NPD-Parteitag - na und?
Im Fontane-Haus in Berlin-Reinickendorf tagt am Wochenende der Bundesverband der NPD. Obwohl die gerichtliche Auseinandersetzung um den Veranstaltungsort auf großes Medienecho gestoßen war, blieben die Proteste bis zum Samstagabend gering. Ohne die Presse hätte die NPD fast ungestört ihren Parteitag eröffnen können. Ein Erfahrungsbericht von draußen und drinnen.
Warum muss ein Bundesparteitag der NPD ausgerechnet in der Peripherie der Hauptstadt abgehalten werden? Das mag sich manch ein politisch aufgeweckter und gegen Rechts eingestellter Berliner sicherlich insgeheim gefragt haben, als er erfuhr, wo die Veranstaltung der so genannten Nationaldemokraten nach langem gerichtlichen Hickhack endgültig stattfinden darf: Im Fontane-Haus am Wilhelmsruher Damm, hoch oben in Reinickendorf – von den nächsten U- und S-Bahnhöfen nur mit Bussen oder Fußmärschen zu erreichen. Und das ganze auch noch mit der Gefahr, vom Regen nass gemacht zu werden.
So waren es schließlich auch nur ein paar hundert Gegendemonstranten, die am Samstagnachmittag in Hör- und Sichtweite des Fontane-Hauses ihren Unmut über den bis Sonntag andauernden NPD-Parteitag kundtaten. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge 300 Männer und Frauen, jung und alt, bunt gemischt – von linksextrem bis christdemokratisch. Da war beispielsweise auch ein Pärchen drunter, das sich kurz entschlossen aus Mitte nach Reinickendorf aufgemacht hat, statt – wie eigentlich geplant – ins Museum zu gehen.
Es wurde geträllert, gepfiffen und geschrieen. Doch ohne das Aufgebot von 600 Polizisten und der Masse überregionaler Medienvertreter, hätte diese Gegenkundgebung in der Gesamtbetrachtung kaum mehr als den Charakter eines biederen Gewerkschaftlerprotest vor dem Eingangstor einer Fabrikhalle gehabt – die vielen roten Fahnen der IG Metall taten ein Übriges. An diesem Eindruck konnte auch die Anwesenheit der Politprominenz, darunter der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper (SPD), der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (PDS.Die Linke) nicht viel ändern.
Die etwa 300 Gäste und Delegierten des NPD-Bundesparteitages nahmen derweil ihre Sitze im großen Bühnensaal des Fontane-Haus ein. Nachdem sich schließlich auch die Journalisten durch eine enge Tür in das Tagungshaus begeben durften und von Parteiordnern – regelrechten „Saalschützern“ in weißen Hemden und schwarzen Hosen – auf ihre Plätze geleitet wurden, betraten NPD-Bundesvorsitzender Udo Voigt, Stellvertreter und sächsischer NPD-Fraktionschef Holger Apfel und andere Vorstandsmitglieder unter heroischen Musikklängen die Halle. Standing Ovations und „Hoch die nationale Solidarität“ schallten durch den Saal. In seiner Eröffnungsrede hieß Udo Voigt alle Gäste und Delegierte seiner Partei in der „Reichshauptstadt“ willkommen. Trotz des Protests der „antideutschen Parteien und ihrer Hiwis von der Antifa“ sei es gelungen, in Berlin einen Bundesparteitag stattfinden zu lassen. „Niemand wollte uns haben“, beklagte sich der NPD-Vorsitzende zynisch. „Auch nicht die Jüdische Gemeinde Berlins.“ Der braune Mob in den Sitzreihen lachte und klatschte. „Warum wir unbedingt in Berlin tagen wollen?“, fragt der NPD-Vorsitzende in den Saal, um kurz darauf selbst die Antwort zu geben: „Wir wollen dieses Land eines Tages von hier aus regieren.“
Für die parteieigenen Ordner war es nicht leicht, in dem großen Saal die vielen Medienvertreter unter Kontrolle zu halten. Schließlich war es den Fotografen und Kameramännern strengstens untersagt, Aufnahmen von ihren Gästen zu machen – einzig und allein das Rednerpodium und die Rücken der Delegierten durften abgelichtet und gefilmt werden. Wer sich dieser Regelung widersetzte, und das taten einige Medienvertreter beflissentlich, erhielt umgehend eine Verwarnung. Ein angeblicher Wiederholungstäter, ein Fotograf, wurde alsbald von stämmigen Ordnern umringt und aufgefordert, den Saal zu verlassen. Fast wäre es zu tumultartigen Szenen gekommen, da konnte der gescholtene Fotograf im Fokus sämtlicher TV-Kameras beweisen, dass er keinerlei Porträtaufnahmen irgendwelcher Teilnehmer des Parteitages gemacht hat. Er durfte seine Arbeit schließlich fortsetzen – nicht jedoch, ohne vorher selbst aus nächster Nähe von einem NPD-Anhänger fotografiert worden zu sein. Nur allmählich bekamen die Redebeiträge nach diesem Vorfall wieder die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden geschenkt.
