New York: Streik-Update

auslandskorrespondent 22.12.2005 01:13 Themen: Soziale Kämpfe
Seit dem 20.Dezember streiken die Mitglieder der New Yorker Transportgewerkschaft TWU und haben somit den öffentlichen Nahverkehr zum Erliegen gebracht. Da der Streik rein rechtlich gesehen illegal ist, kommt es zur Zeit vom Bürgermeister, Behörden sowie aus Teilen der Medien zu einer beispielslosen Hetzkampagne gegen die Streikenden. Inzwischen droht ein Richter sogar mit Haftstrafen für die Gewerkschaftsführer.
"Ich fordere die TWU auf diesen illegalen und egoistischen Streik zu beenden, und zwar sofort. Dieser illegale Streik schadet den ehrlichen Menschen in unserer Stadt, es schadet dem Tourismus weil die Veranstaltungen am Broadway ausfallen, sorgt für Umsatzeinbußen im Weihnachtsgeschäft und kranke Menschen können z.b. nicht zur Chemotherapie in die Krankenhäuser kommen. Die Gewerkschaftsführer der TWU haben schamlos gezeigt das sie am Wohlergehen der Stadt und der Leute nicht interessiert sind." - So in etwa war die propagandistische Aussage des New Yorker Bürgermeister Bloomberg in einer heutigen Pressekonferenz.

Seit nunmehr dem zweiten Tag befinden sich mehr als 33.000 Angestellte der Transportgewerkschaft im Ausstand. Millionen New Yorker können seitdem nur per Fahrrad, Taxi oder zu Fuß auf ihre Arbeit gelangen. Währenddessen haben sich Vertreter der Gewerkschaft mit der Metropolitan Transportation Authority (MTA) zu weiteren Verhandlungen getroffen um doch noch einen Weg aus den festgefahrenen Verhandlungen zu finden. Allerdings kam es bis jetzt noch zu keinem konkreten positiven Ergebnis und so scheint ein Streikende noch nicht in Sicht. In der Zwischenzeit läuft seit Beginn des Streiks eine massive Medienkampagne gegen die TWU und die streikenden ArbeiterInnen. Und Bürgermeister Bloomberg trägt seinen Teil dazu bei, in dem er ohne Unterlaß betont wie illegal und egoistisch dieser Streik ist und das die TWU völlig allein gegen die Interessen der Bewohner der Stadt steht.

Die TWU muss derweil gegen jede Menge an Gerüchten angehen die von der Presse und der MTA gestreut werden.

1. Fehlinformation: Es gibt tausend Steikbrecher.
Die Wahrheit: Einige hundert vielleicht; hauptsächlich eingeschüchterte Hilfskräfte und ZeitarbeiterInnen, gemischt mit einigen verbitterten MitarbeiterInnen. Die MTA macht Drohanrufe bei TWA-Mitgliedern und sorgt somit für Verunsicherung.

2. Fehlinformation: Die Züge sind bereit loszufahren.
Die Wahrheit: Das Managment hat das Licht in den Zügen angeschaltet um genau diesen Eindruck zu erzeugen.

3. Fehlinformation: Der dem lokalen übergeordnete Teil der TWU fordert zum Streikbrechen auf.
Die Wahrheit: Der landesweit agierende Gewerkschaftsbereich tut nur das wozu er durch das Gericht aufgeofrdert wuerde. Ein Richter hat ihnen verboten "den Streik zu fördern, bewirken, anzuheizen, oder in irgendeiner Weise zu helfen, anzustiften, fördern oder zu entschuldigen". Er hatte sie ebenfalls dazu aufgefordert "alle Mitglieder der TWU Local 100 über ihre Pflicht den Streik einzustellen" zu informiern. Das hat der landesweite Zweig der TWU getan.
Beim letzten Streik 1980 wurde vom Bundesverband der TWU das gleiche verlangt, während der lokale Gewerkschaftszweig den Streik für 11 Tage aufrecht erhielt. Niemand in der TWU hat jemals Mitglieder zum Brechen des Streiks aufgefordert.

4. Fehlinformation: Alle (Streikenden) werden entlassen.
Die Wahrheit: Nur ein weiteres Gerücht der MTA. Niemand kann für das streiken entlassen werden. Nur für Verfehlungen in der Arbeit.

Auch die Gerichte beschäftigen sich mit dem Streik und so entschied gestern ein Richter darauf, das die TWU pro Streiktag eine Strafe von rund 1 Million Dollar zahlen muss. Ebenfalls erwägt man Individualgeldstrafen gegen die Gewerkschaftsspitzen. Und heute gab ein weiterer Richter bekannt das er sich auch Gefängnisstrafen für die StreikführerInnen vorstellen kann und verteilte Gerichtsvorladungen für einige leitende Gewerkschaftler für den morgigen Donnerstag 11 Uhr. Was dabei herauskommt ist allerdings noch völlig unklar.

Und vor kurzem gab der TWU-Gewerkschaftsvorsitzende bekannt, das nur bei einer Aufhebung der Pensionkürzungen bzw. der Höhe der Pensionszahlungen der Streik engestellt werden würde. Allerdings ist die Gewerkschaft in jdem Fall an Verhandlungen interessiert.

Mehr unter: New York: Streik im Nahverkehr

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Ergänzungen

Online Unterstützung für die Streikenden

Nick 22.12.2005 - 18:28
Die A.N.S.W.E.R. Coalition ruft zu einer online Petition an Bloomberg und Pataki auf. Auf folgendem Link könnt ihr euch beteiligen:
 https://secure2.convio.net/pep/site/Advocacy?cmd=display&page=UserAction&id=157
 http://answer.pephost.org/site/PageServer?pagename=ANS_homepage