Kurzer Bericht zur 'Anti-Moschee-Demo'

GFKPTH 07.06.2006 23:47 Themen: Antifa Antirassismus
Die Bürgerinitiative 'ipahb' gegen den geplanten Moscheebau in Pankow-Heinersdorf demonstrierte. Die Gegenaktionen gegen die unterschwellige, beizeiten auch offene Xenophobie waren leider recht spärlich.
Ich kam leider zu spät zum Auftakt um 19.00 in der Tiniusstraße, aber habe das ganze ab der Berliner Straße so gut wie möglich (Polizeiblockade) begleitet. Die Initiative hat wohl doch recht... einem könnte Angst und Bange werden. Aber nicht vor der Moschee.

Dass der Initiator dieses Mal 'seriös' war, führte zu eienr viel stärkeren Mobilisierung als bei der letzten Demo (  http://de.indymedia.org/2006/05/147577.shtml ); wohl mindestens 600-700 Menschen marschierten mit, wobei sich die Faschos diesmal innerhalb der Demo frei verteilt hatten. Beim letzten Mal waren die 'offensichtlichsten' zumindest noch ans Ende des Zuges geschickt worden, das fanden die Leute aber offenbar diesmal nicht notwendig... Somit ließ sich die Zahl der anwesenden Nazis für mich nicht abschätzen, es waren aber durchaus genügend für laute Parolen wie: 'Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen'.

War beim letzten Mal eine Art Diskussion am Rande der Demo mit Teilnehmern noch möglich, so hätte ich das diesmal keinem raten wollen. Gegen Gegner des Zuges wurden nicht nur weise Ratschläge angebracht wie: 'Haare schneiden und arbeiten gehen', sondern auch gern der ausgestreckte Mittelfinger, eine Geste, die von Seiten der Moscheehasser mit Vorliebe allein ihren Gegnern zugeschrieben wird...

Die Gegenkundgebung von Kritik und Praxis und den 'Bündnisaufrufern' war leider nicht gut zu finden und auch im Verhältnis zur Gegenmoscheedemo viel zu klein (was auch daran liegen mag, dass ich sie erst nach dem Ende der ipahb-Demo gefunden habe). Als ich da kam, waren wohl noch 50-100 Leute da. Beim abschließenden Zug zum S-Bahnhof Pankow pöbelte am Rande noch eine kleine Gruppe geschniegelter Prolls und Tussen (verzeiht den Ausdruck, er ist leider treffend) herum, verschwand aber binnen Kurzem wieder.

Bei der nächsten Demo, die ja leider sicherlich kommen wird, wäre mehr konzentrierte Aktivität gegen den rassistischen Konsens zu wünschen. Nichtsdestotrotz vielen Dank von einem wirklich besorgten Anwohner an das Bündnis von K&P und den übrigen Aufrufern, dass wenigstens etwas Widerstand gegen den Mob orgnaisiert wurde...!
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Ergänzungen

aktionen zur antimoscheedemo

Jens Anger 08.06.2006 - 00:17
Also, immerhin gab es mehr Gegendemonstranten als beim letzten mal. Weniger Polizei war auch anwesend, aber auch mehr Moscheegegner.
Es gab auch die möglichkeit diskussionen mit "nicht-nazis" zu führen, diese wurden dann von Zivis aufgesucht, damit es keinen Ärger gibt. Zwar gab es den dann doch ncoh, aber das ist ja egal.
In der neuen Schönholzer Straße brannten auch 2Mülltonnen...auch wenn das total unsinnig war.
Im Endeffekt war das wieder typisch für Pankower Verhältnisse. Kaum Gegenaktionen wenn Neonazis heir auflaufen. Auch wurde die rassistische Pöbelattacke in PrenzlBerg(was ja auch zu pankow gehört) nicht thematisiert.

Ansich möchte ich als Pankower der KP überhaupt dafür danken, dass sie Kundgebungen angemeldet hat, da dies ja nicht mal regionalen Gruppen schaffen. Obwohl...die waren ja auch nciht alle da.

