Die Geschichte einer missglückten Kampagne

Morbus Clone 30.09.2006 15:50 Themen: Kultur
Mobilfunkkritische Aktivisten haben sich in einer populistischen Kampagne gegen einen Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation WHO versucht. - Der Vorgang wirft ein Licht auf die Praktiken einer Szene, die mit Angriffen auf Personen ebenso wenig zimperlich ist, wie sie ihren einseitig selektiven Umgang mit wissenschaftlichen Studien pflegt.
Das irrationale Wesen extremer Weltanschauungen geriert sich häufig in der Neigung zur persönlichen Herabsetzung. Mit der Person hofft man, gleichzeitig das Gegenargument zu eliminieren. Der Angriff auf die These wird gleichzeitig zu einer belästigenden und die persönlichen Grenzen überschreitenden Attacke auf die Person. Das Bestreben, die ungeliebte These des Andersdenkenden zu widerlegen, wandelt sich ins Irrationale, in den Wunsch, die Person selbst zu diskreditieren. Kampagnen gegen die Person nehmen bisweilen eliminatorische Züge an.

- Gegen Einschwörungen der Szene gewendet -

Mit einer im Internet eingestellten Petition(1) haben mobilfunkkritische Aktivisten(4) seit einiger Zeit versucht, dem australischen Wissenschaftler Mike Repacholi eine Aura des Unseriösen anzuhängen. Begleitend dazu lief seit rund zwei Jahren eine Internet- und Newsletter-Kampagne gegen Repacholi mit dem Ziel, diesen aus seinem Amt zu entfernen und dessen Ruf nachhaltig zu schädigen.

Der Wissenschaftler, der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis vor kurzem das "International Electromagnetic Fields Project" leitete und zu Fragen der Gesundheitsvorsorge Stellung genommen hatte, sah sich dem Unmut der mobilfunkkritischen Gemeinde ausgesetzt, weil er sich entschieden gegen einige Einschwörungen der Szene gewendet haben soll, die darauf hinauslaufen, den Einsatz der Mobilfunktechnik als Ursache eines phantasierten allgemeinen Niedergangs der Volksgesundheit zu verteufeln.

Dabei hatte man Repacholi ursprünglich als Mann des eigenen Lagers wahrgenommen, weil er in den späten Neunzigern für eine Studie über den Einfluss von hochfrequenter Strahlung auf das Wachstum von Tumorzellen bei Ratten verantwortlich gezeichnet hatte. Die Studie hatte einen solchen Einfluss geltend gemacht, eine spätere Studie hatte jedoch die Ergebnisse Repacholis, die ohnehin in der mobilfunkkritischen Szene in unverhältnismäßiger Weise propagandistisch ausgeschlachtet worden waren, nicht replizieren können - ein im Wissenschaftsbetrieb völlig normaler Vorgang, der naturgemäß die Anspruchshaltung der Anti-Mobilfunkszene an Wissenschaft nicht befriedigen kann. Im Lager der Mobilfunkkritiker wird Wissenschaft als eine Veranstaltung angesehen, die die Präsentation absoluter Wahrheiten zum Ziel zu haben hat.

Im verschwörungsgeprägten Weltbild der Mobilfunkkritiker galt der Wissenschaftler Repacholi damit als Überläufer, der von der Gegenseite gekauft worden sei.

- Totalitäre Sprache gegen Wissenschaft -

Repacholi wurde daraufhin im Internet und in Rundbriefen in sprachlich maßloser Art und Weise zu einer Art globalem Erzfeind hochstilisiert, der nicht weniger als "die Weltgesundheit" verletze, und zwar "in einem Maß, wie nie zuvor ein Feind die Welt gefährdet hat". Repacholi wolle "die Öffentlichkeit über die Gefahren dieser Technologie einschläfern", und überhaupt müsse sich die WHO darüber im Klaren sein, dass es um nichts Geringeres als "ein Verbrechen Ihres Angestellten an der Weltgesundheit" gehe, wenn Repacholis "gravierende Voreingenommenheit" thematisiert werden müsse. Verhalte der WHO-Mann sich doch "wie ein Chamäleon", dessen Auftreten "zu einem Vertreter der Mobilfunkindustrie" passe und insbesondere den "Elektrosensiblen" schade, die "von Repacholi nichts zu erwarten haben" und somit eine bedrohte Opfergruppe darstellen [Zitate lt. (2),(3)].