Vor dem Fontane-Haus war es inzwischen längst dunkel geworden. Immer noch harrten einige hart gesottene Protestler bei Regen und Kälte hinter den Absperrgittern der Polizei aus und skandierten „Nazis raus“-Rufe. Die Nazis kamen auch raus – zum Rauchen vor die Tür. Für ihre politischen Gegner hatten sie nur ein höhnisches und triumphales Lächeln übrig. Viele andere Berliner waren unterdessen damit beschäftigt, das abendliche Kinoprogramm zu studieren. Aber weil es ja regnet, bleiben sie wahrscheinlich eh zuhause...
So waren es schließlich auch nur ein paar hundert Gegendemonstranten, die am Samstagnachmittag in Hör- und Sichtweite des Fontane-Hauses ihren Unmut über den bis Sonntag andauernden NPD-Parteitag kundtaten. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge 300 Männer und Frauen, jung und alt, bunt gemischt – von linksextrem bis christdemokratisch. Da war beispielsweise auch ein Pärchen drunter, das sich kurz entschlossen aus Mitte nach Reinickendorf aufgemacht hat, statt – wie eigentlich geplant – ins Museum zu gehen.
Es wurde geträllert, gepfiffen und geschrieen. Doch ohne das Aufgebot von 600 Polizisten und der Masse überregionaler Medienvertreter, hätte diese Gegenkundgebung in der Gesamtbetrachtung kaum mehr als den Charakter eines biederen Gewerkschaftlerprotest vor dem Eingangstor einer Fabrikhalle gehabt – die vielen roten Fahnen der IG Metall taten ein Übriges. An diesem Eindruck konnte auch die Anwesenheit der Politprominenz, darunter der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper (SPD), der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (PDS.Die Linke) nicht viel ändern.
Die etwa 300 Gäste und Delegierten des NPD-Bundesparteitages nahmen derweil ihre Sitze im großen Bühnensaal des Fontane-Haus ein. Nachdem sich schließlich auch die Journalisten durch eine enge Tür in das Tagungshaus begeben durften und von Parteiordnern – regelrechten „Saalschützern“ in weißen Hemden und schwarzen Hosen – auf ihre Plätze geleitet wurden, betraten NPD-Bundesvorsitzender Udo Voigt, Stellvertreter und sächsischer NPD-Fraktionschef Holger Apfel und andere Vorstandsmitglieder unter heroischen Musikklängen die Halle. Standing Ovations und „Hoch die nationale Solidarität“ schallten durch den Saal. In seiner Eröffnungsrede hieß Udo Voigt alle Gäste und Delegierte seiner Partei in der „Reichshauptstadt“ willkommen. Trotz des Protests der „antideutschen Parteien und ihrer Hiwis von der Antifa“ sei es gelungen, in Berlin einen Bundesparteitag stattfinden zu lassen. „Niemand wollte uns haben“, beklagte sich der NPD-Vorsitzende zynisch. „Auch nicht die Jüdische Gemeinde Berlins.“ Der braune Mob in den Sitzreihen lachte und klatschte. „Warum wir unbedingt in Berlin tagen wollen?“, fragt der NPD-Vorsitzende in den Saal, um kurz darauf selbst die Antwort zu geben: „Wir wollen dieses Land eines Tages von hier aus regieren.“
Für die parteieigenen Ordner war es nicht leicht, in dem großen Saal die vielen Medienvertreter unter Kontrolle zu halten. Schließlich war es den Fotografen und Kameramännern strengstens untersagt, Aufnahmen von ihren Gästen zu machen – einzig und allein das Rednerpodium und die Rücken der Delegierten durften abgelichtet und gefilmt werden. Wer sich dieser Regelung widersetzte, und das taten einige Medienvertreter beflissentlich, erhielt umgehend eine Verwarnung. Ein angeblicher Wiederholungstäter, ein Fotograf, wurde alsbald von stämmigen Ordnern umringt und aufgefordert, den Saal zu verlassen. Fast wäre es zu tumultartigen Szenen gekommen, da konnte der gescholtene Fotograf im Fokus sämtlicher TV-Kameras beweisen, dass er keinerlei Porträtaufnahmen irgendwelcher Teilnehmer des Parteitages gemacht hat. Er durfte seine Arbeit schließlich fortsetzen – nicht jedoch, ohne vorher selbst aus nächster Nähe von einem NPD-Anhänger fotografiert worden zu sein. Nur allmählich bekamen die Redebeiträge nach diesem Vorfall wieder die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden geschenkt.
