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Offener Rassismus in der Bahamas-Redaktion

Kien Nghi Ha 11.05.2006 17:48
Die Kette von rassistischen Angriffen in der vermeintlich "anti-deutschen" Bewegung, die doch nur als politische Begleiterscheinung oder kulturelles Zerfallsphänomen des gegenwärtigen eurozentristisch-neokolonialen Projektes einzuordnen ist, nimmt immer groteskere Formen an und wird zunehmend aggressiver.
Längst geht es dabei nicht nur um das miese Spiel mit anti-migrantischen und islamophoben Stereotypen, sondern immer stärker auch um regelrechte Hetzkampagnen und rassistische Gewaltpraktiken, die sich die Vernichtung des Anderen herbeisehnt. Wie sehr rassistische Gewalt- und Vernichtungsphantasien konstitutiver Bestandteil "anti-deutscher" Identitätsbildung sind, verdeutlicht diese Szene.

Als Beispiel sind in diesem Zusammenhang etwa die Äußerungen von Justus Wertmüller auf der Antideutschen Konferenz am 18./19.11.2005 in Berlin zu nennen. Wertmüller, der als führender Redakteur der Zeitschrift "bahamas" und Polit-Papst der Antideutschen fungiert, bekannte sich bei diesem Heimspiel als jemand, der genuin antisemitische Bilder und Gewaltphantasien auf muslimische MigrantInnen-Communities zu projizieren pflegt. Laut mehreren übereinstimmenden Augenzeugenberichten von anti-deutschen Sympathisanten (siehe Dokumentation unten) versuchte Wertmüller bei seiner Kommentierung der Aufstände in den französischen Vorstädten die Stimmung im Saal per Sarkozy-Stil mit einer Brandrede aufzuheizen, die darin gipfelte muslimische Jugendliche als wertloses "Gesindel" herabzuwürdigen. Da diese Menschen für ihn offenbar nur menschlichen Müll darstellen, wünschte er sich, "dass sie sich einfach gegenseitig umbringen". Da die "antideutsche" Polit-Sekte autoritär ausgerichtet ist, sich rationalen Diskursen entzieht und für rassistische Praktiken mehr als empfänglich ist, war mit Widerspruch auch nicht wirklich zu rechnen. Entsprechend gab es nach dieser drastischen Lektion in eurozentristischer Aufklärung und kolonialer Zivilisierung, die inzwischen ungehemmt und kollektiv die auslöschende Negation des rassifizierten Anderen mitdenkt, nach schneller Gewöhnung an dem symbolischen Tabubruch tosenden Applaus.

Auf Nachfragen und Aufforderungen zur Stellungnahme (siehe Dokumentation unten) hat die bahamas-Redaktion bisher kein Grund zum Dementi gesehen und auch sonst nicht reagiert. Da diese Äußerungen bisher in keiner Weise zurückgenommen wurden, ist das selbst auferlegte Schweigen auch nicht als Schuldeingeständnis mißzuverstehen. Angesichts der bisherigen Positionierung und ihrer internen Organisationshierarchie ist vielmehr davon auszugehen, dass die Redaktion wie ein Mann zu Wertmüllers Aussagen steht und bei solchen "Peanuts" keinen Grund zur Distanzierung sieht.

Das Level der rassistischen Imaginationen im "antideutschen" Dunstkreis nähert sich bedrohlich einer ideologischen Traummaschine an wie sie im Zeitalter des westlichen Imperialismus gewöhnlich war, als Vernichtungswünsche und Genozide wie selbstverständlich als Bestandteil deutscher Alltagskultur ernsthaft verhandelt und kollektiv begangen wurden. Es war die Zeit als weiße Siedler, Hasardeure und Kolonialbeamte indigene Menschen wie Tiere aus weltanschaulichen Überzeugungen, aus zweckmäßigen Gründen der Profitmaximierung und Aneignung oder auch nur zum Spaß "auszurotten" versuchten.

Der Rassismus der "antideutschen" Bewegung wird zusehends unerträglicher. Die Arroganz selbstherrlicher weißer Politmachos können nicht länger als Aussetzer relativiert und verharmlost werden. Es ist Zeit, dass alle Organisationen, die sich für eine offene, nicht-diskriminierende und emanzipierte Gesellschaft einsetzen, sich dieser Sonderform des Rassismus entgegenstellen, der als Sublimierung antisemitischer Tendenzen fungiert. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als bedenklich, dass zahlreiche traditionell als links geltende Publikationen – darunter konkret, iz3w und jungle world – Vertretern der bahamas-Fraktion auf ihren Seiten Raum für ihre unheilvolle Agitation überlassen haben. Wer Antisemitismus nicht toleriert und seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren will, sollte beim Rassismus keinen Unterschied machen.

Kien Nghi Ha (Postkolonialer Autor und Politikwissenschaftler)

Homepage:  http://mitglied.lycos.de/ethnizitaet/

------------------

Date: Sat, 22 Apr 2006 07:32:23 -0700 (PDT)
From: Kien Nghi Ha
Subject: Anfrage: Aussagen von Justus Wertmüller
To:  redaktion@redaktion-bahamas.org

Sehr geehrte Bahamas-Redaktion,

laut mehreren übereinstimmenden Augenzeugenberichten soll der Bahamas-Redakteur Justus Wertmüller während der Antideutschen Konferenz am 18./19.11.2005 in Berlin folgendes geäußert haben:

"Dann kippte der Vortrag in eine 10-Minuten-Haß-Sendung gegen die Rioter in den französischen Vorstädten um. In bösem Ton, der bei anderen Gelegenheiten angebracht gewesen sein mag, geiferte Wertmüller, daß Sarkozy die Jugendlichen zurecht als Gesindel bezeichnet habe, wetterte gegen den "Blödsinn diese Woche in der Jungle World", wünschte sich, daß "die sich einfach gegenseitig umbringen ... [Wie dieses unfaßbare Gebashe kam, ging es auch wieder, Wertmüller plauderte sich aus, zerplauderte auch die Fragerunde im Anschluß und bekam vom Publikum - das erschien mir fast bemerkenswerter - kein Widerwort]".
 http://myblog.de/classless/art/2333728