Der totalitäre Sprachstil intonierte eine intensive Internet- und e-mail-Kampagne, in deren Verlauf das ohne jeden Nachweis präsentierte, plakative Gerücht verbreitet wurde, dass Repacholi "Geld von der Industrie" angenommen habe. Ein inquisitorisch erhobener Vorwurf, auf den Repacholi überdies "bis heute nicht geantwortet" habe, wie in einer Art Wiederholungszwang immer wieder verbreitet wurde. Nun sind Wissenschaftler, die "Geld von der Industrie" nehmen, gar keine Seltenheit. Das aber ist ein Umstand, dessentwegen Wissenschaft unter Mobilfunkgegnern nicht den besten Ruf hat. Man wähnt allüberall Finanziers, die im Hintergrund die Fäden ziehen - der Vorwurf der (finanzierten) "Betreiberfreundlichkeit" wird folglich immer dann laut, wenn eine wissenschaftliche Studie den Alarmismus der mobilfunkkritischen Szene nicht bestätigen will, oder auch schon, wenn eine Studie überhaupt mit Industriebeteiligung erarbeitet wird. Hinzu kommt, dass der aufklärerische und damit grundsätzlich emanzipatorische Charakter des wissenschaftlichen Diskurses der Szene ohnehin suspekt ist.

Zeitweise drohte die Kampagne, an der sich jeder beteiligen konnte, der des e-mail-Versendens mächtig war, sogar innerhalb der Kritikerszene außer Kontrolle zu geraten. So soll die im Internet eingestellte Petitionsliste irgendwann einfach ohne Vorankündigung an die WHO abgesendet worden sein, mit den Namen der bis dahin Eingetragenen darauf, ohne klare Angaben über den genauen Adressaten. Dieser undisziplinierte Übermut hatte in der Szene dann doch zu Verstimmungen geführt.

- Prävention und ihre Gegner -

Was Repacholi jedoch in der verschwörungstheoretisch gefärbten Sprache der mobilfunkkritischen Szene bezüglich seiner Arbeit in der WHO vorgeworfen wurde, stellt sich bei näherem Hinsehen als das dar, was den Aufgaben einer Weltgesundheitsorganisation eigentlich würdig ist. Es geht zum Beispiel um eine Empfehlungsliste an Offizielle, Ärzte, Verbandsvertreter, und zwar darüber, wie mit irrationaler Mobilfunkangst umzugehen sei.

Den Angaben zufolge habe Repacholi und damit die Weltgesundheitsorganisation dafür plädiert, die Ängste von Personen, die sich durch Mobilfunkstrahlung geschädigt fühlen, nicht noch dadurch zu verstärken, daß man deren Angstrituale und Selbstvergewisserungen unterstützt und gutheisst. Von Strahlenmessungen in Häusern wird folglich abgeraten, ebenso vom Kauf unnützer Produkte, wozu zum Beispiel teure Hausabschirmungen zu zählen sind, mit denen angeblich schädliche Strahlung abgehalten werden könne. Die kostenträchtige Empfehlung solcher Maßnahmen läuft nämlich darauf hinaus, die Angstvorstellung von einer angeblichen kollektiven "Zwangsbestrahlung" bei den Patienten zu verstärken.

Die Repacholi zugeschriebene Aussage, "Es ist die Angst, EMF könnten schädlich sein, die die Symptome verursacht"(2), brachte die Anti-Mobilfunk-Szene dann vollends in Rage. Der Einwirkung unsichtbarer elektromagnetischer Felder (EMF) schreiben Mobilfunkkritiker nämlich nahezu jede Zivilisationskrankheit zu, die den modernen Menschen begleitet, vom Kopfschmerz über Schlaflosigkeit bis zum Brustkrebs.

