Freiheit für Alassane Moussbaou

Birgit Gärtner 11.01.2006 12:44 Themen: Antirassismus
Alassane Moussbaou konnte sich erfolgreich seiner Abschiebung widersetzen. Jetzt gilt es, weitere Versuche zu verhindern und ihn aus der Abschiebehaft frei zu bekommen.
Alassane Moussbaou wurde nicht abgeschoben. Der togolesische Exil-Oppositionelle widersetzte sich seiner Abschiebung und wurde zurück in das Abschiebegefängnis Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) gebracht.
Moussbaou sollte am vergangenen Dienstag vom Hamburger Flughafen aus in sein Herkunftsland Togo ausgeflogen werden - als einer der ersten von mehreren Hundert Flüchtlingen aus Togo, die allein aus dem SPD-PDS geführten Mecklenburg-Vorpommern in nächster Zeit abgeschoben werden sollen. Moussbaou war im Mai 2001 aus der Diktatur in die BRD geflohen, wo er sich seitdem in der Exil-Opposition engagiert. Seine politischen Aktivitäten bedeuten eine akute Gefahr für sein Leben, da die Regierung Togos sich brennend für Regimegegner im Exil interessiert und sie bei Aktionen filmen, bzw. fotografieren lässt.
In den vergangenen Wochen wurde intensiv versucht, die Abschiebung Moussbaous zu verhindern. Dessen Anwältin stellte einen Eilantrag auf Abschiebeschutz beim Verwaltungsgericht Schwerin, der u.a. von dem Europa-Abgeordenten Tobias Pflüger unterstützt wurde. Auch das UNHCR schaltete sich ein und riet zu einer grundsätzlichen Neuprüfung des Asylantrags Moussbaous wegen der veränderten politischen Situation in Togo. Doch das Gericht ignorierte diese Empfehlung vollständig.
Die Familie Moussbaous hat wegen andauernder Repressionen durch das Regime Faure Eyademas Togo inzwischen verlassen: seine Mutter flüchtete nach Nigeria, einige Brüder und ein Onkel nach Benin. Einen Brief dieses Onkels aus dem Exil, in dem er schrieb, die verlassenen Häuser der Familie würden regelmäßig von Häschern Eyademas durchsucht, tat das Gericht als „Gefälligkeitsbescheinigung“ ab.
Am vergangenen Montag demonstrierten knapp Hundert - vorwiegend afrikanische – Menschen in Schwerin gegen die geplanten Abschiebungen nach Togo. Sie forderten die Freilassung Moussbaous, sofortigen Abschiebestopp nach Togo und andere afrikanische Staaten sowie Asyl für alle Verfolgten der diktatorischen Regimes Afrikas. Wenige Tage zuvor hatte das Bundesinnenministerium die Asylstatistik für 2005 bekannt gegeben: Demnach wurden von mehr als 40.000 gestellten Asylanträgen lediglich 411 Gesuche positiv beschieden - das bedeutet eine Anerkennungsqoute von 0,9%(!).
Der Demonstrationszug machte vor dem mecklenburgischen Innenministerium, dem Landtag sowie der PDS-Geschäftsstelle halt. Doch überall hieß es, die Verantwortung für die Ausweisung Moussbaous trüge jemand anders: Die SPD sagte, das Bundesamt für die Anerkennung von Flüchtlingen in Nürnberg sei zuständig, die PDS verwies auf die Entscheidungsgewalt des „großen Koalitionspartners“.
Zwar hatte die PDS-Fraktion im mecklenburgischen Landtag sich massiv für Moussbaou eingesetzt - der stellvertretende Ministerpräsident, Umweltminister Wolfgang Methlin, intervenierte persönlich bei Innenminister Timm – doch „leider vergebens“, wie Landesgeschäftsführer Friedemann Reinhold erläuterte, denn trotz aller Bemühungen habe die Linkspartei den Kampf gegen Windmühlen (sprich die SPD-Mehrheit) in dieser Frage verloren.
Im Rahmen der Demonstration suchten ein Vertreter der Karawane für die Rechte von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten sowie der Sprecher der Internationalen Kampagne gegen die Diktatur in Togo, Abdul Gafar Tchedre Djibril, die PDS Landesgeschäftsstelle auf. In einem Gespräch mit Reinhold und der Abgeordneten Angelika Gramkow wurde verabredet, dass PDS-Fraktion und Landesvorstand sich in Kürze mit Vertretern der Karawane und der Togo-Kampagne zusammensetzen, um sich über die aktuelle Situation in dem westafrikanischen Staat zu informieren und gemeinsam weitere Schritte in Richtung Abschiebestopp zu überlegen.
Unterdessen gilt es weiterhin, für die Freilassung Moussbaous zu kämpfen, denn der junge Mann, der am Dienstag so nachdrücklich klar machte, dass er nicht bereit ist, sich widerstandslos Eyadema und dessen Folterknechten ausliefern zu lassen, ist weiterhin inhaftiert und akut von Abschiebung bedroht: die Maßnahme wurde nur ausgesetzt, nicht aufgehoben.

