als normale Partei zu präsentieren, die zudem gegen jeden Widerstand "der da oben" ihr Grundrechte als Partei durchsetzt.

Wenn in Berlin nun die Gegendemonstration so mager ausfiel, dann ist das der verbliebenen Vernuft zu danken. Auf irgendeiner Gegendemonstration herumzulungern hat nur wenig mit linkem Handeln zu tun. Nur zu reagieren statt zu agieren hat noch nie genutzt.

Es scheint leider geübte Praxis der - kleinstädtischen - Antifa, jeden noch so unbedeutenden Naziaufmarsch zu adeln, indem man ihm eine Gegendemonstration andient. Anstelle eines verlorenen Häufchens Elend, dem Ignoranz entgegenschlüge, wird der Aufmarsch so erst präsent.

Die Strategie der NPD im besonderen, ist vielschichtig, u.a. rigide gesteuerte Demonstrationen, um die Larve der Friedfertigkeit tragen zu können; Gewalt nur in der Nichtöffentlichkeit, um Kontrolle zu erlangen.

Nicht zu vergessen in diesem Spiel die allseits beliebten militanten Antifas, die, besonders tragisch, die Rechten - ungewollt - propagandistisch unterstützen. Dem Außenstehenden schaffen sie folgendes Bild: Hier die Rechten, scheinbar friedlich, dort die Linken, ein geifernder Mob, dessentwegen die Polizei in Hundertschaften anrücken muß, um ihn zu hindern, wie ein Rudel tollwütiger Hunde über die Rechten herzufallen.

Die NPD braucht das öffentliche Interesse ihrer Veranstaltungen. Sie bieten ihr Raum, sich auszustellen und vom wahren Kern abzulenken. Jede Gegendemonstration unterstützt sie dabei, besonders wenn sie von einem "breiten Bürgerbündnis" ausgerufen wird. So erlangt man die gewünschte Medienpräsenz. Ohne diese ginge sie unter.

Es bringt nichts, in Zeitungen und Fernsehen lang und breit einen NPD-Aufmarsch zu beklagen und ihn dabei als friedliches Stelldichein zu zeigen, im Nachsatz gebetsmühlenartig aber immer wieder deren Gewaltpotential zu behaupten. Viel wichtiger ist es, lang und breit z.B. über Verhalten, Vorstrafen der NPD-Mitglieder zu berichten und nur in einem Nachsatz darüber, daß sie wenigstens während eines Aufmarsches friedlich blieben.

Ich will niemanden schelten, der an einer Gegendemonstration friedlich teilnimmt. Die Sinnfrage ihres Handels stellen sich ohnehin nur noch sehr wenige. Auch ist mir klar, daß gerade in Kleistädten und auf dem Land sonst nicht viel los ist und man ja nicht nur vor dem Fernseher sitzen kann. Doch der Reflex "Naziaufmarsch - Gegendemonstration" nutzt, wenn überhaupt jemandem, dann den Rechten. Und dafür sollte man seine Zeit nun wirklich nicht verschwenden.

