Nazi-Aktivitäten in Dithmarschen 2005

Antifaschistisches Bündnis Dithmarschen 27.08.2006 18:57
Chronologische Übersicht der Aktivitäten von Neonazis im schleswig-holsteinischen Dithmarschen im Jahr 2005
1. Mai:
Nazi-Aufmarsch mit ca. 150 TeilnehmerInnen (aus Schleswig- Holstein, Verden, Bremen und Hamburg) in Heide; angemeldet wurde der Aufmarsch bereits am 1. Februar des Jahres von Inge Nottelmann. Die Nazis mobilisierten aber fast nur intern. Als öffentliche Werbung dienten lediglich Flugblätter, die an zwei Wochenenden vor dem 1. Mai in Heide in Briefkästen geworfen worden sind. Presserechtlich verantwortlich dafür zeichnete Tobias Thiessen (Henstedt-Ulzburg). Als Redner traten u.a. Tobias Thiessen und Inge Nottelmann auf. An der Demo beteiligten sich auch viele dithmarscher Nazis. Mit Transparenten vertreten waren JN Verden und NPD Hamburg-Wandsbek. Zwei Fahrzeuge begleiteten die Demo: Ein Roter VW-Kastenwagen mit dem Kennzeichen HH-AS 2911 und ein Olivgrüner Kastenwagen mit dem Kennzeichen VER-E 574. Die Nazis konnten mehrere Zwischenkundgebungen abhalten. Die ursprünglich geplante zentrale Kundgebung am Marktplatz fand aber nicht statt, da AntifaschistInnen das Rondell am Markt besetzt hatten.

Linksammlung unter  http://www.antifa-heide.tk/

13. Juli:
Das Amtsgericht Meldorf verurteilte Tim Schatowitz (seit über 10 Jahren Betreiber eines Verlages in Burg) wegen des Verbreitens volksverhetzender Schriften zu 25 Tagessätzen je 30 EUR und auf Einziehung der Schrift (1 Exemplar der Schrift "Sachsenhausen - Workuta" aus dem Grabert Verlag und der Schrift "Juden in der Rechtsgeschichte", erschienen 2003 in der Reihe "Reprint-Edition", Burg).

3. September:
Auf einem Punk-Festival in Weddingstedt wurde eine Frau von Nick Alexander Ott, einem in Heide wohnenden Nazi, mit einer Flasche im Gesicht schwer verletzt. Nach der Tat flüchtete er in einem Taxi. Seine ebenfalls als Nazis bekannten Freunde hielten sich noch ca. 1 Stunde dort auf. Die Polizei traf trotz ca. 6-8 Anrufen (!) mit dem Hinweis darauf, dass die Freunde des Täters noch vor Ort wären, erst nach fast einer Stunde ein. Gegen Nick Alexander Ott wurden die Ermittlungen aufgenommen. Am 9. März 2006 wurde er von dem Richter Dr. Frommeyer am Amtsgericht Meldorf wegen gefährlicher Körperverletzung zu 10 Monaten Haft ausgesetzt auf 2 Jahre Bewährung verurteilt. Der Richter sah im Hinblick auf Otts 6 Vorstrafen nur einen Bewährungsgrund nämlich sein Kind. Weiterhin muss Ott 120 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten, 2.500 EUR Schmerzensgeld in monatlichen Raten a 10 EUR abstottern und wird einem Bewährungshelfer unterstellt. Sollte er der Zahlung des Schmerzensgeldes einen Monat lang nicht nachkommen, so muss er den gesamten Rest unverzüglich aufbringen, ansonsten landet er im Knast.

10. September:
Nazi -Kundgebung mit ca. 40-50 TeilnehmerInnen in Heide auf dem Wulf-Isebrandt-Platz (Anmelderin: Inge Nottelmann). Unter diesen waren bekannte Nazigrößen aus Schleswig-Holstein wie Inge Nottelmann (Henstedt-Ulzburg), Tobias Thiessen (Henstedt-Ulzburg), Martin Engelbrecht (Neumünster), Jörn Lemke (Lübeck), Jens Lütke (Kiel), Hermann Gutsche (Kiel) und Marc-Richard Tenten (Husum) sowie zahlreiche bekannte Nazis aus Heide und Umgebung. Als Redner traten u. a. Tobias Thiessen, Martin Engelbrecht und Jens Lütke auf.