Es wäre schön, wenn wenigstens die Hälfte von den Leuten die bei der Antifademo sind(im Schnitt 150-200) auch zu solchen Aufmärschen mal nach Pankow kommen würden. In Pankow gab es in den letzten 2Jahren 4 Neonazisaufmärsch und es konnte nicht einer verhindert oder gestörter werden, weil meist nur Leute die da wohnen sich der Demo entgegengestellt haben.

Progrom

Susanne 08.06.2006 - 00:20
Pogrom

Nichts hat sich geändert.
Aus der Geschichte nicht gelernt.

Jahrelang staut sich ihr Frust.
Sie meckern, sie blöken, sie quaken,
sie grunzen, sie brüllen.
Daheim – Im Stillen.

Jetzt ist das Tabu gebrochen,
ein Schlussstrich gezogen.
Flagge und Fahne wehen stolz im Wind.
Deutschland liegt in der Luft.

Doch – Wie kann das sein?
Von nichts gewusst? In Unschuld gewaschen?
Vergessen? Verdrängt? Vergeben? -
Zeit heilt Nicht alle Wunden.

Ihr Frust wird zu Hass,
ihr Hass zu Wahn.
Aus Phrasen werden Taten.

Ein Tropfen fehlt und es wird brennen.
Nur ein Stein oder eine Flasche fehlt.
Einer fängt an – alle machen mit.

Nichts hat sich geändert.
Aus der Geschichte nicht gelernt.

schade

antifa 08.06.2006 - 00:57
schade war nur vertreter der verscheidenen Antifagruppen Berlins da waren und nicht alle.
Wo es sich so gelohnt hätte:
Jörg Hähnel und seine NPD-genossen liefen ganz vorne mit und dieses Mal gab es keinerlei Distanzierung der Veranstalter von den Nazis.
Nach ende der rassisten-demo gab es noch kleinere Rangeleien von den Nazis mit den Bullen, die zur gegenkundgebung durch
wollten.

PS: "Wendeverlierer" war das Stichwort unter dem der Rechtsextremismus Anfang der Neunziger von der CDU verhandelt und verhamlost wurde. gerade dagegen ist die Antifa angetreten zu sagen, dass Nazis integriert, nicht arbeitslos, wohlstandschauvinistisch, etc. sind. nazis aus der Mitte und nicht vom deklassierten Rand. Witze über "wendeverlierer" waren somit auf der Kundgebungdeplaziert

...

Atheist 08.06.2006 - 02:15
Ich kam leicht verspätet zur ersten Kundgebung an der Prenzlauer Promenade. Die Demo der Moscheegegner lief gerade vorbei und ich war erstmal ziemlich schockiert über die Zahl der Demonstranten. 500 - 600 Leute scheint wohl eine recht realistische Zahl zu sein. Die Gegenkundgebung war etwas kleiner, wohl so um die 200 Leute scheinen da gewesen zu sein. Dafür waren wir umso lauter. Auch war man relativ nah an der Demo dran. Als der Demozug dann vorbeigezogen war, machten sich alle auf zur 2. Kundgebung. Der Großteil der Gegendemonstranten war aber zu langsam, so daß die meisten es nicht mehr unter der Brücke der S-Bahn hindurch schafften und dort von der Polizei abgedrängt wurden. Ich kam noch ganz knapp durch die U-Bahn auf die andere Seite. Zur 2. Kundgebung an der Kirche haben es so nur maximal 100 Leute geschafft. Die Kundgebung wurde von der Polizei großräumig eingekesselt und die Demonstration gegen die Moschee war nur aus der Ferne zu betrachten. Auch hier war der Protest für die geringe Zahl an Menschen erstaunlich laut. Als dann versucht wurde den Bürgersteig zu verlassen und auf die Straße zu gehen, um den Protest räumlich näher kundzutun, wurden die Gegendemonstranten sofort von der Polizei wieder auf den Bürgersteig gedrängt.