Infos unter www.thecaravan.org

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Ergänzungen

Mail an Herrn Innenminister

Dr. Gottfried Timm 11.01.2006 - 14:14
jüngste Entwicklung bei:
 http://www.thecaravan.org/

in der Adresse bitte AT durch @ ersetzen
mailen Sie bitte an:

poststelleATtim.mv-regierung.de

Betreff:

Schutz vor Abschiebung für Herrn Alassane Moussbaou

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Dr. Gottfried Timm, Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern

Sehr geehrter Herrr Dr.Gottfried Timm,

ich bitte Sie sich umgehend für die Haftentlassung und einen Abschiebeschutz für Herrn Alassane Moussbaous einzusetzen.
Herr Alassane Moussbaou hat in der Öffentlichkeit stets Stellung gegen das RPT-Regime bezogen und an international bekannt geworden Protesten gegen die togoische Diktatur teilgenommen. So wie er vor mehr als vier Jahren wegen seiner politischen Überzeugung aus Togo floh, mußten nun seine Brüder vor den Häschern des Regimes fliehen.
Alle diese Hintergründe wurden bisher nicht einmal ansatzweise berücksichtigt. Während einzelne Verwaltungsrichter an anderen Gerichten, durchaus die Gefährdung togoischer Regimegegner erkennen, zeigt sich am Fall des Herrn Moussbaous, daß die Fakten ignoriert werden und die einzige Zielstellung, die schnelle Abschiebung zu sein scheint.
Obgleich das UNHCR sich eingeschaltet hat, wurde versucht Herrn Alassane Moussbaous am 10.Januar 2006 abzuschieben. Dank der Einsicht des betreffenden Piloten gelang dies nicht
Die Verhandlungen vor dem Verwaltungsgericht Schwerin, wo an einem einzigen Tag bis zu zehn Verfahren im Expressverfahren durchgeführt werden, widersprechen der Aufforderung des UN Flüchtlinskommissariats vom 31.August 2005.
Herr Timm, Sie selbst haben immer wieder betont, dass alle Einzelfälle togoischer Flüchtlinge sehr genau geprüft werden.

Herr Timm, halten Sie Ihr Wort und sprechen Sie sich für den Abschiebschutz Herrn Alassane Moussbaou aus.
Hunderte Tote, Berichte über Folter und Vergewaltigungen und anhaltende Massenflucht vor den Milizen des RPTRegimes stellen die Regierungsbilanz der ersten 8 Monate unter dem neuen Präsidenten Faure Eyadema dar.
Das Auswärtige Amt ruft immer noch nach Togo reisende Personen zu erhöhter Wachsamkeit auf, will aber in seinen Lageberichten eine erhöhte Gefährdung von togoischen Oppositionellen nicht erkennen.
In Togo herrscht Diktatur, was von niemanden an verantwortlicher Stelle bestritten wird. Die Menschenrechtscharta garantiert den Schutz vor Verfolgung.

Mit freundlichen Grüßen
gez.

Der Innenminister liest Ihre mails,

---- wenn Sie ihm schreiben 11.01.2006 - 14:45
mailto: poststelle@im.mv-regierung.de

gottfried.timmATim.mv-regierung.de

LiebEr ModeratorIn

Norman Mailer 11.01.2006 - 14:59
In die mailadresse oben hat sich ein zwar sinnig klingendes aber nicht ziel führendes t eingeschlichen da stehen tut:
poststelleATtim.mv-regierung.de
zielführend ist:
poststelleATim.mv-regierung.de