CNH-Streiker aus Berlin-Spandau am Reichstag

Anarcho-Syndikalist 12.04.2006 00:13 Themen: Soziale Kämpfe
Heute fand eine Transparent Aktion am Reichstag statt, leichter Streß mit der Polizei. Ausserdem neues vom Streik und den Streikenden.
Um 13:30 Uhr fuhren die Kolleg_Innen von Case New Hollasn (CNH), also die Belegschaft des ehemaligen Orenstein und Koppel Werkes (O&K) vom Haupttor der Staakener Straße mit drei Reisebussen los. Um 14:00 Uhr wurde dann angefangen auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag ein Transparent zu entrollen.

Der Platz der Republik ist eingezäunt gewesen und Bauarbeiter teerten dort irgendetwas. Es wurde an der Paul Löbe Straße damit in Richtung Westen angefangen das Transpi zu entrollen. Das Transparent zeigte zur Straße hin. Es wurde weiter ausgerollt über die H.v.Gagern Straße entgegen den Uhrzeigersinn. Weiter ausgerollt über die Scheidemann Straße.

Da vor dem Reichstag Bannmeile ist, konnte der Platz der Republik nicht umschlossen werden, sondern es musste ein zweites Mal die Scheidemannstraße langezogen werden, das Transparent.

Auf beiden Gehwegen der Scheidemannstraße war also nun das Transparent, auf Seiten des Platzes der Republik wurde es an den Zaun gehangen. Es waren wohl ca 3 Wannen da. Kolleg_Innen von EADS und von Siemens erklärten sich solidarisch und machten mit.

Wie Arno Hager, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, Brandenburg, Sachsen (wenn ich mich nicht irre) und ein O&K Fahnenträger, so ließ ich es mir auch nicht nehmen einmal das Transparent abzulaufen (ca 500 m). Ich wollte lesen was draufsteht. Es standen lauter "Großbetriebe" drauf, die ja in Berlin geschlossen werden sollten. Ich blieb oft stehen und unterhielt mich mit den Kollegen von O&K oder wir grüßten uns gegenseitg. Wobei mir einige auftrugen, das Transparent auswendig zu lernen und in der richtigen Reihenfolge aufzusagen. Ich löste auch kurz für eine Pinkelpause Kollegen ab.

Bei einem Kollegen entdeckte ich eine Firma, wo ich schon gearbeitet hatte. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihm das das die zweite Firma ist, die ich auf dem Transparent lese, wo ich schon gearbeitet hatte. Eine andere die ich suchte und nicht fand, auf dem Transparent, war ja schon geschlossen.

Vor dem Reichstag ist ja Bannmeile. Trotzdem waren einige Autonome Linke da.

Ich sah Anarchist_Innen, "Die Spartakisten", Gruppe Arbeitermacht, "Gegenwehr - (Unerwünschte Nachrichten, oppositionelle Meinungen, klassenkämpferische Politik, Kommunistische Flugschrift für Siemens Kollegen)" und Revolution (mit Fahnen), die halbe Verwaltungsstelle der IG Metall, Kollegen der IG BAU, GEW und so weiter...

Die Spartakisten hatten einen Vorabdruck: "Massenproteste erschüttern Frankreich" und ihre aktuelle Zeitung. Gruppe Arbeitermacht hatte ebenfalls eine aktuelle Zeitung. "Gegenwehr" forderte in der aktuellen Ausgabe (Nr. 5, April): "Hände weg vom Streik bei CNH!"

Ansonsten war die restliche "klassenkämpferische Linke" abwesend.

Gegen dreiviertel Vier ging das Transparent an der Scheidemannstraße was in Richtung Tiergarten stand mitten auf die Straße. Aufeinmal rannten die Bullen los und wollten es wieder auf dem Gehweg befördern, was sich als nicht allzu leicht erwies. Auch sah ich, wie Kolleg_Innen brutalst geschubst wurden! Sauerei. Kaum waren die Bullen weiter vorne fertig und schon so in der Mitte, gingen die die Vorne waren wieder auf die Straße. Es war recht lustig mitanzuschauen.

Ich kuckte zum Reichstag und sah Jobkiller FIAT-Transparente direkt vor dem Bundestagseingang.