Vor dem Fontane-Haus war es inzwischen längst dunkel geworden. Immer noch harrten einige hart gesottene Protestler bei Regen und Kälte hinter den Absperrgittern der Polizei aus und skandierten „Nazis raus“-Rufe. Die Nazis kamen auch raus – zum Rauchen vor die Tür. Für ihre politischen Gegner hatten sie nur ein höhnisches und triumphales Lächeln übrig. Viele andere Berliner waren unterdessen damit beschäftigt, das abendliche Kinoprogramm zu studieren. Aber weil es ja regnet, bleiben sie wahrscheinlich eh zuhause...
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
In der Trutzburg der Neonazis
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,447915,00.html
Der Autor meldet sich Wort
Zunächst zu meiner Person: Ich bin freier Journalist, verorte mich aber persönlich in die linke Ecke. Dennoch habe ich den Anspruch, objektiv zu berichten. Es war in der Tat, wie Amateurlinguist vermutet, ein Eins-zu-Eins-Bericht. Lächerlich möchte ich niemanden auf der aktiven Protestseite machen, ich lasse aber durchaus bewusst den Eindruck entstehen, dass der Protest als solcher lächerlich war (es waren Tausende erwartet worden). Der Protest war meines Erachtens genauso lächerlich wie der gegen den Nazi-Aufmarsch in Tegel vor einigen Wochen, wo 1000 Neonazis auf die Straße gingen, aber nur wenige Berliner den langen Weg in den Norden in Kauf nahmen. Manch Göttinger oder Hamburger muss sich da doch wundern, dass ausgerechnet in der bevölkerungsreichsten deutschen Stadt nur so wenige Couragierte aufschreien und Initiative ergreifen. Bei weitaus kleineren Naziversammlungen in Szenestadtteilen wie Friedrichshain oder Prenzlberg würden die Verhältnisse anders aussehen. Weil es bequemer ist? Lächerlich habe ich in meinem Artikel folglich jene gemacht, die ihren Arsch nicht hochkriegen, aber sonst Sprüche klopfen. Die haben auch den Protest vor dem NPD-Parteitag lächerlich gemacht, indem sie nicht da waren. Und die, nicht ich, haben die NPD triumphieren lassen.
Weitere Anmerkungen: "Heroisch" war nicht der Auftritt der NPD, die Klänge der Musik muteten aber freilich so an, was ja nicht automatisch positiv konnotiert ist. Aber vielleicht hätte ich es besser in Anführungsstriche setzen sollen. Über "linksradikal" und "linksextrem" kann man sich streiten. Zum Begriff "Fußmarsch": Das ist ja nun wirklich kleinlich.
Unglaublich
Und diese krassen Hundesöhne die uns wiederholt in Tegel und jetzt im Märkischen abfotografierten, sollten mal besser aufpassen, sobald wir uns auf irgendwelchen scheiß seiten finden, werden wir eure portraitaufnahmen ebenso ins netz stellen.
was ist Antifaschismus?