Parolen wie "Wendeverlierer" und "Kühe, Schweine, Heinersdorf" fand ich jedoch etwas unangebracht. Sicherlich lässt sich damit der rassistische Bürger- / Nazimob gut provozieren, jedoch sind solche Parolen etwas zu plakativ, um die Ernsthaftigkeit des Gegenprotestes zu betonen.

@ ?

Jens Anger 08.06.2006 - 02:17
Und Leute wie du machen Bündnissarbeit kaputt.
Es ging bei dieser Demo nciht um den beschissenen Innerlinken Konflikt.
Entweder du meinst das provokativ oder bist total blöde oder nen Neonazis. Mir ralle.

Auf der Demo gegen die Moschee wurden mehrere Deustchlandfahnen gewedelt.

Und für alle die geil auf Spalter news sind, nein die antideutschen die vor Ort waren und gegen die Heinersdorfer Initiative Mitdemonstrierten haben ihre Israelfahnen nicht eingepackt...langsam habe ich das gefühl, das anti-antids noch geiler drauf sind israelfahnen bei demos zu sehen als antids selber...abgesehn davon das JEDER antifaschist automatisch antideutsch ist...aber soweit reicht das denken eingier in der "szene" ja nicht...

paar sachen von mir noch..

der gertruth. 08.06.2006 - 02:45
ich bin auch viel zu spät gekommen, war an der Ecke Prenz.Pormenda/Granitz angekommen, war aber wohl rechtzeitig, denn die Rassistendemo war wohl noch nicht vorbeigekommen. und sie war schon erschreckend groß, etwa 700 Leute hab ich geschätzt. Die Gegendemo fiel sehr spärlich aus, war wohl nicht viel gelegenheit zum mobilisieren.

Auf der homepage der Bürgerinitiative versucht man zwar zaghaft, von "politischen extremistn" abstand zu nehmen, auf der Rassistendemo selber keine spur davon. Die Nazis an sich waren aber brav artig, keine rot-weißen Farben hab ich gesehen, nur halt ab und zu den Mittelfinger und peinliche Peutschlandfähnchen. Auch kleine kinder hab ich gesehen, das fand ich schon schockierend.

Lustig waren auch die entsetzen Gesichter von einigen Mitläufern, meist älter, die sich wohl wunderten, warum es eine Gegendemo gab, die auch noch "nieder mit der Nazipest" rief.

parallel zur Demo wurde halt zweimal "Gegendemo gemacht" indem man da stand und den Bürgermob mit parolen empfing. Einige Sprüche fand ich eher unangebracht, aber an sich wars ok. Die Polizeieskorte zum Bahnhof fand ich auch gut, denn einige Nazis versuchten immer wieder mal zur Gegendemo durchzukommen. Die Polizei hatten wohl mehr Gegendemonstranten erwartet.
Insgesamt aber beängstigend. Die Bullen hielten sich auf beiden Seiten (meinen Informationen nach) eher zurück. Nur ein Zivi ist mal handgreiflich geworden.

Erschütterung und Sinnfragen.

Sebastian 08.06.2006 - 02:46
Wirklich viel zu wenig Teilnehmer bei der Gegenaktion, bei starker Polizeiübermacht. Der Bahnhof wurde sofort dichtgemacht und uns wurde der Zugang zur zweiten Kundgebung verwährt. Insgesamt sehr beängstigend, so ein breites Publikum auf der Hetzdemo zu sehen, das nicht mal schnallt, welche Art von Parolen sie vertreten, oder nachreden, selbst wenn sich ihnen ein Antifabündnis, also ein Bündnis von ANTIFASCHISTEN entgegenstellt, sondern stolz, gegen letztere pöbelnd einen Familienspaziergang mit Deutschlandfahne unternimmt. Könnte man zur nächsten Demo nicht auch muslimische Gruppen mobilisieren? Immerhin geht es ja auch um ihre Moschee und und um den blinden Hass und die Feindlichkeit gegen SIE. Fände ich zumindest schlüssig...
@Jens: Israelfahnen auf einer Kundgebung gegen eine Demo gegen den Bau einer Moschee, quasi für den Bau einer Moschee wären auch nicht gerade sinnig, oder?

