Studentenproteste CDU-Parteitag Wiesbaden

sag ich nich 20.05.2006 18:59 Themen: Bildung
Knapp um die 1000 Studierenden fanden sich schubweise und in kleinere Gruppen zersplittert rund um den CDU-Landesparteitag in Wiesbaden ein.
Da sich die Prominenz der elitären Sozialdarwinisten in der Rhein-Main-Halle verschanzt hatte, blieb den anwesenden Demonstrierenden zunächst viel mehr übrig, als von außen in ständig wiederkehrendem Regen mit Trillerpfeifen, Trommeln und anderen Gerätschaften ihren Unmut hörbar zu machen.
Trotz dieser frustrierenden Aussicht und dem schlechten Wetter verlief der Protest allerdings verblüffend friedlich, bis auf ein entwendetes Absperrgitter, für dessen Entfernung umgehend der nächstbeste Megaphon-tragende Zivilist als mutmaßlicher "Rädelsführer" in der Polizei-Logik väterlich ermahnt wurde.

Später machten sich dann mehrere Kleingruppen zeitversetzt und unorganisiert auf, um wahlweise einen andere Sichtperspektive des Veranstaltungsbetonblocks zu wählen, den Protest buchstäblich auf die Straße zu tragen oder einfach die halbstündlich nachrückenden Anreisenden vom Hauptbahnhof abzuholen.
So gab es etliche Straßenblockaden und teilweise spektakuläre Auto-Drängelmanöver, die zeitweise von einer Minderheit Verkehrspolizisten zu regeln versucht wurden.

Auf der Höhe des Hauptbahnhofs wurden dann aus mir nicht bekannten Gründen zwei Demonstranten festgenommen. Daraufhin behelmten sich die Beamten und versuchten die mehr oder weniger gekesselten Studierenden mit einer Schauermär von "beißenden und tretenden Krawallmachern" in zwei Lager zu spalten, was nicht gelang.

Ich war nur von ca. 10h bis kurz vor 3 vor Ort. Bis zu diesem Zeitpunkt haben ca. 3 Sozialdarwinisten den Veranstaltungsort beidseitig bedrillert verlassen, teilweise deutlich sichtbar mit CDU-Umhänger und Anzug.

Zwei Links noch:
Video von der Polizei-Spaltungs-Taktik:
 http://www.dissidenz.de

29 Fotos vom subjektiven Demoverlauf:
 http://www.flickr.com/photos/31002961@N00/sets/72057594140134238/
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

toll war das nicht

studi aus gi 20.05.2006 - 19:57
also ein besonders großer erfolg war der protest nicht, wie schon im kommentar vorher genannt packen es die leute kaum mal über die auf bildung und roland koch fixierten parolen hinaus zukommen; dann müssen wir uns auch nicht wundern wenn die großen massen der benachteiligten nicht kommen.
irgendwie war die warm-up demo in marburg auch wesentlich besser besucht und stimmungsmässig besser. sehr auffällig war auch die spaltunsstrategie der bullen, die erstens ständig für die demo sprach (alles legitim und so)dafür noch von vielen mit applaus bedacht wurde und dann bei allen unregelmässigkeiten alles auf den "schwarzen block" und die "randalierer" zu schieben von denen sich die anderen distanzieren sollen. schlimmerweise schlug ein sprecher des fh-asta aus wi in die selbe kerbe; auf das angebot der bullen über deren laute anlage zu sprechen eingehend, sagte er zu den blockierenden, nun "solle weitergegangen werden und die krawallmacher sollten aussen vor bleiben". die buhrufe waren viel zu dünn. ein eigener lauti wäre wohl sinnvoll gewesen. usw und so fort...
da muss noch viel mehr gehen.

Neue(alte) Bullentaktik

a c a b 20.05.2006 - 20:41
Also die Bullen üben für die WM und gehen brutal gegen Studenten vor. Ein paar Sachen sind mir und sicherlich auch vielen anderen aufgefallen.