Was ist denn großartig passiert? Die "Einheit der Demokraten", - also bürgerlichen Parteien, Gewerkschaften, diverse Gutmenschen, professionell mit "Rechtsextremismus" beschäftigte Strukturen wollten auf Knopfdruck "Tausende" (yahoo-Nachrichten) gegen den NPD-Parteitag mobilisieren; - - - stell dir vor die Zivilgesellschaft ruft, und keiner geht hin. Warum auch? Nur um zu demonstrieren, wie toll und großartig "unsere Stadt" gegen Rechts ist und das "unsere Gesellschaft" und "unser Staat" "gegen Rechts immun" sind? Was soll der verlogene Scheiss?
Mal ehrlich: hätte es ein aufwendiges Bündnis gegeben, (am besten organisiert von einem hauptamtlichen Apparat von zwanzig von der Linksfraktion gesponserten Linksruck-Irren, die massenhaft Plakate für die Tonne produziert hätten), dass eine Volksfront "Tausender Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Antifaschisten" und den Verein der christdemokratischen Kleingewerbetreibenden gegen den NPD-Parteitag mobilisiert hätte, was hätte das denn bewiesen?
Mal davon abgesehen, dass solche Bündnisse schnell in sich zusammenfallen, lässt ihr politischer Inhalt und ihre Qualität vom linken Standpunkt aus zu wünschen übrig.
Qualität der antifaschistischen Arbeit lässt sich nicht in Teilnehmerzahlen einer kurzfristig einberufenen Demonstration gegen einen Nazi-Parteitag messen. Was zählt ist Nachhaltigkeit: langfristige Arbeit in lokalen Bündnissen, an Schulen, in "zivilgesellschaftlichen" Strukturen oder als kleine lokale Antifa-Bezugsgruppe.
Ebenso: weder ein erfolgreich durchgeführter Naziparteitag (oder ein "von Massen auf der Straße" gestoppter Parteitag) sagt etwas über die Stärke oder Schwäche der NPD (und Co.) aus, noch sagte es etwas darüber wie "immun" "unsere Gesellschaft" "gegen Rechts" ist. (Wie auch die jüngsten Studien zeigen, wachsen und gedeien antisemitische und rechtsextreme Einstellungen unabhängig von den Aktivitäten der Nazis, das gleiche gilt für den wachsenden Autoritarismus des Staates gegenüber Menschen, die widerständig sind oder sozial "abweichen". "Furchtbare Juristen" (Gerichtsurteile gegen Antifaschisten) bedürfen keiner NPD im Hintergrund. Also, legt euch wieder hin.
Fehler des Artikels
erstens übertreibt er nicht maßlos was die Teilnehmerzahlen angeht! Merke lieber Journalist..egal wie klein die Demo auch ist es sind immer mindestens 300 Leute vor Ort sollten es über 200 Menschen sein muss die Zahl bei Indy verdoppelt werden.
Die Demo darf in keinem Punkt kritisiert werden. Selbst eine 30 Mann Demo muss als phantsievoller lautstarker Mob beschrieben werden der alles gerockt hat.
Menno wat soll das..die Linke in Berlin steckt in einer tiefen Krise! Da wird kaum noch nach außen gearbeitet sondern nur noch für oder in manchen fällen sogar gegen die eigene Szene.
Da sich die Personen nicht mehr objektiv mit ihren Leistungen auseinander setzen kommt es zu keiner Entwicklung. Fehler werden wiederholt weil sie garnicht als solche erkannt werden.
Man badet sich in einem Scheinbild und verliert jeglichen Bezug zur Wirklichkeit.
Ein paar Beispiele:
Chroniken auf den Antifa-Seiten werden nicht aktualisiert..Infos die dort hin gesendet werden erscheinen einfach nicht.
In Neukölln gehen Antifas eher aufeinanderlos (verbal, körperlich und auf Indymedia) als Anti-Nazi-Arbeit zu machen.
Die letzte ABSO Demo war in ihrer Auswertung nicht zu überbieten... trotz einem riesen Bündnis (ca. 16 Gruppen) kamen nur knapp 200 Leute zur Demo. Die Mobilisierung wurde total vergeigt und anstatt sich damit auseinader zusetzen wurde einfach die Teilnehmerzahl auf 500 fast verdreifacht und weitergemacht als wäre nichts geschehen.
