Rassistische Türpolitik in Wiener Szene-Clubs

smash racism! 27.03.2006 00:34 Themen: Antirassismus Kultur
Nach dem Chelsea wählt nun auch ein anderes vormals linkes Projekt seine Gäste nach ihrer Hautfarbe aus. Der folgende Bericht behandelt die Etablierung rassistische Selektion in Wiener Szene-Lokalen seit dem Jahr 2001.
Seit einigen Jahren ist es in der Wiener Lokalszene in Mode gekommen, Gäste nach Hautfarbe und Herkunft auszuwählen bzw. auszuschließen. Dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt, zeigte eine Studie der Österreichischen HochschülerInnenschaft, SOS Mitmensch und ZARA (Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit), die 2002 in zwölf Wiener Lokalen durchgeführt wurde.

Im Rahmen der Studie sollten sowohl "arabisch" und "afrikanisch", als auch "europäisch" aussehende Personen versuchen die Lokale zu betreten. Heraus kam, dass zahlreiche der getesteten Diskotheken und Bars ihre Gäste nach Hautfarbe und Herkunft selektieren. Während die Personen weisser Hautfarbe keine Probleme hatten, in die Lokale hineinzukommen, wurden die "nicht weissen" oftmals unter Vorwänden abgewiesen. Von den insgesamt zwölf getesteten Lokalen, wurden Araber und Afrikaner nur bei drei Lokalen auf die selbe Weise behandelt wie die "weissen" Testpersonen. Meist untersagte man ihnen den Zutritt mit der Begründung eines fehlenden Clubausweises, während die "weissen" einen solchen nie benötigten, um das Lokal betreten zu dürfen. Auch eine "besondere Aggressivität" oder eine vermeintliche "Anfälligkeit für Kriminalität" waren Gründe, den Afrikanern und den Arabern den Zutritt zu verwehren.

Waren es damals noch durchwegs Mainstream-Lokale wie das Cafe 100 %, die Großdisco "Fun Factory", der Havanna Club, Titanic oder das Cojote, die eine rassistische Türpolitik betrieben, folgte schon wenig später mit dem Chelsea das erste "linke" Lokal, dass auf rassistische Selektion setzte. Zwar veranstaltete man nachdem das diskriminierende Vorgehen der Chelsea-Türsteher aufflog und mehrere Chelsea-MitarbeiterInnen aus Protest kündigten, pro forma mehrere Feste und Diskussionsveranstaltungen gegen Rassismus - am Vorgehen der TürsteherInnen hat sich aber bis heute nichts geändert.

In den Jahren darauf gab es immer wieder Versuche, rassistisch handelnde LokalbetreiberInnen auf dem juristischen Weg mittels des stark verwässerten österreichischen Anti-Diskriminierungsgesetz zu belangen. Der Großteil der Anzeigen wurden mit Teilweise haarsträubenden Begründungen abgewiesen. So urteilte der Unabhängiger Verwaltungssenat (UVS) im Jahr 2004, dass es sich bei Menschen schwarzer Hautfarbe um Personen handle, "die auf den ersten Blick - also rein äußerlich und oberflächlich betrachtet - als Drogendealer in Betracht kommen könnten", weshalb es rechtens sei, dieser Gruppe den Zutritt in Lokale zu untersagen.

Seit 19. März 2006 fährt nun auch das Wiener Flex, dass vor über 16 Jahren als autonome Kulturinitiative begann eine rassistische Türpolitik, die sich auf das Klischee des "schwarzafrikanischen Drogendealers" stützt. Mittlerweile gibt es bereits mehrere Boykott-Aufrufe gegen das Flex. Ob diese reichen, den Trend zum rassistischen Ausschluss in Wiener Szenelokalen umzukehren sei dahingestellt.


Weitere Infos:

 http://no-racism.net/article/1614/ - Rassismus im Flex

 http://at.indymedia.org/newswire/display/10958 - Racial Profiling beim Wiener Club CHELSEA

 http://derstandard.at/?url=/?id=1898894 - Artikel zum mittlerweile mehrfach wiederholten Lokaltest von ZARA

 http://no-racism.net/thema/71/ - Artikelsammlung zu rassistischer Türpolitik in Österreich
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Hamburg

... 27.03.2006 - 15:05
Was ich so mitbekommen habe, läuft es in den Clubs auf der hamburger Reeperbahn ähnlich. Hier trifft es jedoch die "Südländer". Es soll wohl richtige Quoten geben, Anweisungen an die Türsteher, wie viele "Südländer" reindürfen. Begleitet wird das ganze von Postings auf Seiten, auf denen man Clubs bewerten kann, wie: "Zu viele Südländer ist auch scheiße!".
100% bestätigen kann ich aber nur die Postings.

Isch bin auch oft da!!!!!

Inge 27.03.2006 - 20:23
ich bin in letzter zeit oft in wien, da mein vater dort wohnt und er arbeitet in einem flüchtlingsheim, welches sich um "offiziell" minderjährige flüchtlinge kümmert und ihnen hilft in sachen behörden und so. was mensch teilweise an storys hört über den rassismus wien, da möchte man manchmal glatt de ganze satdt sprengen.....

Unsinn

mjy 28.03.2006 - 16:44
Das Flex verfolgt keine derartige Türsteher-Politik, das ist eine infame Unterstellung, die aus eskalierten Gerüchten auf der Flex-Homepage konstruiert wurde. Traurig, daß immer mehr copy/paste-Medien diesen Schmarrn unter völliger Mißachtung jeglicher journalistischer Prinzipien und ohne den Funken einer Recherche übernehmen und so einen Fixpunkt der Wiener Jugend- und Kulturszene ungeniert in den Dreck ziehen.

