Prozess zu Atommüll-Endlager Schacht Konrad

Hanna 28.02.2006 23:15 Themen: Atom
Heute war der erste Prozesstag im Verfahren gegen das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll "Schacht Konrad" bei Salzgitter.Der Prozess sorgte zurecht für viel Aufmerksamkeit.
Über 50 Menschen waren heute früh nach Lüneburg zum Prozessauftakt gekommen, um die Verhandlungen um das atomare Endlager Schacht Konrad zu begleiten. Trotz massiven Schneefalls machten sie auf die stattfindenden mündlichen Verhandlungen aufmerksam. Verkleidet, bunt, kreativ und laut vertraten sie ihre Botschaft: Der Schacht ist nicht als Endlager geeignet, ein ernst zu nehmendes Auswahlverfahren hat es nicht gegeben und ein tatsächlicher Atomausstieg ist überfällig.

Vor dem Oberverwaltungsgericht laufen die mündlichen Verhandlungen über Klagen gegen das Land Niedersachsen, das im ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad ein atomares Endlager einrichten will.

Sämtlicher schwach Wärme entwickelnder, radioaktiver Abfall, der bis zum Jahr 2080 in Deutschland anfallen wird, soll in dem ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter-Bleckenstedt gelagert werden. Das sind nach Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz 303.000 Kubikmeter. Das Land Niedersachsen hatte hierfür bereits im Mai 2002 grünes Licht gegeben – gegen den breiten Widerstand aus der Bevölkerung. Die Stadt Salzgitter, die Gemeinden Vechelde und Lengede sowie die Familie Traube aus Salzgitter-Bleckenstedt, deren Grundstück an das Endlagergelände grenzt, zogen gegen die Genehmigung vor Gericht.

Näheres zur Argumentation der Klagenden und weitere Informationen zum Prozessverlauf unter
www.kein-atomklo.de
www.ag-schacht-konrad.de

Mit einem Urteil wird morgen Nachmittag bis Abend gerechnet, der Schritt in die nächste Instanz ist allerdings vorprogrammiert, egal wie die Entscheidung ausfällt.
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Ergänzungen

Prozessverlängerung

Hanna 01.03.2006 - 12:16
Nachdem es erst hieß, es solle nur Dienstag und Mittwoch verhandelt werden, ist nun die Entscheidung auf Donnerstag verlegt worden. Das wird der Wichtigkeit der Entscheidung zwar auch noch lange nicht gerecht, zeigt aber immerhin, dass sie sich nicht in fünf Minuten treffen lässt.

WICHTIG:Entgegen anders lautender Medienberichterstattung gibt es noch keine Entscheidung! Die Meldungen, die Klagen seien abgewiesen worden beruhen auf Aussagen des Landes Niedersachsen, das sich eine solche Entscheidung wünscht. Sie haben aber nichts mit der momentanen Realität zu tun!

Donnerstag 2.März Prozeßfortführung

Käpt'n Bär 01.03.2006 - 21:49
Am Donnerstag ab 11 Uhr wird der Prozeß in Lüneburg fortgeführt.

Da das OVG bislang alle Beweisanträge von allen Klägern gegen das Endlager als unerheblich abgeleht hat, gilt es nach bisherigem Prozeßverlauf als sehr wahrscheinlich, daß alle Klagen abgewiesen werden.

Um einen Einlagerungsbeginn und damit ein weiteres Desaster wie in Morsleben und dem Schacht Asse 2 zu verhindern, wird also verstärkter, entschlossener Druck von der Straße auf der Straße erforderlich sein.
Schacht Konrad ist eines der jüngsten Bergwerke in Deutschland. Es wurde erst 1965 gebaut und die bisherigen 40 Jahre Existenz, lassen keinerlei Schlüsse auf die langzeitsicherheit für die erforderlichen zig-Tausende von Jahren zu.

So wurdenn im 1908 errichteten Schacht Asse 2 von 1965 bis 1976 ca 120000 Fässer mit Atommüll verkippt.

Bis 1990 wurde erklärt daß ein Wasserzufluss in die Schachtanlage "nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen sei"*.
Seit 1990 wurden Salz-laugenzuflüsse in das ehemalige Salzbergwerk festgestellt.
Im Jahre 2002 mußte eingeräumt werden, daß diese Zuflüsse zunehmen (2005 ca 12m³ täglich) daß sie nicht aufzuhalten sind, und mittelfristig ein Absaufen der Schachtanlage durch keine Macht der Welt mehr zu verhindern ist.

*Zitat:
Egon Albrecht, Technischer Leiter des Instituts für Tiefenlagerung, 1980.
in: "Tatsachen über Kernenergie" ETV, Essen, (Ein Buch, das "helfen soll, die Debatte über Kernkraft zu versachlichen" so das Vorwort)