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Spaltung der Linken und Kreuzberg am 1. Mai

Analytiker 28.04.2006 12:26
Die Entwicklung des 1. Mai in Kreuzberg der letzten Jahre spiegelt die Entwicklung der deutschen Linken sowie die von Kreuzberg selbst wider. Diese Analyse stellt diese Entwicklungen in Kreuzberg in einen Kontext zur radikelan Linken in Deutschland.
Nachdem ich die Entwicklung der deutschen radikalen Linken und den ersten Mai in Kreuzberg als interntionalen Kampftag schon lange beobachte, wäre es aus aktuellem Anlass an der Zeit einen Artikel ueber dieses Thema, dass in der deutschen Linken schon seit Jahren erhebliches Interese geniesst, zu schreiben.

Die Entwicklung des 1. Mai in Kreuzberg der letzten Jahre spiegelt die Entwicklung der deutschen Linken sowie die von Kreuzberg selbst wider.

ERSTVERÖFFENTLICHUNG


Spaltung

Die Spaltung der Linken in Antiimps vs. AntiDs, Militante vs. Friedliche, Konservative vs. Progressive hat auch zu einer Spaltung der Demonstrationen zum 1. Mai in Kreuzberg gefuehrt, die zuvor zu den grössten Linken Veranstaltungen in Deutschland zählten. Nach den Höhepunkten der linken und revolutionären Bewegungen in Europa (Genua, Prag…) in der die verschiedenen Aktionsformen zusammenspielten und sich dadurch exponentiell entwickelt haben (Medieninteresse durch Krawalle, Interessenvertretung durch Friedliche, lange nicht dagewesene Mobilisierung und öffentliche Wahrnehmung), hat die Spaltung auch zu einem Nachlassen der Mobilisierungsfähigkeit aller beteiligten Gruppen gefuehrt. Insbesondere die starke Distanzierung der friedlichen Demonstranten von den Militanten, und die daraus resultierende Unterdrueckung direkter Aktionen und das fehlenden Medienecho, haben die linken Aktivitäten in Deutschland marginalisiert. Durch die fehlende öffentliche Aufmerksamkeit (die angeblich gar nicht benötigt wird – warum wird dann demonstriert?) und das Fehlen von „Action“ hat die Beteiligung an Demonstrationen und sogar an Antifa-Aktivitäten massiv abgenommen. Die Folgen daraus sind oftmals freie Strassen fuer Nazis und zuletzt der Verlust von linken Freiräumen und Strukturen. Den Behörden fehlt die „Angst“ vor solchen Eingriffen, wenn keine Öffentlichkeit und kein Risiko von Sachschäden mehr besteht. Die Verbalmilitanz wie zuletzt in Karlsruhe, die sich lediglich aufgrund frueherer Aktionen als Wirksam gezeigt hat, hat ihre Glaubwuerdigkeit verloren.

Kreuzberg

Kreuzberg hat es auf eigenartige Weise geschafft ueber lange Jahre hinweg als alternativer Stadtteil mit hohem Migrantenanteil zu ueberleben. Dies hat meines Erachtens zwei Gruende:

Durch den hohen Anteil alternativer Einwohner und linker Intelektueller, konnte eine Ghettoisierung Kreuzbergs vermieden werden. Die Jugendlichen Migranten zeigen ueberwiegend bis heute Respekt vor ihren alternativen Mitbewohnern und ein zusammenleben in gegenseitiger Toleranz ist möglich. Linke können sich ohne Risiko in Kreuzberg bewegen und finden Anerkennung und Teilweise auch Solidarität von jugendlichen Migranten. Die jährlichen Mai-Aktionen und auch der „traditionelle“ Konflikt mit der Polizei haben nicht unwesentlich zu diesem Zustand beigetragen. Die Jugendlichen, haben das selbe Feindbild und sehen Deutsche, die entschlossen die Initiative ergreifen und sich zumindest einmal im Jahr symbolisch diesem Feindbild entgegen stellen. Insbesondere die strukturierte, organisierte und selbstbewusste Vorgehensweise wurde beeindruckt zur Kenntniss genommen. Durch den Rueckzug vieler Linker von dem jährlichen Ritual, fuehlen sich die Migranten alleingelassen und durch die fehlende Organisation, werden die Bemuehungen Jahr fuer Jahr mehr im Keim erstickt. Insbesondere durch den Einsatz von Zivilbeamten, der von erfahrenen Leuten schnell erkannt wird, auf den unorganisierte Gruppen aber hereinfallen, klappt die Unterdrueckung von direkten Aktionen immer besser.