"Also, es wurde von Justus wörtlich gesagt: "...man würde sich wünschen, dass sie sich einfach gegenseitig umbringen", was bei einigen zu Kopfschütteln führte, am Ende aber trotzdem zu heftigem Applaus"
 http://kf.x-berg.de/forum/thread.php?threadid=1943

Soweit ich den Kontext nachvollziehen kann, stammen diese Berichte von Personen, die durchaus mit der Bahamas bzw. der Antideutschen Bewegung sympathisieren. Daher würde es mich sehr interessieren zu erfahren, ob die Bahamas-Redaktion oder ihr zuständiger Redakteur Justus Wertmüller bisher in irgendeiner Weise auf diese Berichte reagiert haben.
Entspricht es der Tatsache, dass Herr Wertmüller auf dieser Veranstaltung für den Begriff "Gesindel" als passende Bezeichnung für missliebige Migranten plädiert hat? Hat Herr Wertmüller in diesem Zusammenhang auch den Ausspruch "...man würde sich wünschen, dass sie sich einfach gegenseitig umbringen" wörtlich oder sinngemäß gemacht?

Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft zur Aufklärung dieser Vorfälle beizutragen und würde mich über eine sachdienliche Antwort freuen.

Mit freundlichen Grüssen

Kien Nghi Ha
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Ja, Und nu?

Wissen wir docgh s 11.05.2006 - 18:05
Rassismus in der Bahamas-Redaktion, wow, was ein unfassbarer Skandal.
Damit hätte wohl nimand gerechnet. Ausserdem könnt ihr ruhig die Kirche im Dorf lassen, Wertmüller quatsch schon seit Jahren von "Gesindel", "Fast-Menschen" und "multikulturellen Mob"

Kollektiv...

Ilona 11.05.2006 - 18:08
Ich glaube es ist auch nicht der richtige Weg mit dem üblichen Antideutschen bashing alle über einen Kamm zu scheren.

Was sind bitte "die Antideutschen"?

Mal abgesehen davon hat der Herr Wertmüller wirklich mittlerweile einen an der Waffel...

Evtl. ist er ja mit Stefan Herre befreundet...

Ilona

Jemand 11.05.2006 - 18:14
"Ich glaube es ist auch nicht der richtige Weg mit dem üblichen Antideutschen bashing alle über einen Kamm zu scheren."

Also man kann es, wenn es um bestimmte reaktionäre Postionen in dieser Subszene geht. Differenzieren würde ich zwischen Hardcore (Bahamas, BgA und Co) und Softcore (Jungle World, KP-Berlin), der Stil ist aber oft derselbe und menschenverachtender Zynismus eigentlich durchgängig Normalität. Wie auch der Hang, sich selbst als einzig im Besitz einer unversellen Wahrheit zu wähnen.


"Was sind bitte "die Antideutschen"?"

Alle die, die sich so bezeichnen und entsprechende Positionen vertreten. Bundesweit sind das wahrscheinlich nicht mehr, als 200, 300 Leute. Gibt auber auch viele "p.c.-Linke", die aus bestimmten Reflexen Parolen übernehmen und daher manchmal mit reingezählt werden.

"Mal abgesehen davon hat der Herr Wertmüller wirklich mittlerweile einen an der Waffel..."

Btw: der war übrigens in den 80ern überzeugte Maoist und Geld für Palästina gesammelt. Seinen Politikstil hat er beibehalten und nur die Fahne gewechselt.

Anmerkung von der zitierten Quelle

classless 11.05.2006 - 19:18
Hier wird nicht unbedingt eine "Kette" "aggressiver", wie es in der Unter-Überschrift heißt, sondern hier verselbständigt sich höchstens eine nicht geführte Diskussion. Das Banlieue-Bashing mag grausig sein, aber es steht eben komplementär zu den nicht enden wollenden antiimperialistischen Beschönigungen der Taten des jeweils verherrlichten revolutionären Subjekts.

Daß diese Provokation eines auf Provokation spezialisierten Prominenten der "Szene" nun als Beleg für gewisse immanente Tendenzen "antideutscher Ideologie" (Robert Kurz) herangezogen wird, ist grotesk. Die Kritik an Volksgemeinschaft, Antisemitismus und Antiamerikanismus wurde und wird in der Linken hautsächlich von den als Antideutsch zusammengefaßten geleistet. Darin erkenne keinen notwendigen Hang zu sicherheitspolitischem Jargon oder mehrheitsfähigem Unterschichten-Diss.

Abschließend zu meiner Verwendung hier: Wie hieß das bei euch so schön? Not in my name.

Der Mangel an genuinen Linksradikalismus

Ali Ibn-Alaaf 11.05.2006 - 20:25
Der Zirkel um die dogmatische Linke hat zum Glück nichts mit den urbanen Linksmilitanten Zirkeln vereinzelter Städte, zu tun, aber der Gehalt dieser dogmatischen Autoren würden sich den Gebrauch der 'zufällig' Ausgegrenzten am liebsten zu eigen machen - denn die 'Backlash-Szene' um die Antideutschen verhält sich genauso national-konservativ, wie der subordinierte Kreis dieser Sexisten vom Staatsschutz zur spalterei 'Szene' internas bzw. Gerüchte in die Suppe urbaner Praktiken zu speien, damit der dogmatische Einheitsbrei um einfältige Strömungen dem Selbstverständnis querer Subkulturen zu öffnen - am Ende sind diese 'nordish by nature' Konformisten allein in ihrer Systemimmanenter ausgrenzung - schizophren, endogen und auf Koks.

Raus aus allen militanten Strukturen

Die Wahrheit

Adler Horst 11.05.2006 - 22:21
Ist Wertmüller Phallo, Anal oder Oralmarxist?
Der Phallomarxist ist seinem Wesen nach militaristisch und neigt zum Führen von Revolutionskriegen, um sich immer wieder auf ein Neues als der Mann mit der besten Schusswaffe erweisen zu können. Aber anders als der Analmarxist, dessen Siege ihn nie befriedigen, und anders als der Oralmarxist, der an der Unverwirklichbarkeit seiner Utopie bzw. an der zeitlichen Begrenztheit seines revolutionären Rausches bisher stets gescheitert ist, kann der Phallomarxist tatsächlich reale Befriedigung erlangen.