Kein Durchblick mehr

Katze 14.11.2006 - 10:59
Also, ich blicke langsam nicht mehr durch. Ich habe das Gefühl, es zählt nicht mehr, dass möglichst viele Menschen gegen Rechts auf die Straße gehen, sondern wer. Habe den Eindruck, dass es viele unter der radikal Linken gibt, die meinen, dass einzig sie die Legitimation haben, gegen Nazis zu sein. Nach dem Motto: Bürger und Medien haben sich bitteschön nicht aufzuregen und wenn sie es tun, kriegen sie nicht unsere Unterstützung. Worum geht es eigentlich, verdammt noch mal?
Und dann diese Meinung, man würde den Naziaufmärschen und -protesten dadurch überhaupt erst Aufmerksamkeit geben. Ist das nicht die Wohnzimmer-Ansicht vieler Spießbürger, die eher die linken Gegendemonstranten als die Neonazis selbst verurteilen? Und, wie kommt es dann, dass rechte Demos mit maximal 100 Teilnehmern dafür sorgen, dass sofort ein halber Stadtteil brennt, wenn sie beispielsweise in Berlin-Friedrichshain stattfindet? Vielleicht sollte man eher gegen die zunehmenden Massenveranstaltungen der Nazis Flagge zeigen als gegen Pupskundgebungen der Nasen. Solche Veranstaltungen werden nämlich durch brennende Mülltonnen meist überhaupt erst publik gemacht und auf diese Weise zu einem Erfolg für die Nazis!
Fakt ist doch eins: Berlin-Reinickendorf war für die meisten Berliner zu unbequem und zu weit (damit meine ich alle, nicht nur die Radikalen), das können sich die meisten nicht eingestehen. Ich wette, wenn der Parteitag zentraler stattgefunden hätte, wären spontan und ohne Mobilisierung zehnmal so viele gekommen. Und das ist doch das eigentlich Traurige.

Mehr Politpromis als Antifa

berliner 14.11.2006 - 15:57
Wer am Samstag auf der Gegendemo war, konnte leidlich feststellen, dass dort mehr Politprominenz war, als "klassische" Antifa. Die Frage ist natürlich: hängt das miteinander zusammen? Wenn die Parteien gegen Rechts (dürftig) mobilisieren, schließen sie dann die Antifa aus? Oder schließt sich die Linke selbst aus? Und ist es sinnvoll bei einem bedeutenden Ereignis wie dem Bundesparteitag der NPD - es war eben keine 80-Mann-Nazi-Demo - eine Strategie der Nichtbeachtung zu fahren?

Die Berliner Linke, und das kann mensch hier an den Ergänzungen (auch den wegzensierten) gut sehen, steht vor einer Diskussion um den Umgang mit den immer zahlreicher werdenden Nazi-Aktivitäten in der Hauptstadt. Und diese Diskussion scheint mehr als notwendig, da eine quasi wöchentliche Mobilisierung nicht sinnvoll erscheint, sondern eher zur Ermüdung der AktivistInnen beiträgt.

Darin liegt selbstverständlich auch eine Strategie der rechten Szene, die sich immer mehr in der NPD bündelt. Sie will durch "Abnutzung" rechte Aufmärsche und Parteitage zum Alltag machen. Die Parteien und Gewerkschaften haben auf der Gegendemo in Berlin-Reinickendorf gezeigt, dass sie zu einer großen Mobilisierung nicht fähig und willens sind. Eine "Zivilgesellschaft auf Knopfdruck" funktioniert eben auch nicht.

Als Argumente für eine mangelnde Mobilisierung werden zunehmend auch lokale Faktoren genannt. So werden NPD-Demonstrationen in Berlin-Friedrichshain und Kreuzberg auf absehbare Zeit nicht möglich sein, während selbst Bezirke wie Prenzlauerberg kaum noch Gegenwehr bieten. Die Verwurzelung linker Strukturen und einer Sensibilität einer Mehrheit der BewohnerInnen gegenüber den Rechten ist also die Grundlage für funktionierende Gegenaktivitäten. Hier sind lokale Bündnisse mit größerer Mobilisierungskraft notwendig. Eine Scheu vor Zusammenarbeit mit Parteien, so berechtigt die Kritik daran ist, hilft im Kampf gegen die Faschisten nicht weiter.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Guter Artikel... für die NPD

Amateurlinguist 12.11.2006 - 01:51
Der Artikel ist journalistisch sehr gut geschrieben, er schafft es den Einduck verschiedener Stimmungen zu einzufangen und diese wiederzugeben. Nur frage ich mich tatsächlich aus welcher Ecke er stammt, wo der Autor und auch die Intention des Artikels politisch zu verorten ist.