Also erstmal die widerliche Spaltungsversuche und Bestärkung der "friedlichen" Demonstranten. Es gab keine Versuche von den sogenannten Gewaltbereiten Gewalt auszuüben im Gegensatz zu den Bullen. Da waren richtige Psychos dabei die auf ne Schlägerei auswaren. Einer hat nen Studi das Pfefferspray 3cm vor die Nase gehalten und wild rumgefuchtelt. Ach bei den Festnahmen waren die Cops sehr brutal und hab die Leute immer weit abseits mitgenommen, wo die Studis wie oben beschrieben wurde versagt.
#

Auf der Heimreise wurden in Frankfurt die Studis am Zug abgeholt und zu den Gleisen geleitet dabei wurde ordentlich durchgezählt und geguckt wer wo hingeht und dann wurden die Studis von den Bullen im Zug begleitet, das kannte ich bisher noch nicht von Antifa Demos.

nkök

phjk 21.05.2006 - 00:51
ja, irgendwie war`s Scheisse.
Was jetzt wichtig währe, währe halt noch mal eine vernünftige Aufarbeitung des ganzen (Außerhalb von Indymedia, versteht sich).
Wieso hat`s mit der Koordination nicht hingehauen, wieso trudelten die Leute zu völlig unterschiedlichen Zeiten ein ?! Wieso gab es kaum Flyer die an Umstehende, (im Hinblick auf Bemühungen zur Vermittlung einer linksradikalen Kritik an dem ganzen auch an die Demo-Teilnehmer) verteilt wurden ? Wieso lief die Sache an den Absperrungen zur Parteitagshalle so schlecht (etwas koordinierter + entschlossener und ein Durchbruch währe durchaus drin gewesen)? etc.
Das auf einer politisch nunmal eher "pluralistischen" Studidemo eine Fixierung auf Personen wie Koch stattfindet, ist auch nach den Erfahrungen der Proteste der letzten Jahre nicht wirklich verwunderlich, gewissermaßen muss man sich glaub ich damit abfinden. Die Frage sollte dennoch sein, wie man selber Intervenieren und abseits davon Akzente setzen könnte.


Nicht den Mut verlieren.
Rock on !

Das war peinlich

Marburger 21.05.2006 - 02:04
Also mal ganz ehrlich, nie wieder Wiesbaden, wenn noch nicht mal Frankfurt, Gießen und Darmstadt frühzeitig nach Wiesbaden kommen um zu rocken!!!
Das aus Wiesbaden kaum jemand kommt war ja zu erwarten.
Ach und noch was wegen den Megafonen: Ich finde die Anzahl an Megas war sehr gut! Leider gab es keine koordination über einen Demowagen, warum nicht??? Das über die Megas zu nichts aufgerufen werden kann sollte auch hier jedem bewusst sein! In Marburg hat es jemand geschafft durch "falsche Durchsagen" sich ein Verfahren einzufangen. Muss ja nicht sein. Aber die megafon-leute haben aber andauernd Stimmung gemacht, egal ob vor dem Eingang, bei der Festnahme oder durch die Stadt. Die angeblichen Anti-D Sprüche hab ich nicht mitbekommen, war auf keinen Fall bei uns! Fakt ist, dass nur rel. leere Sprüche gerufen werden. Hier würden kreative und knackige Sprüche gut tun.

Wer mehr Entschlossenheit verlangt sollte sich mal überlegen wo die "Profis" und die alten Hasen waren. Also alle die Erfahrung haben mit Demos, dann hätte in WI noch was gescheites gemeinsam passieren können.

In Marburg gab es noch eine Spontandemo ab 17.30-18.30. Schön war, dass kaum Polizei in Marburg war (war noch in WI). Schade halt dass wir nicht mehr als 150 Menschen waren. Aber demnächst sind ja auch wieder Demos und andere Aktionen in Marburg/Gießen, da haben wir unsere mittelhessische Studentenschaft, welche wir besser mobilisieren können.

mal

ganz 21.05.2006 - 06:33
ehrlich ist dieser spaltungsscheiss nicht schon fast ein grundelement der polizeitaktik? in düsseldorf wurde im kessel nach der spontandemo doch die gleiche taktik gefahren. ihr (die "friedlichen" demonstranten) könnt alle ohne personalienfeststellung nach hause wenn die "krawallmacher" festgenommen werden können. und auch hier, nach dieser offensichtlichen spalterei gab es keinerlei gegenwehr. das "angebot" der bullen wurde angenommen. solidarität ist lernbar! auch für studis!!

