Spontaner Protestbesuch bei Plus in Duisburg

schwarz-rote-ruhr 04.03.2006 19:45 Themen: Soziale Kämpfe
Heute protestierte die Gewerkschaft FAU spontan vor und in der PLUS-Supermarktfiliale Königstraße Straße in der Duisburger Innenstadt.
Der Anlass war die Kündigung von Fátima Fernandéz, Arbeiterin der PLUS-Filiale 'Carretera de Su Eminencia' in Sevilla (Spanien).
Sie wurde von ihrem Arbeitsplatz entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte einforderte. Vor dem Spanischen Arbeitsgericht erstritt sie ihre Forderungen, weniger als 48 Stunden nach diesem erfolgreichen Prozeß kündigte die Firma PLUS unserer Kollegin.

Nach zahlreichen Aktionen im Bundesgebiet, in Spanien, Österreich und der Schweiz folgte nun Duisburg.

Zu Beginn wurde der Filiale ein Besuch von Innen abgestattet. Dort wurden die anwesenden KundInnen informiert und es wurden Flugblätter in die Auslagen gelegt . Dass das Personal und die Geschäftsleitung hierauf gar nicht reagierten, lag wohl an der Spontaneität und der Schnelligkeit der beteiligten Menschen. Die KundInnen waren sichtlich überrascht über die freundliche Kundeninformation in Bezug auf die Arbeitsbedingungen des Plus-Tengelman-Konzerns. Daraufhin folgte das Informieren der PassantInnen und der kommenden bzw. gehenden KundInnen. Einige von ihnen meinten, es sei eine Schweinerei, was sich die Supermärkte mit ihren Angestellten so erlauben würden, erst Lidl und jetzt auch Plus. Ein anderer Kunde meinte, wir sollten unbedingt zur Montagsdemo kommen, um auch dort das Anliegen der gekündigten Kollegin vorzutragen....?
Nach etwa einer Stunde war die Aktion beendet.
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Ergänzungen

Verteiltes Flugblatt

schwarz-rote-ruhr 04.03.2006 - 20:41
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tolle sache

duisburger bürgerin 05.03.2006 - 11:57
eine kundin nahm gleich mehrere fleyer, da familienangehörige bei plus arbeiten

Zum Hintergrund

chiqisueldos 05.03.2006 - 12:43
Zum Hintergrund dieser Aktion und ähnlicher anderer in mittlerweile weit über 50 PLUS-Filialen in etlichen Städten:

 http://www.fau.org/artikel/art_060205-180233
 http://www.fau.org/artikel/art_060217-185050

Ausführliche Infos auf Spanisch gibt es auf einer Sonderseite der CNT Website:

 http://www.cnt.es/plus-supermercados/home.php

sowie auf der Website der Lokalföderation von Sevilla:

 http://www.cnt.es/sevilla



in potsdam auch

d.dreck 05.03.2006 - 19:13
auch in Potsdam fand am samstag eine ähnliche Aktion statt.

8. März, internationaler Frauentag

muss ausgefüllt werden 07.03.2006 - 17:31
Am 8.März, dem Internationalen Frauentag soll die PLUS-Zentrale in Mülheim Besuch bekommn. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen ebenfalls dorthin zu kommen.
Die Adresse:
Plus Warenhandelsgesellschaft mbH
Wissollstrasse 5-43
45478 Mülheim an der Ruhr

Verlang ggf Hans-Josef Nelle (Vorsitzender Deutschland) oder Michael Hürter (Vorsitzender Europa) in der Angelegenheit zu sprechen. Die FAU wird schon morgens da auftauchen, aber der Tag ist ja lang ,-)

Wer keine Zeit hat nach Mühlheim zu kommen kann auch vor Ort aktiv werden (auch nach dem 08.03.2006)

Einen Fleyer, incl. Protestfax, findet ihr auf der Seite der FAU-Bonn ( http://www.fau-bonn.de/)



Und hier noch mal etwas zum Hintergrund:

Fátima Fernandéz, Arbeiterin der PLUS-Filiale 'Carretera de Su Eminencia' in Sevilla (Spanien) und Mitglied unserer Schwesterorganisation CNT-AIT, wurde von Ihrem Arbeitsplatz entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat.