Denn der Artikel ist eine vor allem eine Erfolgsstory der NPD. Sie wird mit ihren Kampfansagen zitiert und bekommt hier ein mediales Forum geboten. Antifaschistischer Protest wird lächerlich gemacht, während die NPD einen "heroischen" Auftritt hatte. Aus Linksradikalen werden "Linksextremisten" und zu Fuß gehen wird zum "Fußmarsch".

Doch vielleicht hat der Autor die Situation lediglich eins zu eins wiedergegeben. Denn leider war der Parteitag bisher wirklich ein medialer, diskursiver und emotionaler Erfolg für die NPD. Während die zersplitterten und in sich gegenseitig belauernden Kleinstzirkel, aus welchen die Berliner Antifaszene größtenteils besteht, wieder einmal Handlungsunfähigkeit bewiesen. Ganz zu schweigen von ihrer Unfähigkeit einer realistischen Gesellschaftsanalyse, mit der wichtige Diskurse gedeutet werden könnten. Zwischen Aufmärschen von 100 Nazis, die zum Teil keine Relevanz haben, und diskursiven Interventionen der Nazis, die in die Gesellschaft und die nationalistische Bewegung wirken, können sie nicht mehr unterscheiden. So verliert sich ihre Prioritätensetzung in Beliebigkeit.

lächerlich?

völlig egal 12.11.2006 - 08:34
"antifaschistischer protest wird lächerlich gemacht" - wie sollte mensch den gestrigen protest denn deiner meinung nach anders beschreiben? entschlossen, mutig, militant? kraftvoll, zahlreich, fantasievoll? tut mir leid, keines dieser attribute geben die ereignisse her. und noch dazu reden wir hier nicht über eine rechts dominierte kleinstadt wie hoyerswerda oder frankfurt/oder, sondern über berlin, der selbsternannten hauptstadt der radikalen linken! ich kann mich nicht entscheiden ob's mehr zum weinen oder zum kotzen ist...

Armutszeugnis

crocodil 12.11.2006 - 11:30
Da kommt mal ein Bericht, der weit über das übliche Niveau ( sprachlich, inhaltlich, rechtschreibfehlerfrei ) der sonstigen Einträge hinausgeht und schon wird gemosert und verdächtigt.

Arm

.. 12.11.2006 - 13:29
Wenn man bedenkt dass beim NPD-Parteitag in Passau ca 2000 Gegendemonstranten zu Werke waren, dann erkennt man die Qualität der Berliner Szene. Arm.

Strategische Fehler, frustrierende Erlebnisse

dagewesen 12.11.2006 - 15:07
Bei einem Bundesparteitag der NPD, kann es doch eigentlich nicht sein, dass die komplette Berliner Linke versäumt, zu mobilisieren.

Der Protest im Regen mit nicht einmal 400 Leuten war frustrierend. In einer Stadt wie Berlin müsste doch eigentlich zu erwarten sein, dass trotz Regen und verwirrender Gerichtsentscheide, da mindestens 2000 Menschen stehen und versuchen den Parteitag zu blockieren.

Dieser NPD-Parteitag und der strategische Fehler des linksradikalen Spektrums überhaupt nicht dorthin zu mobilisieren, zeigen wie schwach die Berliner Linke geworden ist. Diese schlechte Mobilisierung ist nicht mit Castor und G8-Konferenz zu entschuldigen.

Vielleicht sollte in Berlin auch mal über ein offenes übergreifendes Antifa-Bündnis nachgedacht werden, dass nur zu dem Zweck zusammenarbeitet schnellere Mobilisierungen zu realisieren. Beim Kampf gegen die Nazis "auf der Straße" sollten die ideologischen Scheuklappen mal fallen gelassen werden, wenn die Berliner Antifas nicht zu einem Debattierverein verkommen wollen. Oder geht ohne eine Vorlaufzeit von 1 Monat gar nichts mehr?