Die simple Aussage, dass die Angst vor EMF selbst es sei, welche die Krankheit fördere, musste da provozieren. Diese Aussage befördert nämlich die mobilfunkkritischen Aktivisten aus der Position der leidenden Opfer in diejenige der Mitverursacher. Es sind die alarmistischen Behauptungen der Mobilfunkkritiker selbst, die Angst erzeugen und damit Angstvorstellungen in den Gemütern labiler Menschen verstärken, von Menschen also, die andersartige Hilfe nötig hätten als den "Beistand" von Leuten, die wiederum ihre eigenen Angstzustände in Propaganda verwandeln oder die mit dem Thema Geld verdienen.

- Opfergang statt Therapie -

Psychologische Beratung und Hilfe zu Rate zu ziehen - das ist naturgemäß für diejenigen Mobilfunkkritiker und "Betroffenen" nicht einsichtig, die sich auf ihre schlicht gehaltene Ansicht von vermeintlicher Ursache und Wirkung versteift haben. Monokausale Schlüsse sind allemal leichter zu akzeptieren als z.B. die Einsicht in die Notwendigkeit einer Psychotherapie, die u.U. dazu geeignet wäre, den wahren Ursachen von Angstzuständen auf den Grund zu gehen.

Wer jedoch nicht bereit ist, die eigene Persönlichkeit vor den Spiegel zu stellen, dem mag es folglich leichter fallen, sich als den Casus eines sogenannten "Elektrosensiblen" auszugeben, dessen Opfergang der gleiche ist, wie ihn Millionen andere Kranke zu durchleiden haben und die es folglich bezüglich der wahren Ursachen ihrer Leiden zu erwecken gilt.

Dazu passt auch der derzeit auf breiter Front unternommene Versuch, praktisch jede seit langem existierende Zivilisationskrankheit in das phantasierte Gesamtbild von einer allgemeinen "neuartigen" Strahlenkrankheit zu integrieren, als deren Opfer sich schliesslich jeder einzelne "Mobilfunkstrahlengeschädigte" fühlen soll.(4)

Die Flucht in den Verschwörungsglauben endet allerdings letztlich im Extremismus, und verbleibe er auch nur im Stadium geistiger Manifestation. Der propagandistische Charakter mobilfunkkritischer Kampagnen indiziert die Bereitschaft, auch einen Schritt weiterzugehen, wie die Vorgehensweise gegen die Person Repacholis exemplarisch zeigt.

Wenn das gegnerische Argument nicht entkräftet, nicht widerlegt werden kann, dann sucht sich der Extremist die Person. Dieser Mechanismus funktioniert auch mit "der Politik", "der Wissenschaft", "den Anwälten" - um der rationalen Auseinandersetzung auszuweichen, sind insbesondere intellektuelle Berufe und damit deren Träger stets das Ziel von Hohn, Spott und Aggression gewesen. Die Geschichte des totalitären Denkens, gleich ob es sich völkisch, esoterisch, wissenschafts- oder intellektuellenfeindlich nuanciert, liefert in dieser Hinsicht genügend konsistentes Material.

Die Kampagne gegen einen Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation, in deren Verlauf selbsternannte "Elektrosensible" diesen öffentlich und in sprachlich maßloser Art und Weise eines "Verbrechens" beschuldigt haben, trägt ebenjenen wissenschafts- und intellektuellenfeindlichen Charakter.

Die Akteure hatten damit allerdings wenig Erfolg. Die zweijährige, aggressive Kampagne ist von internationaler Presse und Medien weitgehend unbeachtet geblieben. Dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil deren ordinärer Charakter bei näherem Hinsehen allzu offensichtlich gewesen ist.

...