Nun rannte die Polizei dahin und das Transparent lief gemächlich, scheinbar verwirrt, ebenfalls auf die Straße und hin und her. Das sah alles ziemlich lustig aus, da die Polizei in Unterzahl war und die Kolleg_Innen scheinbar das machten, was sie wollten.

So gegen Vier wurden alle Transparente eingerollt und die Polizei begleitete die Stücke Stoff, bis sie auch wirklich verpackt und weggebracht waren!

Nun kamen irgendwelche Alt-Herren-Polizisten zu den "Revo" Leuten und forderten unter Androhung einer Anzeige: "die Transparente einzurollen". Offensichtlich können sie Transparente von Fahnen nicht unterscheiden.

Wahrscheinlich leicht angepisst von der leichten Bullenaktion kamen Kollegen zu mir und fragten mich warum ich nicht mehr Leute mobilisiert hätte, da ich ja als Aktivist der Autonomen Szene bei ihnen bekannt bin. Ich erklärte ihm, das sie das schon vorher bescheid sagen müssten, weil viele wollen, das sie auch von den Kollegen erwünscht sind und klärte sie über die Mechanismen der Gefahrenprognostizierung der Polizei auf.

Auf der Rückfahrt der Busse zum Streikposten in Spandau war einer der Hauptthemen das zurückschlagen von CPE in Frankreich und die Beschwerde von den Kollegen das soetwas nicht hier passiert. Ich meinte, das wenn das immer nur Einzelne tun, sie dafür in den Knast kämen.

Ansonsten gab es an den Streikposten wieder gute Gespräche. Kollegen, die ich eher ins Büro verorten würde und die für manche Linke auch "spiessig" aussehen und sich "spiessig" verhalten würden führten wieder grundsätzliche Diskussionen z.B. über die Bildung und sie meinte, das es vor 50 Jahren auch nicht besser ausegesehen hätte aber einiges anders war. Ich erzählte ihnen von den "Elite-Unis" und deren Sozialen Zusammensetzung. Schließlich war ich ja schon bei mehreren Unis-Streiks!

Ausserdem fanden die Kollegen von den 1.Mai-Randalierern doof, das sie irgendwelche Arbeiter-Autos zerstörten anstelle von krassen Bonzen-Karren und in Kreuzberg alles kaputtmachen anstelle von dem Bonzen-Viertel im Grunewald. Sie kamen zu dem Schluß, das sich die Regierenden nur in die Eigene Tasche wirtschaften und den Staat als Selbstbedienungsladen sehen usw. Sie meinten Schröder toppte Kohl mit Gasprom. Viele Schlüsse, die Linke Zusammenhänge in Diskussionen "erarbeiten" sind dort ebenfalls vorhanden, so als ob sie unabhängig von diesen entwickelt wurden. Faszinierend!

Lustig fand ich auch, das Kollegen im Scherz einen anderen Kollegen als Anarchisten bezeichneten, weil er schwarze Klamotten anhatte.

In den Arbeitskampf kam von den Bossen auch wieder Bewegung ins Spiel. Sie wollten mit dem bürgerlichen Gerichten erwirken, das die Tieflader, die die Bagger verladen sollen auch rauf dürfen. Das Gericht lehnte vorerst ab. Es gibt ja eine Gasse, da passt aber nicht ohne weiteres ein Tieflader durch.

Über die Schienen könnten Bagger auch abtransportiert werden, aber wer weiß ob die Havelländische Eisenbahn, oder die DB das machen würde und die Kollegen das zuläßen und die Rampe wieder benutzbar wird.

Naja Fragen über Fragen bekommen auch am 50. Streiktag keine Antwort.
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bist du kollege?

dein 13.04.2006 - 00:47
bist du kollege oder wat?
wenn nein, dann nisch schreiben wenn doch denn doch
danke für berischt
gruß atze

vielen dank

linker 13.04.2006 - 01:53

ich muß dem autor einfach mal ein großes lob und dankeschön aussprechen, da er sich, im gegensatz zur übrigen linken szene, für wirklich wichtige dinge einsetzt und darüber auch ausführlich und gut berichtet.

vielen dank !