Richtige Lösung an:

Gehts noch?

petra 11.05.2006 - 22:28
Sag mal ad, wo lebst Du denn? Die meisten von uns geben grundsätzlich Menschen mit denen sie zusammenarbeiten oder befreundet sind die Hand. Jaha, das können auch Leute mit arabischen, türkischen, koreanischen, bayrischen, senegalsischen Herkunfstländern sein. Du scheinst ja nen sehr engen Bekanntenkreis zu haben. Denn wenn er größer wäre, dass wüsstest Du, das es den ideellen "Gesamtaraber" oder ideellen "Gesamtgriechen" nicht gibt. Dort wie überall gibt es liebenswerte, doofe, unsympathische, witzige etc. Personen. Wer bitte schön sollen denn "verwahrloste" Russlanddeutsche sein? Es mag ja sein, dass Du schon öfter versucht hast Menschen aus anderen Ländern oder anderen Denkrichtungen Deine Weltsicht zu erklären. Hatt sicherlich nicht geklappt. Wundert mich auch nicht sonderlich. Ich würde auch schreiend weggrennen oder auf Durchzug stellen, wenn mir jemand mit dem "verwahrlosten" Russlanddeutschen kommt.
Und zu Deinem Kaffeehaus: Hast Du schon mal versucht mit Deinem Vater auf ein Kreuzberger Punkrockkonzert zu gehen oder mit Deiner Schwester zum Jahrestreffen der Kleingärtner? Nein, wahrscheinlich nicht. Denn das interessiert Dich nicht. Warum wird dann also das Männerkaffee zum Beispiel Test für patriarchale Gaststätten. Freie Fahrt für Freie Bürger, wa? Geh doch mal mit ner Frau in ner Burschenkneipe einen trinken. Viel Spass. Aber ein Tip noch. Geh einfach mal in einer der vielen Kreuzberger Kneipen, Cafes oder Restaurants, die von türkischen Frauen betrieben werden. Denn die Welt ist mehr als eine Scheibe. Vielleicht lernste was.

konstruktive kritik - eine ehrenrettung

antifa 11.05.2006 - 23:00
Dieses Posting ist ein typisches Indymedia-Phänomen (auch wenn dieser Beitrag, es wunderte mich nicht, bestimmt demnächst auf der Internetseite der Schwarzen Katze verlinkt ist). Mag der Zweck eines Open Postings für AktivistInnen der (radikalen) Linken prinzipiell eine gute Sache sein, so ist doch festzustellen, dass ein Großteil der UserInnen es nicht versteht ein derartiges Medium in angemessener Form zu benutzen. So tauchen statt gut recherchierten Textbeiträgen, die es verstehen Dinge auf den Punkt zu bringen und zu belegen , immer wieder willkürlich zusammenkopierte "Texte" auf, die in der selben Form bereits 100 mal hier erschienen sind. So viel zum Formalen dieses Beitrages um zum Inhaltlichen überzuleiten: es bringt rein gar nichts immer irgendwelche Sekundär- und Tertiärquellen immer noch weiter zu verfremden, als sie bereits sowieso sind. Besonders auffällig scheint dieses Phänomen zu sein, wenn es sich um die antideutsche Szene dreht. Wird so bspw. auf eine Antifa-Demo in Duisburg der politische Islam kritisiert, fabulieren Gegner der Antideutschen sofort die angeblich gerufene Parole "Tod den Muslimen" herbei. Läuft antideutsche Kritik darauf hinaus Zwangsgemeinschaften wie "Volk" und "Nation" zu analysieren um zu der berechtigten Forderung "Nie wieder Völker!" zu kommen, deuten "Antiimps" und andere Antideutschen-Hasser dies in ein Aufruf zum Völkermord um. So ist es nicht verwunderlich, dass etwa die Antiimperialistische Koordination Wien, versucht den Zugriff der "Kultur" auf die Individuen zu fetischisieren und in den Kampf gegen alles was man als "westlich" definiert verfällt. Jene, die die Kulturalisierung also am meisten betreiben, jene die das "nationale Selbstbestimmungsrecht der Völker" fordern, werfen nun anderen "Rassismus" vor. Dass dies nur eine Projektion des eigenen Rassismus, in transformierter Form auf den ausgemachten Gegner ist, versteht sich von selbst. Wird nun Antisemitismus unter MigrantInnen kritisiert, wird von Seiten der Antiimps nicht nach dem Antisemitismus unter MigrantInnen geschaut, sondern lieber versucht jene, die dieses virulente Phänomen kritisieren, eine niedere, gar "rassistische" Absicht zu unterstellen. Die Tatsache, dass es aber tatsächlich Antisemitismus unter MigrantInnen gibt, das zu erkennen blieb bislang nur lobenswerten Initiativen wie etwa die "Migrantische Initiative gegen Antisemitismus" aus Berlin sowie diversen Antifa-Gruppen antideutscher Prägung. Ein sehr gut differenzierten Text über (Anti-)Rassismus und Antisemitismus unter MigrantInnen lieferte bspw. Udo Wolter vom Berliner Bündnis gegen Antisemitismus in der Zeitschrift Phase 2. Darin hielt er folgendes fest: "sowohl der moderne europäische als auch muslimisch-arabische Antisemitismus lassen sich auf der Grundlage materialistischer Gesellschaftskritik als wahnhafte Reaktion auf die kapitalistische Vergesellschaftung begreifen. Das erfordert natürlich auch eine Verabschiedung jener auch im durch den Postkolonialismus theoretisch informierten Antirassismus verbreiteten kulturrelativistischen Perspektive, die jede universalistisch begründete Kritik sofort als 'eurozentrisch' denunziert. Eine Perspektive, die statt dessen an die kritische Selbstreflexion der Aufklärung im Sinne der kritischen Theorie anknüpft, braucht weder historische Unterschiede noch die internationalen wie innergesellschaftlichen Machtverhältnisse entlang rassistischer Linien zu ignorieren. Im Gegenteil arbeitet die weitverbreitete Haltung, Islamismus und Antisemitismus unter MigrantInnen ausschließlich auf deren rassistische Ausgrenzung zurückzuführen, sogar noch deren kulturalistischer Fremdmarkierung in die Hand, indem die TrägerInnen dieser Ideologien nicht als politische Subjekte ernst genommen werden. Ein reflektiert universalistischer Antirassismus müsste dagegen in der Lage sein, IslamistInnen genauso als Teil dieser Gesellschaft zu begreifen wie RassistInnen und AntisemitInnen aus der deutschen 'Mitte der Gesellschaft'."
Dieser Text, der unter dem Titel "Nicht im Namen des anderen" erschienen ist, dürfte viele Mißverständnisse ausräumen. Während andere, so etwa die Redaktion Bahamas aufgegeben haben mit anderen Linken den Dialog zu suchen. Ein Mittel, das gerne verwendet wird, ist das der Polemik, dass jedoch scheinbar nur SympathisantInnen der Bahamas verstehen, während andere sie schlichtweg nicht verstehen. Und um nun zum konkreten Vorwurf zurück zu kommen: Wieso nicht einfach mal einen Blick in die aktuelle Bahamas werfen und schauen, was dort wirklich steht? Die aktuelle Bahamas umfasst u.a. alle Vorträge der antideutschen Konferenz "Kritik & Parteilichkeit" (November 2005), die im obigen Artikel so stark kritisiert wird. Mit dabei auch ein Beitrag des viel gehassten Justus Wertmüller über den Banlieu-Aufstand. Darin wird schlicht und nüchtern geschildert, wie das Leben innerhalb der Banlieus abläuft. Ebenso wird die Banlieu-Politik der frz. Regierung kritisiert, wie auch die Strukturen, die sich in den Banlieus etabliert haben: dazu gehört auch, dass das Leben religiös (in diesem Fall islamisch) aufgeladen wurde, was zur Herabsetzung der Frauen, die Wertmüller als eigentliches Oper ausmacht, führte. Auch ein virulenter Antisemitismus ist seit Ausbruch der "Al-Aksa-Intifada" zu beobachten. Der jüngste "Aufstand gegen die Herrschenden", wie er von vielen Linken euphemistisch genannt wurde, trug auch antisemitische Züge, wenn etwa in Ableitung an das Wort "jeuf" (Jude), die 'Chefs' als "jefs" bezeichnet und zum allgemeinen Feindbild erhoben wurden. In der schriftlichen Fassung Wertmüllers Text steht nichts von "Gesindel, das sich am besten gegenseitig totschlagen sollte" (Ob es in dem Vortrag auch wirklich gesagt wurde, wäre ich mir auch nicht allzu sicher). Aber - und hier der Versuch einer kleinen Ehrenrettung: es macht einen Unterschied, ob man Leute als "Gesindel" bezeichnet, weil sie "MigrantInnen" sind (da habt Ihr Recht, das wäre Rassismus) oder weil sie Antisemiten sind (wobei sicherlich das eine nicht das andere ausschließen muss.

