7.Woche im CNH-Streik in Berlin Spandau

Autonomer Anarchist 03.04.2006 14:15 Themen: Soziale Kämpfe
Nun ist der Streik schon in der 7.Woche. Ein Bericht über Geschehnisse in der letzten Woche.
Letzten Dienstag am 28.März wurden die Strekbrecher ja mit Missachtung
gestraft. Haben wirklich alle Kollegen bei der Missachtungsaktion
mitgemacht?

Nein einer nicht, nähmlich der CNH-Tod er schaute sich die SteikbrecherInnen
an, lief ihnen vor den Wagen oder hinter ihnen her. Einigen Streikbrechern
war sichtlich unwohl, andere versuchten ihre Unsicherheit mit Späßen zu
überspielen, wiederum andere schienen wirklich Angst zu haben. Nebenbei lief
mindestens 4 Stunden lang das Lied vom Tod. Es war schönes Wetter und die
Sonne schien. Ausserdem trafen sich 50 Betriebsräte um etwas über das
"dualistische Rechtsmodell"..."in unserem Staat" zu erfahren.

Von den Kollegen draussen vorm Zelt, in der Sonne, habe ich auch leicht
abfällige Kommentare darüber gehört. Es ist nett und solidarisch ist das sie
ihre Sitzung im Streikzelt machen um bei Streikbrechereien sofort mithelfen
zu können.

Die "kreative Aktionsgruppe" hat in ihrer Öffentlichkeitsarbeit
intensivierenden Aufgabe ein riesiges Banner über das Geländer der
Autobahnbrücke am ICC an einer wichtigen Einfallstraße nach Berlin
aufgehängt.

Am letzten Mittwoch, dem 29.03.2006 und 37. Streiktag war der Auftakt der
bundesweiten Warnstreiks, denn die sogenannte "Friedenspflicht" sei vorbei
in der Metallbranche. So auch in Berlin. Die Orensteiner & Koppler, manche
nennen sie auch CNH´ler sind natürlich das schon streikende Flagschiff der
IG-Metall in Berlin. Um NULL Uhr war eine Delegation bei dem als "links"
geltenden OSRAM-Werk in Berlin Spandau. Man denke nur an die verschiedenen
Demos und Kundgebungen aber auch Warnstreiks die dort stattgefunden haben.
So auch der berühmte Flexi-Streik vor Jahren. Und alle waren sie immer mit
dabei: Lutte Ouvriere (LO), Revolutionär Sozialistischer Bund (RSB),
Spartakist, Freie ArbeiterInnen Union (FAU)...

Und nun geht es um Ökonomismus? Natürlich nicht! Trotzdem schön das sie
Warnstreiken.

Aber nicht nur sie, nein auch Daimler Chrysler (also Mercedes Benz) wurde
morgens um Neun von einer Delegation O&K´lern beim Warnstreik begrüsst.

Aber nicht nur lustiges fand statt am Mittwoch. Die Firmenleitung, nicht zu
Verhandlungen bereit, nur Drohungen und Strafandrohungen für die
Arbeiter_Innen bereithaltend setzten voll und ganz auf ESKALATION. Sie
machten Provokationen in einem ungeheurlichen Ausmaß. Es kam ein Tieflader
um die aufm Werksgelände stehenden Bagger (zumindest 5 bis 6 von ihnen)
abzuholen. Sofort begannen Kolleg_Innen ihre Autos vors Werkstor zu parken.