Am 02. Dezember wollen Nazis erneut durch den Süden von Berlin demonstrieren und wieder wird vom ABSO so gut wie garnicht mobilisiert. Hoffentlich wird dieses Vakuum von Antifaarbeit im Süden von Berlin von den Gruppen aus Berlins Mitte getilgt.
Am 02. Dezember muss unbedingt mehr laufen als nur ne lächerliche Kundgebung mit PDS und Grünen und 100 Teilnehmern..Nazis stoppen. Für eine kreative Antifaaktion im Süden.
verzickt
nochmal versus Provinz
In Berlin gibt es eben mehr und anderes zu tun, sorry (ausser vielleicht in einer Ost-Provinz, wos den täglichen survival-Kampf für Antifas und linke Projekte allgemein gibt).
Mediale Präsenz
Wenn in Berlin nun die Gegendemonstration so mager ausfiel, dann ist das der verbliebenen Vernuft zu danken. Auf irgendeiner Gegendemonstration herumzulungern hat nur wenig mit linkem Handeln zu tun. Nur zu reagieren statt zu agieren hat noch nie genutzt.
Es scheint leider geübte Praxis der - kleinstädtischen - Antifa, jeden noch so unbedeutenden Naziaufmarsch zu adeln, indem man ihm eine Gegendemonstration andient. Anstelle eines verlorenen Häufchens Elend, dem Ignoranz entgegenschlüge, wird der Aufmarsch so erst präsent.
Die Strategie der NPD im besonderen, ist vielschichtig, u.a. rigide gesteuerte Demonstrationen, um die Larve der Friedfertigkeit tragen zu können; Gewalt nur in der Nichtöffentlichkeit, um Kontrolle zu erlangen.
Nicht zu vergessen in diesem Spiel die allseits beliebten militanten Antifas, die, besonders tragisch, die Rechten - ungewollt - propagandistisch unterstützen. Dem Außenstehenden schaffen sie folgendes Bild: Hier die Rechten, scheinbar friedlich, dort die Linken, ein geifernder Mob, dessentwegen die Polizei in Hundertschaften anrücken muß, um ihn zu hindern, wie ein Rudel tollwütiger Hunde über die Rechten herzufallen.
Die NPD braucht das öffentliche Interesse ihrer Veranstaltungen. Sie bieten ihr Raum, sich auszustellen und vom wahren Kern abzulenken. Jede Gegendemonstration unterstützt sie dabei, besonders wenn sie von einem "breiten Bürgerbündnis" ausgerufen wird. So erlangt man die gewünschte Medienpräsenz. Ohne diese ginge sie unter.
Es bringt nichts, in Zeitungen und Fernsehen lang und breit einen NPD-Aufmarsch zu beklagen und ihn dabei als friedliches Stelldichein zu zeigen, im Nachsatz gebetsmühlenartig aber immer wieder deren Gewaltpotential zu behaupten. Viel wichtiger ist es, lang und breit z.B. über Verhalten, Vorstrafen der NPD-Mitglieder zu berichten und nur in einem Nachsatz darüber, daß sie wenigstens während eines Aufmarsches friedlich blieben.
Ich will niemanden schelten, der an einer Gegendemonstration friedlich teilnimmt. Die Sinnfrage ihres Handels stellen sich ohnehin nur noch sehr wenige. Auch ist mir klar, daß gerade in Kleistädten und auf dem Land sonst nicht viel los ist und man ja nicht nur vor dem Fernseher sitzen kann. Doch der Reflex "Naziaufmarsch - Gegendemonstration" nutzt, wenn überhaupt jemandem, dann den Rechten. Und dafür sollte man seine Zeit nun wirklich nicht verschwenden.
Kein Durchblick mehr
Und dann diese Meinung, man würde den Naziaufmärschen und -protesten dadurch überhaupt erst Aufmerksamkeit geben. Ist das nicht die Wohnzimmer-Ansicht vieler Spießbürger, die eher die linken Gegendemonstranten als die Neonazis selbst verurteilen? Und, wie kommt es dann, dass rechte Demos mit maximal 100 Teilnehmern dafür sorgen, dass sofort ein halber Stadtteil brennt, wenn sie beispielsweise in Berlin-Friedrichshain stattfindet? Vielleicht sollte man eher gegen die zunehmenden Massenveranstaltungen der Nazis Flagge zeigen als gegen Pupskundgebungen der Nasen. Solche Veranstaltungen werden nämlich durch brennende Mülltonnen meist überhaupt erst publik gemacht und auf diese Weise zu einem Erfolg für die Nazis!