Ich hoffe mal ihr versteht das alles als konstruktive Kritik eines moderaten Antideutschen, der euch zugleich folgenden Text ans Herzen legen möchte:

Udo Wolter - Nicht im Namen des Anderen (Phase 2)
 http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=267&print=

außerdem sehr interessant:

Stephan Grigat - Feindaufklärung und Reeducation.
Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus.
(Buch zu bestellen über www.ca-ira.net)

@ad

Faultier Hugo 11.05.2006 - 23:20
da spiegelt sich auch mal wieder der perfekte alltagsrassismus bei euch blau-weißen vögeln wieder.

aber wenn ich darüber nachdenke,
Oh, du hast recht. erst gestern wurde meine geliebte Familie von einem antisemitischen, islamischen und alles westliche hassenden amok-türken aus seiner dönerbude heraus angegriffen und von diesem auf trditionelle art und weise geschächtet. Da der "geimeine wald und wiesen araber" zuvor die amerikanische botschaft angegriffen hatte um alles "nichtislamische" zu vernichten und westliche frauen zu steinigen, war auch der große "leuchturm der Freiheit", der mit einem total antiimperialistischem preventivkrieg hätte eingreifen können, andersweitig mit friedensstiftung beschäftigt und nun stehe ich alleine in diesem von der antisemitischen gewalt allahs dominierten universum.... leider der traurige ALLTAG auf den straßen kreuzbergs und der welt.... ohne ausnahme... furchtbar....


daraus machen wir kein hehl: wir scheißen auch auf Israel!
für eine antinationale linke!

nicht rassistisch

konferenzbesucher 12.05.2006 - 03:56
ich war auf der antideutschen konferenz als zuhörer zugegen und - nach der diktion des autors - ein "zeuge". herrn wertmüllers referat war sicherlich kein higlight in sachen kritischer theorie und fiel im vergleich zu den meisten anderen vorträgen auf der konferenz deutlich ab. es ging wertmüller offenbar darum, hysterische rassismusvorwürfe zu evozieren, wie sie hier vorgetragen werden. dabei war sein beitrag so einiges, aber eines garantiert nicht: rassistisch.
kürzt man die polemischen formulierungen aus seinem vortrag heraus, bleibt als these übrig: die riots in den vorstädten hatten keinen emanzipatorischen gehalt, sie haben die lage der dort lebenden nicht verbessert, sondern sich de facto gegen die gewendet, die es in den vorstädten wenigstens zu einem eigenen auto gebracht haben. und: die - zweifellos reale - verzweifelte lage vieler migranten, auf die sich die sprecher der bewegung berufen haben, entschuldigt nicht sinnfreie gewaltakte gegen irgendwen.

macht da mal einen rassismus-vorwurf draus...

