Pforzheim (BaWü): Aufruhr gegen Nazi-Dichter

Anti-Strauß 10.11.2006 20:38 Themen: Antifa
Das Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld stellte am 10. November 2006 die neue Produktion ''Pforzheim in Aufruhr'' vor. Es handelt sich um ein ''Schauspiel nach dem Roman ‚Der nackte Mann’ von Emil Strauß''. Eigentlich nichts verwerfliches, wäre da nicht die Erkenntnis, dass Emil Strauß ein fanatischer Antisemit und Rassist war, der in den 20er Jahren der NSDAP beitrat und das der Tag der Aufführung der 68. Jahrestag der Reichspogromnacht ist. Einige Leute ließen es nicht auf sich sitzen und verteilten an die BesucherInnen Flugblätter. Mit den Flugblättern wurden die Leute über die wahre Identität des Nazi-Dichters und die regionale Naziszene aufgeklärt.
Das Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld stellte am 10. November 2006 die neue Produktion ''Pforzheim in Aufruhr'' vor. Es handelt sich um ein ''Schauspiel nach dem Roman ‚Der nackte Mann’ von Emil Strauß''. Eigentlich nichts verwerfliches, wäre da nicht die Erkenntnis, dass Emil Strauß ein fanatischer Antisemit und Rassist war, der in den 20er Jahren der NSDAP beitrat und das der Tag der Aufführung der 68. Jahrestag der Reichspogromnacht ist. Einige Leute ließen es nicht auf sich sitzen und verteilten an die BesucherInnen Flugblätter. Mit den Flugblättern wurden die Leute über die wahre Identität des Nazi-Dichters und die regionale Naziszene aufgeklärt. Aufruhr gegen den Nazi Emil Strauß

Vorwort

Das Kulturhaus Osterfeld stellt am 10. November 2006 die neue Produktion ''Pforzheim in Aufruhr'' vor. Es handelt sich um ein ''Schauspiel nach dem Roman ‚Der nackte Mann’ von Emil Strauß''. Eigentlich nichts verwerfliches, wäre da nicht die Erkenntnis, dass Emil Strauß ein fanatischer Antisemit und Rassist war, der in den 20er Jahren der NSDAP beitrat und das der Tag der Aufführung der 68. Jahrestag der Reichspogromnacht ist. Für eine Legitimation des Stücks weist das Kulturhaus Osterfeld in einem Flugblatt explizit darauf hin, dass der Roman ''Der nackte Mann'' von Emil Strauß 1912 erschienen ist und das Emil Strauß nicht freiwillig der NSDAP beigetreten ist. In der Zeit vor 1914 soll Emil Strauß laut dem Kulturhaus Osterfeld frei von Merkmalen nationalsozialistischer Ideologie gewesen sein. Aber historische Quellen belegen, dass Emil Strauß schon lange vor 1914 ein überzeugter Judenhasser, Rassist und typischer Deutsch-Nationaler war. Trotz einer Welle von Protestbriefen will das Kulturhaus Osterfeld dieses Stück aufführen.

Emil Strauß

Emil Strauß wurde am 31. Januar 1866 in Pforzheim geboren und ist am 10. August 1960 in Freiburg gestorben. Er war ein deutscher Dichter, der das städtisch-bürgerliche Leben verabscheute. Seine dichterische Sprache gründet tief in alemannischem Stammestum. Sein Stil war geprägt von Erfahrungen im alemannischen Raum und in Brasilien. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Emil Strauß ein Bewußtsein für Antisemitismus: ''Um 1890 herum, fiel mir Dührings ‚Judenfrage als Rassen-, Sitten- und Kulturfrage’ in die Hand''. In seinen Werken spiegelte sich schon lange vor 1914 sein überheblicher Rassenwahn: ''Seit ich in Brasilien bin, schätze ich den Stolz des Nordamerikaners gegenüber dem Nigger'', ''Es ist schon zuviel Vermischung, Rassenragout! Zu wenig Rassen- und Farbenstolz''. Farbige Mitmenschen wurden von ihm als: ''Zoologische Erscheinung'' und ''Affen'' bezeichnet. Am 20. April 1933, zu Hitlers Geburtstag, beschreibt Emil Strauß seinen Weg zu Hitler und zur NSDAP und sagt selbst, dass er schon früh Antisemit war: ''Drei Fragen haben mich von früh an beunruhigt: die Soziale, die Rassenfrage, und Deutschland''. Hermann Hesse schreibt 1960 über Emil Strauß: ''Seine Neigung zum Rassenhass, vielmehr seine aus Brasilien mitgebrachte arische Verachtung andrer Rassen, habe ich teils spät bemerkt, teils nicht ganz ernst genommen. Bald darauf ging er zu Hitler. Es war nicht so, wie Sie es sehen, dass die Nazis sich ihn geholt hätten, er ging gute zehn Jahre vor 33 ganz aus eigenem Antrieb begeistert mit.'' (Brief von H.H. an Werner Weber 14.8.1960)

9./10. November: Jahrestag der Novemberpogrome

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ereigneten sich im Deutschen Reich die Novemberpogrome. Die Pogrome (auch ''Reichskristallnacht'' oder ''Reichspogromnacht'' genannt) waren eine vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Zerstörung von Leben, Eigentum und Einrichtungen der Juden im gesamten Deutschen Reich.

Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Tod getrieben. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Fast alle Synagogen und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört. In Pforzheim wurde beim Novemberpogrom 1938 die Synagoge am Morgen des 10. November von SA-Männern und anderen NSDAP-Partei-Mitgliedern in Zivil geplündert und zerstört. Am Vormittag wurden noch vor 9 Uhr die Fenster eingeschlagen, Gebetbücher, Torarollen und Kultgegenstände in den Mühlkanal geworfen. Wegen der Gefahr für die umliegenden Häuser wurde in der Synagoge nur eine "kleine Sprengladung" gezündet. Das Synagogengebäude musste 1939 auf Kosten der jüdischen Gemeinde in Höhe von 7.000 RM abgetragen werden. Die Pogrome markierten für alle Zeitzeugen sichtbar den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust an den europäischen Juden mündete.

Nachwort

Eine solche Aufführung, die Rassismus und Antisemitismus verharmlost, darf in einer Zeit, wo Parteien aus der extremen Rechten in die Parlamente einziehen, wo rechtsradikale Straftaten immer mehr zunehmen und wo neonazistisches Gedankengut immer weiter in die Mitte der Gesellschaft getragen wird, nicht als Normalität hingenomen werden. Insbesondere in Pforzheim, wo seit geraumer Zeit eine feststrukturierte Naziszene vorzufinden ist. Seit 1994 glorifizieren jährlich auf dem Pforzheimer Wartberg am 23. Februar etwa 100-150 Neo-Nazis mit Fackeln den Nationalsozialismus. In Pforzheim/Enzkreis werden jährlich bis zu 5 Rechts-Rock-Konzerte mit etwa 100-200 Besuchern organisiert. Dabei werden schonunglos rechtsradikale Parolen skandiert und der Hitlergruß gezeigt. Die NPD-Pforzheim veranstaltete in den letzten Jahren mehrere Saalveranstaltungen mit NPD-Prominenten. Im Gemeinderat sind die Republikaner mit 2 Sitzen vertreten. Neonazis verteilen rechtsradikale Flugblätter an Schulen und organisierten kameradschaftliche Grillabende und Sportevents.

Wehret den Anfängen!
Gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus!
Für ein weltoffenes Pforzheim!

V.i.S.d.P. B. Nett Sonnenstr. 75 75175 Pforzheim
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Ergänzungen

Pforzheim's Söhne & Töchter

informanto 12.11.2006 - 12:27
Die Stadt Pforzheim scheint es nicht für nötig zu halten, sich von berühmten Nazi-Pforzheimern zu distanzieren. So werden auf der offiziellen Internet-Seite der Stadt Pforzheim u.a. Emil Strauß und Fritz Todt aufgelistet. Letzterer war SA-Gruppenführer und ab 1940 Reichsminister für Bewaffnung und Munition. Bei einer Aktion der Pforzheimer Zeitung im Februar 2004 unter dem Motto "unsere Besten aus Pforzheim" wurde der Hitler-Freund Fritz Todt von den Pforzheimern in die Hitliste der "berühmtesten Pforzheimer" gewählt. Er landete auf Platz 14 mit 1,3 Prozent der Stimmen. Außerdem wurde in Pforzheim eine Straße nach Emil Strauß genannt. Die sog. Emil-Strauß-Str. ist in der Nordstadt. Nicht weit davon entfernt ist eine Auguste-Supper-Straße. Die in Pforzheim geborene Schriftstellerin Auguste Supper war eine Hitlerverehrerin und heftige Antisemitin. Ebenfalls wie Emil Strauß wurde sie Anhängerin des NS-Reiches. In Stuttgart wurde "ihre" Straße deshalb wieder umbenannt.

Pforzheimer CDU wie rechts bist du !

informanto sein freund 12.11.2006 - 12:30
Nich zu vergessen ist noch das Verbot einer Antifaschismus-Ausstellung im "Kulturhaus Osterfeld" im Februar 2003.Diese brachte der CDU-Pforzheim-Chef und Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg Stefan Mappus höchst persönlich zu Fall. Stattdessen organisierte Mappus, der gerne das Nazi-Wort ''Endlösung'' benutzt, eine Veranstaltung über Linksextremismus in Vaihingen an der Enz. Stefan Mappus soll auch ein ehemaliges Mitglied der rechtsextremen französischen "Front National" in den Pforzheimer Parteivorstand "gehievt" haben. Diese Wahl war nachträglich vom CDU-Bezirksparteigericht für ungültig erklärt worden. Parteikollegen werfen Mappus vor, neben "unsauberen Methoden" auch eine zu starke Nähe zu "Rechtsaußen-Figuren" zu pflegen.

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