@Berliner Antifaschist

exilLBG 12.11.2006 - 15:11
Viel zu weit draussen. lol

Vom Prenzlberg fährt man da 20min hin.
aus friedrichshain werden es 10min mehr sein.
und selbst aus kreuzberg fährt man da mit
der s-bahn auch maximal ne dreiviertelstunde
hin. was sind das denn für bescheuerte aus-
reden. was nützen regelmäßige gruppentreffen
wenn nichts in einer 3 Millionen (!!) - Stadt
geht, die soliparties in allen ehren.

Werd mir die Lage da mal anschauen.

Antifa Hooligans

M 12.11.2006 - 15:21
Antifa Hooligans was ist das bitte für ein unsinn???

Nicht viel planen

Gregor 12.11.2006 - 15:53
Klar war es schwierig, einen Protest gegen den NPD-Parteitag zu planen, weil bis zuletzt nicht feststand, ob, wann und wo er überhaupt stattfindet. Aber warum muss denn so viel geplant werden? Entscheidend ist doch, dass man sich selbst mitbringt. Wenn ich erst 5 Minuten vorher erfahre, in meiner Stadt macht der braune Mob auf dicke Hose, dann schwinge ich mich aufs Rad oder fahre mit den Öffentlichen dorthin. Die Neonazis werden immer selbstbewusster - und die Linken immer selbstherrlicher. Kommt ich heut nicht, komm ich morgen. Wenn es dann nicht schon zu spät ist.
Und: Mir kann keiner erzählen, dass alle in Rostock oder Gorleben sind. Wenn das so ist, beweist es, wie schwach die Szene ist. Denn so massig Demonstranten aus Berlin sind beispielsweise im Wendland nun nicht gerade unterwegs...

Provinz versus Großstadt

Auch Berliner Antifa 12.11.2006 - 16:52
Nur eine kleine Anmerkung: Vielleicht sollten sich die Provinzantifas, die den Berlinern hier vorwerfen, wie "arm" ihre mangelnde Mobilisierung sei, mal kurz über folgende, durchaus unterschiedliche Bedingungen von Antifa-Politik nachdenken:

1) In Berlin gibt es eine breite, gefestigte Nazistruktur, es gibt eigene Naziläden, WGs, ganze Kieze in denen die Nasen dominieren sowie die Bundeszentrale der NPD, vor der man ja auch jeden Tag ne Demo machen könnte.
Antifaschismus ist hier also Alltagsgegenstand und STÄNDIGES Politikfeld, nicht wie etwa in Göttingen, Bremen oder Flensburg, wo man mal alle paar Monate einen Aufmarsch, sonst aber kaum Stress und Arbeit mit bzw. gegen die Nasen hat. Die Situation ist damit eine völlige andere. Wenn ich jedesmal, wie jemand hier schreibt, sofort auf mein Rad steigen würde, wenn irgendwo eine Naziaktion in Berlin stattfindet (sei es Infostand, Übergriff, Auftreten und und und), dann wäre ich vermutlich jeden Tag mehrere Stunden zwischen Lichtenberg, Neukölln, Prenzlberg und brandenburgischen Randstädten wie Oranienburg etc. unterwegs.

2)Berliner Nazis sitzen in Bezirksparlamenten, dagegen vorzugehen bzw. damit umzugehen, erfordert auch Arbeit (siehe Teil 1)und Ressourcen, es kann sich nicht immer nur auf der Straße abspielen

3)meiner Ansicht nach sind in Städten wie Berlin auf Dauer eigene große medial inszenierte Demos/Kampagnen (wie etwa das Konzi in der lichtenberger Weitlingstrasse) sinnvoller, als das ständige Reagieren auf jeden Schnick schnack (siehe 1 und 2). Jaja, ich weiß, jetzt bricht hier wahrscheinlich die Empörung aus, dass das ein Bundesparteitag und keine Lapalie ist, aber, ganz ehrlich Leute, ein Parteitag der NPD in Berlin ist eben anders als ein solches EReignis in einer Kleinstadt wie Passau, wo sonst ausser Subklutur (nix dagegen) nichts mehr geht- nichts für ungut, aber dieses ständige Anti-Berlin-Gemecker nervt.