Hinweise:
(1) Titel: Remove Dr. Mike Repacholi as General Coordinator "International Electromagnetic Fields Project" siehe unter  http://www.thepetitionsite.com/takeaction/409444403?ltl=1123880420
(2) Siehe:  http://www.gigaherz.ch/973/
(3) Siehe:  http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_05/repacholi/repacholi.html
(4) Siehe Beitrag "Das Erzeugen von Angst als Methode" unter  http://de.indymedia.org/2006/09/156648.shtml
(Alle Links Stand Download 18.9.2006)
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Ergänzungen

hochfrequente strahlung

h 02.10.2006 - 00:18
es ist wahr, es kommt nicht alles und ausschliesslich vom mobilfunk (dect-telefone funktionieren genauso)aber, elektrosensible als "psychisch" kranke darzustellenstellen, entspricht genau der herrschenden linie.
das kennen wir doch schon von anderer seite, wo raf lern auch unterstellt wurde, "sie seinenpsychisch krank."

was sagt denn dieser mensch dazu, wenn eine in den bereich von hochfrequenz kommt und sie b l a u e hände bekommt, ebenso ihre oberschenkel. alles eingebildet?
wenn eine, die sehr viel mit ihrem handy telefoniert auf einmal einen epileptischen anfall nach dem anderen bekommt?
wenn einer immer wieder kopfschmerzen bekommt, wenn er lange telefoniert hat?
wenn immer mehr menschen um eine handystation schlafstörungen, konzentrationsstörungen, allergien und viele andere befindlichkeitsstörungen bekommen?
alles eingebildet?

es gibt seit langem eine studie dazu, die belegt, das im nahen umkreis von handystationen die brustkrebsrate um das fünfache gestiegen ist, so dass brustkrebs schon als "biomarker" genannt wird.(zynischer geht es wohl nicht)

tatsache ist, dass hochfrequente gepulste strahlung unserer gesundheit erheblich schadet. sie greift das nervensystem an und zerstört nervenzellen. sie beeinflusst uns und greift in unser gesamtes nervensystem ein, denn dieses arbeitet auch mit elektrischen strömen, aber eben nur ganz ganz geringen. sie zieht uns das calcium aus den zellen und sorgt damit für ein rasantes ansteigen von allergien bis zum zusammenklappen des immunsystems.
im übrigen, die umts-technologie arbeitet auf der frequenz unseres gehirns. niemand weiss, was das bedeutet, aber die brd hat mal eben nen vertrag mit siemens abgeschlossen und ein neues gesetz auf den weg gebracht, in dem festgeschrieben wird, dass alle 400 m so ein mast stehen soll.
wer profitiert hier von wem?

der sogenannte kindstot tritt übrigens immer häufiger auf, selbst bei erwachsenen wird er so genannt: aber wieso stirbt ein junger erwachsener einfach mal so mit herzstillstand ohne vorherige krankheit? auch einbildung?

wer nicht glaubt, was längst bewiesen ist, aber nicht sein darf, weil sich dahinter eine enorme industrielobby verbirgt, der oder die lese doch einmal z.b. das buch von wolfgang maes "stress durch strom und strahlung". es gibt durchaus noch andere gute bücher, wissenschaftlich belegte bücher.

ich finde es unfassbar, dass ich nun schon den zweiten artikel bei indymedia finde, der derart industriefreundlich ist. was hier gerade stattfindet, ist ein feldversuch an unseren kindern, die am meisten davon betroffen sein werden.
diese gesellschaft schafft sich selbst ab durch bestrahlung, schwermetalle und millionen toxischer stoffe, von denen die wenigsten getestet sind.

irgendwann erübrigt sich die revolution, schade.
h

Elektrosensibilität nicht nachweisbar

BenKa 02.10.2006 - 12:40
Elektrosensibilität ist in Blindversuchen nicht nachweisbar. Das heisst, man kann nicht davon ausgehen, dass jemand, der "elektrosensible" Symptome zeigt, diese von einer Funkstrahlung usw. bekommt. Diese Aussage versteht allerdings nur, der weiss, wovon bei "Blind" bzw. "Doppelblind" Versuchen die Rede ist.