eigentlich diskutiert mensch doch nicht bei

Jens Anger 08.06.2006 - 04:20
Indymedia...wurde hier mal gepostet
@sebastian
richtig, wäre nicht angebracht, aber bereits im vorfeld wird ja zynisch erzählt das "anitds mit den bügern zusammen gegen die moschee auflaufen sollen". Und wenn in der Nachbetrachtung, ohne dass das Wort Antid oder jegliche solche Sachen genutzt wurden, wider irgendein Depp irgendwie auf die Idee kommt öffentlich zu behaupten das Teile der Antifa bei dieser Demo mitlaufen würden oder nur nachfragt...da geht mir der sog. Hut hoch
Geht es echt nicht mehr ohne diese lästige Debatte? Ist es möglich mal gemeinsam einen solchen Aufmarsch aufzuhalten?
Über den Sinn und Unsinn von Israelfahnen bei Kundgebungen hat die Rote Flora aus Hamburg nen guten Artikel rausgebracht.
@kalle, das was du als antideutsch bezeichenst, ist eine abspaltung aus dem Jahre 2001, aus der antideutschen. Die Antideutsche Szene gibt es seit Anfang der 90er.
Desweiteren, ist auch der teil der autonomen antifa, der sich als antideutsch sieht und zusätzlich israelsolidarisch ist immernoch ein pluralistischer haufen. Dieser Vorwurf der Islamophbie und des "pro-kapitalismus, pro-imperialismus" sind, meines erachtens, in keinsterweise nachvollziehbar. DerTeil der antideutschen, drückt sich halt nur so aus , das keine Sau die versteht und ihre inhalte dadurch total verwaschen
Ausserdem...wenn du sooooo ein verfechter der Linken(global) bist, dann solltest du ich mit teilen der Kurdischen Linken zusammensetzen...
Des weiteren kenn ich kaum Schriften oder ähnliches die Bsuh "verherrlichen" oder gegen Muslime hetzen.
Kennst du den Unterschied zwischen Islam und Islamismus???
Das sie "pro bush" sind(einfach ausgedrückt) hat was mit einer "anti-antiamerikanischen" Politik zu tun, da der überweigende Teil der Linken, Positionen mit Altnazis und Neonazis teilt, nämlich den antiamerikanismus. das gleiche ist zu betrachten mit antizionismus/antisemitismus. Die Teile der israelische Linke ist ebenfalls gegen einen jüdischen Staat, vorallem gegen Israel.
Aber auch hier empfehel ich Texte von nichtantideutschen Gruppierungen, wie BGR Leipzig, Interim oder Rote Flora, die sich dahingehend geäussert haben und definitiv nix mit bahamas, aano, usw. zu tun haben(das sind ja angeblich die paradeantideutschen...)
Noch eins. Dieser Protest von Antifas heute, war
a) ein Protest gegen Rassismus, der auch flacher ebene latent oder offen von Heinersdorfern nach aussen getragen wurd
b) nicht unbedingt eine Demo für ein Moschee, da ansich im Geiste der linksradikalen eine Welt als Ziel steht die Herrschafts(und somit auch Religions)frei existieren soll

Vieleicht ist es ja möglich das bei dem nächsten Aufmarsch, der ja sicher noch ansteht(wegen baubeginn, baufertigstellung), mehr Leute anch Pankow kommen...bislang konnte noch nie ein Aufmarsch durch Rassisten oder Neonazis im alten Pankow aufgehalten werden...

fotos....

f 08.06.2006 - 04:45
...

...

o 08.06.2006 - 04:47
...

...

t 08.06.2006 - 04:49
...

....

s 08.06.2006 - 04:52
...

(muss ausgefüllt werden)

ich 08.06.2006 - 12:33
schön düsig die diskussion hier. wenn das so weiter geht stehen in dem thema hier bald mehr einträge, als gegendemonstranten gestern da waren!

Denke die Gegendemo war gestern recht schwach mit etwa 50 bis 60 Leuten schwach, jedoch konnte sie gute akkustische Akzente setzen an der Ecke Prenzlauer Promenade/Granitzstr. und an der Brücke des S-Bahnhofs Pankow.
Schade jedoch, dass Prenzlauer Promenade/granitzstr sehr viele Glatzköpfe immerwieder hinter der Gegendemo langrennen konnten.