Ich war gestern dort und das Publikum war bunt gemischt wie immer.

Realitätsfremder Artikel!

Chris 28.03.2006 - 17:06
Grundsätzlich ist natürlich gut wenn freie & sachliche Berichtserstattungen stattfinden.

Dem ist leider im Zuge dieses Artikels in keinster Weise so und ich wundere mich nur schwer wie Indymedia, nahezu ungeprüft & entsprechend recherchiert solche Meldungen online stellt.

Ich empfehle daher sich mit der angesprochenen Thematik & der damit verbundenen Problematik via folgendem Link vertraut zu machen:

 http://www.flex.at/index.php?id=26&tx_flexkontroversen_pi1[singlekontroverse]=139

Was hier betrieben wird ist schlichtweg üble Nachrede, Rufmord & entspricht so in keinster Weise der Realität.

noch mal hamburg

mensch 28.03.2006 - 19:27
erstmal moin

so ich weiss schon jetzt wie einige indy user auf meine ergänzung reagieren werden aber egal-
so zu der türpolitik kann ich und möchte ich sagen das es in gewisser weise schon stimmt das sie bei einigen clubs selektiv ist. das hat aber mehrere gründe. ja es gibt sogenannte quoten und es werden teilweise gewisse personengruppen abgewiesen. und das hat auch gründe. es ist nicht wie es oft aussieht, die rassistische grundeinstellung sondern das verhalten was manche personengruppen an den tag legen. und das es dann auch oft die falschen trifft ist traurig, aber ansonsten vergrauelt man sich viele seiner gäste. weil es sind schon oft bestimmte personengruppensagen wir negativ aufgefallen und wenn man da nicht durchgreift kann man seinen laden bald dichtmachen. und es sind sogar ausländische inhaber die auch in ihren eigenen läden sogenannte quoten eingeführt haben oder gewisse personen gruppen abweisen. aber anders rum sage ich man kann sein geld doch auch woanders ausgeben, denn es gibt doch genug alternative clubs ect. oder macht doch mal was eigenes ??!!!
und dann mal schaun wann ihr anfangt zu selektieren. nach welchem vorfall???

so freue mich schon jetzt auf die kommentare und nochwas. ich bin ganz gewiss kein rassist . sondern eher realist..... cu on the dancefloor

München

Joe (Ex-Türsteher) 29.03.2006 - 17:58
Hi

Also ich war mal Türsteher in München, aber wir hatten keine Quoten. Die Selektion war nur nach passender Kleidung, und wer passend gekleidet war kam auch rein, egal ob Türke, Afrikaner oder Eskimo.
Ich hab aber auch von türkischen Kollegen gehört daß es Clubs gibt wo türkische Türsteher manchmal ihre eigenen Landsleute rausschmeissen (müssen), wegen solcher Quoten.
Das ist schon irgendwie krass.
Tja, also, das mit den Dealern ist so ne Sache. Wir hatten kein Problem mit Dealern, also kann ich dazu nicht viel sagen.
Ich finde man sollte hier verschiedene Arten von Rassismus unterscheiden. Was manche Club-Besitzer und Türsteher machen ist kein ideologischer Rassismus wie bei den Nazis, sondern unbewusste Vorurteile und rein wirtschaftliche Bedenken weil man die Stammkundschaft behalten will, oder Probleme mit Dealern vermeiden will etc.
Ich hab hier bei Indymedia mal einen Bericht über die homophobe Rasta-Szene
gelesen, und da wollten die Türsteher keine Schwulen reinlassen, weil die schwarzen Jamaikaner keine "Chi Chi Mons" (Schwulen) mögen.
Bevor über die "rassistische" Selektion diskutiert wird sollte man sich mal Gedanken machen ob viele Südländer und Afrikaner nicht genauso voll mit Vorurteilen sind wenn es z.B. gegen Schwule geht.
Wenn die mal ihre eigenen Vorurteile überwinden können sie gerne nochmal kommen und sich über "rassistische" Selektion in den Clubs beschweren.

Vorurteile

Joe 30.03.2006 - 11:56


Nochmal ein Nachtrag von mir.
Mein Beitrag sollte nicht so aussehen als ob ich Vorurteile in Deutschland verteidigen will weil es in Afrika auch viele Vorurteile gibt.
Natürlich sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen, und zeigen daß wir keine Vorurteile haben wollen, aber mir kommts oft so vor:

Bei Vorurteilen in Afrika wird es oft mit "anderer Kultur" entschuldigt.
Wenn im Ghetto von Johannisburg ein Schwuler gesteinigt wird gibts leider keinen Artikel bei Indymedia. Manchmal hört man dann sogar: "Das ist halt eine andere Kultur. Die sind noch nicht so aufgeklärt." und ähnliche Rechtfertigungsversuche. Blos nichts schlechtes über Zustände in Afrika sagen, sonst ist man ein Faschist.
Die Afrikaner sind die Guten, und die Weißen sind die bösen.
Wenn ein Afrikaner Vorurteile hat kann er nix dafür, denn er kommt halt aus einer anderen Kultur.
Wenn aber ein Weißer Vorurteile hat ist er gleich mal ein Fascho, und wenns in Deutschland passiert ist es am allerschlimmsten, denn dann wird man gleich noch an die Kollektivschuld aller Deutschen erinnert, und als Sahnehäubchen wird noch ein Nazi-Vergleich hintergeschoben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Auf die Hauptseite — frage?

Bayern ? — Joe

Bayern? — TeufelsAdvokat

@Teufelsadvokat — Joe

frage — fragender

Guter artikel — Swoss