Die Auseinandersetzung um den Erhalt der Spandauer Bauschmaschinenfabrik CNH
(ehemals Orenstein & Koppel) wurde dadurch verschärft. Das war wohl so gegen
Neun. Die Lage spitzte sich zu, nachdem die Werksleitung die Polizei
alarmiert hatte. Die Berliner Geschäftsführung der Fiat-Tochter CNH beruft
sich auf ein Urteil des Arbeitsgerichts, nachdem die Streikenden einen 5,5
Meter breiten Korridor am Haupttor freihalten müssen. Die Polizei erschien
mit einer Hundertschaft, sperrte jedoch zunächst nur die Staakener Straße
angeblich für den Durchgangsverkehr. Kollegen warnten mich aber im
Nachhinein, das wenn wir wieder mit "50 Autonomen gekommen wären" uns "die
Polizei nicht durchgelassen hätte"

Nach einem Anruf waren auch sofort 30 Kolleg_Innen von Siemens Spandau vor
Ort, die sich zum Streikposten mitstellten. Es wurde mobilisiert. Auch
Autonome (Kommunisten und Anarchisten) erfuhren logischerweise davon und
machten sich auf dem Weg.

Es war die 23. Einsatzhundertschaft der Polizei, die dank der irmenleitung
sondierte ob sie den Posten räumen können.

Nun mussten die Autos vom Haupttor nach Aufforderung der Polizei wegfahren,
um die Streikbrechergasse 5,5 m frei zu machen. Das reicht doch aber niemals
dafür aus das der Tieflader schwenkt. Der bräuchte nämlich mindestens 7 bis
8 Meter.

Die Polizei hatte ja aber im Vorfeld gesagt das sie nicht eingreifen würde
weil es ein Arbeitskampf sei. Der Zeitung sagte sie: "Wir sind auf
Deeskalation bedacht", so Hubert Schuster, Einsatzleiter und Chef des
Polizeiabschnitts 23. "Nach sechs Wochen Streik liegen die Nerven blank"

Dennoch kam sie ein par mal an und wollte den Streikposten raümen tat es
dann aber immerwieder doch nicht.

Es lag wohl daran das es politisch nicht gewollt ist, den Streikposten zu
räumen und nicht das sie dazu nicht in der Lage wären.

Brenzlig wurde die Lage jedoch wieder mittags, als der Tieflader nochmals am
Werkstor vorfuhr. Kollegen hinderten ihn durch Blockade der Straße an einem
weiteren Versuch, auf das Fabrikgelände zu kommen.

Auf jeden Fall wurde es immer "heißer" als der Chef S Punkt höchst
persönlich raus kam!!! Mit Securitys als Schutz seines Leib und Lebens?

Dieser Security boxte um sich und auf Kolleg_Innen ein, einer der einfach
nur hinter ihm lief. Kein Wunder das angeblich Eier geflogen sein sollen auf
den Truck und S Punkt. Der S Punkt stellte sich auf den Truck und wollte ihn
durch die 5,50 metter Gasse lotsen. Das geht natürlich physikalisch nicht,
zumindest wenn die Streikenden am Rand der Streikbrechergasse stehen. Aber
böse zungen munkeln das ArbeiterInnen eine Sitzblockade gemacht hätten

Die Polizei zog sich immerwieder mehrals zurück. Insgesamt waren wohl über
15 Wannen da und die Polizei hatte die Priesdorfer und die Staakener
Straße abgesperrt. Selbst KollegInnen kamen mit ihren Autos nicht rauf,
sondern mussten sie irgendwo abstellen und über die Polizeisperre laufen.

Die Polizei winkte dann irgendwann den LKW weiter, weil er die Straße
blockierte.

Schließlich hatte der Tieflader ja eine Videocamera dabei und filmte, das er
nicht raufkam. So wurde er dann nach mehreren Stunden mit polizeilichen
Geleitschutz über die Priesdorfer rausgefahren und die Polizei machte sich
ebenfalls davon.

Sie wurde aber mit Jubelschreien verabschiedet und die Polizei
verabschiedete sich auch freundlichst.

Bemerkenswert ist, das die ganze Zeit ein Ü-Wagen des RBB da war um die
Sachen zu filmen und Interviews zu machen. In der Abendschau, soll das das
Hauptthema gewesen sein und des soll 15 Minuten gesendet worden sein
darüber.