Verbesserungswürdig

studikassel 21.05.2006 - 10:18
Wir waren auch dabei,aber teilweise zu spät.Es wirkte alles irgendwie äußert unorganisiert und eigentlich hätte man auch mehr Leute mobilisieren können.Wir in Kassel haben erst am Donnerstag dvon erfahren und da ist klar,das viele schon ihr Wochenende verplant haben.
Am Montag den 29.05 ist eine Regionalkonfrenz von der CDU Hessen Thüringen in Kassel und da werden auch Merkel und Koch teilnehmen.Es wäre schön mit vielen studierenden Besuchern aus ganz Hessen rechnen zu können.

halblaut und unorganisiert

ffm´ler 21.05.2006 - 14:11
wir kamen mit einiger verspätung an... aber von wann aus gemessen? bei einer überregionalen mobilisierung sollte man zumindest EINEN versammlungsort/zeitpunkt finden.

des weiteren finde ich es ja gut, wenn die leute ein wenig aktionswillen zeigen, aber wenn dann so leute, die sich nicht mal trauen, durch ne´ einser-kette bullen zu brechen "autobahn, autobahn" rufen und das ganze von nem 12-jährigen, der zu weihnachten ein megaphon geschenkt bekommen hat angeführt wird, ist es wirklich zeit nach hause zu gehen.

und noch was: wenn dann ohne grund zwei demonstranten von den bullen rausgezogen werden, rennt man da nicht weg oder bleibt paralysiert stehen, dann zieht man sie zurück! ich war echt empört über die untätigkeit von manch einem bei diesem vorfall.

schlechte kommunikation / zur festnahme

semir 21.05.2006 - 14:25
also, zur festnahme des einen demonstrierenden lässt sich folgendes sagen, ich stand 3 meter von ihm entfernt:

wir standen an der kreuzung vorm hauptbahnhof, die leute in grün sind uns immer weiter auf die pelle gerückt, weil sie die straßen frei haben wollten und haben uns somit auf den mittelstreifen gedrängt. dabei wurde ein sichtlich betrunkener demonstrant rückwärts gedrängt und konnte nicht sehen, dass er auf einen größeren stein zuläuft. er rutschte auf dem stein aus und verschüttete etwas bier auf die umstehenden polizisten, die daraufhin zu fünft auf ihn losgingen. in den medien hieß das dann, er wäre mit der bierflasche auf sie losgegangen.

zu den demos allgemein lässt sich kritisieren, dass man als nicht-student kaum etwas mitkriegt, wann denn wo eine demo steigt. eine erhebliche masse an von den gebühren betroffenen konzentriert sich jedoch auch in den schülern. diese haben logischerweise auch ein interesse, demonstrieren zu gehen, allerdings bekommt man selten informationen über demos. hier könnte von studentInnen etwas getan werden, um auch schüler zu mobilisieren!!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Nie wieder Wiesbaden

ey 20.05.2006 - 19:22
Ey Leute, Wiesbaden war so ein Witz. Es werden Leute verhaftet, die Studis stehen daneben und reagieren nicht , kein rufen , keine Verstärkung holen. Kein Zusammenhalt untereinander keiner der weiss was dran ist und was als nächstes passieren muss/wird. So ne armselige Veranstaltung hab ich lange nicht mehr gesehen. Die komischen Leute mit dem Megaphon sollte man im Nachhinein mal verhauen. Die haben jede Dynamik aus der Demo genommen. Die Sprüche die gerufen wurden immer der gleiche Mist. Bildung für alle und zwar umsonst,tolle Sache oder? Oder Usa hilf uns doch.....-mal jetzt ohne die Ad Diskussion , wer will den so ne Scheisse hören nur weil die Studenten keinen Plan von nix haben und null politisches Bewusstsein. Oder Sprüche wie ohne Roland(Koch) wären wir heute nicht hier , na toll dann macht es halt der nächste. Pff bin gerade so wütend über so viel Unvermögen, ich glaub das war meine vorest letzte Studentendemo dann wird doch gezahlt, nem Grossteil der Menschen die heute da waren können es sich eh leisten. Pff, scheiss Tag.

selstamer Demo

selstamer Typ 20.05.2006 - 20:11
Also mal ehrlich, es kann doch nicht sein, daß immer nur ein Sprechchor gesungen wird. Dieser Bildungsklauspruch geht dermaßen auf die Ketten, wirklich. Die Demo war echt scheiße. Ok, Wiesbaden wurde bissl lahmgelegt, und? Die CDU-Typen schert das n Dreck! Schade für alle, die aus was weiß ich welchen Städten angereist waren. Warum begann die Demo um 10? Um 14h hätte sie anfangen müssen, um den Veranstaltungsort zu blockieren. Wo war die Solidarität mit den Festgenommenen. Kaum Freilassforderungen, selbst einige MEgaphondurchsagen mit der klaren Aussage, auf dem Platz zu bleiben, bis alle frei sind, verpufften.