@FreeWatch

NIX NEUES 12.11.2006 - 17:48
ärgere dich mal nicht. auf indymedia werden journalistisch gute beiträge des öfteren mit missachtung überzogen. es sind tatsächlich nur all zu oft perlen vor die säue geworfen, wenn sprachlich und inhaltlich saubere beiträge auf indymedia gepostet werden.

Zivilcourage zeigen

... 12.11.2006 - 17:51
kann auch bedeuten, dass man seine Stimme erhebt und Flagge zeigt, ohne dass großartig mobilisiert wird. In einer Großstadt sollte gerade das möglich sein. Eine angemeldete Kundgebung gab es ja schließlich... Und eine Mobilisierung haben ja die Medien schon großzügig betrieben.

@alle

Amateurlinguist 12.11.2006 - 20:04
Aber hallo, habt ihr schon mal etwas von konstruktiver Kritik gehört? Nein, sicher nicht, denn auf Indymedia hat sich eine Kultur der vernichtenden Kritik etabliert.

Selbst ein Versuch von konstruktiver Kritik wid als vernichtend wahrgenommen, man kennt es ja nicht anders. Dabei habe ich doch die journalistische Qualität gelobt, meine Meinung zum Artikel ist die, dass es einer der Besten ist, die ich hier seit langem gelesen habe.

Ich habe auch nicht unterstellt, dass der Autor ein Nazi ist. Nur, dass er aufgrund der augenscheinlichen Objektivität nicht unbedingt ein Linker sein muss. Ich habe bloß den Duktus einiger Stellen im Text in Frage gestellt, bzw. auf gängigen Nazijargon hingewiesen. Diesen kann man sich schnell aneignen, wenn man den ganzen Tag deren Reden auf einem Parteitag hören muss. Kleinlich ist das nicht, denn Sprache verrät viel über einen Menschen, kann sogar sanft und angenehm, oder auch gewalttätig sein. Sprache wirkt in Diskurse, über Sprache wird Herrschaft konstruiert und gefestigt.

Bei Indymedia hingegen wird Stalinismus light praktiziert. Was den Moderatoren gefällt, das wird verteidigt indem Kritik und Widerspruch gelöscht, oder verschoben wird. Selbstherrlich wird entschieden was inhaltliche Ergänzungen und was Provokationen sind. Im Gegensatz zum Artikel werden dort keine möglichst objektiven Kriterien mehr angelegt.

Zensur

Peter 12.11.2006 - 20:57
Hallo Amateurlinguist!
Mit deiner Kritik an Indymedia liegst du richtig. Stalinismus light ist vielleicht etwas hart aber diese selbstherrliche Art mit der entschieden wird wie Kommentare zu behandeln sind ärgert mich auch

@aucheinberlinerantifa

Provinzi 12.11.2006 - 20:58
Hab ich das richtig verstanden? DerBundesparteitag der NPD ist zu unbedeutend, als daß es sich lohnen würde, für massenhaften Protest wertvolle Zeit zu Opfern? Und das möge eben nur bei popeligen Provinzantifas möglich sein, weil die ja sonst ohnehin nichts zu tun hätten? Ich vermute, nicht bei jeder Naziveranstaltung ist so viel Presse anwesend. Aber was solls. Ich bin der Meinung, das vermittelt ein erschreckendes Bild der radikalen Linken. ...kein Wunder, ich komm ja auch aus der Provinz...

Topoi des Spektakulären Heteros

Buddel 12.11.2006 - 22:08
Nach dem Zweiten Weltkrieg mit der territorial-staatlichen Aufteilung in BRD und DDR stellt sich die vierte Konstellation ein. Indymedia in Deutschland und das spektakuläre verschwinden des 'Black Block' in Dimensionen eines Bundesparteitages, untersucht sich die Linke die Ansätze von Revolten im westlichen und östlichen Nachkriegseuropa nach ihren verborgenen revolutionären Begehren. Doch die Zwiespältigkeit von Indymedia BRD, wird in Revolten nicht von vornherein offen gegen sämtliche 'deutsche' Staaten/Institutionen - die ganze Freiheit gebären,...'light' Dogmatismus pur auf Indymedia,...na klar!