Das Radio war ebenfalls da und hatte einen krassen 5 Minuten Bericht, das
sich jetzt beim Streik etwas tun würde und die Arbeitgeber unnötig den
Streik eskalierten und die Kollegen die schon über 35 Tage streiken
verarschen. Aber voll auf der Seite der Streikenden so in etwa kam es rüber.
Sie berichtetten im Radio ausführlichst, was vorgefallen war...

Autonome und Gruppe Arbeitermacht mit Jugendgruppe Revolution war auch da.

Die Streikbrecher die danach von der Arbeit kamen und nachhause gehen
wollten wurden übelster Häme und Verachtung ausgesetzt. Die Kollegen waren
stinkesauer.

Am nächsten Morgen gab es eine Showeinlage von einem Liedermacher, der gegen
Kapitalismus, die unsolidarischen Streikbrecher, Mühsams Lampenputzer und
fickende Politiker sang. Naja die Kollegen fandens lustig. Ich stehe immer
meist mit dem Rücken zu den Streikbrechern, wenn sie den Streikposten
passieren um nicht unnötig zu eskalieren, wenn man ausversehen im weg steht
und so wurde ich von so einem Typ mit seinen Handschuhen in die Nieren
geboxt. Da dachte ich mir was soll das? Die Streikleitung predigt die ganze
Zeit Pazifismus um die Situation nicht zu eskalieren, worauf ja die
Geschäftsleitung hofft und ich werde von Streibrechern angegangen.

Etwas später kam ein LKW um angeblich Klopapier anzuliefern. Ich stellte
mich auf die Straße um ihn ein wenig zu blockieren. Da kam der Pförtner
raus, schüttelte einigen Streikenden die Hand und versucht mich mit Gewalt
von der Straße zu schubsen. Peinlich, Peinlich. Irgendwann stellte dich ein
Kollege zu mir. Die Streikleitung diskutierte kurz und wollte das der LKW
reinkommt während einige Kollegen meinten, das das ja ein bestreikter
Betrieb sei und dort kein LKW reinzufahren habe.

Auch haben die Kollegen untereinander oft Auseinandersetzungen darüber ob
man wie den Streik weiter eskalieren soll oder nicht. Da geht es bei den
Kollegen nicht ohne Beschimpfungen untereinander ab.

Auch waren Kollegen teilweise immernoch reichlich erbost über einige
Machenschaften im Streikzelt.

Ein Beispiel: Ein Kollege macht Essen zu Hause, FÜR ALLE! Er stellt es ins
Streikzelt damit jeder und jede sich bedienen kann, denn OHNE MAMPF KEIN
KAMPF! Er kommt später ins Zelt um sich etwas von seinem eigenen Essen zu
holen, da wird er angemahnt doch gefälligst Geld zu zahlen, wenn er etwas
Essen wolle. Der Kollege nahm daraufhin das Gesicht des Geldeintreibers und
steckte es in das Essen, was eigentlich (Ihm, also) den Kollegen gehörte und
fragte was er wolle.

Was Essen angeht ist es so das die Kollegen ein immer fragen ob man etwas
essen wolle und einem dann Würstchen oder andere Leckereien grillen, zum
Bier einladen oder von zuhause heiße Schokolade und frischen Käsekuchen mit
Sahne mitbringen, das man sagen kann das die oben erwähnte Episode eher eine
Ausnahme ist aber eben trotzdem passiert.

Am selben Tag ging abends halb sechs das Gerücht rum das wieder Streik
gebrochen werden soll und mit dem Tieflader Geräte abgeholt werden soll.

Wie am Tag vorher machten sich wieder etliche Linke und Autonome und
Gewwerkschafter auf den Weg.

Bei BMW wurde sogar extra dafür wieder frühzeitig ge-Warnstreikt! Es kamen
von ihnen viele KollegInnen , die wieder früher waren als manche O&k´ler,
ganz einfach, weil BMW gleich um die Ecke ist.

Es fing damit an das Schröder die Polizei holte, das die Autos vor dem
Haupteingang wegfahren sollten.