Zum Ende der Anti-Moscheebau-Demo konnte dann leider, aus meiner Sicht, seitens der Gegendemonstranten nichts mehr gerissen werden, sodass der rassistische, etwa 500 Mann starke, Bürgermob ungehindert weiterlaufen konnte.

sehr schade auch, dass es so gut wie keine örtliche Gruppe geschafft hat, zahlreich vertreten zu sein!

Bericht von Germanophobia

Antifa 08.06.2006 - 13:58
Ein ganz guter Bericht wie ich finde:

"ich bin in der regel froh, wenn mich mal wieder was so richtig kickt, wenn ich mal wieder was merke. nach all den jahren permanenten inputs ist man ja dann doch oft erschrocken über die eigene abgestumpftheit. nicht nur, dass ich mir laut aussage von freunden mein emotionales zentrum (was auch immer das ist) weggetrunken habe und mich von daher relativ schwer mit gefühlen und ähnlich überflüssigem quatsch tue, nein, auch der fünfhundertste naziaufmarsch bringt mich nicht mehr so richtig aus der fassung, selbst wenn ich ihn mir alleine im regen so ganz direkt und in farbe ansehe.
gestern allerdings hatte ich mal wieder so richtig körperlich spürbare empfindungen. jetzt nicht unbedingt ekstase oder sonstwas schönes.
eher: hass der für jahre reicht.

ursache dafür war meine anwesenheit auf der hier bereits angekündigten gegenveranstaltung zu der demo der „interessengemeinschaft pankow-heinersdorfer bürger e.v.“. bei der ipahb handelt es sich um eine zusammenrottung „i.g.“, die es sich zum ziel gesetzt hat, mithilfe eines bürgerbegehrens den bau einer geplanten moschee einer zugegebenermaßen etwas überdurchschnittlich durchgeknallten sekte irgendeiner strömung des islam zu verhindern.
dem aufruf zu der gestrigen „bürgerdemo“ folgten dann auch etwa 1.500 mitglieder der zielgruppe eben jenen begehrens. hatten sich die veranstalter, erkennbar an ihren grottig layouteten shirts mit dem slogan „ich bin heinersdorf“, im vorfeld noch von „extremistischen kräften“ distanziert und die polizei aufgefordert, die eventuelle teilnahme dieser „unerwünschten personen“ zu verhindern, war auf der demonstration selbst davon nicht mehr viel zu spüren. die polizei jedenfalls sah sich nicht in der lage, differenzierungen vorzunehmen und auch mir fiel dies von minute zu minute schwerer.

am anfang war ein lachen. eine etwa 50-jährige pankowerin vergriff sich etwas im ton und beschimpfte uns im vorbeigehen als „fotzenpack“. lustig ging es auch weiter: als sich der mob in bewegung setzte und die etwas mehr als 100 anwesenden antifaschisten kurzerhand die direkt an der route gelegene hauptverkehrsstraße besetzten, postierte sich ein unverkennbar einheimischer mit einem in heimarbeit erstellten plakat gegenüber, um die ärgerlicherweise in der presse als „moscheebefürworter“ bezeichneten zu provozieren. sein plakat war so simpel wie dumm: an einer moschee baumelten die zu marionetten degradierte bvv (bezirksverordnetenversammlung) sowie die für die genehmigung des bauvertrags verantwortlichen parteien. die juden von der moschee halten mal wieder die stricke in der hand und der kleine mann von nebenban muss es ausbaden. schlimm.