Who the fuck is NPD?

[pp] 13.11.2006 - 00:51
Die Peinlichkeit des Ganzen ist ja eigentlich nur, dass die Parteien so wenige Leute gegen den Naziparteitag mobilisieren konnte, was sehr viel über diese Gesellschaft aussagt. Das Gedisse über Berlin oder "die Antifa", was hier von einigen (anonym, vielleicht sogar Bullen oder Nazis) verbeitet wird, nehme ich überhaupt nicht ernst, da ich weiss, dass es diese linken und antifaschsistischen Menschen weiterhin geben wird, egal, was Hinz&Kunz hier schreiben!

@Pankow Pirker

Oldschool Antifa 13.11.2006 - 01:20
Du musst sehr jung sein, oder ich einfach zu alt. Denn du glaubst hier ist gemeint, daß die Schwäche der Linksradikalen Antifabewegung darin besteht, daß sie nicht zu einem bürgerlichen Bündnis mobilisiert.
Doch da liegst du falsch. Früher hätte ein NPD Parteitag in Berlin nicht stattfinden können, weil die Autonome Antifaszene ihn aufgemischt hätte. Auch ohne Bündnisse mit SPD, FDP und CDU einzugehen.
Ihre Schwäche zeigt sich darin, daß sie zu derartigen Machtdemonstrationen nicht mehr in der Lage ist, ja gar keine Bewegung mehr ist. Aber auch darin, daß sie inzwischen breite Antifabündnisse mit Parteien bis hin zur CDU eingehen muss, es sich einfach nicht mehr leisten kann den Dialog zu verweigern - siehe Wunsiedel, oder Halbe.
So verschwindet jede über - gegen Nazis - hinausgehende linke Position und führt zur Integration der letzten Autonomen in die Mitte der Gesellschaft. Nicht weil sie gerade einen falschen Weg einschlagen, sondern weil sie nicht anders können.
Autonomer Antifaschismus ist tot - gerade jetzt wo sich die Nazis gesellschaftlich etablieren. Ein Unterschied zwischen Stadt und Provinz besteht darauf bezogen nicht mehr.

Allet wird Jut!!!

Jutti 13.11.2006 - 10:33
Na wat regt ihr euch auf, wieso soll die Linke hier die Feuerwehrarbeit für die staatlich finanzierte NPD erledigen und sich dabei noch wohlwollend strafbar machen!!
Klar und ihr sollt ihr dann hinterher eure bekloppten Kommentare über "SteinzeitKommis und Stalinhorden" und die radikale Linke diffamieren:
Ick hab keene Probleme damit, datt sich der Staat selbst um seine V-Leute-Partei nen Kopf macht, ist doch nicht meine Arbeit deren Feuerwehrarbeit zu machen und hinterher im Knast zu landen, und solche Jeschöpfe wie IHR, bekämpft uns noch und macht euch drüber lustich!!!
Nene ihr sollt ma denen selbst überlassen werden, wenns zu brennzlich wird, zieh ick ins Ausland am besten so nach Neuseeland und ihr könnt ja hier den großgelobten Antifa-Kampf mit den juten und strammen Anti-Deutschen-Rassisten euren heiligen Krieg austrageN GEGEN die Staats-NPD!!!
Ick wünsch euch noch viel Erfolg , jenauso wünsch ick dit den V-Leuten unter euch und den juten nationalistischen und muslimischen Türkei-Immigranten!!!