Das taten sie auch und nach ein paar anderen Winks mit Zaunpfählen, es waren
schon viele GenossInnen und KollegInnen da, kam dann tatsachlich der
Tieflader, der Filmte die ganze Sache und es dauerte nicht lange da tanzten
die Kollegen auf der Ladeflächer und der Fahrer wurde auf ein Sekt und oder
Kaffee ins Streikzelt eingeladen. Gegen halb Neun war dann Party.

Es war wieder ein Sieg für den Streik und es wurde an die Werbetafel vorm
Haupttor 2:0 gemalt! Eigentlich ist es ja 3:0. Aber was solls.

Am Freitag morgen meinte jemandes von der Streikleitung zu mir ich soll
nicht so eskalierend sein. Bin ich ja nicht. Ich erklärte ihm den
Sachverhalt von den Tagen davor. Dann sagte er gar nichts mehr. Viele
Kollegen wussten gar nicht was die Securitys und Pförtner und Streikbrecher
sich so alles erlauben. Das ist wie mit den Medien. Da heisst es immer es
wird randaliert, obwohl Polizei nur Demonstranten verprügelt und alle Leute
sagen sich "die Chaoten". Auf dem Streik ist es allerdings nicht so. Da
randalieren nur die Streikbrecher und Securitys.

Um 9 Uhr ging dann der Warnstreik der BMW´ler und der O&K Streik
gleichzeitig los.

O&K ging vom Haupttor über die Priesdorfer und den Brunsbütteler Damm in
Richtung Rathaus. Es gab viele Kollegen die Solidarisch hupten. Es gab aber
auch einen Rüpel der beim Vorbeifahren den Mittelfinger rausstreckte und
schrie "Wegen einer Stunde, geht mal lieber Arbeiten ihr Penner!"

Das erinnerte mich an eine Situation am B-Tor einen Tag zuvor gegen
Mitternacht. Da kam ein Radfahrer vorbeigefahren und sagte im vorbeifahren:
"Geht mal lieber arbeiten, ist besser!"

Ich meine wer streikt schon dafür das er/sie arbeiten darf? Die O&Kler und
ihnen dann zu sagen es wär besser zu arbeiten, wenn sie für den Erhalt ihrer
Arbeitsplätze, einen Sozialplan oder Tarifvertrag streiken grenzt schon an
Gehirnversagen. Dummheit kann das schon nicht mehr genannt werden.

Am Rathaus angekommen gab es Kaffee, nach ein paar Minuten waren auch die
BMW´ler da. Es wurden kämpferische Reden gehalten. Aus der Linken Szene in
Spandau demonstrierten auch ein paar mit. Ich sah auch Vertreter von der
Wasg und einer anderen kleinen Avantgarde-Partei.

Die Sozialistische Alternative Voran Leute, die am Abend vorher noch
meinten, sie kämen vorbei sah ich allerdings nicht.

Nach den vielen kämpferischen Reden ging dann die Demo wieder zurück. BMW zu
ihrem Werk und wir über die Seegefelder, Nauener wieder zum Haupttor.

Am Abend waren wir schon wieder da. An diesem Tag waren einige von uns 15
Stunden da.

Im Laufe der Woche waren wir fast jeden Tag mit mehr als 5 Leuten da. Es
kamen auch immer schnell und spontan Leute, wenn es Streikbruchversuche gab.
Auch Peter Struck war da mit Motorrad und überbrachte die Solidarischen
Grüsse der SPD Bundestagsfraktion.

Viele autonome Genoss_Innen versicherten, sie würden kommen wenn es sein
müsste, die Arbeiter_Innen müssten dann aber auch hinter ihnen stehen.
Grundsätzlich kann gesagt werden, das sich die Kollegen über fast jede
Unterstützung freuen.

Am Sonnabend (Samstag) fand die Party zum 40. Streiktag statt und heute
treten wir in die 7. Streikwoche ein.

Sieg dem CNH-Streik!
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