leider blieb es nicht so absurd, denn wenig später zog die heinersdorfer bevölkerung in all ihrer schwarz-rot-goldenen pracht an uns vorbei. angeführt von einer gruppe nazis, die nun auch der nicht sonderlich geübte beobachter als solche hätte erkennen können, flanierte das in deutschlandfahnen gewandelte pogromkollektiv durch die straßen, presste ihre wut und empörung in die mundstückchen nationalfarbener fussballtröten, reckte erst die köpfe und dann die mittelfinger in die luft und bedachte die dann doch sehr lautstarke gegenkundgebung mit sprüchen wie „geht doch zurück nach kreuzberg“, „kommt doch her“ oder „wer deutschland nicht liebt, soll deutschland verlassen“. bereits hier verspürte ich angesichts der masse und der sich ganz maotreu wie fische im wasser tummelnden nazis irritierende schübe von aufdiefressehauenwollen. vor meinem geistigen auge sah ich schon rene bethage und björn wild in bundeswehrparka und mit palituch an einen auf dem moscheegelände errichteten hochsitz gekettet, bei der ersten von autonomen nationalisten getragenen bauplatzbewegung. aber vermutlich werden sie das ding einfach abfacklen. bezahlt von der ipahb, wie damals in dolgenbrodt.

aber der spass sollte ja noch weiter gehen: als sich die demonstration der „moscheegegner“ an uns vorbeigepöbelt hatte, wurden die transparente eingepackt und die gegenkundgebung machte sich auf zur zweiten station. hier kam aufgrund umfangreicher polizeilicher absperrmassnahmen nur noch etwa die hälfte der ursprünglich anwesenden an und sah sich mit einem deutlich angewachsenen und vor selbstbewusstsein strotzenden haufen „besorgter bürger und bürgerinnen“ konfrontiert. der versuch, den protest gegen diesen unheimlichen aufmarsch etwas näher an die objekte meines hasses zu tragen, scheiterte am wie üblich routinierten auftreten der berliner polizei. in dieser situation war ich sehr froh, dass die anwesenden jugendantifas sprüche wie „haut ab“ oder „deutsche polizisten schützen die faschisten“ unterließen - die zu schützenden waren eindeutig wir und ich möchte mir lieber nicht ausmalen, was wohl passiert wäre, wenn die beamten unserer gewohnt entschlossen vorgetragenen forderung nachgekommen wären. die etwa 1,40m großen antifamädchen, die neben mir ganz mackermilitant die doppelt so grossen faschohools mit einem knackigen „na wat denn, kommt doch rüber“ zum ausrasten animieren wollten, wären in dieser situation vermutlich nicht der effektivste selbstschutz gewesen. das dachte sich wohl auch der beamte, der, als er mir versuchte das den komplizierten brückenschlag vom „rassistischen konsens“ zur „prekarisierung“ wagende transparent zu entreißen, nur meinte, „na endlich mal jemand mit bartwuchs“. klar, ich bin ja auch moscheenbefürworter.

die abschlusskundgebung des rassistischen mobs fiel dann unerwartet kurz aus – es gab ja auch nicht viel zu sagen. konsens ist konsens. unter wehenden deutschlandfahnen flutete der mob dann plötzlich auf unserer seite der fahrbahn zurück – und mir wurde so ganz uncool angst und bange. durchbruchversuche angetrunkener supermarktvorplatznazis unterband die polizei leider nicht so gewalttätig wie ich persönlich es mir in diesem moment wünschte, aber immerhin gewährte sie die körperliche unversehrtheit der antifaschistischen kundgebungsteilnehmer. auch die sichere, weil einschließende begleitung zum nächsten bahnhof durch eine einsatzhundertschaft empörte mich nicht im geringsten – ich weiß jetzt jedenfalls, wie sich der durchschnittliche teilnehmer einer neonazidemonstration fühlen muss, wenn er sich mal wieder quer durch leipzig oder göttingen schützen lassen muss.

in jedem fall gilt es, den wohl bereits geplanten fortsetzungen des rassistischen schaulaufens des heinersdorfer mobs auch in zukunft entgegenzutreten. von mir aus gerne auch mit mehr leuten, auch wenn ich es eigentlich niemandem verübeln kann, diesen stadtbezirk meiden zu wollen. und gerne darf auch mal wieder auf das etwas ausgelutschte „auf allen ebenen, mit allen mitteln“ zurückgegriffen werden, keine falsche zurückhaltung, die wäre in diesem falle tatsächlich unangebracht."

