Rechtsextremisten stören Aktion der Jusos

Kerstin Spriesterbach 30.08.2006 17:34 Themen: Antifa
Entlarven konnten die Jusos mit ihrer berlinweiten Plakat-Aktion „Berliner Weiße mit Schuss“ die NPD und die Republikaner. Beide Parteien haben anlässlich der Berlinwahl am 17. September die Stadt untereinander aufgeteilt: während die NPD vor allem im Osten Berlins antritt, wollen die Republikaner mit ihren üblichen Parolen im Westen den Einzug in die Bezirksparlamente schaffen.
Obwohl beide Parteien zu einer demokratischen Wahl antreten, kann vermutet werden, dass sie – wie so häufig – ihre Kontakte in die gewalttätige rechtsextreme Szene nutzen. Störungen von Veranstaltungen demokratischer Parteien, Entwendung von Wahlplakaten, Sachbeschädigung und sogar gewalttätige Übergriffe durch die Rechten stehen in den letzten Tagen in Berlin leider wieder auf der Tagesordnung. Um allen Berlinerinnen und Berlinern ins Gedächtnis zu rufen, welche Gesinnung sich hinter der Fassade dieser Parteien verbirgt, hängten die Jusos ihre Plakate unter die Parolen der NPD und der Republikaner. In Lichtenberg „verschwand“ über Nacht ein Großteil der Plakate, ebenso wie in Tempelhof-Schöneberg.

Von unangenehmen Zwischenfällen mit Neonazis am vergangenen Wochenende wissen auch die Neuköllner Jusos aus Berlin zu berichten. So musste der Versuch an der Rudower Spinne das „Berliner Weiße mit Schuss“-Motiv zu plakatieren am Samstagabend abgebrochen werden. Am gleichen Ort fand am Sonntag das jährliche „Spinnefest“ der dortigen SPD statt und wie auch schon in den Jahren zuvor nahmen die Rechtsextremen dies zum Anlass, ihre Mobilisationsfähigkeit dort unter Beweis zu stellen. Neben den eigentlich schon obligatorischen Zwischenrufen während der gehaltenen Reden, besonders natürlich während des Beitrags von Klaus Wowereit, wurde auch der Juso-Stand von den Neonazis besonders gerne besucht. „Wir waren die erste Anlaufstelle der Rechten auf dem Fest und durften uns dem entsprechend häufig den verbalen Auseinandersetzungen mit ihnen stellen“, schildert der Neuköllner Juso-Vorsitzende Jan-Christopher Rämer die Situation. „Besonders begehrt waren natürlich die Materialien gegen Rechts und der Bierdeckel mit dem Plakatmotiv. Nach diesem wurde immer wieder gezielt gefragt, bis wir die Bierdeckel schließlich, nicht zuletzt auf Anraten der anwesenden Polizei, vom Tisch nahmen.“
Dass dieses Fest ohne massiven Polizeischutz gar nicht mehr möglich ist, bestätigen auch viele Aktive vor Ort. Aber auch ohne SPD-Veranstaltungen ist die Rudower Spinne fest rechtsextremer Hand: „Ich würde diese Kreuzung schon fast als eine No-Go-Area beschreiben. Keinem Juso würde ich raten alleine in einem T-Shirt mit dem Aufdruck unserer Rose am dortigen Ketchup-Imbiss vorbei zu gehen. Dass die Rechte Gewalt im Süden Neuköllns mittlerweile neue Qualitäten erreicht, zeigt nicht zuletzt die Stürmung des Infostandes der Linkspartei an der Rudower Spinne am vergangenen Freitag“, schätzt Jan-Christopher Rämer die Lage in Rudow ein.
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Ergänzungen

Neonazi-Aktivitäten in Berlin-Rudow vor 2.9.

indy verlinker 30.08.2006 - 18:14
Neonazi-Aktivitäten in Berlin-Rudow vor 2.9.

 http://de.indymedia.org/2006/08/156053.shtml

Dort ist die Sicht von "antifas aus neukölln" auf den Angriff auf den Info-Stand und das diesjährige Spinnefest beschrieben.
(Deckt sich mit der Einschätzung der Jusos.)

wird nicht ausgefüllt

hier auch nicht 30.08.2006 - 19:23
Seltsam aber das die SPD das Angebot der Autonomen Neuköllner Antifa, ihre Veranstaltung zu "schützen", ablehnten. Desweiteren hängen sehr wohl in Neukölln, besonders in der Nähe des Arbeitsamtes, NPD über REP Plaketen. Bei der NPD steht auch die DVU mit drauf.
Fazit für mich: Es gibt keine Abmachung zwischen NPD und REP und die SPD mit ihrem Fest ist selber Schuld wenn sie dort nicht sicher sind.

@hier auch nicht

ich 30.08.2006 - 23:03
Von wegen keine Absprachen. Um zu sehen, dass es ganz offensichtlich welche gab muss man nur auf die Seite des Landeswahlleiters ( http://www.statistik-berlin.de/wahlen/framesets/aghbvv-2006.htm) gehen und sich die Kandidaturen in den jeweiligen Bezirken ansehen, in keinem kandidieren REP und NPD parallel! Etwas anderes ist es selbstverständlich auf Landesebene, da haben beide Landeslisten eingereicht. Ist aber auch unwahrscheinlich, dass sie ins Abgeordnetenhaus (= Landtag) (5%-Hürde) kommen, in einige Bezirksparlamente (3%-Hürde) könnten sie es durch die Aufteilung schaffen.

NPD-Mitglieder in Berlin-Neukölln geoutet

das ist hier schon auch richtig ;) 30.08.2006 - 23:50
Beim Spinnefest 06 in Berlin-Neukölln (genauer: Rudow) gab es also auch einen NPD-Stand.
Wie es der Zufall will wurde gerade auf indymedia über das Outing von NPDlern aus Neukölln berichtet:

hier:
 http://de.indymedia.org/2006/08/156142.shtml

@egon

guckstduhier 31.08.2006 - 00:14

für SPD Rudow, Jusos und SPD Berlin:

nen idiotensicherer Tipp 31.08.2006 - 13:27
Zivilgesellschaftliche Initiativen haben sich extra hingesetzt, um Parteien den Umgang mit Rechtsextremisten auf ihren Veranstaltungen zu erleichtern.

Rausgekommen ist diese Broschüre, davon abgesehen sind die Organisationen auch für Beratungen ansprechbar:
"Empfehlungen zum Umgang mit rechtsextremen Organisationen im Wahlkampf :: Gemeinsame Publikation der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR), der Netzwerkstellen [moskito] und Licht-Blicke sowie dem Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum in Berlin – apabiz e.V."

siehe besonders S.8!
Wenn man Nazis wirklich fernhalten will, kann man das auch. Sogar ohne Antifa, wenn man sich zu fein dafür ist...

Es stellt sich also die Frage, was die Nazis auf dem Spinnefest zu suchen hatten.

Nerv getroffen

Mathilde K. 31.08.2006 - 14:09
Da hat wohl jemand in ein Wespennest gestochen! Siehe auch  http://de.indymedia.org/2006/08/156158.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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jusos = heuchler — ein lacher

Pech für euch — Antifa

differenziert — naja

Wer — Egon

XXX — Malte

Jo dann... — Sugar

@ mods — buenaventura