EuroMayday006 - Aktion in Brüssel

Die Idee für eine gemeinsame Intervention des EuroMayday Netzwerks wurde auf dem internationalen Vorbereitungstreffen in Mailand geboren. Sie resultierte aus Überlegungen darüber, wie es möglich sei, die europäische Dimension der Mayday-Paraden zu unterstreichen und Europa als Feld der politischen Auseinandersetzung zu eröffnen. Nachdem es lange sehr unklar war, ob es in den lokalen Netzwerken ausreichend Kapazitäten geben würde, um eine solche Aktion durchzuführen, hatte die Mayday-Assembly in Lüttich die Initiative ergriffen und sich um die Organisation gekümmert.

Gestern war es nun endlich soweit. Leider waren nicht die erhofften 500 AktivistInnen aus allen 20 teilnehmenden Städten erschienen, was vor allem an finanziellen Engpässen lag. Doch die bunte Parade, die gestern durch Brüssel zog, hatte durchaus europäischen Charakter, mit 100 TeilnehmerInnen aus 10 Städten und einem babylonischen Sprachwirrwar.

Um 11h begann die Pressekonferenz, die zwar keine europaweite Ausstrahlung erzeugt haben wird, es waren ca. 10 JournalistInnen anwesend, aber in der Presse des französich-sprachrigen Raums durchaus Resonanz erhalten wird. Zunächst gab es eine kurze Einführung in den Mayday-Prozess, verbunden mit einer Analyse der europaweiten Dimension der Prekarisierung, die den Zusammenhang zwischen den Kämpfen in den verschiedenen Städten stiftet. Anschliessend berichteten die anwesenden VertreterInnen der lokalen Netzwerke kurz von ihren Mayday-Prozessen und Projekten vor Ort , worauf eine Zuspitzung des weiten Themenfelds Prekarisierung auf verschiedene Schwerpunkte folgte - hier wurde vor allem auf die Situation von MigrantInnen aufmerksam gemacht.

Zur gleichen Zeit war bereits die Besetzung des european roundtable im vollem Gange, einer Lobby transnationaler Konzerne, die großen Einfluss auf die Erarbeitung der neoliberalen Lissabon-Doktrin hatte. Angeführt von der Samba-Band aus Amsterdam, unterstützt von Sambistas aus Gent und Turin, besetzte eine bunter Haufen prekarisierter Osterhasen zunächst den Innenhof des european roundtable, um etwas später bis in die Arbeitsräume im zweiten Stock des Gebäudes vorzudringen. Die verblüfften MitarbeiterInnen, wurden zwischen Laptops und Hochleistungrechnern, mit Samba, Ostereiern und politischer Propaganda eingedeckt.

Fuck Precarity - for a new social equality oder auch Défense des drotis existants. Conquete de nouveaux droits sociaux pour toutes et tous ( ungefähr: Bestehende Rechte verteidigen und neue sociale Rechte für alle erkämpfen) waren die Mottos der Besetzung, die bei eintreffen der entspannten Polizei in eine Parade überging. Die Route führte vorbei am UNICE, dem Zusammenschluss der europäischen Arbeitgeber, der bei Eintreffen bereits mit Farbbeuteln dekoriert war. Am Gebäude europäischen Kommision ging es runter in die Metro, in der die amüsierten Fahrgäste an einer spontane Samba-Party teilnehmen durften. Nach einem Zwischenstopp an einer vor kurzen von MigrantInnen besetzten Kirche, in der sie Schutz vor Abschiebung suchten, ging es weiter zum Stadtrat, wo die Parade nach gut 2 Stunden unter den tödlichen Auswirkungen der Prekarität endete.

Angesichts des innovativen Charakters der Aktion, die ja der erstmalige Versuch der europaweiten Mayday-Bewegung war, eine gemeinsame Intervention durchzuführen, kann man trotz der geringen Teilnehmerzahl von einem Erfolg sprechen - denn es war ein sehr inspirierender Tag, der Lust auf mehr machte, vor allem auf den Mayday in gut zwei Wochen.

Mayday, Mayday! Join the mayday near u !