Fakt ist doch eins: Berlin-Reinickendorf war für die meisten Berliner zu unbequem und zu weit (damit meine ich alle, nicht nur die Radikalen), das können sich die meisten nicht eingestehen. Ich wette, wenn der Parteitag zentraler stattgefunden hätte, wären spontan und ohne Mobilisierung zehnmal so viele gekommen. Und das ist doch das eigentlich Traurige.
Mehr Politpromis als Antifa
Die Berliner Linke, und das kann mensch hier an den Ergänzungen (auch den wegzensierten) gut sehen, steht vor einer Diskussion um den Umgang mit den immer zahlreicher werdenden Nazi-Aktivitäten in der Hauptstadt. Und diese Diskussion scheint mehr als notwendig, da eine quasi wöchentliche Mobilisierung nicht sinnvoll erscheint, sondern eher zur Ermüdung der AktivistInnen beiträgt.
Darin liegt selbstverständlich auch eine Strategie der rechten Szene, die sich immer mehr in der NPD bündelt. Sie will durch "Abnutzung" rechte Aufmärsche und Parteitage zum Alltag machen. Die Parteien und Gewerkschaften haben auf der Gegendemo in Berlin-Reinickendorf gezeigt, dass sie zu einer großen Mobilisierung nicht fähig und willens sind. Eine "Zivilgesellschaft auf Knopfdruck" funktioniert eben auch nicht.
Als Argumente für eine mangelnde Mobilisierung werden zunehmend auch lokale Faktoren genannt. So werden NPD-Demonstrationen in Berlin-Friedrichshain und Kreuzberg auf absehbare Zeit nicht möglich sein, während selbst Bezirke wie Prenzlauerberg kaum noch Gegenwehr bieten. Die Verwurzelung linker Strukturen und einer Sensibilität einer Mehrheit der BewohnerInnen gegenüber den Rechten ist also die Grundlage für funktionierende Gegenaktivitäten. Hier sind lokale Bündnisse mit größerer Mobilisierungskraft notwendig. Eine Scheu vor Zusammenarbeit mit Parteien, so berechtigt die Kritik daran ist, hilft im Kampf gegen die Faschisten nicht weiter.
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Guter Artikel... für die NPD
Denn der Artikel ist eine vor allem eine Erfolgsstory der NPD. Sie wird mit ihren Kampfansagen zitiert und bekommt hier ein mediales Forum geboten. Antifaschistischer Protest wird lächerlich gemacht, während die NPD einen "heroischen" Auftritt hatte. Aus Linksradikalen werden "Linksextremisten" und zu Fuß gehen wird zum "Fußmarsch".
Doch vielleicht hat der Autor die Situation lediglich eins zu eins wiedergegeben. Denn leider war der Parteitag bisher wirklich ein medialer, diskursiver und emotionaler Erfolg für die NPD. Während die zersplitterten und in sich gegenseitig belauernden Kleinstzirkel, aus welchen die Berliner Antifaszene größtenteils besteht, wieder einmal Handlungsunfähigkeit bewiesen. Ganz zu schweigen von ihrer Unfähigkeit einer realistischen Gesellschaftsanalyse, mit der wichtige Diskurse gedeutet werden könnten. Zwischen Aufmärschen von 100 Nazis, die zum Teil keine Relevanz haben, und diskursiven Interventionen der Nazis, die in die Gesellschaft und die nationalistische Bewegung wirken, können sie nicht mehr unterscheiden. So verliert sich ihre Prioritätensetzung in Beliebigkeit.
lächerlich?
Armutszeugnis
Arm
Strategische Fehler, frustrierende Erlebnisse
Der Protest im Regen mit nicht einmal 400 Leuten war frustrierend. In einer Stadt wie Berlin müsste doch eigentlich zu erwarten sein, dass trotz Regen und verwirrender Gerichtsentscheide, da mindestens 2000 Menschen stehen und versuchen den Parteitag zu blockieren.