Ausführlicher Bericht unter  http://de.indymedia.org/2005/09/128058.shtml

24. September:
Nazi -Aufmarsch in Brunsbüttel mit ca. 40 TeilnehmerInnen überwiegend aus Dithmarschen und Steinburg sowie Tobias Thiessen und Inge Nottelmann aus Henstedt-Ulzburg; Anmelderin war eine Frau Felgentreu aus Heide (die "Anleitung", die die dithmarscher Nazis von auswärtigen Nazis erhalten hatten, trägt Früchte), das Motto der Nazis lautete "Stoppt Kindesmissbrauch", auf ihren Transparenten stand "Todesstrafe für Kinderschänder" und "Vorsicht, Pädophiler!". Die Gruppe, die sich "Nationale Initiative gegen sexuellen Missbrauchs" (Rechtschreibfehler wurde aus dem Original übernommen) nennt, hat ein Flugblatt verfasst, das eine Woche nach dem Aufmarsch in Brunsbüttel in Briefkästen verteilt wurde. Darin wird für weitere Informationen um eine SMS an die Handy Nr. 0175/1258366 gebeten. Verantwortlich im Sinne des Presserechts für das Flugblatt ist die "Nationale Initiative gegen sexuellen Missbrauchs", c/o Postfach 1443, 25734 Heide. In dem Flugblatt wird zur Denunziation von vermeintlichen Sexualstraftätern aufgerufen. Als Anlass für den Aufmarsch wurden zwei Fälle von sexueller Belästigung durch einen Exhibitionisten, der nach dem zweiten Mal festgenommen worden ist, allerdings dann wieder freigelassen worden ist, zu einer Vergewaltigung aufgebauscht.

Bericht unter  http://de.indymedia.org/2005/09/128906.shtml

5. November:
Am Rande der antifaschistischen Demonstration in Heide tauchten zwei stadtbekannte Nazis auf und wurden sofort von beherzten AntifaschistInnen in die Flucht geschlagen. Während der Demonstration wurde von einem Nazi -Filmteam, das mit einem Silberfarbenen Ford Mondeo mit dem Kennzeichen OD-HY 47 unterwegs war, gefilmt. Nach der Demo versuchten sie noch, aus dem Auto heraus den Eingangsbereich des Hauses zu filmen, in dem eine Veranstaltung stattfand.

Ausführlicher Bericht unter  http://de.indymedia.org/2005/11/131741.shtml

Kurz nach dem 5. November entdeckten AntifaschistInnen die Homepage dithmarscher Nazis. Sie lautet "fw-dithmarschen.de.vu".

13. November:
Am Volkstrauertag veranstalteten ca. 40 Nazis aus dem Dithmarscher und Hamburger Raum in Eggstedt an einem Ehrenmal für den 1. Weltkrieg eine "Heldengedenkfeier" mit Kranzniederlegung für die gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges und Angehörigen der Waffen-SS. Da es dem Bürgermeister des Ortes nicht gelang, die Versammlung aufzulösen, rief er die Polizei. Als die Beamten eintrafen, befanden sich nur noch 3 Nazis im Alter von 25, 26 und 35 vor Ort, die offenbar zur "Bewachung" der Kränze abgestellt worden waren. Die Personalienüberprüfung ergab, dass alle einschlägig bekannt und der rechten Szene zuzuordnen sind. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Straftatbestände vorliegen.

20. / 21. November:
Die Stolpersteine, die am 21. August 2005 in der Friedrichstraße 4 vor der Filiale der Firma Rossmann in Heide verlegt worden sind, um an die vier in Auschwitz ermordeten Kinder der jüdischen Familie Stillschweig zu erinnern, wurden mit Lackfarbe geschwärzt. Die Stadt Heide stellte wegen der Sachbeschädigung Strafanzeige gegen Unbekannt.

Infos über die Aktion Stolpersteine in Heide unter  http://www.stolpersteine-heide.tk/

31. Dezember:
1.) In der Silvesternacht wurde in Albersdorf eine Familie in ihrer Wohnung von Nazis angegriffen. Direkt nebenan hatte der der Familie bekannte Nazi mit einigen Freunden gefeiert. Die Nazis kamen in der Nacht zu der Familie herüber, schlugen Fenster ein, sprühten Hakenkreuze, pöbelten und griffen ein Familienmitglied an, das sich aber in Sicherheit bringen konnte.

2.) Im Schuhmacherort in Heide wurde ein 17jähriger Jugendlicher von einem unbekannten Nazi mit einem Teleskopschlagstock an Schulter und Rücken Grün und Blau geschlagen. Vorangegangen war ein Streit, der von Henning Brammer, einem bekannten Nazi, provoziert worden war. Der unbekannte Schläger flüchtete unbehelligt mit Henning Brammer. Anzeige wurde nicht erstattet.
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