Schade

autonome antifa 13.11.2006 - 17:18
Es ist wirklich bedauerlich, dass es keinen nennenswerten Protest gegen den NPD-Parteitag gab, aber wie einige schon richtig anmerkten, das ist nicht das Hauptproblem. Die radilale Linke (wer sich als solche begreift)kann nicht umhin sich mit den veränderten Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Die Hauptargumentation, warum BürgerInnen auf die Straße gegen Rechts gehen ist, dass die Nazis dem deutschen Standort schaden würden. Nicht aus der Erkenntnis, dass Nationalismus als Krisenreaktion auf ökonomische Situationen, vor allem eines ist, nämlich keine Lösung. Gerade die neuste Studie über rechtes Gedankengut zeigt auf frappierende Art und Weise wie sich rechtes Gedankengut reproduziert und ausbaut. Antifas müssen jedoch überlegen, ob sie die Speerspitze des bürgerlichen Antifaschismus auf Demos und ähnlichen Aktionsformen sein wollen.
Für eine vernümftige Diskussion zum Thema "Was kann antifaschistische Arbeit leisten und was nicht!

Abartig

Penny 13.11.2006 - 17:48
Also Voigts Äußerung willkommen in der "Reichshauptstadt"und menzels äußerung er stehe noch zu seinem "Führer" also die können so abartig provozieren....

beobachter versus provinzi

beobachter 13.11.2006 - 22:24
ob eklig rot-grün oder sonstwie-wer gegen nazis auf die straße geht-geht nicht unbedingt den falschen weg.ich mag diese verschwurbelte arroganz nicht-warum nicht einfach sagen:ja: es war ein fehler,den hinter an diesen beiden tagen den arsch nicht hochbekommen und den nazis weitgehend das feld überlassen zu haben.kann man doch für die zukunft draus lernen-wäre urgendwie konstruktiv,finde ich

vielleicht

quetsche 14.11.2006 - 16:50
vielleicht sind autonome auch schon ausgestorben
haben sich den bauch mit zu viel sress verdroben
haben dabei vergessen das sie älter werden
und meistens sehr viel später als mit 30 sterben

hach...

Die letzte Ergänzung deprimiert!!! (quetsche)

Schneckenhaus 15.11.2006 - 00:04
Selbstverständlich ist die Situation in Deutschland dermaßen (mit verlaub) beschissen, aber als Autonome/r mit 30 sterben, geht doch schon ein bischen sehr weit, aber es gibt auch genügend positive Beispiele wo Autonome in Erscheinung treten, um den Nazis und dem gesellschaftlichen Mainstream zu begegnen. Deswegen autonom bis ins hohe Alter!

@beobachter

aucheinberlinerantifa 15.11.2006 - 14:28
Es geht weniger um Arroganz als vielmehr um politische Analyse. Ein plattes "alle gegen Nazis" hilft wenig weiter. Sicherlich ist es richtig und notwendig im konkreten Anti-Nazi-Kampf große Bündnisse zu schmieden (zumindest Anlass-bezogen). Im Falle des 8.Mai geht es jedoch um etwas ganz anderes. Die Masse an Demonstranten täuscht doch nicht über ihre Motivation hinweg. Sprich: wenn etwa 10.000 Menschen gegen Nazis auf die Strasse gehen, weil sie Deutschlands Gesicht im Ausland wahren und gleichzeitig jegliche linke Kritik an rot-grünem, viel subtiler funktierenden Geschichtsrevisionismus und Nationalismus abwehren wollen, wenn dann gleichzeitig die Polizei bewusst nicht einschreitet, weil eben dieses Bild des "Deutschlands gegen Rechts" entstehen soll- spätestens dann darf ein kritischer Geist sich wohl fragen, ob er mit den richtigen Leuten an einem Strang zieht und was am 8.Mai 2005 deren konkrete Motivation war.
Ich stimme darin zu, die gesamten Berliner Antifagruppen sollten ihre Strategien und den Umgang mit der Problematik in Berlin überdenken, denn die Nazis werden eher aktiver und fassen tiefer Fuss als in den letzten Jahren...