Echte oder falsche Diktatoren?

Ralf Streck 22.10.2006 21:53 Themen: Antifa Weltweit
Erneut sind gefälschte Fotos vom Treffen zwischen Franco und Hitler aufgetaucht. Es wurde erneut klar, dass auch schon vor den Zeiten des Photoshop fleißig an Bildern herumgebastelt wurde, um die Wahrheit zu verfälschen oder aufzuhübschen. So sind erneut Fotos aufgetaucht, die von der spanischen Nachrichtenagentur EFE 1940 bearbeitet wurden, um das Treffen zwischen den Diktatoren Adolf Hitler und Francisco Franco in ein positiveres Bild zu rücken. Schon vor sechs Jahren waren davon Fälschungen aufgetaucht.
Die spanische Nachrichtenagentur EFE ( http://www.efe.es) hat mitgeteilt, in der Agentur seien Bilder vom Treffen zwischen Hitler und Franco gefälscht worden. Die Bilder waren nach der Begegnung der beiden Diktatoren am 23. Oktober 1940 in Umlauf gebracht wurden. Die Fälschungen, so die einstige Nachrichtenagentur des Regimes, seien im Rahmen der Digitalisierung des Fotoarchivs als solche erkannt worden.

Dabei sei man auf originale Negative gestoßen. So zeigt sich, dass auf einem der damals veröffentlichten Bilder die beiden Diktatoren vor einem Bild eines stehenden Zugs auf dem Bahnsteig von Hendaia montiert wurden, wo sie lachend zusammenzustehen scheinen. Hier am Grenzort des besetzten Frankreichs zum Spanien, dessen Putschtruppen ein zuvor der Republik endgültig den Garaus gemacht hatten, fand die Begegnung statt. Auf dem zweiten Bild, wurde Franco aufgehübscht, Den Propagandisten gefiel dessen verkrampfte Kopfhaltung mit geschlossenen Augen nicht. So wurde die Schere angesetzt und das Foto mit einem Gesichtsausdruck versehen, wo er freundlicher wirkt und mit Hitler den Blick nach vorne richtet.

Es ging den Propagandisten darum, dass beide nach diesem als "historisch" betitelten Treffen ihren Blick vorne in die gemeinsame Zukunft richten. Der Spanier sollte eben nicht, vor dem was da wohl kommen sollte, die Augen verschließen. Im Hintergrund gelang es dem verärgerten Hitler nicht, Spanien zur direkten Beteiligung am Krieg der Achsenmächte zu gewinnen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Franco-Diktatur).

Die Nachrichtenagentur stellt heraus, und wird darin von allen großen Tageszeitungen bestärkt, die Geschichte sei damit nicht verfälscht worden. Darin sind sich ausnahmsweise sogar die konservative Zeitung El Mundo ( http://www.elmundo.es/elmundo/2006/10/16/espana/1161022662.html) einig mit der El Pais der Sozialisten (PSOE), die das Thema kurioserweise im Kulturteil ( http://www.elpais.es/articulo/cultura/Fotografias/historicas/trucadas/elpporcul/20061016elpepucul_2/Tes/) abhandelt.

Solche Äußerungen waren im Rahmen der aufgehübschten Bilder im Libanonkrieg nicht zu lesen ( http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=%2Ftp%2Fr4%2Fartikel%2F23%2F23280%2F1.html). Auch damals waren sich beide Zeitungen einig uns sprachen im Titel von "manipulierten Bildern". Warum das Franco-Regime genau diese Bilder so veröffentlicht haben wollte, statt der Originale, was also der Bewegrund für die Fälschungen waren, dieser Frage wird nicht nachgegangen. So zeigt sich erneut, wie schwer man sich 31 Jahre nach dem Tod des Diktators in Spanien noch mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte tut und lieber weiter nach der Devise "Schwamm drüber" gehandelt wird ( http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=%2Ftp%2Fr4%2Fartikel%2F23%2F23273%2F1.html). Während sich die Erben der Diktatur weiter weigern sich von der Diktatur zu distanzieren, ( http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=%2Ftp%2Fr4%2Fartikel%2F15%2F15501%2F1.html) herrscht bei den regierenden Sozialisten weiter die Devise "Schwamm drüber" vor.