Fátima arbeitete bereits 5 Jahre bei der Firma PLUS. Ihre Wochenarbeitszeit betrug 24 Stunden, verteilt auf drei verschiedene Schichten morgens, abends und nachts (in Spanien gibt es keinen Ladenschluss). Sie verdiente dabei monatlich ungefähr 500 Euro. Nachdem nun ihre Tochter geboren wurde, bat Fátima die Firma PLUS um feste
tägliche Arbeitszeiten von 12:00 bis 16:00 Uhr, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten diesbezüglichen Anträgen, welche von PLUS nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde vom Gericht verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird." Weniger als 48 Stunden nach diesem erfolgreichen Prozeß, kündigte die Firma PLUS unserer Kollegin zum 20. Oktober 2005.

In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch PLUS gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse des Supermarktes zu arbeiten, um sie von ihren Kolleginnen zu isolieren. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 Grad Celsius in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, daß Fátima einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde erklärt, daß Fátima "unter täglich wechselnden Essenszeiten leidet, sowie unter der Unmöglichkeit die Tochter mitzunehmen oder sie zu festen Zeiten aus dem Kindergarten abzuholen." Ausserdem wurde "die Schwierigkeit mit der Tochter zu Kinderärzten zu gehen oder mit der ihr die Freizeit zu verbringen" sowie "die unablässige Suche nach jemanden, der sich um die Tochter kümmert" beschrieben. Es wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima gezwungen wird,
psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Wir fordern von PLUS die sofortige Weiterbeschäftigung von Fátima zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten.

Wir zeigen PLUS, dass ein Angriff auf eine von uns ein Angriff auf uns alle ist. Wir protestieren international vor Filialen des Tengelmann-Konzerns bis unsere Forderungen erfüllt sind.

Anläßlich des Internationalen Frauentages

Berichterstatter 08.03.2006 - 14:02
Anläßlich des Internationalen Frauentages besuchten am Vormittag des 8.3.2006 Mitglieder der Ortsgruppen Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Münster und Moers* der FAU-IAA die Zentrale der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG in Mülheim/Ruhr, um ihrer Forderung nach der Wiedereinstellung der Genossin Fátima Fernandéz, Arbeiterin der PLUS-Filiale ‚Carretera de Su Eminencia’ in Sevilla (Spanien) und Mitglied unserer Schwesterorganisation CNT-AIT, Nachdruck zu verleihen.

Nachdem wir kurz unser Transparent aufgehängt hatten, versuchten, Flugblätter zu verteilen – es gab allerdings keine Laufkundschaft – und einige Photos gemacht hatten, wurden wir relativ unhöflich darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht die Erlaubnis hätten, mit einem Transparent das Werksgelände zu betreten, geschweige denn, hier zu photographieren. Wir befanden uns allerdings gar nicht auf dem Werksgelände. Die Dame vom Empfang zog den Sicherheitsdienst hinzu.
Nachdem wir ihr allerdings unser Anliegen erklärt hatten, bat sie uns, hereinzukommen.

Wir schilderten ihr den Fall und übergaben an der Pforte ein offizielles Protestschreiben der FAU-IAA an Herrn Hans-Josef Nelle (Vorsitzender Deutschland) und Herrn Michael Hürter (Vorsitzender Europa) mit der Forderung der sofortigen Wiedereinstellung von Fátima Fernandéz. Die Dame vom Empfang vereinbarte unverzüglich einen Termin mit Frau Anne Wonink aus der Personalabteilung von Plus, mit der wir fünf Minuten darauf sprachen.

Laut eigenen Angaben hatte Frau Wonink von dem geschilderten Fall noch nichts gehört. Die Mülheimer Personalabteilung von „Tengelmann International“ sei nur für das deutsche Personal wie auch deren Einsatz im Ausland zuständig, Plus Spanien führe eine autonome Personalabteilung. Vor unserem Gespräch hatte Frau Wonink sowohl versucht, die spanische Personalabteilung wie auch ihre Vorgesetzten zu erreichen.

Frau Wonink, die äußerte, dies sei das erste Mal, dass sie mit gewerkschaftlichen Fragen und mit einer Gewerkschaft konfrontiert sei, versprach, noch am selbigen Tag weiteres in die Wege zu leiten und sich des Falles anzunehmen. Einen Anruf bzw. eine email von ihr erwarten wir noch heute Nachmittag.

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Wir hinterließen Frau Wonink neben unserem Flugblatt die Kontaktadresse
der GeKo und zwei Telefonnummern, sie ihrerseits ihre Telefonnummer in der
Personalabteilung sowie ihre email-Adresse.
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*Wir waren sechs Leute ;-)

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