Internationale Blockade der UAA Almelo/NL

SOFA Münster 09.11.2006 02:51 Themen: Atom
Zwei Tage nach der Blockade der Urananreicherungsanlage Gronau fand gestern Morgen eine internationale Blockade der UAA Almelo, ca. 35 km westlich von Gronau in den Niederlanden, statt. Rund ein Dutzend russische, niederländische und deutsche AtomkraftgegnerInnen versperrten die Hauptzufahrt der UAA mit Transparenten. Der Werksverkehr musste daraufhin abdrehen.
Seit einigen Tagen ist eine russische Delegation von "Ecodefense!" in Gronau zu Gast, um gegen den Atommüllexport aus Gronau nach Russland zu protestieren. Die Betreiberin Urenco schmeißt auch den anderen Anreicherungsladen in Almelo und auch von dort geht abgereichertes Uran als Müll nach Russland. Was lag da näher, als auch die andere Urenco-Filiale in Almelo zu besuchen. Prompt waren auch zwei Zeitungen und ein Online-Radio vor Ort und berichteten. Unter  http://www.fotoraaf.nl sind einige schöne Bilder mit Text von der Aktion zu finden.
Die Polizei interessierte sich nicht besonders für die Aktion und wünschte allen noch einen schönen Tag. Die Aktion zeigte, wie leicht sich grenzüberschreitende Aktivitäten entwickeln lassen, um den Druck auf die Urenco zu erhöhen!

Am Nachmittag ging es dann gleich in Gronau weiter: Bürgermeister Holtwisch (CDU) empfing die Ecodefense-Delegation für ein anderthalbstündiges Gespräch im Rathaus. Dabei erklärte er wörtlich, die Gronauer Stadtregierung übernehme die "moralische Mitverantwortung" für die Lagerung des Atommülls in Russland, auch Urenco trage eine moralische Verantwortung. Man wolle sich auch nicht hinter dem genehmigenden Bundesausfuhramt verstecken. Was daraus allerdings konkret zu folgen hätte, sagte er nicht. Er wollte nicht mal den Stadtrat über das Gespräch informieren.

Interessant war es aber trotzdem: Urenco bestätigte dem Bürgermeister in einem Telefonat am selben Tag, dass das abgereicherte Uran auf dem Weg zum Ural im Hafen von St. Petersburg zu russischen Eigentum werde. 90% des angelieferten UF6 bleibt in Russland. Und die Urenco entblödete sich wieder nicht zu behaupten, sie wisse nicht, was mit dem Uran in Russland passiert. Andererseits behauptet die Urenco, dass das Uran zur Abreicherung von hochangereichertem Uran dient. Die Urenco weiß nix?? Auf jeden Fall kommt das Uran - zum allergrößten Teil - nicht zurück nach Gronau

Ecodefense lud den Bürgermeister und den Stadtrat nach Ekaterinburg und Tomsk ein, wo die betroffenen russischen Atomfabriken stehen, die das Gronauer Uran aufnehmen. Trotz "moralischer Mitverantwortung" wollte der Bürgermeister die Einladung nicht annehmen. Da sei dann doch die Urenco der richtige Ansprechpartner. Das Geld von Gronaus größtem Steuerzahler nimmt die Stadt allerdings ohne Rückfragen gerne.

Aber immerhin: In der Lokalzeitung wurde schon zweimal fett und sympathisch berichtet und der Bürgermeister muss sich mit Urenco doch mal intensiver beschäftigen. Die Urenco ist diese Woche total in die Defensive geraten. Und heute wird "Ecodefense!" auch noch Strafanzeige gegen Urenco wegen Verdacht auf illegalen Atommüllexport nach Russland stellen.

Deshalb mischt mit und gönnt der Urenco keinen ruhigen Schlaf!
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