Leute, so wird das nichts, ehrlich. Es muss wieder rocken, und alle sollen da mal selbst mithelfen, statt immer nur zu fragen, was denn jetzt von "der AStA" organisiert sei. Mann, Mann, Mann!

Deshalb, Dienstag Frankfurt 15h - Roland Koch in der Senkenberganlage, 19h Udo Corts bei der Jungen Union Frankfurt Süd. Und dann aber mal Hallo! Den Tag darauf dann Udo Corts in der Darmstädter Burschenschaft Frisia aufsuchen und vorher die Demo endlich mal bunt und laut machen, ohne Bildungsklauspruch. Scheiß Studenten!

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 20.05.2006 - 23:23
Wiesbaden Demos rocken nie. That's life!

unbedarfte ergänzung

tagmata 21.05.2006 - 01:10
"Es muss wieder rocken, und alle sollen da mal selbst mithelfen, statt immer nur zu fragen, was denn jetzt von "der AStA" organisiert sei."

yeah, die allgemeine studierendenausschuß ist halt immer gut, um kohle und logistik an den start zu bringen. sobald davon sachen jenseits von rechtlich hellgrau gemacht werden und die allgemeine studierendenausschuss (leuteleuteleute... wer "die asta" sagt, entlarvt ne eklatante bildungslücke. habt ihr keine tutorien mehr, wo eich die feinheiten der gremienunistruktur an den opf geknallt werden?) sich öffentlich dahintergehängt hat, kanns grad bei der aktuellen polarisierung der stupas zur gebührenfrage auch ganz schnell sein, daß der rcds oder burschiparteien die astaleute (die ja immerhin diese standardbekundung der verfassungstreue etc angelegt haben) vor gericht gezerrt werden, und das kann dann auch schon mal ne geldstrafe von vielen zehntausenden eu setzen.

was n asta auch kann, ist die formalistische vernetzung. aber für die koordination vor ort war das zumindest zu meiner zeit nicht der richtige ansprechpartner. unterstützung prädikat wertvoll, aber astaleute sind zu "öffentlich" und zu schnell in kleinlichem parteienhickhack drin um sich so weit aus dem fenster lehen zu können wie man's halt manchmal muß wenn man politisch wirklich was bewegen will.

"Also die Bullen üben für die WM und gehen brutal gegen Studenten vor."

gängige fehleinschätzung. aber "üben" für die wm tun sie eher beim auseinandernehmen von einer massenschlägerei in ner vorstaddisse - studis sind bei allem respekt opfer und keine gegner für die.

nein, sie "bereiten die wm vor" - imagepflege einerseits um der welt das bild eines blitzblanken dynamischen jungen aufstrebenden aufschwungsstaats ohne soziale spannungen vorzulügen, und andererseits um yet another protest movement im keim platt zu machen (es werden langsam zu viele unzufriedene; merkels zerrbild des sauberen deutschland kriegt derbe löcher. das image ist ihnen wichtiger als eine soziale und gerechte gesellschaft...).

die strategie ist, euch bis zur wm so weit zu haben daß ihr bis zur wm eure stimmen nur noch ganz verängstigt und klein und piepsig "erheben" werdet, so daß es im gegröle der deutschlaaaand deutschlaaaand-chöre untergeht.

ob sie das schaffen liegt an euch. dem gegner seine wahre stärke nicht zu verraten und gleichzeitig den ball am rollen zu halten ist tricky aber machbar (bildet bezugsgruppen... ;-)). das ganze ist definitiv aber eher psychologischer natur, denn wenn wm ist sind die bisherigen aktionsformen eh obsolet - bei 40 k schlachtenbummlern interessieren 5000 studis nicht nur keine sau, die werden ganz einfach übersehen und überhört. agitation und propaganda mit hand und fuß (das ist ungleich faust und springer) ist zb angesagt. voll von hinten reingrätschen, den ball zocken und wenn der typ von der anderen mannschaft wieder aufsteht bereits kurz vor sienem strafraum sein.

"Den Tag darauf dann Udo Corts in der Darmstädter Burschenschaft Frisia aufsuchen"

frisia, eh? ob aa oder afa, vernetzung gegen rechte "eliten" ist für alle da...
(was bis zur wm nicht vernetzt ist, wird bis zu ihrem ende auch nicht vernetzt sein. außer den toren, aber dem bedeutung zuzumessen ist töricht.)