Eine Yuppisierung, die in zahlreichen alternativen Stadtteilen (auch ausserhalb Berlins) stattfindet und sich in den letzten Jahren beschleunigt, konnte der immer noch gueltige Ruf von Kreuzberg als autonomer Chaotenstadtteil verhindern. Alternative Gegenden haben durch ihre Lebensfreude und ihren Flair eine magische Anziehungskraft auf wohlhabende Zuzuegler – die diesen Flair dann unbewusst zerstören. Das fuehrt automatisch zu höheren Preisen und mitelfristig zu einem Verlust des alternativen Stadtteils. Dass dies in Kreuzberg nicht passiert, ist auch den jährlichen Krawallen zu verdanken, die eine enorm abschreckende Wirkung auf buergerliche Zuzuegler haben. Selbst wenn die Sachschäden sich relativ in Grenzen halten und zumeist von Versicherungen getragen werden, hat die alljärliche „Zerstörung des eigenen Kiezes“ abstruserweise dazu gefuehrt, dass es den Kiez ueberhaupt noch in dieser Form gibt. Die Dramatisierung in den Medien zeigt ihre Wirkung... Andere Gegenden verlieren diesen Kampf zusehends und statt alternativer Kneipen und Dönerläden wird lieber in Tappas Bars gespeist und in Lounges gefeiert. Ein gutes Beispiel dafuer sind Gegenden in Hamburg. Weiterhin hat die Beteiligung linker Gruppen an den Aktionen in der Vergangenheit immer auch eine korrigierende Wirkung gehabt. Die Fälle in denene Kreuzberger selbst attackiert werden und die Gewalt sich immer mehr entpolitisiert und brutaler wird, ist dem Rueckzug der Autonomen zu verdanken. Doch dies wird die Stadt durch ihre Buettel bald (vermutlich schon in diesem Jahr) unter Kontrole bekommen. Eine Solidarisierung mit unpolitischer reiner Gewalt ist fuer niemanden möglich und richtig (vgl. Indymedia).
Das tolle Myfest wird allen Interessenten zeigen wie schön man im lebendigen und bunten Kreuzberg leben kann – und da Kreuzberg befriedet ist, braucht man auch keine Angst um den neuen Golf oder das Schaufenster vom Bang und Ollufsen Geschäft zu haben – Leider wird dann Kreuzberg zu teuer fuer bunte und lebendige Menschen.

Nun gut, der Staat hat seine Ziele so gut wie erreicht. Kreuzberg kann kommerziell genutzt werden. Berlin wird friedlicher und ein weiterer Identifikationspunkt der deutschen Linken ist zerstört. Die Spaltung ist gelungen, das Druckmittel von Ausschreitungen ist weitgehend entschärft. Dann werden sich die Gruppen in den nächsten Jahren mal wieder wundern, warum kein Interese an ihren Demos besteht, warum keiner von ihrer Existenz in diesem System weiss und warum linke Strukturen mit immer weniger Bedenken aufgelöst werden.

Abschliessend hoffe ich dieser Artikel (diese Analyse) erfuellt die Indymedia Kriterien. (Es wurde recherchiert, ein differenziertes Thema analysiert und ein Thema besprochen, dass doch einen gewissen Teil der werten Leser interessiert). Auch fuer meine Person gilt, dass ich Aktionen und Aufwand nur mache, wenn es wahrgenommen wird und Menschen zum Nachdenken anregt. Dies sollte Grundsätzlich bei der Beurteilung von Aktionen bedacht werden.
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Ergänzungen

Was für ein unglaublicher Blödsinn!

XBerger 28.04.2006 - 12:39
Jedes Jahr vor dem ersten Mail kommen die Verrückten wieder aus ihren Löchern und lassen zwanghaft ihre weltfremden Randalephantasien ab. Natürlich gemixt mit kruden Verschwörungstheorien.
Du scheinst noch nie in deinem Leben in Kreuzberg gewesen zu sein, sonst hättest Du zumindest mitbekommen, daß Kreuzberg seit Jahren yuppisiert ist. Am Spreewaldplatz, Wiener Straße, O-Straße und am Schlesischen Tor sieht es abends aus wie am Hackeschen Markt. Ein "Alternativ-Kiez" ist Kreuzberg schon lange nicht mehr. Die Zahl der besetzten Häuser hier: Null.
Zu der Randale: die wurde in den letzten 5, 6 Jahren von Hools und bayerischen Schulkindern (die den ersten Mai mit einer Silvesterparty verwechseln) getragen und von den Behörden gewollt, daß sich herrlich Aufstandsbekämpfung trainieren lässt.
Wäre echt nett, wenn ihr Indy (eine Nachrichtenseite!!! und kein Diskussusionsforum für Leute mit Neurosen) mit euerm "Randale-is-geil-davon-kommt-die-Revo"-Scheiss endlich mal verschonen könntet.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 17 Kommentare an

nicht nur das! — bin aus berlin abgehauen

sorry — verärgert

@ alle Bayernhasser — berlin-bayer

rassismus — max

@ berlin-bayer — berlin-brandenburger

Freiheit ! — Horst Adler

@analytiker + @xberger — real kreuzberger

Führungsprinzip — Propagandhi

@ hwm — BullyBoy

Das sagt — der Richtige...

interresant — egal

vieleicht — sein name