eine ehrenrettung

antifa 12.05.2006 - 08:24
antifa 11.05.2006 22:00
Dieses Posting ist ein typisches Indymedia-Phänomen (auch wenn dieser Beitrag, es wunderte mich nicht, bestimmt demnächst auf der Internetseite der Schwarzen Katze verlinkt ist). Mag der Zweck eines Open Postings für AktivistInnen der (radikalen) Linken prinzipiell eine gute Sache sein, so ist doch festzustellen, dass ein Großteil der UserInnen es nicht versteht ein derartiges Medium in angemessener Form zu benutzen. So tauchen statt gut recherchierten Textbeiträgen, die es verstehen Dinge auf den Punkt zu bringen und zu belegen , immer wieder willkürlich zusammenkopierte "Texte" auf, die in der selben Form bereits 100 mal hier erschienen sind. So viel zum Formalen dieses Beitrages um zum Inhaltlichen überzuleiten: es bringt rein gar nichts immer irgendwelche Sekundär- und Tertiärquellen immer noch weiter zu verfremden, als sie bereits sowieso sind. Besonders auffällig scheint dieses Phänomen zu sein, wenn es sich um die antideutsche Szene dreht. Wird so bspw. auf eine Antifa-Demo in Duisburg der politische Islam kritisiert, fabulieren Gegner der Antideutschen sofort die angeblich gerufene Parole "Tod den Muslimen" herbei. Läuft antideutsche Kritik darauf hinaus Zwangsgemeinschaften wie "Volk" und "Nation" zu analysieren um zu der berechtigten Forderung "Nie wieder Völker!" zu kommen, deuten "Antiimps" und andere Antideutschen-Hasser dies in ein Aufruf zum Völkermord um. So ist es nicht verwunderlich, dass etwa die Antiimperialistische Koordination Wien, versucht den Zugriff der "Kultur" auf die Individuen zu fetischisieren und in den Kampf gegen alles was man als "westlich" definiert verfällt. Jene, die die Kulturalisierung also am meisten betreiben, jene die das "nationale Selbstbestimmungsrecht der Völker" fordern, werfen nun anderen "Rassismus" vor. Dass dies nur eine Projektion des eigenen Rassismus, in transformierter Form auf den ausgemachten Gegner ist, versteht sich von selbst. Wird nun Antisemitismus unter MigrantInnen kritisiert, wird von Seiten der Antiimps nicht nach dem Antisemitismus unter MigrantInnen geschaut, sondern lieber versucht jene, die dieses virulente Phänomen kritisieren, eine niedere, gar "rassistische" Absicht zu unterstellen. Die Tatsache, dass es aber tatsächlich Antisemitismus unter MigrantInnen gibt, das zu erkennen blieb bislang nur lobenswerten Initiativen wie etwa die "Migrantische Initiative gegen Antisemitismus" aus Berlin sowie diversen Antifa-Gruppen antideutscher Prägung. Ein sehr gut differenzierten Text über (Anti-)Rassismus und Antisemitismus unter MigrantInnen lieferte bspw. Udo Wolter vom Berliner Bündnis gegen Antisemitismus in der Zeitschrift Phase 2. Darin hielt er folgendes fest: "sowohl der moderne europäische als auch muslimisch-arabische Antisemitismus lassen sich auf der Grundlage materialistischer Gesellschaftskritik als wahnhafte Reaktion auf die kapitalistische Vergesellschaftung begreifen. Das erfordert natürlich auch eine Verabschiedung jener auch im durch den Postkolonialismus theoretisch informierten Antirassismus verbreiteten kulturrelativistischen Perspektive, die jede universalistisch begründete Kritik sofort als 'eurozentrisch' denunziert. Eine Perspektive, die statt dessen an die kritische Selbstreflexion der Aufklärung im Sinne der kritischen Theorie anknüpft, braucht weder historische Unterschiede noch die internationalen wie innergesellschaftlichen Machtverhältnisse entlang rassistischer Linien zu ignorieren. Im Gegenteil arbeitet die weitverbreitete Haltung, Islamismus und Antisemitismus unter MigrantInnen ausschließlich auf deren rassistische Ausgrenzung zurückzuführen, sogar noch deren kulturalistischer Fremdmarkierung in die Hand, indem die TrägerInnen dieser Ideologien nicht als politische Subjekte ernst genommen werden. Ein reflektiert universalistischer Antirassismus müsste dagegen in der Lage sein, IslamistInnen genauso als Teil dieser Gesellschaft zu begreifen wie RassistInnen und AntisemitInnen aus der deutschen 'Mitte der Gesellschaft'."
Dieser Text, der unter dem Titel "Nicht im Namen des anderen" erschienen ist, dürfte viele Mißverständnisse ausräumen. Während andere, so etwa die Redaktion Bahamas aufgegeben haben mit anderen Linken den Dialog zu suchen. Ein Mittel, das gerne verwendet wird, ist das der Polemik, dass jedoch scheinbar nur SympathisantInnen der Bahamas verstehen, während andere sie schlichtweg nicht verstehen. Und um nun zum konkreten Vorwurf zurück zu kommen: Wieso nicht einfach mal einen Blick in die aktuelle Bahamas werfen und schauen, was dort wirklich steht? Die aktuelle Bahamas umfasst u.a. alle Vorträge der antideutschen Konferenz "Kritik & Parteilichkeit" (November 2005), die im obigen Artikel so stark kritisiert wird. Mit dabei auch ein Beitrag des viel gehassten Justus Wertmüller über den Banlieu-Aufstand. Darin wird schlicht und nüchtern geschildert, wie das Leben innerhalb der Banlieus abläuft. Ebenso wird die Banlieu-Politik der frz. Regierung kritisiert, wie auch die Strukturen, die sich in den Banlieus etabliert haben: dazu gehört auch, dass das Leben religiös (in diesem Fall islamisch) aufgeladen wurde, was zur Herabsetzung der Frauen, die Wertmüller als eigentliches Oper ausmacht, führte. Auch ein virulenter Antisemitismus ist seit Ausbruch der "Al-Aksa-Intifada" zu beobachten. Der jüngste "Aufstand gegen die Herrschenden", wie er von vielen Linken euphemistisch genannt wurde, trug auch antisemitische Züge, wenn etwa in Ableitung an das Wort "jeuf" (Jude), die 'Chefs' als "jefs" bezeichnet und zum allgemeinen Feindbild erhoben wurden. In der schriftlichen Fassung Wertmüllers Text steht nichts von "Gesindel, das sich am besten gegenseitig totschlagen sollte" (Ob es in dem Vortrag auch wirklich gesagt wurde, wäre ich mir auch nicht allzu sicher). Aber - und hier der Versuch einer kleinen Ehrenrettung: es macht einen Unterschied, ob man Leute als "Gesindel" bezeichnet, weil sie "MigrantInnen" sind (da habt Ihr Recht, das wäre Rassismus) oder weil sie Antisemiten sind (wobei sicherlich das eine nicht das andere ausschließen muss.

Ich hoffe mal ihr versteht das alles als konstruktive Kritik eines moderaten Antideutschen, der euch zugleich folgenden Text ans Herzen legen möchte:

Udo Wolter - Nicht im Namen des Anderen (Phase 2)
 http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=267&print=

außerdem sehr interessant:

Stephan Grigat - Feindaufklärung und Reeducation.
Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus.
(Buch zu bestellen über www.ca-ira.net)


[warum wurde dieser kommentar, an dem ich nicht ganz unlange gesessen hab, nach unten verschoben]

hoho: müllverwertung

antifa 12.05.2006 - 08:26
wie nicht anders zu erwarten hat nun die "schwarze katze" aus hemer diesen grottenschlechten beitrag auf seiner homepage verlinkt.