Dieser NPD-Parteitag und der strategische Fehler des linksradikalen Spektrums überhaupt nicht dorthin zu mobilisieren, zeigen wie schwach die Berliner Linke geworden ist. Diese schlechte Mobilisierung ist nicht mit Castor und G8-Konferenz zu entschuldigen.
Vielleicht sollte in Berlin auch mal über ein offenes übergreifendes Antifa-Bündnis nachgedacht werden, dass nur zu dem Zweck zusammenarbeitet schnellere Mobilisierungen zu realisieren. Beim Kampf gegen die Nazis "auf der Straße" sollten die ideologischen Scheuklappen mal fallen gelassen werden, wenn die Berliner Antifas nicht zu einem Debattierverein verkommen wollen. Oder geht ohne eine Vorlaufzeit von 1 Monat gar nichts mehr?
@Berliner Antifaschist
Vom Prenzlberg fährt man da 20min hin.
aus friedrichshain werden es 10min mehr sein.
und selbst aus kreuzberg fährt man da mit
der s-bahn auch maximal ne dreiviertelstunde
hin. was sind das denn für bescheuerte aus-
reden. was nützen regelmäßige gruppentreffen
wenn nichts in einer 3 Millionen (!!) - Stadt
geht, die soliparties in allen ehren.
Werd mir die Lage da mal anschauen.
Antifa Hooligans
Nicht viel planen
Und: Mir kann keiner erzählen, dass alle in Rostock oder Gorleben sind. Wenn das so ist, beweist es, wie schwach die Szene ist. Denn so massig Demonstranten aus Berlin sind beispielsweise im Wendland nun nicht gerade unterwegs...
Provinz versus Großstadt
1) In Berlin gibt es eine breite, gefestigte Nazistruktur, es gibt eigene Naziläden, WGs, ganze Kieze in denen die Nasen dominieren sowie die Bundeszentrale der NPD, vor der man ja auch jeden Tag ne Demo machen könnte.
Antifaschismus ist hier also Alltagsgegenstand und STÄNDIGES Politikfeld, nicht wie etwa in Göttingen, Bremen oder Flensburg, wo man mal alle paar Monate einen Aufmarsch, sonst aber kaum Stress und Arbeit mit bzw. gegen die Nasen hat. Die Situation ist damit eine völlige andere. Wenn ich jedesmal, wie jemand hier schreibt, sofort auf mein Rad steigen würde, wenn irgendwo eine Naziaktion in Berlin stattfindet (sei es Infostand, Übergriff, Auftreten und und und), dann wäre ich vermutlich jeden Tag mehrere Stunden zwischen Lichtenberg, Neukölln, Prenzlberg und brandenburgischen Randstädten wie Oranienburg etc. unterwegs.
2)Berliner Nazis sitzen in Bezirksparlamenten, dagegen vorzugehen bzw. damit umzugehen, erfordert auch Arbeit (siehe Teil 1)und Ressourcen, es kann sich nicht immer nur auf der Straße abspielen
3)meiner Ansicht nach sind in Städten wie Berlin auf Dauer eigene große medial inszenierte Demos/Kampagnen (wie etwa das Konzi in der lichtenberger Weitlingstrasse) sinnvoller, als das ständige Reagieren auf jeden Schnick schnack (siehe 1 und 2). Jaja, ich weiß, jetzt bricht hier wahrscheinlich die Empörung aus, dass das ein Bundesparteitag und keine Lapalie ist, aber, ganz ehrlich Leute, ein Parteitag der NPD in Berlin ist eben anders als ein solches EReignis in einer Kleinstadt wie Passau, wo sonst ausser Subklutur (nix dagegen) nichts mehr geht- nichts für ungut, aber dieses ständige Anti-Berlin-Gemecker nervt.
@FreeWatch
Zivilcourage zeigen
@alle
Selbst ein Versuch von konstruktiver Kritik wid als vernichtend wahrgenommen, man kennt es ja nicht anders. Dabei habe ich doch die journalistische Qualität gelobt, meine Meinung zum Artikel ist die, dass es einer der Besten ist, die ich hier seit langem gelesen habe.