wasg und rassismus

antifaschistin 08.06.2006 - 14:32
sehr peinlich war der kader der wasg, der auf der zweiten antifa-kundgebung seine "analyse" zu rassismus, wende, reihenhäuschen,... durch den lauti brüllte. er bezog sich auf vereinzelte parolen gegen den bürgermob in denen diese provokant als "wendeverlierer" bezeichnet wurden. das dies nur geschah um diese leute zu ärgern, weil die durch argumente eh nicht mehr zu überzeugen sind, wollte dem wasg-ler nicht einleuchten. statt dessen nutzte er die kundgebung und den lauti für eine innerlinke debatte und war sich dabei nicht zu blöde den rassismus der heinersdorferInnen mit ihrer sozialen lage zu entschuldigen :-( da waren wir schon mal weiter, oder? zumindest kam von teilen des lautis und großen teilen der kundgebung widerspruch, obwohl auch einige vom lauti ihn in schutz nahmen und er dann doch zu ende sprechen durfte...
naja, beim nächsten mal sollten wir echt mehr leute sein!

WASG und Antirassismus

Zeitungsleserin 09.06.2006 - 00:50
Die Pogromstimmung in Pankow ist beängstigend. Ich denke, dass die Antifa allein hier zu wenig ausrichten wird. Deshalb muss ein breites Bündnis gesucht werden, dass zu einer Isolation diesr RassistInnen führt. Zumindest müssen diese Leute wieder in ihre Löcher zurückgedrängt werden, sonst werden die Bedingungen für Nicht-Deutsche (und Nicht-ChristInnen) immer schlimmer. Bedenklich finde ich auch, dass von den bürgelich linken Parteien keine deutlich Stellungnahme kommt. Vielleicht gerade eben wegen des Wahlkampfs? Da muss mensch doch fairerweise sagen, dass die WASG immerhin Stellung bezogen hat und zur Gegenkundgebung aufgerufen.
Unter www.wasg-berlin.de ist ihre Pressemitteilung zu lesen:

Schluss mit der Hetze gegen den Moscheebau in Pankow / Kundgebung am Mittwoch, 7. Juni 2006
Pressemitteilung vom 6. Juni 2006

Michael Kronawitter, Kandidat der WASG für das Abgeordnetenhaus Berlin, erklärt:

Seit einigen Monaten schon polemisieren Mitglieder von CDU und NPD in einer beängstigenden Koalition mit christlich-fundamentalistischen Anwohnern gegen den geplanten Bau einer Moschee im Berliner Bezirk Pankow-Heinersdorf. Für die ihnen nahestehende Bürgerinitiative »Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger« (IPAHB) drohe bei Umsetzung der Baupläne »Überfremdung« und die »massive Beeinträchtigung der Wohnqualität« im Bezirk. Diese islamfeindliche und rassistische Mobilmachung aus der Mitte der Gesellschaft führt schon jetzt zu einem Klima, das latenten Rassismus manifestiert und brennende Moscheen in Berlin zur Folge haben kann. Für den 7. Juni 2006 ruft nun die rechte Bürgerinitiative zu einer Demonstration gegen den Moscheebau auf.

Zusammen mit AntifaschistInnen und BürgerrechtlerInnen lädt die WASG Berlin gleichzeitig zu einer Gegenkundgebung unter dem Motto »Schluß mit der Hetze gegen den Moscheebau in Berlin-Pankow!«.

Der rassistischen Stimmungsmache gegen Menschen islamischen Glaubens muss konsequent widersprochen werden. Die Verantwortlichen für rassistische Kampagnen müssen benannt und ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur oder Religion eingefordert und verteidigt werden.

Wir rufen deshalb dazu auf, dem Angriff auf und der beabsichtigten Einschränkung allgemeiner bürgerlicher Freiheitsrechte entgegenzutreten und für ein weltoffenes, liberales und tolerantes Berlin einzutreten und teilzunehmen an der Gegenkundgebung am Mittwoch, 7. Juni, 19 Uhr, Granitzstraße Ecke Prenzlauer Promenade.