Diffenerenzierung notwendig

Kein Kommunist 12.05.2006 - 10:02
Es wäre notwendig, zwischen verschiedenen Dingen, die als antideutsch bezeichnet werden zu unterscheiden:

- Hardcore-Antideutsch: die sind tatsächlich extrem reaktionär, rassistisch usw. Demonstrationen gemeinsam mit Rechten, rassistische Ausfälle und Aufrufe usw. 3-Mann-Gruppen wie Bahamas, AANO, ADK, Antifa Giessen, BgR sind da Beispiele. Mittlerweile sind dort auch viele FDPler und Christenfundamentalisten anzutreffen, so ist z.B. ein JL-Ortsverband Teil der Szene. Bundesweit gibts von den Hardcores etwa 100 bis 150 Leuten. Typisches Beispiel sind die "Araber-Frauen sind Gebährmaschinen des Djihad"-Rethoriken aus der Bahamas.

- Softcore-Antideutsche: So das Umfeld von Jungle World, KP-Berlin, MAD und wie sie alle heissen. Meist sind das zynische "Besserwisser-Linke", die sich hinter Bandwurmsatzrethorik verschanzen und reine Befindlichkeitspolitik machen. Sie sind in der Regel sehr Bewegungsfeindlich, daß frei nach Adorno nur theoretische Kritik an den Verhältnissen geübt werden darf. Da sie aus besseren Verhältnissen stammen, haben sie selten Interesse an realen gesellschaftlichen Verhältnissen und torpedieren sie (die meisten kommen aus eher provinziellen Verhältnissen, was man an einer gewissen Miefigkeit zu sprüren bekommt). Auch sie sammeln sich in sektiererischen Gruppen, die "die einzig Wahre Wahrheit" verkünden. Alle Andersdenkenden werden mit Antisemitismusvorwürfen und Verkürztheitsvorwürfen überzogen. Dennoch gelten die Softcores noch als Linke.

- PC-Linke: Die gabs schon immer. Auch hier geht es nur um Befindlichkeiten und Identität. Man will immer "das Richtige" tun und total gut sein und besser als alle anderen. Deswegen darf man natürlich nicht angreifbar sein und besonders sich keinen Sexismus und Antisemitismus vorwerfen lassen. Das will man ja selbst mit allen anderen tun. Und so kommt es, daß diese P.C.-Linken oft Schlagworte und Rethorik der Antideutschen übernehmen.

- Antideutsch als Kampfbegriff: Antiimps und tatsächliche Antisemiten bezeichnen alle Linken, die sich nicht in Palisoli ergehen als "Antideutsch". Antiimps sind der Gegenpart und benutzen Antideutsch-Vorwürfe so wie Antideutsche den Antisemitismusvorwurf benutzen.


Alles in allem: Kommies und Linksradikale in Deutschland haben beinahe durchgehend einen an der Klatsche. Wer was verändern will, sollte Abstnd von dieser Szene nehmen!

@ "kein kommunist"

antifa 12.05.2006 - 12:39
Seit wann ist denn etwa das BgR (das aus Leipzig meinst du wahrscheinlich) hardcore-antideutsch? Die lehnen es doch sogar öffentlich ab, Israelfahnen mit auf Demos zu nehmen (auch wenn die Beweggründe dafür etwas andere sind, als bei anderen "Antifas").

Zudem sind die Gruppen KP_Berlin und MAD Köln ihrer eigenen Ansicht nach nicht antideutsch, wie verschiedenen Statements der Gruppen zu entnehmen ist.

Ein Projekt wie die Jungle World mit dem Zertifikat "antideutsch" zu versehen ist zudem auch Quatsch. Sicherlich mag es dort einige sehr symphatische Autoren geben (z.b. ivo bozic), jedoch gibt es dort ebenso Gastbeiträge von Personen wie Detlef Hanloser (der der "Kritik an Antideutschen" ja sogar ein ganzes Buch gewidmet hat).

Um welche JL-Ortsgruppe (ist Junge Linke gemeint?) es sich bei den "hardcore-antideutschen" handeln soll, würde mich auch mal interessieren.

Bitte einfach mal etwas antworten.

Grüße,
erwin

Korrektur @ antifa

Johnny 12.05.2006 - 13:16
"Seit wann ist denn etwa das BgR (das aus Leipzig meinst du wahrscheinlich) hardcore-antideutsch?"

Gibts die überhaupt noch? Als ich das letzte mal von denen gehört habe, waren die ziemlich Hardcore, gingen sogar soweit Antinazi-Aktionen als "deutschen Mob" zu bezeichnen und sahen am Tag eines Naziaufmarschs demonstrativ im Connie Fußball. Aber das ist jetzt 2 Jahre her. Wenn die jetzt von ihrem Fahnentrip weg sind, wäre das cool. Mad hat sich wohl im letzten halben Jahr durch ganz vernünftige Aktionen hervorgetan, aber vor 1, 2 Jahren war schwer zwischen denen und PRO und PBC zu unterscheiden. Wobei ich mal davon ausgehe, daß da 50% von Provo war.

"Zudem sind die Gruppen KP_Berlin und MAD Köln ihrer eigenen Ansicht nach nicht antideutsch, wie verschiedenen Statements der Gruppen zu entnehmen ist."

Naja, steht in ihren Werbetexten. Die wurden nach dieser Anti-Multikulti-Demo im letzten Sommer rasch geändert, weil da Antideutsch unten durch war. Politisch sind die aber immer noch auf dieser Welle. Und 2003 als es diese Spaltung des 1.Mai gab, war die KP-Berlin-Demo die Demo ganz ohne Transparante, aber dafür ein reines Staatsflaggen-Meer. Sah echt gruslig aus.