Psychosomatische Ursachen sind da wahrscheinlicher. Angst macht krank, das ist eine uralte Menschheitserfahrung.

Wer die Ursachen für seinen Stress der "Strahlung" zuschreibt, und darüber die wahren Ursachen vernachlässigt, lebt gefährlicher als er glaubt. Vielleicht müsste er seinen Arbeitsplatz, seinen Chef oder seine sonstigen Lebensumstände ändern, aber das ist bei Leuten, die sich lieber in ihre Opferrolle einbetten möchten, als sich z.B. gesellschaftlich zu engagieren, wohl zuviel verlangt. Echtes soziales wie individuelles Lernen macht nun mal Mühe und bereitet oft unangenehme Einsichten - mit der Esoterik lebt sich's da eben einfacher. Wenigstens eine Zeit lang.

Doch kein Brustkrebs

Quarks 02.10.2006 - 21:44
Zur Aussage:

„es gibt seit langem eine studie dazu, die belegt, das im nahen umkreis von handystationen die brustkrebsrate um das fünfache gestiegen ist“

Dass es bezüglich Krebsfällen wie auch übrigens zur Zuckerkrankheit, zu Haarausfall oder Neurodermitis zu örtlichen Clustern kommt, ist nichts Neues. Krankheiten sind nicht ortszellengenau über das Land verteilt. Dass es eine Häufung solcher Cluster um Sendemasten gibt, dafür sollte man allerdings Beweise beistellen, wenn man dies schon behauptet.

Hier jedenfalls ist eine gegenüber der obigen Aussage gegenteilige und noch sehr aktuelle Meldung über eine jüngere Studie zu lesen, die eine Studie zu Brustkrebs betrifft: „Schweden: Doch kein Brustkrebs
durch schwache Magnetfelder“; siehe:
 http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_05/Brustkrebs/brustkrebs.html

Zur Aussage:

„ich finde es unfassbar, dass ich nun schon den zweiten artikel bei indymedia finde, der derart industriefreundlich ist“

Obiger Artikel ist kein „industriefreundlicher“ Artikel, sondern thematisiert eine (weil auf eine Person gemünzte) rechtspopulistische Kampagne. Die Kritik an den herrschenden Verhältnissen und hier im besonderen an der Praxis und Ökonomie der Mobilfunkfirmen jedoch, sie kann und muss auf solche reaktionäre Methoden verzichten, will sie ernstgenommen sein.

indywellen

Helmut Breunig 20.10.2006 - 19:44
http://www.izgmf.de/scripts/forum/board_entry.php?id=8613&page=0&order=last_answer&descasc=DESC&category=0

Auswirkungen von Feldern auf Kresse

Forscher 21.10.2006 - 07:48
Wir haben in der Schule damals ein Jugend Forscht Projekt gemacht.
Um hier nicht die 30 Seiten Dokumentation zu bringen, hier eine kurze Zusammenfassung:
Wir haben die Auswirkungen elektrischer und elektromagnetischer Felder auf das Wachstum von Kresse untersucht.
In vier seperaten Testläufen an unterschiedlichen Orten (Schule, Zuhause, Bezirkswettbewerb Jugend Forscht, Landeswettbewerb Jugend Forscht) konnten wir übereinstimmende Abweichungen in der Keimrate bei Kressekulturen feststellen. Die Kressekulturen die elektrischen Feldern von 26,7V/cm ausgesetzt waren, hatten eine um 10-20% gesenkte Keimrate und Wachstumsintensität (Länge). Bei elektromagnetischen Feldern (induziert durch Spulen in verschiedenen Größen) konnten wir trotz unterschiedlicher Feldstärken keine Unterschiede zu den Vergleichskulturen feststellen.
Wir erhielten "nur" den zweiten Platz im Landeswettbewerb nach einer dubiosen Umgruppierung einer anderen Gruppe in unseren Bereich, die die Auswirkungen der Loveparade auf den Tiergarten untersuchten.