Ich habe auch nicht unterstellt, dass der Autor ein Nazi ist. Nur, dass er aufgrund der augenscheinlichen Objektivität nicht unbedingt ein Linker sein muss. Ich habe bloß den Duktus einiger Stellen im Text in Frage gestellt, bzw. auf gängigen Nazijargon hingewiesen. Diesen kann man sich schnell aneignen, wenn man den ganzen Tag deren Reden auf einem Parteitag hören muss. Kleinlich ist das nicht, denn Sprache verrät viel über einen Menschen, kann sogar sanft und angenehm, oder auch gewalttätig sein. Sprache wirkt in Diskurse, über Sprache wird Herrschaft konstruiert und gefestigt.
Bei Indymedia hingegen wird Stalinismus light praktiziert. Was den Moderatoren gefällt, das wird verteidigt indem Kritik und Widerspruch gelöscht, oder verschoben wird. Selbstherrlich wird entschieden was inhaltliche Ergänzungen und was Provokationen sind. Im Gegensatz zum Artikel werden dort keine möglichst objektiven Kriterien mehr angelegt.
Zensur
Mit deiner Kritik an Indymedia liegst du richtig. Stalinismus light ist vielleicht etwas hart aber diese selbstherrliche Art mit der entschieden wird wie Kommentare zu behandeln sind ärgert mich auch
@aucheinberlinerantifa
Topoi des Spektakulären Heteros
Who the fuck is NPD?
@Pankow Pirker
Doch da liegst du falsch. Früher hätte ein NPD Parteitag in Berlin nicht stattfinden können, weil die Autonome Antifaszene ihn aufgemischt hätte. Auch ohne Bündnisse mit SPD, FDP und CDU einzugehen.
Ihre Schwäche zeigt sich darin, daß sie zu derartigen Machtdemonstrationen nicht mehr in der Lage ist, ja gar keine Bewegung mehr ist. Aber auch darin, daß sie inzwischen breite Antifabündnisse mit Parteien bis hin zur CDU eingehen muss, es sich einfach nicht mehr leisten kann den Dialog zu verweigern - siehe Wunsiedel, oder Halbe.
So verschwindet jede über - gegen Nazis - hinausgehende linke Position und führt zur Integration der letzten Autonomen in die Mitte der Gesellschaft. Nicht weil sie gerade einen falschen Weg einschlagen, sondern weil sie nicht anders können.
Autonomer Antifaschismus ist tot - gerade jetzt wo sich die Nazis gesellschaftlich etablieren. Ein Unterschied zwischen Stadt und Provinz besteht darauf bezogen nicht mehr.
Allet wird Jut!!!
Klar und ihr sollt ihr dann hinterher eure bekloppten Kommentare über "SteinzeitKommis und Stalinhorden" und die radikale Linke diffamieren:
Ick hab keene Probleme damit, datt sich der Staat selbst um seine V-Leute-Partei nen Kopf macht, ist doch nicht meine Arbeit deren Feuerwehrarbeit zu machen und hinterher im Knast zu landen, und solche Jeschöpfe wie IHR, bekämpft uns noch und macht euch drüber lustich!!!
Nene ihr sollt ma denen selbst überlassen werden, wenns zu brennzlich wird, zieh ick ins Ausland am besten so nach Neuseeland und ihr könnt ja hier den großgelobten Antifa-Kampf mit den juten und strammen Anti-Deutschen-Rassisten euren heiligen Krieg austrageN GEGEN die Staats-NPD!!!
Ick wünsch euch noch viel Erfolg , jenauso wünsch ick dit den V-Leuten unter euch und den juten nationalistischen und muslimischen Türkei-Immigranten!!!
Schade
Für eine vernümftige Diskussion zum Thema "Was kann antifaschistische Arbeit leisten und was nicht!
Abartig
beobachter versus provinzi
vielleicht
haben sich den bauch mit zu viel sress verdroben
haben dabei vergessen das sie älter werden
und meistens sehr viel später als mit 30 sterben
hach...
Die letzte Ergänzung deprimiert!!! (quetsche)
@beobachter
Ich stimme darin zu, die gesamten Berliner Antifagruppen sollten ihre Strategien und den Umgang mit der Problematik in Berlin überdenken, denn die Nazis werden eher aktiver und fassen tiefer Fuss als in den letzten Jahren...