JL: da gibts wohl diese JD/JL. Aber ich würde die nicht als politisch bezeichnen. Kein Kommunist hat wahrscheinlich ein paar Flugblätter von denen gelesen und ist deswegen drauf gekommen. Ich würde die eher als Anti-Alles bezeichnen. Es gibt nichts, was sie noch nicht als Nazis diffamiert haben. Also eher Persönlichkeitsstörung statt politisch.

my 2 Cents

@ hugo und petra

ad 12.05.2006 - 14:41
mit dem handschuettel-vergleich wollte ich folgendes ausdruecken: die meisten linken reden ueber die migranten wie ueber ein abstraktum. selber zu tun haben sie mit migranten auf privater ebene selten etwas - man lebt parallel, man vermutet ueber den anderen mehr als man weiss.

zur doener-bude:
aus der letzten doenerbude bin ich rausgeflogen, da ich widersprochen habe, als einige tuerkische jungmaenner im gespraech ueber deutsche frauen meinten, das seien doch alles wertlose schlampen die man nur richtig durch.... und wegschmeissen muesste. als ich meinte, dass alle menschen gleich seien - tuerkische frauen, wie deutsche frauen - wurde mir gewalt angedroht.

ich glaueb, ihr habt von der reaktionaeren selbstverstaendlichkeit innerhalb muslemisch gepraegten comunities keinen schimmer, kann das sein?

@ petra

ad 12.05.2006 - 14:43
"Wer bitte schön sollen denn "verwahrloste" Russlanddeutsche sein?"

wenn du nicht weisst, was ein verwarloster russlanddeutscher ist, dann lebst du tatsaechlich in einer anderen welt als ich. vieleicht auch einfach nur in einer wohlhabenderen gegend, kann das sein?

@ Faultier Hugo

ad 12.05.2006 - 14:45
frag doch mal ein paar junge türken, was sie von deutschen frauen halten. frag mal!

IMC, Rassismus und Subjektpositionen

Kien Nghi Ha 12.05.2006 - 17:30
da ich den eindruck habe, dass diese fragen und diskussionspunkte teilweise grundsätzlich die imc-germany medienpolitik betreffen, bin ich von der email- auch die webkommunikation gewechselt. als zusammenfassung habe ich meine bisherigen statements und den hier zur diskussion stehenden beitrag (daher die länge) angehängt - da mir keine zustimmung zur veröffentlichung der replys vorliegt, sind diese nicht enthalten.

damit mir wesentliche inhalte nicht untergehen, hier meine drei hauptpunkte:
1. der warnhinweis
2. antideutscher rassismus "ausnahmsweise" als unberührbares tabuthema
3. forderung: "Offener Rassismus in der Bahamas-Redaktion" in die sektion
Antirassismus aufnehmen

1. der warnhinweis: wie ich sehe, ist inzwischen im gegensatz zu den
gewöhnlichen open postings eine art warnhinweis über meinen beitrag verhängt worden, der explizit eine distanzierung und redaktionelle sanktion ausdrückt und darüberhinaus deutlich sagt, dass dieser beitrag hier eigentlich unerwünscht ist. dieser negative marker und die ihm zugrundeliegende mißbrauchskonstruktion fungieren hier natürlich als stigma bzw. als ausgrenzungsinstrument und das ist angesichts des charakters des beitrags erstaunlich.
um was geht es in meinem beitrag? ich informiere einerseits für die vorfälle auf der antideutschen konferenz und berichte andererseits über meinen eigenen rechercheversuch bei den protagonisten. das ist wohl kaum als kommentar, diskussionsbeitrag oder gar als gruppenstellungnahme zu
betrachten. das meine berichterstattung wertend und analysierend ist, kann
wohl kaum als disqualifizierung oder regelbruch gewertet werden. fordert
indymedia nicht dazu auf, parteiisch, subjektiv und politisch zu
informieren? liegt da nicht der unterschied zwischen indymedia und dem nur
scheinbar objektiven und sachlichen profi-journalismus? also warum diese
politische ausgrenzung und stigmatisierung? sachlich ist sie - zumindest
meinem eindruck nach - nicht zu begründen. mensch braucht nicht eine
diskursanalytisch geschulte rassismusforschende zu sein, um zu erkennen,
dass diese konstellation problematisch ist - um es mal sehr diplomatisch zu formulieren. aber vielleicht täusche ich mich auch.

jemand schrieb heute in einer email

>"prinzipiell: Ich find es eigentlich schlecht, vom davon abzukommen
>Beiträge zu diesem Thema - egal aus welcher Perspektive - prinzipiell zu
>verstecken. Es wirkt halt wie eine Positionierung Indymedias, wenn manche
>Postings dazu drin bleiben - und wenn so ein Eindruck entsteht fänd ich >das blöd.
>Vielleicht können sich ja nochmal andere als Pete zu Wort melden.

>>On Thursday 11 May 2006 10:27, Kien Nghi Ha wrote:
>>- wenn die indymedia-politik solche äußerungsformen von marginalisierten
>>subjektpositionen nicht zulässt, weil "Niemand von Indymedia hat Lust,
>>sich mit dem Thema mehr als notwendig zu beschäftigen. Das Posten eines >>solches Artikels legt aber jedesmal für Tage die Modarbeit lahm" - dann >>stellt indymedia den selbsterklärten sinn der eigenen arbeit in frage. >>[...]

>Stimmt natürlich, aber ich sehe in der Ausnahme dieses einen Themas eine
>hinnehmbare Einschränkung dieses Ideals".

2. Ausnahmeregelung: ich finde es bemerkenswert, da es zumindest für einige bei imc-germany keinen unterschied mehr macht, ob betroffene oder
nicht-betroffene subjekte des "anti-deutschen" zynismus sich zu wort melden oder auch nicht. wenn die subjektfrage, betroffenenperspektive und der widerstand marginalisierter subjekte keine rolle mehr spielen, dann werden die fundamente globalisierungskritischer bewegungen - zu denen
bekanntermassen auch das imc-projekt gehört - in frage gestellt. es ist
erstaunlich, was alles geopfert wird, nur weil mensch sich nicht dem thema
"antideutsche" und die unbequemen folgen auseinandersetzen mag.
ich lese, dass es in der auseinandersetzung mit rassismus "ausnahmen" geben soll. in diesem zusammenhang wäre es wichtig zu wissen, wer diese
"ausnahmen" bestimmt? möglicherweise weisse deutsche, die eben von diesen
virulenten attacken nicht betroffen sind und sich auch nicht als zielscheibe sehen müssen? ich möchte nur daran erinnern, dass nicht alle dieses weisse privileg geniessen. wenn indymedia germany nicht die spezifischen kontexte und subjektpositionen von people of color grundsätzlich respektiert, dann braucht sich niemand zu wundern, dass imc zumindest in deutschland mehrheitsdeutsch bleibt und von weissen perspektiven dominiert wird. es wäre interessant zu erfahren, wie die medienaktivistInnen in rio, kapstadt, london, nyc oder frisco mit people of color-hintergründen zu dieser ausnahmepolitik gegenüber rassistischen praktiken denken.