Übrigens, dass mit den "elektrosensiblen" Menschen und blauen Gliedmaßen klingt nach unwissenschaftlichen Grüchten. Selbstverständlich kennt keiner den mit den siche verfärbenden Gleidmaßen, aber jeder hat von ihm gehört... Einbildung ist halt auch ne Bildung und kann sogar Krankheitsursache sein.

Die Neigung zur Denunziation

Morbus Clone 21.10.2006 - 13:20
Die auf der bekannten Mobilfunkgegnerseite IZGMF(*) unter dem Link...

 http://www.izgmf.de/scripts/forum/board_entry.php?id=8613&page=0&order=last_answer&descasc=DESC&category=0

...getroffenen Aussagen beziehen sich auf den obigen Artikel und illustrieren ihn zugleich treffend: "Dass dieser Abgesang auf M.R. ausgerechnet von dieser Seite (indymedia) kommt, ist obskur", wird dort behauptet.

In der Mobilfunkgegner-Szene ist die Neigung, nicht den Vorgang zu kritisieren, sondern statt dessen die Person anzugreifen, an vielen Stellen erlebbar. Die Repacholi-Kampagne ist dafür nur ein, wenn auch wegen der Popularität hervorstechendes, Beispiel.

Vielfach erkennbar ist das Bedürfnis, die Namen hinter den Betreibern von Webseiten oder hinter Beiträgen zu veröffentlichen. Auf diesem Wege, garniert mit im Verschwörerton präsentierten wolkigen Vermutungen, wird die Denunziation der Person eingeleitet. Es soll nicht um das vermittelte Wort, das Argument, die Aussage gehen. Es soll gegen die Person gehen.

Abstrus und zugleich verhetzend ist darüber hinaus die im verlinkten Beitrag angewendete Methode, die wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass Niedrigstrahlung körperimmanente Heilungskräfte in Gang zu setzen vermag, in einer Weise zu präsentieren, als werde dadurch der Tschernobyl-Gau gerechtfertigt. Auch die Präsentation eines durch die Tschernobyl-Strahlung schwer geschädigten Kindes im Zusammenhang mit der Diskussion um die angebliche Gefahr des Mobilfunks liegt auf dieser Wellenlänge rechtsextrem verhetzter Diskussionskultur. Es ist, nebenbei bemerkt, ein maßloser Vergleich.

Dies nämlich macht den Unterschied aus - zwischen linker Wissenschaftskritik auf der einen, und rechtem, wissenschaftsfeindlichem Populismus auf der anderen Seite:

Die Linke kritisiert die Verhältnisse, diskutiert etwa, wenn nötig am Beispiel Mobilfunk (es gibt allerdings interessantere Beispiele), den dahinterstehenden Ökonomismus. Dies im Bewusstsein, dass unter dem Prinzip der kapitalistischen Wirtschaftsweise Zwänge auf die Gesellschaft wirken, die nicht von einzelnen Personen oder Personengruppen initiiert worden sind. Die Linke legt an ihre Analyse wissenschaftliche Maßstäbe an.

Die Rechte hingegen kritisiert nicht die Verhältnisse, sondern ist stets auf der Suche nach personifizierten Schuldigen, nach "Lobbys" (ein Lieblingswort in den Veröffentlichungen der Mobilfunkgegnerszene), nach Geldgebern und Banken. Die Rechte seziert die Gesellschaft also nicht analytisch. Sondern sie inszeniert letztlich das Bauchgefühl des Kleinbürgers, der sich stets nach oben (wo er die "Drahtzieher", die "Lobbys" wähnt) wie nach unten (wo die "Unterschicht" ihren Sitz zu haben hat) abgrenzen muss, um sich die eigene Identität zu bewahren. Wohin diese Sicht der Dinge führt, kann man sich ausrechnen. Verschwörungstheorien sind niemals harmlos, sind es nie gewesen.

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(*) IZGMF ist übrigens unter der Mobilfunkgegner-Seiten eine der besser moderierten Seiten, dies soll nicht versäumt sein mitzuteilen.

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