Es sprechen u. a. André Leusing (BdA Pankow) und Volker Obertimpe (WASG Pankow).

WASG Kader?

WASG "Kader" 09.06.2006 - 14:57
Da ich direkt angesprochen werde, antworte ich auch direkt. Ich bin nicht nur WASG-"Kader", sondern auch seit 1999 in Pankow antifaschistisch und im lokalen Netzwerk aktiv. Daher kann es nicht nur sein, dass man mich öfter sehen wird - wie jemand im "grauen Bereich" schrieb; - eher, dass man mich schon gesehen hat. Nicht weil mir das Spaß macht sich gegen Rassismus oder Nazis zu wehren, sondern weil man auch als "Normalbürger" irgendwann in Pankow in eine Situation mit Nazis geraten kann.

Mir geht es also weder um Wahlkampf, - sonst hätte ich ja nicht etwas gesagt was einigen nicht passte, noch geht´s mir um innerlinkes Dissen. Es ist gut etwas GEMEINSAM zu tun, auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Weil man dadurch voneinander LERNEN kann.

Zum Beispiel hatte ich mit anderen Netwerkerkern die Almadiya-Gemeinde besucht. Es war eine interkulturelle Veranstaltung mit einem Pastor und einem Rabbiner.

Ich hatte nicht den Eindruck, dass es sich bei der Almadiya-Gemeinde um, - wie hier jemand schrieb - eine durchgeknallte Sekte handelt. (Vereinbart doch selbst mal einen Termin und redet mit ihnen!) Nein, ich hatte vielmehr den Eindruck, dass es für die Gemeinde eine unwürdige Situation ist, eine behelfsmäßige Moschee in einem Anbau in einem Kleinhaus direkt am Zaun des Flughafens Tegel, am Rande eines Industriegeländes unterhalten zu müssen, über das alle paar Minuten ein Urlauberjet im Tiefflug donnert. Hier manifestiert sich sichtbar ein Mißstand.

Die Almadiya-Gemeinde und ihre Mitglieder werden an den Rand der deutschen Gesellschaft gedrängt.

(Nur dies nebenbei: ein Großteil der WASG-Mitglieder in Berlin ist arbeitlos oder es sind Prekäre. Das sind doch keine "Kader"! Es ist ist so, dass ich irgendwann fand, dass es nicht ausreicht nur etwas gegen Nazis zu tun, sondern dass man sich auch gegen Sozialbbau wehren muss. Weil das mich ja auch betraf. Nicht nur, dass man schnell mit Nazis Ärger bekommen kann, sondern man kann sich auch ziemlich schnell an den Rand dieser Gesellschaft gedrängt wiederfinden. Mir geht es also zuallerst um die Veränderung der Gesellschaft - und nicht darum schnell mal ein paar Stimmen einzusacken und um Pöstchen.

In der konkreten Sitaution in Pankow möchte ich der Almadiya-Gemeinde zu ihrem Menschenrecht verhelfen, endlich weg vom Flughafen und zu einer vernünftigen Moschee zu kommen. Die Welt gehört uns allen.

Konkret muß man in Pankow jetzt andere Menschen um sich sammeln, um der Bürgerinitiative etwas entgegenzusetzen. Wir müssen also mehr werden. Wenn wir mehr werden sollten, heißt dass, es kommen auch unterschiedliche Menschen. Man sollte also klug und rücksichtsvoll vorgehen...!

Gegenstand von plattem Wahlkampf oder der Profilierung irgendeiner Gruppe sollte die Lage in Pankow wirklich nicht sein.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Q ? — ludger

peinliches gepöbel. — der gertruth

welch dilemma — gnarfff

und nicht anders! — mit jens ins boot!!!!

@ antifa — germanophobia

@gnarfff — ...

zur wasg — mom

@16:50 — nicht gnarf, trotzdem

WASG-Kader — Steffen

nie wieder und verrecke — habich glattvergessen

wozu gotteshäuser? — el nix

Zur Antimoscheedemo — Meliboia