3. Forderung: zuletzt möchte ich die imc-macherInnen auffordern den beitrag "Offener Rassismus in der Bahamas-Redaktion" in die sektion Antirassismus aufzunehmen. wenn das nicht möglich ist, würde ich gerne den grund bzw. die gründe erfahren.
es ist alarmierend, wenn die auseinandersetzung mit rassismus unterbunden wird und marginalisierte subjekte in dieser weise durch imc-politik stigmatisiert werden. ich protestiere dagegen! für mich ist es bedrückend zu sehen, dass hier so getan wird als ob die auseinandersetzung mit antideutschen rassismus ein streit zwischen zwei rivalisierenden und durchgeknallten ideologien wäre. dann können wir rassistische gewalt - wie zuletzt in potsdam - gemeinsam mit schäuble & co ja gleich als problem von alkoholisierten jugendbanden abservieren. rassismus ist aber ein gesellschaftliches herrschaftsverhältnis und bahamas & co kg sind ein ausdruck dessen.

mfg,

kien nghi ha


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Am Donnerstag, 11. Mai 2006 10:31 schrieb Kien Nghi Ha:

hallo pete, hallo andere,

danke erstmal für die reaktion und die schilderung der hintergründe auf
indymedia. allerdings funktioniert der link nicht mehr
( http://germany.indymedia.org/static/statement200206.shtml).

ich würde es sehr begrüssen, wenn ihr in diesem fall eine "ausnahme" macht
und den politischen kontext berücksichtigt.

gründe:
- auch wenn die anti-deutsche sekte klein ist, ist sie politisch und
diskursiv doch sehr aktiv und damit nicht zu unterschätzen. angesichts ihrer massiven propaganda im www wäre es fatal auf politische aufklärung zu verzichten, weil die gefahr einer einflusszunahme in richtung einer
"rassifizierung der linken" wächst und die antideutsche anhängerschaft
zunehmen könnte.

- in meinem text sind die doppelt belegten rassistischen phantasien an
brutalität und offenheit - exemplifiziert anhand der galionsfigur dieser
bewegung - kaum noch zu überbieten, so dass eine veröffentlichung zur
demontage der antideutschen ideologie beitragen könnte und möglicherweise
auch abschreckenden charakter hat. ich glaube, dass rassistische botschaften skandalisiert werden müssen damit kein gewöhnungseffekt entsteht.

- die äußerungen von j.w. und die jüngste weigerung (mai 2006) der
bahamas-redaktion dazu stellung zu nehmen, haben politischen nachrichtenwert und interessierte sollten die chance haben diese entwicklungen zu kenntnis zu nehmen. dieser artikel ist nicht nur kommentar, sondern berichtet ganz im sinne der ausgangsidee von indymedia über die politische umgangs- und arbeitsweise der bahamas-redaktion sowie über meine eigene aufklärungsarbeit in dieser frage.

- bisher ist die postkoloniale perspektive von people of color, migrantInnen und anderen deutschen auf die antideutsche bewegung vollkommen unterrepräsentiert. die hier vorliegende analyse ist ein beispiel dafür, wie wir versuchen könnten dieses mißverhältnis umzudrehen, so dass wir nicht länger ausschließlich als "opfer" antideutscher hasstiraden erscheinen, sondern als handlungsfähige subjekte in aktion treten.

- wenn die indymedia-politik solche äußerungsformen von marginalisierten
subjektpositionen nicht zulässt, weil "Niemand von Indymedia hat Lust, sich mit dem Thema mehr als notwendig zu beschäftigen. Das Posten eines solches Artikels legt aber jedesmal für Tage die Modarbeit lahm" - dann stellt indymedia den selbsterklärten sinn der eigenen arbeit in frage. im übrigen: das erklären von kontextualisierungen und der kampf um rederecht ist abschreckend und ermüdend zugleich und ähnelt fatal den mühsamen kampf um repräsentation in der dominanzgesellschaft, wo migrantInnen auch darum
kämpfen müssen, um ihre stimme zu erheben. ich würde mir wünschen, wenn die macherInnen von imc germany solche kontexte ganz selbstverständlich auf der platte haben.

sagt mir bitte bescheid, ob dieser beitrag freigeschaltet werden kann - dann würde ich eine leicht korrigierte fassung posten. [nachtrag: wie sich inzwischen herausgestellt hat, war eher ein softwarefehler als ein redaktioneller eingriff der grund für das nicht erscheinen dieses beitrags]

viele grüsse

kien nghi ha


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>Am Mittwoch, 10. Mai 2006 11:31 schrieb Kien Nghi Ha:
>>hallo liebe mitarbeiterInnen von imc germany,
>>
>>ich wollte am 8.5.2006 nachfolgenden text im vermeintlichen open posting
>>(bzw. im bereich antirassismus) veröffentlichen. leider ist dieser >>artikel bisher nicht erschienen. daher will ich euch als >>"programmverantwortliche" fragen, was da passiert ist und was das >>wiederum zu bedeuten hat. mir ging es in diesem text einerseits darum >>auf vollkommen inakzeptable Äußerungen im antideutschen dunstkreis und >>andererseits auf die politik des kollektiven schweigens wie der hinnahme >>von bzw. zustimmung zu rassistischen praktiken hinzuweisen.
>>
>>über eine aufklärung in dieser sache würde ich mich freuen.
>>
>>mit freundlichen grüssen
>>
>>kien nghi ha

kein bock auf diskussion

ich 12.05.2006 - 20:10
an der riesigen diskussion, die sich hier entlädt kann mensch sehen, warum die mods kein bock auf dieses thema haben und ich finde auch, dass dieser artikel, auch wenn er ein paar inhaltlich interessante dinge enthält, versteckt werden sollte. in jedem ergänzungsformular steht, dass das KEIN diskussionsforum sein soll ...