Mit den neuen Funden ist klar, dass im Hause EFE systematisch dieser Event gefälscht wurde. Schon 2000 war deutlich geworden, dass ein weiteres veröffentlichtes Bild gefälscht wurde. Darauf hatte Franco den Blick gesenkt und den Arm nicht zum Gruß ausgestreckt. Das musste natürlich berichtigt werden. So ist erneut klar, dass der Fotojournalismus auch schon vor der digitalen Fotografie erheblichen Manipulationen unterlag. ( http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=%2Ftp%2Fr4%2Fartikel%2F23%2F23301%2F1.html). Die neuen Funde könnten als Anlass dafür genommen werden, die systematischen Fälschungen in der Diktatur endlich zu untersuchen.

© Ralf Streck, Hendaia den 20.10.2006
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Ergänzungen

Veranstaltungen zum Thema

Ralf 22.10.2006 - 22:19
Der spanische Staat und das Baskenland heute

Scharfe Repression contra emanzipatorische Bewegungen, die Linke und den
Antifaschismus! 40 Jahre währte die faschistische Diktatur in Spanien. Mit
Hilfe des deutschen Nationalsozialismus und des italienischen Faschismus
etabliert und nach dem 2. Weltkrieg als antikommunistischer Bündnispartner
durch die westlichen „Demokratien“ und die NATO wohl gelitten - 40
prägende Jahre.
Vor über 30 Jahren starb der Diktator Franco. Seitdem zählt Spanien zu den
europäischen „Demokratien“. Inklusive politischer Gefangener!
Mehr als 700 politische Gefangene aus dem Baskenland sitzen im Moment
verstreut über ganz Spanien in über 80 Gefängnissen ein. Die Trennung der
Gefangenen voneinander, seit 1978 eine systematische Praxis, soll der
Isolierung und Schwächung von Knastkollektiven dienen.
In den letzten sechs Jahren wurde versucht die gesamte baskische
Unabhängigkeitsbewegung in die Illegalität zu drängen und die Menschen
wurden ihrer demokratischen Rechte beraubt. Verbote von Parteien,
Zeitungen und Organisationen, Razzien und Folter an Verhafteten stehen
genauso weiter auf der Tagesordnung, wie Verhaftungswellen,
Demonstrationsverbote und brutale Angriffe auf protestierende Menschen.
Auch sieht die Situation in den anderen Teilen Spaniens sieht nicht besser
aus; die Repression trifft jede linke emanzipatorische Bewegung,
Antifaschisten, Anarchisten oder die Häuserkampfbewegung.
Dies alles ist ein Erbe der Diktatur des "Generalísimo" Franco. Und heute
noch liegen Zehntausende Opfer in Massengräbern verscharrt. Den Opfern und
ihren Angehörigen wird weiter die moralische Rehabilitation verwehrt,
während die Täter und ihre Nachfahren unangetastet blieben und bis heute
in höchsten Ämtern sitzen.
Neben der Beleuchtung der aktuellen Repression, wird es auf der
Veranstaltung natürlich auch um die Ursachen und Hintergründe gehen:
Welche emanzipatorischen und linken Bestrebungen gibt es überhaupt in
Spanien?
Welche Kämpfe um gesellschaftliche Partizipation, Macht- und
Reichtumsverteilung gibt es? Welche Rolle spielt noch der Antifaschismus?
Fragen, die der gut informierte freie Journalist Ralf Streck zu
beantworten sucht.
Infoveranstaltung im Rote Hilfe Café in der B5
Mittwoch, 25. Okt. 2006 – 19.30 Uhr
Brigittenstr. 5 (Hamburg / St.Pauli)
VoKü ab 19.00 Uhr

Spanien heute - emanzipatorische Bewegungen, Linke, Antifaschismus

Veranstaltungsreihe 70 Jahre Spanischer Bürgerkrieg
( http://www.bahnhof-langendreer.de/+++2006%20Spanien.htm)

40 Jahre währte die faschistische Diktatur in Spanien. Mit Hilfe des
deutschen Nationalsozialismus und des italienischen Faschismus etabliert
und nach dem 2. Weltkrieg als antikommunistischer Bündnispartner durch die
westlichen „Demokratien“ und die NATO wohl gelitten. 40 prägende Jahre.
Vor 30 Jahren verstarb der Diktator Franco. Seitdem zählt Spanien zu den
„Demokratien“.
Wie sieht dieses Land von innen aus. Welche emanzipatorischen und linken
Bestrebungen gibt es dort? Welche Kämpfe um gesellschaftliche
Partizipation, Macht- und Reichtumsverteilung gibt es? Welche Rolle spielt
noch der Antifaschismus?
Ralf Streck arbeitet als freier Journalist in Donostia – San Sebastian

AZZONCAO Fr. 27.10.19:30 h Raum 6 Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Auch in Barnstorf

Ralf 23.10.2006 - 08:59
Auch in Barnstorf findet am Donnerstag, dem 26. Oktober 2006, um 20.00 Uhr im
Internationalen Cafe in der Bahnhofstr. 10, in Barnstorf die VA statt. Der Eintritt ist frei. Veranstalter, das Antiquariat Leseratte, Barnstorf, und die Gruppe Bewegung 18. Oktober.

Arbeitskämpfe im Baskenland VAs

Pauli 24.10.2006 - 08:25
VERANSTALTUNGSREIHE 30.10.-2.11.
Streiks und wilde Arbeitskämpfe bei VW in Pamplona/Baskenland

Berlin, Montag, 30. Oktober 2006, 20 Uhr, IG-Medienhaus, Dudenstraße 10,
U-Bhf Platz der Luftbrücke (Antifaschistische Linke Berlin ::[ALB]::)

Hamburg, Dienstag, 31. Oktober 2006, 19.30 Uhr, B5, Brigittenstraße 5,
Reihe: Inetrnationalismus und Widerstand (KARAWANE für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen)

Braunschweig, Mittwoch, 1.11.2006, 19 Uhr, DGB-Haus, Wilhelmstraße 5,
(Hermann-Bode-Club und Konfrontation-Gruppe für eine kämpferische
Betriebspolitik)

Nürnberg, Donnerstag, 2.11.2006, 19.30 Uhr, Stadtteilzentrum DESI,
Brückenstraße 23 (Radikale Linke)

Diskussionsveranstaltung mit Benito Uterga (Arbeiter/Delegierter der
linken Basisgewerkschaft LAB) und Kollegen von VW-Niedersachsen
(Konfrontation-Gruppe für eine kämpferische Betriebspolitik)

Berlin, Montag, 30. Oktober 2006, 20 Uhr, IG-Medienhaus, Dudenstraße 10,
U-Bhf Platz der Luftbrücke (Antifaschistische Linke Berlin ::[ALB]::)

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Der baskische Konflikt wird seit die spanische Regierung mit der ETA
spricht, wieder mit etwas mehr Interesse verfolgt. Was allerdings nach wie
vor kaum wahrgenommen wird, ist, dass das Baskenland auch ein Ort starker
sozialer Auseinandersetzungen und linker Basisbewegungen ist.

Im baskisch-spanischen Volkswagen/SEAT-Werk von Irunea (Pamplona) wurde
2006 über Monate ein Arbeitskampf geführt - und zwar gegen die offizielle
Gerwerkschaftsvertretung von UGT und CCOO. Die Kämpfe richteten sich gegen
den vom Konzern angestrebten Umbau: Verlängerung der Arbeitszeiten,
"Flexibilisierung" von Beschäftigungsverhältnissen, Stellenabbau.

Wesentlich getragen wurde der Widerstand von der linken Basisgewerkschaft
LAB, die in den frühen 1980er Jahren aus einer Farbikkomitee-Bewegung
hervorgegangen ist und als Batasuna-nah gilt.

Mit dem LAB-Vertretern Benito Uterga und Mikel Ansa und einem Kollegen von
Volkswagen in Niedersachsen wollen wir darüber diskutieren, was
transnationale Unternehmen heute als Umstrukturierung betreiben und wie
sich ihre Strategien stoppen lassen. Wie können Kämpfe auch aus
Minderheitenpositionen heraus geführt werden? Wie kann internationale
Solidarität aussehen? ist eine andere, linke Gewerkschaftsarbeit möglich?

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